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Simon Gerrans gewinnt erste Alpen-Bergankunft – Fränk Schleck sieben Sekunden vor Bernhard Kohl in Gelb
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20.07.2008

Simon Gerrans gewinnt erste Alpen-Bergankunft – Fränk Schleck sieben Sekunden vor Bernhard Kohl in Gelb

Info: TOUR DE FRANCE
Autor: Henning Witteborg
Ranking zu: Gesamtweltrangliste



Prato Nevoso, 20.07.2008 - Der Australier Simon Gerrans vom Team Crédit Agricole hat als Ausreißer die erste Bergankunft in den Alpen vor seinen Fluchtkollegen Egoi Martinez (Euskaltel-Euskadi) und Danny Pate (Garmin-Chipotle) gewonnen. Währenddessen konnte Fränk Schleck (CSC-Saxo Bank) ins Gelbe Trikot schlüpfen, indem er neun Sekunden auf Cadel Evans herausfuhr. Mit nur sieben Sekunden Rückstand ist der Österreicher Bernhard Kohl (Gerolsteiner) jetzt sogar noch eine Sekunde vor Evans Gesamtzweiter.


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Auftakt in Alpen
Vor dem zweiten Ruhetag wartete am heutigen Sonntag die erste Etappe in den Alpen über 183 Kilometer auf die Teilnehmer der 95. Tour de France, zu denen aber nicht mehr der vierfache Etappensieger Mark Cavendish (Columbia) gehörte, der zur Etappe nicht mehr antrat um sich ganz auf die Olympischen Spiele in Peking konzentrieren zu können. Damit blieben dem Briten die zwei anspruchsvollen Anstiege des heutigen Tages erspart, von denen der als HC-Berg eingestufte Col Agnel den Auftakt bildete. Der bis auf 2744 Meter hoch gehende Berg war über 40 Kilometer lang, auf denen 1700 Höhenmeter bei einer Durschnittssteigung von 6,6 Prozent zu bewältigen waren. Mit dem Erreichen des höchsten Punktes verließ die Tour de France die heimischen Gefilde und passierte die Grenze nach Italien, wo sich auch die Zielankunft befand, denn die Strecke führte nach einer langen Abfahrt und einem Flachstück hinauf in den italienischen Wintersportort Prato Nevoso auf 1440 Meter, was nochmal ein Anstieg der ersten Kategorie bedeutete.

Quartett am Agnel an der Spitze
Bei Regen und angesichts der Schwierigkeiten des Tages ließen sich die Profis aber nicht in ihrem Tatendrang bremsen und so prägten zahlreiche Attacken die ersten Kilometer, ehe sich ein Trio mit Danny Pate von Garmin-Chipotle, José Luis Arrieta von Ag2r-La Mondiale und Egoi Martinez von Euskaltel-Euskadi dem Peloton entfloh, dem sich nach der ersten Sprintwertung in Guillestre nach 14,5 Kilometern, welche von Martinez gewonnen wurde, noch Simon Gerrans von Crédit Agricole anschloss. Da der bei der ersten Sonderwertung erfolgreiche Baske Martinez als Bestplatzierter über 53 Minuten Rückstand im Gesamtklassement aufwies, konnte das Quartett schnell einen soliden Vorsprung herausfahren, der nach 33 Kilometern die Acht-Minuten-Marke überschritt. Erst als 13 Kilometer später im Anstieg zum Angel der Vorsprung auf 13 Minuten anwuchs, erhöhte das Peloton nach sehr gemächlichen ersten Kilometern das Tempo, indem sich die italienische Mannschaft Lampre für Damiano Cunego vorne einreihte, was erstmals eine Stagnierung des Abstandes zur Folge hatte.

Nachdem zunächst der Vorsprung auf fast 14 Minuten wieder anstieg und die Arbeit von Lampre verpuffen schien, schrumpfte das Guthaben von Pate, Martinez, Arrieta und Gerrans bis zum Gipfel auf 12 Minuten, während am Ende des Feldes viele Fahrer bereits reißen lassen mussten und mit Mark Renshaw und Stijn Devolder strichen zwei Profis sogar ganz die Segel. Am Gipfel und damit der Grenze zu Italien sicherte sich Martinez die 20 zu vergebenen Punkte. Im Feld gab es im Gegensatz zur Spitzengruppe einen Kampf um die Bergpunkte, den Thomas Voeckler (Bouygues Telecom) für sich entschied und sich 12 Punkte gutschrieben ließ, vor dem Österreicher Bernhard Kohl (Gerolsteiner) der mit den 10 Punkten für Platz sechs seinen Kontostand auf 69 Zähler erhöhte die Führung im Bergklassement von seinem Teamkollegen Sebastian Lang übernahm. Voeckler arbeitete sich damit währenddessen auf Platz vier vor mit 30 Punkten Abstand zum führenden Gerolsteiner-Profi.

