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Rückblick Tour de France 2008: Andy Schleck und der Fluch des Weißen Trikots
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31.07.2008

Rückblick Tour de France 2008: Andy Schleck und der Fluch des Weißen Trikots

Info: TOUR DE FRANCE



Mit starken Leistungen in den Bergen eroebrte sich Andy Schleck als erster Luxemburger das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers. Dem in der Gesamtwertung zwölftplatzierten CSC-Fahrer wird damit aber – so sagt es zumindest die Historie der Tour de France – ein zukünftiger Sieg der Großen Schleife nicht gelingen. Es liegt an ihm, zu widerlegen, was die Statistik deutlich zeigt.


In der Zeit nach der Tour de France blickt LiVE-Radsport noch einmal auf die einzelnen Wertungen und ihre Sieger zurück. Dabei wird jedes Mal ein anderer der Tourgewinner in Augenschein genommen und sein Weg bei der Großen Schleife resümiert.
Chavanel | Freire | Kohl | Schleck | CSC | Sastre


Weiß, nicht immer die Farbe der Unschuld

Nach Platz fünf auf der ersten Etappe war Riccardo Ricco, frischgebackener Giro-Zweiter, die ersten Tage der Tour im Nachwuchstrikot unterwegs. Auf der 3. Etappe nahm ihm dies überraschend Romain Feillu ab, der mit einer Ausreißergruppe das Ziel erreichte. Da Feillu aber auch das Gelbe Trikot erobert hatte, durfte Ricco Weiß behalten. Im Zeitfahren der 4. Etappe konnte sich dann jedoch Thomas Lövkvist an die Spitze setzen, nur 11 Sekunden vor Vincenzo Nibali. Andy Schleck lag zu diesem Zeitpunkt auch nur 42 Sekunden zurück. Auf der 6. Etappe konnte Ricco mit seinem Sieg in Super-Besse ein wenig Zeit gut machen, in Führung blieb aber weiter Lövkvist, ebenso wie nach Etappe 7, auf der sich Schleck auf den zweiten Platz mit nur noch 37 Sekunden Rückstand vorschob. Als es in die erste Alpenetappe ging, kassierte Lövkvist einige Minuten Rückstand. Ricco konnte mit seinem zweiten Tagesssieg seinen Abstand auf den nun Weiß tragenden Schleck auf 37 Sekunden verkürzen. Zwischen beiden lagen aber immer noch Maxime Monfort und Roman Kreuziger. Am 10. Tag, bei der Bergankunft in Hautacam, erlebte Schleck seinen schlechtesten Tag der Tour und verlor fast sieben Minuten auf Ricco, der nun 1:49 Minute vor Nibali die Wertung der Jungprofis anführte.

Vor der 12. Etappe war es dann soweit, der mit einem EPO-Mittel gedopte Ricco wurde überführt und aus dem Rennen genommen, sein weißes Trikot hatte plötzlich dunkle Flecken bekommen. Es war Nibali, der dann für die nächsten Tage als bester Nachwuchsfahrer durch Frankreich fuhr. Nach der 15. Etappe, dem ersten Alpenteilstück mit Bergankunft in Prato Nevoso, konnten er und sein Liquigas-Teamkollege Roman Kreuziger sogar eine Doppelführung aufweisen, 1:53 Minute lag zwischen den Beiden. Es folgten ihnen nur noch Maxime Monfort und Andy Schleck mit aufholbarem Rückstand von jeweils gut drei Minuten.

Auf der 16. Etappe hatte sich Schleck das Weiße dann wieder zurück erobert. Nach der schweren Alpenetappe Richtung Jausiers lag er aber lediglich sechs Sekunden vor Nibali und auch nur 50 vor Kreuziger. Auf der Königsetappe nach Alpe d’Huez machte Schleck als Tagesdritter dann den entscheidenden Schritt Richtung Sieg der Nachwuchswertung. Kreuziger distanzierte er gesamt auf fast zwei Minuten, während Nibali mit einer Viertelstunde Rückstand ganz aus dem Rennen war. Kreuziger versuchte am folgenden Tag, im Finale der 18. Etappe, an einem Anstieg den Luxemburger anzugreifen, doch der ließ sich nicht abschütteln. Im langen Zeitfahren am vorletzten Tourtag konnte Kreuziger Schleck zwar Zeit abnehmen, aber nicht genug, um ihn noch zu gefährden. Um 1:27 Minute schlug Schleck den Tschechen, der zuvor die Tour de Suisse gewann, am Ende in Paris. Dritter und Vierter wurden mit gebührendem Rückstand von 17 und 24 Minuten Nibali und Monfort.

-> Endstand der Nachwuchswertung


Der Fluch des Weißen Trikots?

Bisher konnten nur fünf Gewinner des Weißen Trikots in ihrer Karriere auch einen Gesamtsieg bei der Tour de France erringen. Auffallend ist, dass alle Fünf bei ihrem ersten Gewinn der Nachwuchswertung gleich auf dem Podium landeten. Kein Fahrer, der das Weiße mit einer Gesamtplatzierung von Rang vier oder schlechter gewann, konnte jemals das Gelbe Trikot der Tour gewinnen. Mehr dazu gibt es weiter unten.

