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Tag der Deutschen bei der Italienrundfahrt der Frauen: Arndt holt Etappe, Häusler das Rosa Trikot
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09.07.2009

Tag der Deutschen bei der Italienrundfahrt der Frauen: Arndt holt Etappe, Häusler das Rosa Trikot

Info: Frauen: Giro d`Italia Internazionale Femminile
Autor: H.O.



Sant’Elena Sannita, 9.7.09 - Die Deutsche Judith Arndt vom Team Columbia-HTC hat die Königsetappe des Giro d’Italia Internazionale Femminile gewonnen. Sie war die Schnellste einer vierköpfigen, hochkarätig besetzten Ausreißergruppe, die eine massive Veränderung im Gesamtklassement zur Folge hatte, weil von den vier Spitzenreiterinnen drei dort vertreten waren – nur die bisherige Trägerin des Rosa Trikots Emma Pooley (Cervélo Test Team) fehlte. Jedoch hielt sich der Schaden für sie in Grenzen, denn ihre Teamkollegin Claudia Häusler übernahm als Tageszweite die Gesamtführung vor Arndt und Mara Abbott (ebenfalls Columbia).

Erstmals startete das Peloton heute in genau dem Ort, wo es gestern angekommen war: Vom mit knapp 1500 Einwohnern nicht eben großstädtischen Cerro al Volturno ging es über 119,2 km in einen Ort, der auf Karten schwer zu finden sein dürfte, da er der letzten Zählung zufolge gerade einmal 282 Menschen beherbergt. Dafür aber kam dem Flecken Sant'Elena Sannita die Ehre zu, Schlusspunkt der Königs- und vermutlichen Schlüsseletappe des 20. Girodonne zu sein. Auf dieser hatten die Fahrerinnen zwei Bergwertungen der ersten Kategorie zu bewältigen, eine schon kurz nach dem Start auf dem Gipfel des 1021 m hohen Monte Campo und die andere nach der Hälfte der Strecke am Rifugio Prato Gentile auf fast 1600 m Höhe, wobei die Steigung hier auf den letzten Kilometern 10 % betrug. Vom „Dach der Tour“ aus führte eine lange Abfahrt auf eine Gegensteigung zu, die auch noch überwunden werden musste, bevor im Ziel gejubelt oder geklagt und Bilanz gezogen werden konnte über die Veränderungen im Klassement, die durchaus zu erwarten waren.

Spitzenmäßige, vielfarbige Fluchtgruppe
Nachdem auf den ersten 40 – 50 km alle Angriffe von den Teams der Favoritinnen im Keim erstickt worden waren, löste sich endlich beim Anstieg hinauf zum höchsten Punkt der Rundfahrt eine fünfköpfige Gruppe vom Feld, die mit den vier im Klassement am besten Platzierten Fahrerinnen – also Emma Pooley, Claudia Häusler (beide Cervélo Test Team), Judith Arndt und Mara Abbott – sowie der dreimaligen Giro-Siegerin Nicole Brändli (Bigla Cycling Team) absolut hochkarätig besetzt war. Damit waren außerdem sowohl das Maglia Rosa (Gesamt, Pooley) wie das Maglia Ciclamino (Punkte, Arndt) wie das Maglia Verde (Berg, Abbott) auf der Flucht vereint – ein seltener Anblick.
Doch auf der Abfahrt bekam die Gesamtführende Pooley Schwierigkeiten, mit den anderen mitzuhalten, und musste schließlich abreißen lassen. Es gelang ihr auf den verbleibenden Kilometern auch nicht mehr, die Lücke wieder zu schließen, die schnell auf über vier Minuten anwuchs. Damit war es klar, dass Pooley nach drei Tagen Rosa würde abgeben müssen. An wen, darüber entschieden wegen der Zeitbonifikationen die Platzierungen im Ziel.

Tagessieg und Gesamtführung für zwei deutsche Fahrerinnen
Hier profitierte Judith Arndt davon, dass ihre amerikanische Teamkollegin Mara Abbott einer internen Absprache Folge leistend auf den Kilometern zuvor viel mehr gearbeitet hatte und sie selber ihre Kräfte für den Schlusssprint hatte sparen können. Dennoch reichte der Sieg nicht, um sich an die Spitze im Gesamtklassement zu setzen, denn ihre deutsche Landsfrau Claudia Häusler wurde zeitgleiche Zweite. Den dritten Platz belegte mit drei Sekunden Rückstand die Schweizerin Nicole Brändli; elf weitere Sekunden dahinter wurde Abbott Vierte.
Es dauerte über fünf Minuten, bis die geschlagenen Fahrerinnen eintrafen, darunter auch die Britin Emma Pooley, die den Verlust des Rosa Trikots vermutlich verschmerzen konnte, da es auf Häusler überging und somit in den Reihen von Cervélo verblieb. 12 Sekunden trennen diese dort noch von Columbia-Fahrerin Judith Arndt und 38 Sekunden von deren Teamkollegin Mara Abbott. Die Besetzung des Podiums zum Ende der Rundfahrt dürfte damit auch schon ausgemacht sein, denn Brändli, die sich durch ihre mutige Fahrweise heute auf den vierten Gesamt-Rang emporgekämpft hat, weist über zweieinhalb Minuten Rückstand auf. Danach folgt die Britin Pooley, die in der Wertung geradezu abstürzte, zwar nicht nach Rängen – auf dem Papier sieht ein fünfter Platz ordentlich aus -, aber nach Zeit: 4:39 Minuten lautet jetzt der Abstand zur Spitze. Welch umwälzende Auswirkungen die heutige Etappe gehabt hat, sieht man auch daran, dass die Gesamt-Sechste, die Kanadierin Carla Ryan, Teamkollegin von Pooley und Häusler, gar über 7 Minuten hinter der Deutschen rangiert.

Einmal Cervélo, zweimal Columbia
Häusler, die in den letzten beiden Jahren noch für die Equipe Nürnberger fuhr und 2006 deutsche Straßenmeisterin war, zeigt damit, dass sie endgültig in der Frauenradsport-Weltelite angekommen ist – im zarten Alter von erst 23 Jahren. Schon der Gesamtsieg bei der „Tour de France der Frauen“, der Tour de l’Aude im Mai, war ein einzigartiger Triumph, aber nun hat sie sogar die Chance, innerhalb kürzester Zeit eine weitere große Rundfahrt für sich zu entscheiden. Allerdings verfügt das Team Columbia-HTC mit dem Duo Arndt/Abbott über die taktische bessere Ausgangslage und dürfte der Bayerin das Leben denkbar schwer machen, die im Gegenzug aber auf ihre starke Mannschaft vertrauen kann.

Der höchsten Etappe des diesjährigen Frauen-Giro folgt morgen die längste; es handelt es sich bei den 130 Kilometern um einen allenfalls wellig zu nennenden Teilabschnitt. Da die Region Puglia für ihren Wind und ihre hohen Temparaturen bekannt ist, sollte der Tag dennoch kein reines Vergnügen werden – vermutlich trotz der Topografie nicht einmal für die Sprinterinnen, denn ein Anstieg auf den letzten Kilometern dürfte einigen von ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Die geringen Abstände an der Spitze des Klassements werden ohnehin für Spannung sorgen.

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