Vergebliche Nachführarbeit
Der angriffslustige Franzose, der bereits zu Beginn der Tour für fünf Tage das Bergtrikot auf seinen Schultern getragen hatte, beschränkte seine Tempoverschärfung allerdings nicht nur auf den Bergpreis und nutzte den kleinen entstandenen Abstand am Gipfel zu einer Attacke, dessen Aussichtslosigkeit er aber bald erkannte und sein Unternehmen Angriff einstellte. Im Peloton schlief das Tempo während der nassen Abfahrt unterdessen ein, sodass der Vorsprung der vier Spitzenreiter auf über eine Viertelstunde stieg. Grund dafür war ein schwerer Sturz Oscar Pereiros, der von der Fahrbahn abkam und mehrere Meter tief auf die nach einer Kehre weiterführende Straße fiel und daraufhin ins Krankenhaus gebracht werden musste. Nach dem ersten Schock übernahm zum Ende der langen Abfahrt erneut wie schon am Agnel Lampre die Tempoarbeit, doch bei weniger als 70 zu fahrenden Kilometern waren die inzwischen 17 Minuten Abstand zur Spitze eine schwere Aufgabe für das italienische Team. In Rossana stand nach 114,5 Kilometern unterdessen der zweite Zwischensprint an, der von Gerrans gewonnen wurde. In der Folgezeit schrumpfte der Abstand der Spitzenreiter, doch entscheidend kam das Peloton nicht heran, was auch dadurch begünstigt wurde, dass bei einem Sturz in einem Kreisverkehr unter anderem Damiano Cunego zu Fall gekommen war, weshalb seine Mannschaftskollegen die Nachführarbeit einstellten. Diese Aufgabe übernahm im Anschluss daran CSC-Saxo Bank, doch das dänische Team um den Gesamtzweiten um Fränk Schleck war auch nicht in der Lage den Vorsprung unter 14 Minuten zu drücken. Mit dem Colle del Morte stand 26 Kilometer vor dem Ziel eine Bergwertung der dritten Kategorie kurz vor dem Schlussanstieg auf dem Programm, die Arrieta vor Martinez gewann. Gemessen an der ausstehenden Steigung war die Erhebung nur von geringer Schwierigkeit, sodass das Quartett weiterhin beisammen blieb.

Kampf der Favoriten hinauf nach Prato Nevoso
Trotz des weiterhin relativ beruhigenden Vorsprung von über zwölf Minuten kurz vor Beginn vor dem Schlussanstieg nach Prato Nevoso reihte sich das Team CSC-Saxo Bank nahezu komplett ein und hielt das Tempo unter hohem Kraftaufwand sehr hoch. Acht Kilometer vor dem Ziel neigte sich dann die Einigkeit in der Spitzengruppe ihrem Ende entgegen, als Egoi Martinez mit einem Angriff die Gruppe sprengte. Lediglich Danny Pate konnte dem Basken folgen, während Gerrans verzweifelt um den Anschluss kämpfte und José Luis Arrieta bereits zu seinen ehemaligen Fluchtkollegen langsam den Sichtkontakt verlor. Auch im Peloton wurde parallel dazu das Tempo enorm erhöht, denn Andy Schleck spannte sich nun für seine beiden Kapitäne Carlos Sastre und Fränk Schleck vor das Feld und sorgte dafür, dass sich eine Favoritengruppe herauskristallisierte. Diese Vorarbeit lief auf eine Attacke von Sastre heraus, der aber die absoluten Topfavoriten folgen konnten und auch die zweite Attacke des Spaniers sorgte für keine Entscheidung.

So fand sich die Gruppe wieder zusammen, doch Euskaltel-Profi Sammy Sanchez versuchte sich zu lösen, während sein Teamkollege Martinez an der Spitze neben Pate auch wieder Begleitung von Gerrans bekam. Ähnlich wie Martinez verfehlte auch die Tempoverschärfung von Sanchez den gewünschten Erfolg und so fiel der Baske wieder zurück. Trotz weiterer Tempoverschärfungen blieb die Gruppe mit allen Favoriten weiter lange beisammen, ehe Denis Menchov mit einem kraftvollen Antritt eine aussichtsreiche Attacke zu lancieren schien, doch bereits nach wenigen Meter stürzte der Russe in einer Kurve und musste sich wieder zurückkämpfen, konnte danach aber wieder ganz mitgehen. Vorne begann unabhängig vom Kampf um das Gelbe Trikot der Sprint um den Etappensieg, in dem Gerrans noch die meisten Reserven aktivieren und seine Konkurrenten distanzieren konnte. Somit feierte der Australier den wohl größten Erfolg seiner Karriere und gleichzeitig den zweiten Etappensieg für sein für die neue Saison nach einem neuen Sponsor suchenden Team Crédit Agricole. Egoi Martinez belegte mit drei Sekunden den zweiten Platz, vor Danny Pate (+10‘‘).

