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Cyclistmas bei LiVE-Radsport: Adventskalender, 18. Dezember - Im Jahr 2009 verstorbene Radsportler
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18.12.2009

Cyclistmas bei LiVE-Radsport: Adventskalender, 18. Dezember - Im Jahr 2009 verstorbene Radsportler

Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



In unserem Adventskalender widmen wir uns heute einem traurigen, gleichwohl aber wichtigen Thema, das man bei Jahresrückblicken nicht außer Acht lassen sollte: Es geht um die Radprofis, die uns 2009 für immer verlassen haben. Einschlägige Datenbanken zählen über 70 seit Anfang des Jahres verstorbene Radsportler, darunter eine Frau – bekannte, weniger bekannte und der breiten Öffentlichkeit völlig unbekannte. An einige von ihnen wollen wir erinnern.


In Memoriam...

Vandenbroucke, de Fauw und Dupouey
Zwei besonders prominente Todesfälle dürften uns alle noch gegenwärtig sein: Am 12. Oktober starb im Alter von erst 34 Jahren Frank Vandenbroucke, einer der berühmtesten und auch berüchtigtsten belgischen Radsportler, der einerseits durch seine r0esigen Erfolge, etwa bei den Frühjahrsklassikern und bei der Vuelta a Espana, andererseits durch seine Skandalgeschichten, etwa das Bekenntnis zu seiner Dopingvergangenheit oder sein Ehedrama, in Erinnerung bleiben wird. Mehr als 2000 Menschen erwiesen ihrem Idol bei der Beerdigung die letzte Ehre. Obwohl Vandenbroucke vor zwei Jahren einen Selbstmordversuch beging, starb er schließlich nicht von eigener Hand, sondern an einer Lungenembolie, die auf eine vorherige Herzschädigung zurückzuführen war.

Selbttötung hingegen war der Grund für Dimitri de Fauws allzu frühen Tod – und dieser erschütterte die Radsportwelt umso mehr, als der Belgier nur drei Tage vor dem 6. November noch auf der Bahn des Palais des Sports bei den Sixdays von Grenoble seine Runden drehte. Es war bekannt, dass de Fauw seit einem tödlichen Unfall auf der Bahn von Gent an psychischen Problemen litt, obwohl ihn damals keine Schuld traf. Er war in den schnellen Disziplinen in seinem Heimatland überaus erfolgreich gewesen, bevor er auch im UIV- und Sixdays-Zirkus Fuß fasste. De Fauw wurde nur 28 Jahre alt.

Doch de Fauws Fall war leider nicht der einzige Selbstmord eines Radprofis im Jahr 2009. Schon am 4. Februar setzte der Franzose Christophe Dupouey in seiner Heimatstadt Tarbes seinem Leben ein Ende. Der 40-Jährige war in den Neunzigerjahren einer der erfolgreichsten Mountainbiker weltweit. 1996 feierte er einen Weltcuperfolg und wurde Europameister, ebenso wie im Jahr 1998, als er zudem mit dem Weltmeisterschaftstitel den Höhepunkt seiner Karriere erreichte. Aber auch bei den Olympischen Spielen von Atlanta schrammte er nur knapp an einer Medaille vorbei. Seine Probleme begannen 2005, ein Jahr nach seinem Karriereende, als er in eine nationale Dopingaffäre verwickelt und später dafür sogar zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Obwohl er sich mit einem Fahrradverleih in Tarbes eine neue Existenz aufgebaut hatte, litt er unter Depressionen, die ihn schließlich in den Tod trieben.

Nolf und Dajka
Und es gab auch erschreckende, plötzliche Todesfälle bei jungen und augenscheinlich gesunden Fahrern. Schon ganz zu Beginn der Saison, am 5. Februar während der Katar-Rundfahrt, erlitt der erst 21-jährige Belgier Frederiek Nolf vom Team Topsport Vlaanderen im Schlaf einen Herzinfarkt, für den bis heute keine Erklärung gefunden wurde. Seine geschockte Mannschaft zog sich aus dem Rennen zurück; die auf die Todesnacht folgende Etappe wurde neutralisiert zurückgelegt. Nolf hatte im Juniorenbereich einige Siege gefeiert und war bei der Juniorenausgabe der Flandern-Rundfahrt 2005 Zweiter gewesen.

