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Contador umrundet Lac d´Annecy in fast unvergleichlicher Manier und fährt vor Cancellara im Zeitfahren zum Sieg
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23.07.2009

Contador umrundet Lac d´Annecy in fast unvergleichlicher Manier und fährt vor Cancellara im Zeitfahren zum Sieg

Info: TOUR DE FRANCE
Autor: Henning Witteborg (Cycling-report.de)



Annecy, 23.07.2009 - Mit deutlichem Vorsprung auf seine Verfolger im Gesamtklassement und einem drei Sekunden großen Abstand zu Fabian Cancellara hat Alberto Contador seine bisherige Leistung bei der Tour de France mit einem zweiten Tagessieg im 40,5 Kilometer langen Einzelzeitfahren von Annecy gekrönt. Hinter dem souverän fahrenden Andy Schleck verlor unterdessen dessen Bruder Fränk seinen Podestplatz an Lance Armstrong, der wiederrum Zeit auf Bradley Wiggins einbüßte.

Langes Zeitfahren rund um den See von Annecy
Der mit dem Lac d’Annecy zweitgrößte See Frankreichs im Departement Haute-Savoie war die Bühne für die nach dem Auftakt in Monaco zweite Prüfung im Kampf gegen die Uhr bei der Grand Boucle 2009, die hinter dem souverän gen zweiten Gesamtsieg strebenden Alberto Contador eine spannende Entscheidung um die Situation vor der Ankunft auf dem Mont Ventoux versprach. Mit der besten Ausgangsposition war noch Lance Armstrong ausgestattet, der als guter Zeitfahrer mit einer halben Minute zum Dritten Fränk Schleck und 1:29min zu dessen Bruder Andy in Reichweite der Top3 lag. Der am Vortag von Rang vier auf Rang fünf zurückgefallene Andreas Klöden musste dagegen 1:19min bzw. 2:18min aufholen, um vor an den Luxembourgern vorbeiziehen zu können. Ganz unmöglich stellte sich dieses Vorhaben für den im Kampf gegen die Uhr bekannt starken Deutschen allerdings nicht dar, ebenso nicht für den vor der Etappe drittplatzierten Bradley Wiggins, der sich einem Rückstand von 1:28min und 2:27min zu den Rängen zwei und drei gegenüber sah. Die 40,5 Kilometer lange Strecke rund um das Gewässer kam dabei Fahrern mit Rollerqualitäten entgegen, da lediglich eine als Bergwertung der dritten Kategorie ausgeschriebene Erhebung von dreieinhalb Kilometern Länge die ansonsten flache Topographie unterbrach.

Ignatiev mit erster Richtzeit
Eröffnet vom Weisrussen Yauheni Hutarovich von Francaise des Jeux sorgten zahlreiche starke Zeitfahrer aufgrund ihrer hinteren Position im Gesamtlassement für frühe und und zugleich starke Zeiten in der Anfangsphase. Herausstechend präsentierte sich dabei der Niederländer Nikki Terpstra vom Team Milram, der die bis dahin gültigen Bestmarken nach 18, 25 und 28,5 Kilometern um zwei Minuten übertrumpfte und die Spitzenposition vom zu diesem Zeitpunkt führenden Landsmann Steven De Jongh von Quick Step übernahm. Schon bald aber kündigte sich ein Führungswechsel an, denn die wenig später auf die Strecke gegangenen Mikhail Ignatiev von Katusha und der Zeitfahrweltmeister Bert Grabsch von Columbia-HTC lieferten sich einen packenden Zweikampf, welcher zum Ende hin nach zwischenzeitlichen relativ engen Abständen mit Vorteilen für den Russen durch den einzigen Anstieg deutlich zugusten des Katusha-Profis entschieden wurde, da Grabsch an dem schwierigsten Punkt deutlich an Boden verlor. So verfehlte der Deutsche die neue und um 1:59min schnellere als die des Vorgängers Terpstra Bestmarke von Ignatiev um 1:23min und ordnete sich als Zweiter ein. Während Ignatievs Zeit vorerst wie in Stein gemeißelt schien, machte der mit einer Silbermedaille im Zeitfahrwettbewerb der Welttitelkämpfe von Stuttgart dekorierte Stef Clement den Platz von Bert Grabsch streitig und verdrängte den Columbia-Profi mit einer Sekunde Vorsprung von der zweiten Position. Fast wäre auch der australische Zeitfahrmeister Michael Rogers an seinem Mannschaftskollegen Grabsch vorbeigezogen, verfehlte jedoch die Marke für Rang drei um weniger als eine Sekunde.

