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Carlos Sastre stürmt hinauf nach L´Alpe d´Huez und ins Gelbe Trikot der Tour de France
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23.07.2008

Carlos Sastre stürmt hinauf nach L´Alpe d´Huez und ins Gelbe Trikot der Tour de France

Info: TOUR DE FRANCE
Autor: Henning Witteborg
Ranking zu: Gesamtweltrangliste



L'Alpe d'Huez, 23.07.2008 - Der Spanier Carlos Sastre vom Team CSC-Saxo Bank hat die 17. und gleichzeitig die Königsetappe der diesjährigen Tour de France mit Zielankunft in L'Alpe d'Huez gewonnen und so auch das Gelbe Trikot vom Mannschaftskollegen Fränk Schleck erobert, der nun Zweiter ist. Cadel Evans erlitt keinen Einbruch und ist weiterhin in Reichweite. Dem Österreicher Bernhard Kohl kann nach dem heutigen Tag rein rechnerisch niemand mehr das Bergtrikot nehmen.


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Königsetappe mit mythischer Ankunft in L'Alpe d'Huez
Drei Berge der HC-Kategorie, 210,5 Kilometer davon 64,7 bergauf und 6060 Höhenmeter, doch diese Zahlen sagten weniger als die drei klangvollen Namen Col du Galibier, Col de la Croix de Fer und der Mythos L’Alpe d’Huez mit seinen 21 berühmten Kehren, welche diese Etappe unzweifelhaft zur Königsetappe der 95. Tour de France machten. Auch angesichts der knappen Ausgangslage im Gesamtklassement wurde dieser Tag von vielen mit Spannung erwartet, denn die starken Bergfahrer waren heute in Zugzwang den starken Zeitfahrern, allen voran Cadel Evans, noch etwas Zeit abzunehmen.

Erneut Schumacher in Spitzengruppe vertreten
Zunächst einmal aber bestimmten das Renngeschehen zu Beginn die in der Gesamtwertung nicht so gut platzierten Fahrer, die wie schon am Vortag für eine schnelle und hektische Anfangsphase sorgten, in der sich ein Trio mit Peter Velits von Milram, Rémy di Gregogrio von Francaise des Jeux und Ruben Perez von Euskaltel-Euskadi lösen konnte. Mehrere Gruppen und einzelne Fahrer versuchten zu der Dreiergruppe hinzuspringen, doch nur der bereits gestern stark fahrende Stefan Schumacher vom Team Gerolsteiner schaffte es aufzuschließen. Doch auch nach der Formierung des Quartetts riss die Reihe der Angriffe nicht ab, doch das Feld parierte alle Vorstöße, sodass das Quartett mit Schumacher, Perez, di Gregorio und Velits die Gruppe des Tages darstellte und schnell auf 2:14 Minuten bis zur ersten Bergwertung des Tages, der in die Kategorie drei eingestuften Côte de Sainte-Marguerite, nach 31 Kilometern davonziehen, wo Schumacher seinen Kontostand als Erster auf 34 Punkte erhöhte, ebenso wie di Gregorio, der nun ebenfalls 34 Punkte auf seiner Seite wusste.

Souvenir Henri Desgrange am Galibier
Mit einem Rückstand von über 22 Minuten war Schumacher auch Bestplatzierter der Gruppe, die somit keinerlei Gefahr für das Gelbe Trikot von Fränk Schleck darstellte, dessen Team CSC-Saxo Bank die Spitzenreiter auf über vier Minuten nach 44 Minuten ziehen ließ. In Monêtier-les-Bains folgte 13,5 Kilometer später die erste Sprintwertung des in zwei Teile zweigeteilten Anstieges Col du Galibier, die di Gregorio für sich entschied. Kurz darauf begann der nicht mit einer Bergprämie bestückten Aufstieg zum Col de Lautaret, an dessen Gipfel der eigentliche Anstieg hinauf zum Galibier anstand. Im Laufe des Anstiegs wuchs der Abstand nur langsam, denn das regelmäßige Tempo im Feld ließ nicht zu, dass die vier Spitzenreiter bis zum 2645 Meter hoch gelegenen Gipfel auf mehr als sechs Minuten davonzogen. Am höchsten Punkt der Etappe, an dessen Gipfel es nicht nur 20 Punkte sondern auch 5000 Euro Sonderprämie für das Souvenir Henri Desgrange für den Ersten zu gewinnen gab, die sich Stefan Schumacher erneut vor Rémy di Gregorio sicherte, war die Gruppe weiterhin geschlossen. Aus dem Peloton heraus gab es einen Kampf um die weiteren zwölf, zehn, acht, sieben sechs und fünf Punkte, von denen sich Kohl deren zwölf vor Thomas Voeckler und John-Lee Augustyn sicherte und somit seine Führung in der Gesamtbergwertung weiter ausbaute.

