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Cyclistmas bei LiVE-Radsport: Adventskalender, 14. Dezember - Kurioses und Trauriges 2009
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14.12.2009

Cyclistmas bei LiVE-Radsport: Adventskalender, 14. Dezember - Kurioses und Trauriges 2009

Info: Alle Türchen des Adventskalenders
Autor: Jörg Schröder (Links2003)



13.12.2009 - Immer wieder kommt es vor, dass ein Rennausgang nicht gleich bei der Überquerung der Ziellinie feststeht. Heute wollen wir uns im 14. Türchen des Live-Radsport-Adventskalenders ein paar dieser, teils kuriosen Aktionen widmen. Dabei sind aber nicht, wie man zunächst annehmen mag, nachträglich geahndete Dopingvergehen gemeint, sondern auf der einen Art Zeitstrafen für die verbotenerweise angenommene Hilfe Fremder und die katastrophal geendete Sprintaktion eines Theo Bos´... In zwei unserer Fälle konnte der Sieger seinen Sieg behalten, einmal musste die Jury einen neuen Sieger küren. Das Gebot "Helfe deinem Nächsten" kann auch negative Folgen haben...

Entscheidungen am grünen Tisch - Kurioses und Trauriges (mit Video)

Wrestling zwischen Bos und Impey
Im Radsport hat man sich mittlerweile daran gewöhnt, dass es jährlich ein paar größere Aufreger gibt. Dies verbindet man in der Regel jedoch mit überführten Dopern oder Verdächtigungen von Radsportlern, ihre Leistungsfähigkeit manipuliert zu haben. Im Jahr 2009 entwickelte sich jedoch eine ganz andere Aktion zu einem Skandal.

Am 19. April strebte der Südafrikaner Daryl Impey vom Team Barloworld seinem größten Sieg entgehen. Mit dem gelben Trikot des Spitzenreiters war der mittlerweile 25-Jährige in die 8. Etappe der Presidential Cycling Tour in der Türkei gestartet. Bis zum letzten Kilometer lag er aussichtsreich im Rennen, musste aber auch im Schlussspurt mitmischen, um seinen minimalen Vorsprung von nur einer Sekunde auf den Italiener Davide Malacarne (Quick Step) sicher verteidigen zu können. Im Pulk links am Absperrgitter fahrend hatte er zwar keine Chancen mehr auf den Tagessieg, dem Gesamtsieg stand jedoch eigentlich nichts mehr im Wege. Der Niederländer Theo Bos, erst vor der Saison von der Bahn zum Rabobank Continental-Team gewechselt, wollte jedoch mit einem guten Resultat das Rennen beenden, auch wenn er zu diesem Zeitpunkt noch hinter Impey platziert war. In einem Sprint eine Hand vom Lenker zu nehmen grenzt an Dummheit, mit dieser dann jedoch auch noch einen Gegner wegschieben zu wollen um links am Mann in Gelb vorbeifahren zu können, ist schlichtweg verrückt - wenn man ihm untestellt, dass dies absichtlich geschah. Unstrittig ist, dass direkt am Absperrgitter zu überholen sehr gefährlich ist, da die Absperrung jedoch eine Welle machte, war der Platz für Bos plötzlich nicht mehr vorhanden, so dass er sich Platz verschaffen musste. Bei dieser Aktion kam Bos dem Absperrgitter zu nahe und stürzte. Dabei hielt er sich jedoch weiter am Trikot des Konkurrenten fest und riss diesen in voller Fahrt unvorbereitet zu Boden.

Impey lag 20 Minuten auf der Straße und musste behandelt werden, bevor er die Ziellinie passieren konnte. Nur dank der Sturzregel, dass ein Fahrer bei einem Sturz innerhalb der letzten drei Kilometer die Zeit der Fahrer angerechnet bekommt, mit denen er zum Sturzzeitpunkt zusammenfuhr, ging der Gesamtsieg dennoch an Daryl Impey. Die Freude war jedoch mehr als getrübt, der Zweite der südafrikanischen Meisterschaften von 2009 erlitt bei dem Sturz schwerste Verletzungen und fiel für das weitere Jahr aus. Neben einem Wirbelbruch verlor Impey mehrere Zähne und trug tiefe Schnittwunden im Gesicht davon.
Nach dem Rennen entwickelte sich eine hitzige Diskussion über diesen Vorfall. Die Rennjury jedoch befand Bos zunächst für nicht schuldig, später wurde der fünfmalige Bahnweltmeister jedoch mit einer Geldstrafe belegt. Im Juli verhängte die UCI wegen unsportlichem Verhalten eine einmonatige Rennsperre.
Mittlerweile geht es Daryl Impey wieder besser, in der kommenden Saison wird er für das Schweizer Cervélo TestTeam an den Start gehen.