Cancellara mit perfekter Kräfteeinteilung und Führungsübernahme
Zu diesem Zeitpunkt des Wettbewerbes kündigte sich mit dem Start des Zeitfahrolympiasiegers und Auftaktgewinner von Monaco Fabian Cancellara vom Team Saxo Bank um Viertel vor Zwei der erste große Prüfstein für die Marke von Ignatiev an, dem bei der ersten Zwischenzeit der Russe stand halten konnte, denn der Schweizer musste nach 18 Kilometer einen Rückstand von 18 Sekunden hinnehmen. Auf den darauffolgenden sieben Kilometern bis zur zweiten Zeitabnahme konnte Cancellara diesen Rückstand nicht reduzieren und wurde mit dem gleichen Rückstand gemessen. Erst im Anstieg gelang dem mehrere Tage im Gelben Trikot unterwegs gewesenen Gesamtsieger der Tour de Suisse eine erste kleine Aufholjagd, sodass er mit etwas mehr als elf Sekunden Rückstand in den abschließenden und etwas abfallenden und dadurch ihm entgegen kommenden Schlussteil ging, auf dem er seine hervorragenden Abfahrtsqualitäten und kraftvollen Ryhtmus auszuspielen wusste. Dieses schlug sich in einer Umkehrung des Rückstandes in einen Vorsprung nieder, der am Ende bei einer Fahrzeit von 48 Minuten und 34 Sekunden mit zwölf Sekunden fast exakt die Größe des letzten Rückstandes betrug. In der Folgezeit deutete sich ernsthafte Konkurrenz von Seiten des per Hubschauber am zweiten Ruhetag nach Annecy für eine Inspektion angereisten Garmin-Teams und in Person von David Millar und David Zabriskie an, von denen ersterer mit 38 Sekunden Rückstand zwar nicht ganz in die Regionen Cancellaras vorstoßen konnte, aber vorerst den dritten Rang übernahm. Sein zweitgenannter amerikanischer Mannschaftskollege David Zabriskie, seines Zeichens Landesmeister in dieser Disziplin, war dagegen bei den ersten beiden Zwischenzeiten deutlich näher am bis dahin Führenden platziert, wo er nur vier und zwei Sekunden Rückstand aufwies, musste allerdings im Anstieg ein Anwachsen dieses Abstandes auf 20 Sekunden hinnehmen, womit nurmehr der zweite Rang in Reichweite lag. Der Berg sorgte beim Amerikaner vom Team Garmin-Slipstream nicht nur für einen etwas größeren Rückstand, sondern ebenso für einen kleinen Einbruch in Zuge dessen er sogar die Zeit von Millar um 21 Sekunden verfehlte und mit Rang vier Vorlieb nehmen musste. Für eine kleine zwischenzeitliche Überraschung sorgte Cancellaras Mannschaftskollege und Silbermedaillengewinner von Peking Gustav Erik Larsson, welcher sich an die Zeit des damals vor ihm platzierten Cancellara heran anspirschte und sich am Ende des Berges drei Sekunden hinter ihm einordnete. Als Nächster visierte parallel dazu die deutsche Hoffnung Tony Martin vom Team Columbia-HTC nach dem Ende seiner Träume für das Gesamtklassement eine vordere Platzierung an und konnte nach guten Zwischenzeiten Rang sechs belegen. Wie Tony Martin hatte kurz zuvor auch Gustav Erik Larsson auf dem letzten Abschnitt die meiste Zeit eingebüßt und am Ende nur den dritten Platz mit einer halben Minute in Besitz nehmen können. Eine gute Leistung lieferte ebenso der letztjährige spanische Zeitfahrmeister und Gewinner der achten Etappe Luis Leon Sanchez von Caisse d'Epargne ab und holte nach anfänglichem deutlichen Rückstand besonders am Anstieg stark auf und rangierte sich dort hinter Ignatiev und drei Sekunden vor Cancellara ein. Am Ende konnte er mit Rang fünf eine gute Platzierug für sich verbuchen, wenngleich er gemäß dem Trend nach der Bergwertung bis zum Ziel viel an Boden verlor. Diesem Phänomen musste sich auch Christophe Moreau beugen, der bei der dritten Zwischenzeit sogar eine Sekunde vor Luis Leon Sanchez gelegen hatte und am Ende mit 42 Sekunden Absand zu Cancellara deutlich distanziert war.