Seit dem Jahr 1999 konnte mit Alberto Contador nur ein bester Nachwuchsfahrer auch die Tour gewinnen, beides gelang ihm zugleich im Jahr 2007. Hier betrachten wir nun einmal die Werdegänger aller Weiß-Gewinner seit 1999.

Benoît Salmon (Bester Nachwuchsfahrer 1999, gesamt 16.), geb. 09.05.1974
In einem schwachen Nachwuchsjahr bei der Tour 1999 reichte Salmon der 16. Platz für das Weiße Trikot. In den folgenden Jahren konnte er nicht mal annähernd an diese Platzierung anknüpfen. Eher wie ein Zufallstreffer mangels Konkurrenz erschien sein Erfolg.
1998 : 28. Tour
1999 : 16. Tour
2000 : 127. Tour
2001 : 35. Tour
2004 : 83. Tour
2006 : 39. Tour
2007 : 125. Tour

Francisco Mancebo (2000, 9.), geb. 09.03.1976
Mancebo konnte sich relativ konstant im Topbereich der Tour halten, schaffte es bis auf einen vierten Platz im Jahr 2005. Das Podium erreichte er aber nur zwei Mal bei der Vuelta. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere stoppte ihn dann seine Verwicklung in die Fuentes-Affäre.
1999: 28. Tour
2000: 9. Tour
2001: 13. Tour
2002: 7. Tour
2003: 10. Tour, 5. Vuelta
2004: 6. Tour, 3. Vuelta
2005: 4. Tour, 3. Vuelta

Oscar Sevilla (2001, 7.), geb. 29.09.1976
Bei der Tour konnte Sevilla nach seiner starken Leistung im Jahr 2001 nicht mehr an die Spitze heran kommen. Immerhin beendete er die Vuelta drei Mal unter den Top6, zu einem Sieg reichte es aber auch dort nie. Auch seine Karriere wurde durch die Fuentes-Affäre abrupt unterbrochen.
1998: dnf Giro
1999: 13. Giro
2000: 16. Giro, 14. Vuelta
2001: 7. Tour, 2 . Vuelta
2002: dnf Tour, 4. Vuelta
2003: 24. Tour, 12. Vuelta
2004: 18. Tour, 22. Vuelta
2005: 6. Vuelta

Ivan Basso (2002, 11.), geb. 26.11.1977
Nach seinem Gewinn des weißen Trikots ging es für Basso bei der Tour stetig bergauf, in den letzten beiden Armstrong-Jahren stieg er durch Platz drei und zwei zum Kronprinzen auf. Nach seinem Giro-Sieg 2006 wollte er das Double holen, wurde aber wie seine beiden Vorgänger im Weißen Trikot durch seine Verwicklung in die Fuentes-Affäre gestoppt.
1999: dnf Giro
2000: 52. Giro
2001: dnf Tour
2002: 11. Tour
2003: 7. Tour
2004: 3. Tour
2005: 2. Tour, 27. Giro
2006: 1. Giro

Denis Menchov (2003, 11.), 25.01.1978
Menchov hat sich wahrlich zu einem starken Rundfahrer entwickelt und bereits zwei Vuelta-Siege eingefahren, dem ersten nach der Disqualifikation wegen Epo-Dopings von Roberto Heras. Bei der Tour hat er sich 2006 und in diesem Jahr in der Spitzengruppe behauptet, ein Sieg in Frankreich ist für den Russen aber immer noch ein Stück entfernt.
2001: 47. Tour
2002: 93. Tour
2003: 11. Tour
2004: dnf Tour, dnf Vuelta
2005: 85. Tour, 1. Vuelta
2006: 5. Tour, dnf Vuelta
2007: dnf Tour, 1. Vuelta
2008: 4. Tour , 5. Giro

Vladimir Karpets (2004, 13.), geb. 20.09.1980
Nachdem er die Nachwuchswertung 2003 gewann entwickelte sich Karpets zwar zu einem soliden Rundfahrer, dem jährlich Top10-Platzierungen bei Giro oder Vuelta gelangen und Siege bei anderen Rundfahrten wie 2007 der Volta a Catalunya und Tour de Suisse. Bei der Tour konnte er aber nur im letzten Jahr als 14. noch einmal an die 2004er Leistung anknüpfen. Ein Siegkandidat bei einer Grand Tour ist er derzeit nicht.
2003: 100. Tour
2004: 13. Tour
2005: 50. Tour, 7. Giro
2006: 30. Tour, 8. Vuelta
2007: 14. Tour, 7. Vuelta
2008: 31. Giro

