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Sechste Etappe von Paris-Nizza geht an den tapferen Ausreißer Xavier Tondo - Contadors Vorsprung weiter geschrumpft
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13.03.2010

Sechste Etappe von Paris-Nizza geht an den tapferen Ausreißer Xavier Tondo - Contadors Vorsprung weiter geschrumpft

Info: PARIS - NICE
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text



Tourrettes-sur-Loup, 13.03.10 - Mit einem hochverdienten Ausreißer-Sieg ist die vorletzte und längste Etappe von Paris-Nizza zu Ende gegangen. Der 31-jährige Spanier Xavier Tondo Volpini (Cervélo Testteam) verbrachte rund 180 Kilometer an der Spitze - zunächst in der wohl stärksten Kopfgruppe seit Langem, dann nach einer Attacke am letzten Anstieg alleine. Dank einer beherzten Abfahrt sicherte er sich bis zur Ziellinie fünf Sekunden Vorsprung vor der Gruppe mit den Favoriten fürs Gesamtklassement. Dort bleibt Tondos Landsmann Alberto Contador (Astana) zwar in Führung, doch konnte der Gesamt-Zweite Alejandro Valverde (Caisse d'Epargne) - ein weiterer Spanier - sechs Sekunden gutmachen, indem er den Sprint um Platz zwei für sich entschied.


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Längste Etappe mit Bergwertungen gespickt
Das dicke Ende kommt noch - hieß es ab heute bei der Rundfahrt Paris-Nizza: der abschließenden Bergetappe morgen ging am sechsten Tag die längste Etappe voraus, ein Mammut-Abschnitt von nicht weniger als 220 Kilometern - noch dazu übersät mit Bergwertungen unterschiedlicher Wertigkeit. Die Streckenplaner jagten die 158 verbliebenen Fahrer erst über fünf Kat.3-Anstiege sowie zwei Anstiege der mittleren Kategorie, darunter die Côte des Tuillières (2,2 km lang, 8,2 % im Schnitt), die vor Kurzem schon einer Etappe der Tour du Haut-Var Würze verliehen hatte. Der Überquerung der Côte de Châteauneuf (1,3 km mit fast 9,5 %) folgte eine erste Zielpassage in Tourrettes-sur-Loup, bevor der Scharfrichter des Tages, der Col de Vence, anstand, mit seinen 6,6 % durchschnittlicher Steigung auf beinahe 10 Kilometern, die natürlich einen Bergpreis der Klasse 1 verdient hatten. Da im Anschluss daran noch eine über 20 Kilometer lange, rasante Abfahrt zu absolvieren war, sollte die heutige Etappe eigentlich prädestiniert sein für ausdauernde, zähe Typen, die neben guten Bergauffahr- zugleich über überdurchschnittliche Bergabfahr-Qualitäten verfügen. Bei so vielen Höhenmetern und Möglichkeiten zum Punktescheffeln durfte man außerdem nicht nur auf die Auswirkungen auf die Gesamt-, sondern auch auf die Entwicklung in der Bergwertung gespannt sein.