Wiggins gut unterwegs, Contador überraschend dominant
Mit dem Gesamtachten Christian Vandevelde vom Team Garmin-Slipstream wurde schließlich der Reigen der Topfahrer des Klassements eröffnet, bei denen neben den Ambitionen für die Etappe vor allem der Fokus auf die Zeiten im Vergleich zu den neben ihnen befindlichen Konkurrenten eine Rolle spielte. Nach 18 Kilometer zeigte Vincenzo Nibali als Erster der vorne in der Gesamtwertung platzierten Fahrer eine erste Schwäche und verlor schnell 50 Sekunden, die sich bis zum Ziel weiter potenzieren sollten. Im Kontrast dazu legte Vandeveldes Teamkollege Bradley Wiggins eine neue Bestzeit vor, die um eine Sekunde schneller war als die von Ignatiev und 19 Sekunden als die von Cancellara. Bei Cancellara ordnete sich an diesem Punkt Andreas Klöden ein, womit der Deutsche Wiggins im virtuellen Gesamtklassement vorbeiziehen lassen musste. Der zweite Astana-Hochkaräter im Bunde Lance Armstrong war an jener Zeitnahme zehn Sekunden schneller als Klöden und war somit vorerst Dritter mit neun Sekunden Rückstand zu Wiggins. Dies bekam eine besondere Bedeutung, als Fränk Schleck 44 Sekunden hinter Wiggins die 18-Kilometer-Marke erreichte und damit um fünf Sekunden seine Position im Gesamtklassement gegenüber Armstrong verloren hatte. Seinem Bruder Andy Schleck erging es mit 26 Sekunden Rückstand zum führenden Briten auf dem ersten Teil der Strecke deutlich besser, wodurch der zum Zeichen seiner Führungs im Nachwuchsklassement in Weiß fahrende Luxembourger auf dem Kurs der Verteidigung seines zweiten Platzes war. Dies geriet für einen Moment in den Hintergrund, denn Alberto Contador pulverisierte die Marke von Wiggins um 18 Sekunden und schwang sich zum Favoriten auf den Tagessieg auf.

Anstieg wird Armstrong und Wiggins zum Verhängnis
Sein ärgster Konkurrent um den Tagessieg Bradley Wiggins setzte unterdessen seine Fahrt unbeirrt fort und beendete den Anstieg mit einem auf vier Sekunden ausgebauten Vorsprung zu Ignatiev und warf nun die letzten Reserven in die Waagschale, um Cancellaras auf seine Abfahrtskünste gründende Bestzeit auch im Ziel unterbieten zu können. Dass auch Klöden in diese Region würde vorstößen können rückte etwas in die Ferne, denn der Deutsche vom Team Astana konnte nur wenig Zeit auf Wiggins gutmachen und ging mit 15 Sekunden Rückstand auf den letzten Teil der Strecke. Einen deutlichen Verlust verzeichnete wenig später Lance Armstrong mit einem sprunghaft auf 42 Sekunden angewachsenen Rückstand, der so auch den einen gewonnen Rang gegenüber Fränk Schleck wieder verlor. Unterdessen kam Wiggins in Richtung Ziel und sorgte für eine Enttäuschung in den Reihen seines Garmin-Rennstalls, denn auch er musste in der Endphase einen deutlichen Zeitverlust hinnehmen, sodass es am Ende lediglich für den fünften Rang reichte. Die noch im Anstieg befindlichen Andy Schleck und Alberto Contador konnten in dem ihren Qualitäten entgegenkommenden Teil der Strecke ihre Zeiten indes weiter aufwerten, sodass Andy Schleck seine zweite Position festigte und Contador die Bestzeit um eine halbe Minute verbesserte. Der Teamkollege des in Gelb fahrenden Spaniers Andreas Klöden platzierte sich als Achter im Ziel und damit vor dem kurze Zeit später reinkommenden Lance Armstrong, der von seinem Vorsprung zu Wiggins für das Gesamtklassement elf Sekunden rettete und sich wenig später zumindest der Übernahme des dritten Gesamtranges sicher sein konnte, denn Fränk Schleck war mehr als doppelt so langsam, wie es sein Guthaben auf den Texaner zugelassen hätte. Wie bei den Zwischenzeiten angedeutet machte Andy Schleck dagegen einen fast komplett anderen Eindruck und verlor lediglich 15 Sekunden auf Armstrong und festigte seinen zweiten Platz.