Yaroslav Popovych (2005, 12.), geb. 04.01.1980
Popovych starte mit guten Resultaten beim Giro, ehe er zur Tour kam, wurde je ein Mal Dritter un Fünfter der Italienrundfahrt. Nach seinem Nachwuchssieg 2005 erreichte er nur bei der Tour 2007 noch einmal eine Toppplatzierung, als er als Achter unter die Top10 kam.
2002: 12. Giro
2003: 3. Giro
2004: 5. Giro
2005: 12. Tour
2006: 25. Tour
2007: 8. Tour, dnf Giro
2008: 24. Tour

Damiano Cunego (2006, 12.), geb. 19.09.1981
Wie Popovych begann Cunego seine Rudnfahrtkarriere beim Giro, den er 2004 sogar überzeugend gewinnen konnte. Auch in den Jahren 2006 und 2007 schaffte er es unter die Top5 in Italien. Bei seiner ersten Tour holte er sich gleich das Nachwuchstrikot, konnte daran aber bisher nicht anknüpfen. 2007 nahm er nicht am Rennen teil, in diesem Jahr musste er die Tour vorzeitig beenden. In der Gesamtwertung lag er nach der Königsetappe nach Alpe d’Huez auf dem 14, Platz der Gesamtwertung.
2003: 34. Giro
2004: 1. Giro, 16. Vuelta
2005: 18. Giro
2006: 11. Tour, 4. Giro
2007: 5. Giro, dnf Vuelta
2008: dnf Tour

Alberto Contador (2007, Sieger) , geb.06.12.1982
Nach seiner ersten Tour im Jahr 2005, die er auf Platz 31 als drittbester Jungprofi beendete, konnte Contador 2007 sowohl das Weiße als auch das Gelbe Trikot gewinnen, womit ihn der "Fluch" des Weißen Trikots natürlich nicht betraf. In diesem Jahr gewann er mit dem Giro d’Italia bereits seine zweite Grand Tour. Bei der Tour de France durfte er mit seinem Team Astana nicht an den Start.
2005: 31. Tour
2007: 1. Tour
2008: 1. Giro

Andy Schleck (2008, 12.), geb. 10.06.1985
Bei seiner ersten Grand Tour, dem Giro d’Italia 2007 kam er gleich auf den zweiten Platz, bei seiner ersten Tour wurde er auf Anhieb bester Nachwuchsfahrer. Es bleibt abzuwarten, ob er sich in Zukunft als Rundfahrtsieger entpuppen wird.
2007: 2. Giro
2008: 12. Tour


Statistisches & Historisches zum Maillot blanc

* Seit 1975 wird der beste Nachwuchsfahrer der Tour ausgezeichnet und mit dem Weißen Trikot gewürdigt. Erster Gewinner war der Italiener Francesco Moser. Als dritter Fahrer konnte sich 1977 der Deutsche Dietrich Thurau in die Siegerliste eintragen. In den 90er Jahren wurde die Nachwuchswertung zwar ebenfalls errechnet, aber kein Trikot für deren Sieger vergeben.

* Nur zwei Fahrer konnten mehr als einmal die Nachwuchswertung gewinnen. Marco Pantani gelang dies 1994 und 1995 als Dritter bzw. 13. der Gesamtwertung. Ihm folgte direkt Jan Ullrich, der mit drei Nachwuchssiegen von 1996 bis 1998 Rekordhalter ist. 1997 gewann er auch die Gesamtwertung, in den anderen beiden Jahren war er jeweils Gesamtzweiter.

* Neben Ullrich gelang es nur zwei anderen Fahrern, neben der Nachwuchswertung auch das Gelbe Trikot bei einer Tour zu gewinnen. Laurent Fignon war 1983 der erste, zuletzt schaffte es 2007 Alberto Contador.

* Außer dem Trio Fignon, Ullrich und Contador konnten nur zwei weitere der insgesamt 31 Nachwuchssieger auch eine Tour gewinnen. Greg LeMond, der 1984 als Dritter bester Nachwuchsfahrer wurde, gewann die Gesamtwertung in den Jahren 1984, 1989 und 1990. Marco Pantani konnte die Tour 1998 siegreich beenden.

* Damit konnten von allen Gewinnern der Nachwuchswertung, wie bereits im Abschnitt "Der Fluch des weißen Trikots" erwähnt, nur die auch einmal die Tour gewinnen, die mit dem weißen Trikot bereits auf das Podium kamen.

* In den letzten sieben Jahren gelang dies nur Contador, sonst lagen die besten Nachwuchsfahrer zuletzt konstant auf den Plätzen elf, zwölf oder 13. Schlechtester bester Jungprofi jemals war Fabrice Philipot im Jahr 1989, der gesamt nur den 24. Rang belegte.

* Mit 23 Jahren und 47 Tagen ist Andy Schleck der jüngste Gewinner des weißen Trikots seit Jan Ullrich, der 1996 seinen 23. Geburtstag erst im Dezember nach der Tour feierte.





Andy Schleck (Team CSC) gewinnt als Gesamtzwölfter die Nachwuchswertung der Tour de France 2008 (Foto: www.letour.fr)
Andy Schleck (Team CSC) gewinnt als Gesamtzwölfter die Nachwuchswertung der Tour de France 2008 (Foto: www.letour.fr)



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