Ähnlich wie ihm ging es dem Australier Jobie Dajka, der 27-jährig am 7. April 2009 tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde und vermutlich ebenfalls Opfer einer Herzattacke wurde. Allerdings hatte der einst erfolgreiche Bahnradfahrer in den Jahren zuvor mit depressionsbedingten Alkoholproblemen zu kämpfen gehabt, die seiner Gesundheit Schaden zugefügt haben könnten. Diese Probleme wiederum begannen, als er nach mannschaftsschädigendem Verhalten zunächst von der Nationalmannschaft suspendiert und schließlich gar für drei Jahre gesperrt wurde. Seine gewaltigen Leistungen, nämlich mehrere Weltmeisterschaftstitel und Vizeweltmeisterschaften im Sprint, Teamsprint und Keirin gerieten darüber fast in Vergessenheit.


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Helion, Orsani, Stahurskaya und van Heerden
Einen tragischen, viel zu frühen Tod starb auch der Ire Paul Helion, der am 16. August bei einem Autounfall ums Leben kam, wenige Tage bevor er bei seiner Heimatrundfahrt starten sollte. Sein Platz im Nationalteam blieb daraufhin unbesetzt. Helion, der mehrere Landesmeistertitel gewann und bei nationalen Rundfahrten sehr erfolgreich gewesen war, wurde nur 31 Jahre alt.
Leider kann ein ähnliches Geschick auch noch Jüngere treffen: Am 22. November erlitt der Italiener Antonij Orsani, Junioren-Zeitfahrmeister seines Landes und zuletzt Etappensieger beim Giro di Basilicata, einen Trainingsunfall. Er kollidierte frontal mit einem Auto und erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen – zehn Tage, bevor er 18 Jahre alt geworden wäre.

Ein Verkehrsunfall war es auch, der die einzige Radsportlerin, von der wir hier berichten müssen, das Leben kostete, die Weißrussin Zinaida Stahurskaya, im Alter von 38. Von 2000 bis 2005 war sie eine der erfolgreichsten Fahrerinnen, gewann den Giro della Toscana und die Tour du Limousin, wurde Gesamt-Zweite beim Giro d’Italia Femminile und holte zahlreiche Etappensiege bei diesen und anderen Rundfahrt sowie bei Eintagesrennen.
Erst vor ganz Kurzem erreichte uns außerdem die Meldung, dass die südafrikanische Radsportlegende Alan van Heerden, ursprünglich Bahnradfahrer und dann auch erfolgreich bei Straßenrennen in Europa, einen tödlichen Verkehrsunfall hatte. Van Heerden, der vier Tage vor dem Unglück am 11. Dezember 55 Jahre alt geworden war, ging in die Annalen des Radsports ein als der erste südafrikanische Giro d’Italia-Etappensieger (1979).

Buchwalder, Casola und Durante. Nijdam und van Avermaet
Doch es gab sie auch, die Radsportler, die in höherem Alter auf eine eher als natürlich anmutende Weise aus dem Leben schieden. Dazu gehört der Schweizer Edgar Buchwalder, Amateurweltmeister 1936, mehrmaliger Tour-de-Suisse-Etappensieger und Schweizermeister, der am 9. April 92-jährig (!) die Augen für immer schloss. Luigi Casola, der in den Vierzigern einer der erfolgreichsten Fahrer bei italienischen Eintagesrennen war, wurde immerhin 87 Jahre alt (gest. 6.4.). Sein Landsmann Adriano Durante, dem Selbiges in den Sechzigerjahren gelang und der außerdem 1965 eine Tour-Etappe gewann, wurde hingegen nur 68 Jahre alt und erlag einer langen Krankheit (gest. 23.6).

Ebenfalls nicht vergessen sollten wir zwei Fahrer, deren radsportlerisches Erbe sogar in der eigenen Familie fortgetragen wurde oder noch wird: den Niederländer Henk Nijdam, der in den 1960-ern große Erfolge auf der Bahn feierte und tatsächlich zwei Tour de France-Etappen gewinnen konnte und dessen Sohn Jelle eine noch um einiges ruhmreichere Straßenradkarriere vergönnt war. Und den Belgier Aimé Van Avermaet, der vor allem bei heimischen Rennen vorne dabei war und dessen Enkel Greg van Avermaet jedem von uns bekannt sein wird. Außer dem Erfolgsreichtum ihrer Nachkommen verbindet die beiden Männer noch etwas: Beide wurden 73 Jahre alt - und beide starben am 30. April.





Cyclistmas bei LiVE-Radsport: Adventskalender, 18. Dezember (Foto: Peter Rauch, Scott 11)
Cyclistmas bei LiVE-Radsport: Adventskalender, 18. Dezember (Foto: Peter Rauch, Scott 11)

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