Contador büßt Zeit ein, Sekundenduell um Tagessieg
Nun war das gesamte Augenmerk auf den Kampf um den Etappensieg gerichtet, für den sich Contador nach den Zwischenzeiten deutlich empfohlen hatte, aber wie alle Fahrer zuvor mit der Schlusstärke Cancellaras zu kämpfen hatte und Sekunde um Sekunde verlor. Am Ende geriet das Duell um den Tageserfolg zu einem Krimi, wie er knapper fast nicht hätte sein können. Unter Mobilisierung seiner letzten Kräfte rettete Contador drei Sekunden an Vorsprung über die Ziellinie und ließ sein Maillot Jaune mit einem zweiten Sieg noch heller als ohnehin erstrahlen. Der insgesamt dritte Erfolg bei einer Tour de France des 26-jährigen Spaniers hatte so fast den Charakter eines Meisterstücks auf dem Weg zum zweiten obersten Podiumsplatz in Paris, nur die Ankunft auf dem Mont Ventoux stell sich als letztes Hindernis zwischen den Madrilenen und seinen großen Triumph. Hinter Contador blieb dem knapp geschlagenen Cancellara schließlich der zweite Tagessieg verwehrt und ein undankbarer zweiter Rang, der er mit zwölf Sekunden Vorsprung auf Mikhail Ignatiev bekleidete, welcher sein bisher bestes Zeitfahren in der Saison 2009 ablieferte. Sich an den Russen anschließend belegte Gustav Erik Larsson Rang vier und platzierte sich somit vor dem Garmin-Duo David Millar und Bradley Wiggins. Im Sekundenabstand folgten dahinter Luis Leon Sanchez und der überraschend stark auftrumpfende Christophe Moreau, die sogar vor dem Neuten Andreas Klöden und dem Zehnten David Zabriskie gewertet wurden.

Contador baut Vorsprung aus, Armstrong wieder auf dem Podest
Neben der packenden Entscheidung um den Sieg auf 18. Etappe kam es wie erwartet im Gesamtklassement hinter dem fester denn je im Sattel sitzenden Alberto Contador zu einigen Verschiebungen, denen sich noch Andy Schleck am besten entziehen konnte. Das Guthaben des an der Spitze des Nachwuchsklassement stehende Saxo Bank-Profis auf Lance Armstrong, Bradley Wiggins und Andreas Klöden schmolz nur in einem für den Luxembourger beruhigenden Maße, sodass er 1:14min auf Armstrong, 1:25min auf Wiggins und 1:27min behauptete. Das Guthaben des auf Rang drei vorstoßenden Armstrong auf seine direkten Verfolger gestaltete sich nach der Prüfung im Kampf gegen die Uhr deutlich knapper, denn während Andy Schleck aufgrund seiner Stärke am Berg von ihm kaum mehr zu gefährden sein dürfte, sitzen ihm Wiggins mit 11 Sekunden und der von ihm verdrängte Fränk Schleck mit 34 Sekunden Rückstand direkt im Nacken. Zwischen dem Briten und dem zweiten Luxembourger befindet sich zudem Andreas Klöden, der nur 13 Sekunden Abstand zu Armstrong hat, als Teamkollege nicht aber unbedingt zu den Konkurrenten zu zählen ist. Mit Platz sieben und Vincenzo Nibali beginnt dahinter der für die vor dem Italiener ungefährliche Bereicht, der in den Top10 außerdem Christian Vandevelde, Mikel Astarloza und Chrsitophe Le Mevel umfasst.

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