Die Ausreißergruppe des Tages: Promi-Faktor hoch...
Drei Mann weniger als gestern ins Ziel gekommen waren, standen heute um 12 Uhr in Peynier an der Startlinie: Gorka Verdugo (Euskaltel), Tom Veelers (Skil) und der wohl prominenteste Ausfall Yaroslav Popovych (RadioShack). Unter erst bewölktem, dann aber zunehmend aufklarendem Himmel konnte sich lange Zeit keine Ausreißergruppe etablieren, denn das schnell dahineilende Peloton vereitelte sämtliche Versuche. Eine erste etwas aussichtsreicher scheinende 13-Mann-Truppe wurde auf Höhe der ersten Bergwertung (Côte de Val-Rose) nach 33 Kilometern wieder gestellt.
Bei der Côte de Barjols circa fünf Kilometer später sandte der Deutsche Tony Martin ein Lebenszeichen, der im letzten Jahr das gepunktete Trikot gewinnen konnte, heuer aber bislang sehr zu kämpfen hat und gestern im Ziel mehr als eine Viertelstunde Rückstand kassierte. Nicht nur holte sich der Mann von THR-Columbia die vier Punkte, sondern seine Aktion war auch die Initialzündung zu etwas, das als Illustration des umgangssprachlichen Begriffs "Hammergruppe" hätte dienen können.
23 Fahrer fanden sich vorne zusammen, einer prominenter als der andere: Damiano Cunego (Lampre), Levi Leipheimer, Tiago Machado (beide Radioshack), Sylvain Chavanel, Kevin Seeldrayers (beide Quickstep) und Nicki Sörensen (Saxobank) waren ebenso dabei wie Jurgen van den Broeck (Omega-Pharma Lotto), der französische Meister Dimitri Champion (Ag2r) und U23-Weltmeister Romain Sicard (Euskaltel). Hinzu kamen noch Sandy Casar und Mickael Cherel (beide Francaise des Jeux), Alexander Kolobnev und Eduard Vorganov (beide Katjusha), die Einzelkämpfer Xavier Tondo (Cervélo), Dmitriy Fofonov (Astana), Steven Cummings (Sky) und Mathieu Perget (Caisse d'Epargne), Cyril Gautier und Sebastian Turgot (beide Bbox) sowie Maxime Monfort, der seinem Columbia-Kollegen Martin also zur Seite stehen konnte. Auch ein Geburtstagskind war anwesend: der Deutsche Simon Geschke von Skil-Shimano. Nicht fehlen durfte außerdem der Bergtrikot-Träger Amael Moinard (Cofidis), der sich - wenig überraschend - die maximale Punktzahl bei der nächsten Bergwertung holte und diesen Erfolg in den nächsten Stunden noch viermal wiederholen sollte, sodass er in diesem Sonderklassement mittlerweile (fast) uneinholbar in Führung liegt.

...doch Gefährlichkeit ziemlich gering
So wohlklingend die Namen in der Spitzengruppe, so wenig unmittelbares Bedrohungspotenzial für das Gelbe Trikot ging von ihr jedoch aus. Im Gesamtklassement am besten platziert war noch Sylvain Chavanel mit 1:27 Minuten Rückstand auf Alberto Contador. Der Franzose durfte sich somit virtuell als Leader fühlen, als der Vorsprung der Gruppe nach 70 Kilometern auf über anderthalb Minuten angewachsen war. Real kam er dem Gesamtführenden näher, als er sowohl beim ersten Zwischensprint wie beim zweiten und letzten Zwischensprint drei Bonus-Sekunden einsteckte.
Der Abstand zwischen den Spitzenreitern und dem Hauptfeld schwankte stets seltsam hin und her, als seien sich die Fahrer hinten nicht einig, ob man die Gruppe einholen oder sie, in Grenzen, gewähren lassen sollte. Bei noch 70 zu fahrenden Kilometern wurde gar noch ein neuer Maximalvorsprung von über zwei Minuten vermeldet. Neben Astana - für den Gesamtführenden Contador - und Caisse d'Epargne - für den Gesamtzweiten Valverde und den Gesamvierten L.L. Sanchez - machte vor allem Garmin-Transitions Tempo, um die Top10-Platzierung von David Millar zu sichern. Mittlerweile waren zwei Männer weniger zu verfolgen: Turgot war schon an der Côte des Tuillières zurückgefallen und Seeldrayers ereilte an der Côte de Châteauneuf das gleich Schicksal. Auch das Feld fuhr bei der ersten Zielpassage nach den zahlreichen Bergprüfungen nicht mehr komplett über die Linie, wo im Übrigen noch immer 1:50 Rückstand zu verzeichnen waren.

Xavier Tondo mit der richtigen Aktion im richtigen Moment
Wie nicht anders zu erwarten, forderte der Col de Vence, der zum ersten Mal nach acht Jahren wieder auf dem Programm von Paris-Nizza stand, dann die nächsten Opfer: die beiden Deutschen Geschke und Martin sowie Neoprofi Sicard und auch der Mann im Gepunkteten waren am Ende ihrer Kräfte. Ganz im Gegensatz zu Damiano Cunego (Lampre), Xavier Tondo (Cervélo) und Cyril Gautier (Bbox), die noch einiges zuzusetzen hatten und mit einer gemeinsamen Attacke schnell ein paar Sekunden auf ihre ehemaligen Begleiter herausholen konnten.
3 Kilometer vor dem Gipfel dann der nächste Angriff, ausgehend von Tondo, der den Italiener und den Franzosen stehenließ und mit 18 Sekunden Vorsprung auf Cunego die Wertungs-Linie passierte. Gautier hatte zu diesem Zeitpunkt schon über eine Minute verloren und wurde bald vom Feld überrollt, das ebenso längst alle anderen Angehörigen der ehemals so stark erscheinenden Gruppe eingesammelt hatte.