Durch diese kleinen Abstände sah Voeckler wie auch schon auf der gestrigen Etappe die Chance sich zu lösen und setzte sich über de Kuppe hinweg ab und bekam bald Begleitung von Amets Txurruka von Euskaltel und Carlos Barredo von Quick Step, sodass sich ein Verfolgertrio bildete, dass bald durch den in der U25-Wertung zweitplatzierten Vincenzo Nibali von Liquigas aufgestockt wurde, doch auch als Quartett war ihr Unternehmen aussichtslos und so wurden die vier Verfolger von dem nun ein viel höheres Tempo anschlagendes Feld geschluckt, welches in der Abfahrt auf dreieinhalb Minuten an die Spitze heranrückte, von denen di Gregorio starke Schwächen in der Abfahrt zeigte und schließlich den Kontakt zu seinen Begleitern verlor, die bei noch 91 zu fahrenden Kilometern wieder solide 5:10min Vorsprung hatten und den Fuß des Col de la Croix de Fer sogar mit über sieben Minuten Abstand zum Feld erreichten.

Am unregelmäßigen und ein paar Flachstücken bzw. kurzen Abfahrten durchsetzten 29 Kilometer langen Anstieg schmolz der Vorsprung wieder und bereits im ersten Drittel des Anstieges verlor die Gruppe mit Ruben Perez erneut eines ihrer Mitglieder, sodass nur noch Schumacher und Velits übrig blieben, die sich der immer mehr auf Touren kommenden CSC-Armada erwehren mussten, was nur begrenzt gelang, denn während unterdessen di Gregorio endgültig, wie auch wenig später Perez, ins Peloton zurückfiel, schmolz der Vorsprung in der Folgezeit kontinuierlich. Zehn Kilometer vor dem Gipfel musste dann auch Stefan Schumacher den Anstrengungen des gestrigen und heutigen Tages Tribut zollen und den Slowaken Peter Velits ziehen lassen. Der Gerolsteiner-Profi und Sieger der vierten Etappe fiel noch vor dem Gipfel in die inzwischen geschrumpfte Gruppe um das Gelbe Trikot zurück, doch CSC-Saxo Bank forcierte noch nicht mit letzter Konsequenz das Tempo, sodass Velits mit einer Minute Vorsprung noch als Erster den Gipfel des Col de la Croix de Fer erreichte, vor Bernhard Kohl, der sich noch 18 Punkte sicherte und damit seine Spitzenposition in der Sonderwertung nahezu unangreifbar festigte.

Gleich zu Beginn der Abfahrt versuchte Jérôme Pineau von Bouygues Telecom sein Glück und wagte einen Vorstoß, der ihn an die Spitze zu Velits katapultierte. Das slowakisch-französische Duo versuchte nun gemeinsam den seit dem Gipfel wieder auf knapp zwei Minuten gewachsenen Vorsprung zu verteidigen. Doch bevor es hinauf ins Tagesziel ging, stand zu Beginn des Anstieges in Bourg-d’Oisans die zweite Sprintwertung an, die aufgrund des Fhelen von jeglichen Zeitgutschriften ohne jegliche Bedeutung war und von Pineau mitgenommen wurde, der an der Spitze die meiste Arbeit leistete. Zu jenem Zeitpunkt war der Abstand erneut auf unter eine Minute gesunken und die Chancen des Duos gingen gegen Duell.

Showdown in den 21 Kehren von L'Alpe d'Huez
Den 13,8 Kilometer langen Schlussanstieg erreichten die beiden mutigen Ausreißer dennoch als Erste, wo umgehend Velits seinen Begleiter ziehen lassen musste und bald eingeholt wurde. Aus der Gruppe der Favoriten eröffnete Carlos Sastre den Kampf mit einer Attacke, der zunächst nur Denis Menchov folgen konnte, aber zunächst rückten die anderen wieder heran, was umgehend den nächsten Antritt des Spaniers nach sich zog, der nun alleine den Anstieg hinauf stürmte und dabei auch Pineau passierte. Während die Verfolgungsarbeit mehr und mehr einschlief und Kohl fast alleine das Tempo machte, fiel überraschend Menchov zurück, der sich mit seinen Bemühungen dem mit 49 Sekunden im Gesamtklassement zurückliegenden Sastre zu folgen offensichtlich überschätzt hatte. Dagegen präsentierte sich Cadel Evans souverän und übernahm nach einer kurzen und erfolglosen Tempoverschärfung von Fränk Schleck auch zwischenzeitlich die Führungsarbeit von Kohl, während Sastre einen Vorsprung Sekunde um Sekunde in Richtung eine halbe Minute ausbaute.

Im Anschluss daran versuchte es bei noch über zehn zu absolvierenden Kilometer Vladimir Efimkin (Ag2r-La Mondiale), dem Christian Vandevelde (Garmin-Chipotle) und Andy Schleck (CSC-Saxo Bank) folgten, aber Kohl führte die anderen Favoriten wieder heran, sodass wieder alles beisammen war. Immer wieder wurden Attacken lanciert, doch erst ein Antritt von Alejandro Valverde (Caisse d’Epargne) brachte Evans wie auch Bernhard Kohl in Schwierigkeiten, doch der Australier schaffe es ebenso wie der Österreicher wieder den Kontakt herzustellen. Immer wieder war es die französische Mannschaft Ag2r-La Mondiale, die in Person von Stephane Goubert und Vladimir Efimkin immer wieder angriff, doch keiner vermochte sich so entscheidend abzusetzen wie Sastre, der sieben Kilometer vor dem Ende auf 1:17min schon fast außer Reichweite war. Inzwischen hatte auch Menchov seine Schwächephase überstanden und konnte zu der Gruppe um den Mann in Gelb wieder heranfahren.