Bei den noch weit vor dem Ziel befindlichen Gesamtfavoriten löste sich auf Initiative von Carlos Sastre ein Trio mit Bernhard Kohl, Denis Menchov und eben jenem Spanier von CSC, dem sich bald auch noch Alejandro Valverde anschloss. Der Mann in Gelb, Cadel Evans, schien in Schwierigkeiten zu geraten und auch Fränk Schleck und Christian Vandevelde verloren an Boden. Kohl dagegen blieb konstant gut im Rennen, dagegen mussten Menchov und Valverde den Österreicher und Sastre ziehen lassen. Kohl und Valverde hielten ihr Tempo bei und erreichten 4:03min hinter Gerrans das Ziel. Valverde kam neun, Menchov 20 Sekunden später ins Ziel, doch dahinter tobte der Kampf um das Gelbe Trikot, denn Evans schwächelte, während Fränk Schleck sich vom Australier distanzierte und neun Sekunden heraus holte. So machte der Luxemburger den Rückstand von einer Sekunde gut und hielt gleichzeitig den Rückstand zu Kohl in Grenzen, sodass noch acht Sekunden von dessen Rückstand übrig blieben.

Schleck in Gelb
Damit schlüpfte Fränk Schleck ins Gelbe Trikot, doch durch den geringen Abstand von Kohl (+7‘‘) und Evans (+8‘‘) liegen die ersten drei Fahrer innerhalb von nur wenigen Sekunden. Vierter ist Denis Menchov (+38‘‘), der nur eine Sekunde vor Christian Vandevelde liegt. Sastre ist als Sechstplatzierter noch mit 49 Sekunden noch innerhalb einer Minute hinter dem neuen Führenden, dahinter folgen Kirchen (+2‘48‘‘), Efimkin (+3‘36‘‘), Valverde (+4’11) und Sanchez (+4‘34‘‘) schon mit beträchtlichem Abstand.
In der Bergwertung konnte Kohl durch seinen fünften Platz weitere 16 Punkte seinem Kontostand hinzufügen und diesen auf 85 Punkte erhöhen . Damit führt der Gerolsteiner-Kapitän die Sonderwertung nun klar mit 25 Punkten Vorsprung vor Sebastian Lang und 35 Punkte Vorsprung vor Egoi Martinez an.

-> Zum Resultat

Stimmen zum Rennen:

Simon Gerrans:
"Als wir den Schlussanstieg in Angriff genommen haben, mit einem so großen Abstand, war ich mir sogleich sicher, dass wir es schaffen würden. Erst zu dem Zeitpunkt habe ich verstanden, dass wir vorne würden bleiben können. Aber erst hundert Meter vor der Ziellinie habe ich erkannt, dass ich gewinnen konnte. Ich hatte zwischenzeitig Schwierigkeiten, es ist mir aber gelungen, wieder zu Martinez und Pate aufzuschließen."

Frank Schleck:
"Ich bin wirklich glücklich. Es ist verrückt, vor allem nachdem ich das Gelbe Trikot in Hautacam um eine Sekunde verpasst habe, wo doch meine Mannschaft schon dort eine tolle Leistung gebracht hatte. Es war eine Schande. Ich habe meinen Teamgefährten gesagt, wie leid es mir tat, nicht das Gelbe Trikot ins Hotel haben bringen zu können. Heute abend aber kann ich das nachholen. Dieses Trikot ist für die ganze Mannschaft. Heute haben wir gesehen, dass Andy der Stärkste gewesen ist. Dank seiner Stärke ist es ihm gelungen, alle in den roten Bereich zu fahren. Und danach konnte ich attackieren. Ich wusste, dass bei einem Angriff Cadel gleich hinter mir sein würde, ich musste es also unbedingt auf dem letzten Kilometer versuchen. Das war auch das Beste für Carlos: er hat sich absetzen können, und er ist in der Gesamtwertung weiter vorgerückt, wir können jetzt also auf zwei Karten setzen."

Bernhard Kohl:
"Während des Rennens denkt man nicht an die Zeit, man denkt nur daran, seine Arbeit zu machen, auf dem letzten Kilometer aber habe ich angefangen, an das Gelbe Trikot zu denken. Ich habe mir gesagt: „vielleicht ist es möglich“, aber Frank Schleck ist sehr stark, und die gesamte CSC-Mannschaft war beeindruckend. Jetzt aber bin ich glücklich über diesen zweiten Platz. Und mit dem Trikot des besten Kletterers ist es perfekt."





Simon Gerrans siegt als Ausreißer bei der Bergankunft in Prato Nevoso
Simon Gerrans siegt als Ausreißer bei der Bergankunft in Prato Nevoso

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