Etappensieg als gerechter Lohn für die Arbeit des Tages
Beim "Feld" handelte es sich mittlerweile nur noch um einen ca. 40 Fahrer umfassenden Restbestand, in dem aber immerhin alle in der Gesamtwertung vorne Platzierten vertreten waren. Während drei Männer von Caisse d'Epargne weiterhin eifrig die Verfolgung in Gang hielten, war von Astana einmal mehr wenig zu sehen. Der Mann im Gelben Trikot hatte nur noch den von vorne zurückgekommenen Fofonov an seiner Seite.
Xavier Tondo war das herzlich egal: der 31-Jährige kämpfte auf der spektakulär durch eine Schlucht führenden Abfahrt nach Tourrettes verbissen um den Etappensieg. 10 Kilometer vor dem Ziel saß die große Verfolgergruppe dem Spanier mit nur noch 40 Sekunden Rückstand im Nacken; dazwischen befand sich immer noch Damiano Cunego, der allerdings zu Beginn der leichten Gegensteigung drei Kilometer später eingeholt und abgehängt wurde.
Schon schien Tondo geschlagen, zumal er im Anstieg den vielen Fluchtkilometern sichtlich Tribut zollen musste - doch zu seinem großen Glück fingen nun die im Verfolgerfeld vertretenen Top10-Kandidaten an, sich gegenseitig zu beharken. Einen Angriff von Thomas Voeckler, dem u. a. der Gesamtsechste Jens Voigt folgte, musste Contador höchstpersönlich den Wind aus den Segeln nehmen. Eng wurde es zwar, aber zum Schluss reichten dem Cervélo-Testteam-Fahrer fünf Sekunden Vorsprung, um seinen ersten Sieg seit Februar 2009 zu feiern, als er den Prolog der Ruta del Sol gewann, damals noch für Andalucia Cajasur. Xavier Tondos letzter größerer Erfolg war Gesamtrang zwei bei der Vuelta a Burgos.

Valverde macht Zeit auf Contador gut. Grüner Sagan erneut unter Top3
Den Sprint um den zweiten Podestplatz gewann ein geistesgegenwärtig agierender Alejandro Valverde (Caisse d'Epargne), womit er sich sechs wichtige Sekunden Zeitbonifikation sicherte. Mit Samuel Sanchez (Euskaltel) auf vier, Joaquim Rodriguez (Katjusha) auf fünf und Valverdes Teamkollege Luis-Leon Sanchez auf sieben kamen so insgesamt vier Spanier unter die besten zehn der Etappe. Ein wichtiger Landsmann jedoch fehlte: Alberto Contador, der als 17-ter, obzwar zeitgleich, jegliche Zeitgutschrift verpasste und so in Kauf nehmen musste, dass der Vuelta-Sieger des Vorjahres bis auf 14 Sekunden an sein Gelbes Trikot herangerückt ist. Weiterhin 25 Sekunden Rückstand hat der Gesamtdritte Roman Kreuziger (Liquigas), heute 21-ter, vor den immer noch auf Rang vier und fünf liegenden Sanchez & Sanchez mit + 26 bzw. + 29 Sekunden. Jens Voigt (Saxobank), der als Elfter die Top 10 heute knapp verpasste, bleibt Gesamtsechster (+ 0:34).
Dritter des Tages wurde Doppel-Etappensieger und Shooting-Star Peter Sagan (Liquigas), der somit das Grüne Trikot immer fester zu seinem Eigentum macht und in der Punktewertung nun mit 19 Zählern vor Voigt in Führung liegt.

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Nach sieben Tagen und 1235 Kilometern erreicht die "Fahrt zur Sonne" morgen die namengebende Stadt Nizza (Nice). Rund 100 Kilometer weniger als heute sind zu absolvieren - aber Zurücklehnen ist nicht auf dem Rundkurs um die Metropole an der Côte d'Azur. Im Gegenteil ist der letzte Tag noch einmal ein besonders schwerer, da sich nicht weniger als drei erstklassige Bergwertungen (Col de la Porte, La Turbie und Col d'Eze) in den Weg stellen - vielleicht auch zwischen Contador und das Gelbe Trikot? Jedenfalls dürfte sein ärgster Verfolger Valverde schon ein Auge auf die Zwischensprints und die Etappenankunft geworfen haben.





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