Bei der Fünf-Kilometer-Marke wagte Efimkin erneut eine Attacke, doch nachdem Andy Schleck zum Russen aufschloss führte Valverde auch die anderen Topfahrer wieder heran. Da Sastres Vorsprung inzwischen weit über zwei Minuten gewachsen war, war Evans gefordert, der nun die Nachführarbeit übernahm und um jede Sekunde kämpfte. Einen Kilometer vor dem Ziel schoss vom Ende der Gruppe Samuel Sanchez (Euskaltel-Euskadi) nach vorne und fuhr der Gruppe gefolgt von Andy Schleck davon, während vorne Carlos Sastre ungefährdet dem Tageserfolg und dem Gelben Trikot entgegenfuhr und diesen schließlich mit 2:03 Vorsprung auf die nächsten Verfolger feiern konnte. Bei dem Verfolgerduo Schleck und Sanchez kam es noch zu einem knappen Sprint, aus dem heraus der Baske siegreich hervorging und immerhin noch den zweiten Platz herausfuhr. Alejandro Valverde sprintete mit Fränk Schleck am Hinterrad auf den vierten Platz und holte so noch zwei Sekunden auf Efimkin, Evans, Menchov, Vandevelde und Kohl heraus.

Ablösung von Fränk Schleck durch Carlos Sastre im Gesamtklassement
Mit der heutigen Leistung egalisierte Sastre seinen Rückstand von 49 Sekunden und konnte sich das Gelbe Trikot überstreifen, dass er mit 1:24min Vorsprung vor seinem Teamkollegen Fränk Schleck inne hat. Da Kohl zeitgleich mit Evans ins Ziel kam, blieb der Abstand von einer Sekundde zwischen dem Österreicher und dem Australier bestehen, sodass der weiterhin im Bergtrikot fahrende Kohl den dritten Rang mit 1:33min Rückstand zum Spanier bekleidet. Mit 2:39min Rückstand zum Mann in Gelb liegt Menchov als Fünfter noch in Reichweite, ehe ab Platz sechs und Christian Vandevelde (+4’41’’) die Abstände schon größer werden.

-> Zum Resultat

Weiterer Bericht:
-> Bernhard Kohl - noch 768,5 Kilometer zum Bergtrikot der Tour de France

Stimmen zum Rennen:

Carlos Sastre:
"Beim Anstieg nach Alpe d’Huez musste man von weit hinten attackieren, denn mir war klar, dass ich für das Zeitfahren einen großen Vorsprung auf Evans herausfahren musste. Das war also meine einzige Chance. Von weiter hinten zu attackieren, wäre ein unverhältnismäßig hohes Risiko gewesen, denn auf dem Flachstück der Etappe wehte ein kräftiger Wind. Daher haben wir uns dafür entschieden, ein regelmäßiges und hohes Tempo bis zum Fuß des Schlussanstiegs anzuschlagen und dann zu beschleunigen. Im Normalfall ist ein Bergfahrer in der Lage, so eine Situation auszunutzen, und genau das habe ich getan."

Andy Schleck:
"Ich habe mich wirklich gut gefühlt, bin aber zum Lernen hier. Es ist eine gute Tour, obschon ich anders als andere Fahrer auch Schwächen gezeigt habe, weshalb ich in der Gesamtwertung so weit zurückliege. Ich bin aber optimistisch und freue mich über den dritten Platz in Alpe-d’Huez. Ich denke, dass ich etwas gezeigt habe, und glaube, dass heute niemand Carlos hätte folgen können. Er war unglaublich stark und sehr zuversichtlich, genauso wie er es sein muss."

Fränk Schleck:
"Unser Plan war, dass Carlos auf den ersten Metern des Anstieg attackieren würde, und dass ich dann meinerseits angreifen würde. Schließlich hat er den ganzen Anstieg bis ins Ziel im Alleingang bewältigt. Er verdient wirklich alles, was er heute bekommen hat. Ich bin keineswegs enttäuscht. Es freut mich, dass er das Gelbe Trikot übernommen hat, denn das ist unsere einzige Chance, die Tour zu gewinnen.
Ich habe keine Anweisungen bekommen, was ich zu tun hatte. Wir sind Profis und wir sind Freunde, also brauchte mir niemand zu erklären, wie ich zu fahren hatte. Alles ist genau nach Plan verlaufen, vom Anfang bis zum kritischsten Moment. Ich bin sehr stolz auf alle Fahrer, denn wir haben eine echt tolle Etappe erlebt."





Carlos Sastre gewinnt die 17. Etappe der Tour de France 2008 und übernimmt das Gelbe Trikot (Foto: www.letour.fr)
Carlos Sastre gewinnt die 17. Etappe der Tour de France 2008 und übernimmt das Gelbe Trikot (Foto: www.letour.fr)



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