Gebot "Helfe deinem Nächsten" kann fatale Folgen haben...
Dass Entscheidungen um Gesamtsiege auch am grünen Tisch fallen können, wurde bei der bedeutendsten U23-Rundfahrt, der Tour de l’Avenir, sowie bei der Tour of Hainan deutlich. Jeweils auf der Schlussetappe begingen die Gesamtführende einen Regelverstoß und wurden dafür bestraft – jedoch hatten die Juryentscheidungen unterschiedliche Auswirkungen und verschieden komische Züge.

Tour de l'Avenir: Jury sucht sich passendes Urteil
Bei der Tour de l`Avenir war der Franzose Romain Sicard von Anfang an stets vorne dabei und übernahm ab der 6. Etappe das Gelbe Trikot des Führenden. Nach seinem Sieg beim Zeitfahren hatte er 2:01 Minuten Vorsprung auf den US-Amerikaner Tejay Van Gaderen und den ersten französischen Rundfahrtsieg seit 2004 zum Greifen nahe. Auf der letzten Etappe machte lediglich eine Juryentscheidung das Rennen um Gelb noch einmal spannend. Sicard, der für das Team Frankreich A startete, hatte nach einem Defekt das Rad mit seinem Landsmann Aurélien Duval getauscht, der jedoch für Frankreich B fuhr. Laut Reglement ist es für Mannschaften aber verboten, Material oder gar ganze Räder untereinander zu tauschen, so dass Sicard dafür mit einer Strafe von zwei Minuten belegt wurde. Die Bestrafung war somit regelkonform, die Kommissare aber erfanden eine in den Regelbüchern nirgends direkt vermerkte Zeitstrafe von 2 Minuten. Sie sorgten somit dafür, dass es doch zu einem erhofften Heimsieg kam, da Sicard mit dieser Entscheidung ein Restvorsprung von einer Sekunde verblieb. Da die Regel zwar auf der einen Seite fragwürdig erscheint, da Hilfe untereinander eigentlich zu begrüßen ist, andererseits wie bei dieser Rundfahrt mit zwei französischen Nationalteams ein unfairer Vorteil entstehen würde, wenn diese Fahrer sich speziell untereinander helfen dürften, hat diese Regel einen sinnvollen Hintergedanken. Die Entscheidung rief somit im Nachhall die unterschiedlichsten Reaktionen hervor. Sicard jedenfalls fährt in der kommenden Saison mit dem Euskaltel-Team in der ProTour.


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Mit Gelb zum Sieg auf letzter Etappe - und doch nicht Gesamtsieger
Weniger Glück mit einer ähnlichen Entscheidung hatte der Russe Boris Shpilevsky bei der neuntägigen Tour of Hainan im November dieses Jahres. Zusammen mit seinen Teamkollegen vom russischen Nationalteam hatte er auf der Schlussetappe alle Angriffe abgewehrt und seinen kleinen Vorsprung von 14 Sekunden auf den Zweitplatzierten verteidigt. Während der gesamten Rundfahrt hatte der 27-Jährige in den Massensprints dominiert, und auch zum Abschluss ließ er es sich nicht nehmen zu seinem vierten Etappensieg zu sprinten, seinem bereits 10. bei dieser Rundfahrt insgesamt.
Mit dem Gesamtsieg hätte er nicht nur ein bis dahin total verkorkstes Jahr zu einem versöhnlichen Ende gebracht, sondern darüber hinaus den Sieg aus dem Vorjahr erfolgreich verteidigt. Ein Fehler in der letzten Runde brachte ihn jedoch um den verdienten Sieg. Ein defektes Rad hatte ihn anscheinend so stark behindert, dass er in seiner Not auf Ersatzmaterial vom deutschen Team Nutrixxion-Sparkasse zurückgriff – was laut UCI-Reglement eben nicht erlaubt ist und im Falle eines Mehrtagesrennens mit einer Geldstrafe und einer Zeitstrafe von mindestens 2 Minuten geahndet wird. Dies war jedoch zu viel, um die Spitzenposition zu verteidigen, sodass der Russe noch auf Platz 24 zurückfiel und den Sieg Francisco Ventoso (Camiooro A-Style) überlassen musste. Der Ausgang des Rennens passte damit zum Verlauf seiner bisherigen Rennsaison.





Cyclistmas bei Live-Radsport: Adventskalender, 14. Dezember (Foto: (c) live-radsport)
Cyclistmas bei Live-Radsport: Adventskalender, 14. Dezember (Foto: (c) live-radsport)

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