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Adventskalender am 7. Dezember: LiVE-Radsport liest: Eine Biografie des Giro- und Tour-Siegers Hugo Koblet
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07.12.2012

Adventskalender am 7. Dezember: LiVE-Radsport liest: Eine Biografie des Giro- und Tour-Siegers Hugo Koblet

Info: Weitere Buchvorstellungen aus der Reihe LiVE-Radsport liest
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



  07.12.  
Hinter unserem heutigen Adventskalender-Türchen verbirgt sich ein Beitrag aus der Reihe „LiVE-Radsport liest“. Diesmal geht es um die im vergangenen September neu erschienene Biografie „Ikarus auf Rädern“, die sich mit dem sportlichen und privaten Schicksal von Hugo Koblet befasst, eines der größten Schweizer Radsportler aller Zeiten, dessen Ruhmestaten ebenso glanzvoll waren wie sein Ende grausam. Ob das über 400 Seiten starke Werk die Lektüre lohnt, sagen wir Euch im Folgenden.



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Hugo Koblet als Ikarus auf Rädern

Inhalt: Die großen Rundfahrtsiege, der Wendepunkt, der Abstieg und das Ende
Diese Lebensbeschreibung ist die zweite umfangreiche Hugo Koblet-Biografie (nach dem Klassiker „Pédaleur de charme“ 1993) und stammt von einem Schweizer Hochschuldozenten für Sport. Der Kindheit, Jugend und den frühen Radsporterfahrungen des Protagonisten werden nur wenige Seiten gewidmet. Der erste Schwerpunkt ist bereits das Jahr 1950, in dem Koblet mit seinem Giro-Gesamtsieg der unerwartete, „kometenhafte“ Aufstieg gelang. Das nächste ausführliche Kapitel gilt dem Tour de France-Sieg von 1951, dann folgt ein Exkurs, in dem das Verhältnis der beiden „großen K“ (Kübler und Koblet) thematisiert wird. Der Wendepunkt in Koblets Laufbahn, als eine unverantwortliche ärztliche Behandlung, die wir heute durchaus als Zwangsdoping bezeichnen würden, zu einer irreversiblen Schädigung seines Herz-Lungen-Systems führte, wird im darauffolgenden Abschnitt beschrieben. Viel Raum nehmen dann die Jahre 1953 bis 1958 ein, in denen seine Karriere zwar noch Spitzenresultate zeitigte, sich aber auch unweigerlich dem Ende neigte. Bevor der Autor auf die Geschehnisse nach Koblets Rückzug aus dem Profiradsport eingeht, schiebt er zwei themenbezogene Kapitel („Training und Ernährung“; „Koblet und die Frauen“) ein. Zum Abschluss kommt natürlich das grässliche und vorzeitige Lebensende des dreifachen Tour-de-Suisse-Siegers zur Sprache, der Selbstmord per Auffahrunfall im Jahr 1964. Ein Kapitel mit ausführlichen Zitaten von Zeitgenossen und ein Palmarès runden das Ganze ab, während Schwarz-weiß-Fotos für authentisches Anschauungsmaterial sorgen.

Bewertung: Sperrig geschriebene Lebensdeutung vermag nicht zu überzeugen
Der Autor Daniel Sprecher versucht sich zugleich an einer Chronik wie an einer Deutung des Lebens von Hugo Koblet – und vermag mit beidem nicht so recht zu überzeugen. Der eigentlich biografische Teil ist zwar kenntnisreich geschrieben, die Schwerpunktsetzung, welcher die frühen Jahre fast völlig zum Opfer fallen, verblüfft aber. Generell erschöpft sich die Lebensbeschreibung an vielen Stellen in einer Schilderung der Geschehnisse bei den (großen) Rundfahrten und anderen Wettkämpfen. Die endlose Aneinanderreihung von Sechstage- und Bahnrennen, mit denen Koblet sich im Winter fit hielt und Geld verdiente, ermüdet, zumal jedes Jahr seiner Karriere nach demselben Schema abgearbeitet wird – Bahnradevents, Giro, Tour und/oder Tour de Suisse, Kriterien, Zeitfahren und wieder Sixdays etc. Der Mensch Koblet bleibt dahinter fast unkenntlich – und das obwohl wie gesagt der Autor sein Leben auch deuten will. Er sieht in ihm einen früh Vollendeten, von der Natur Begnadeten, dessen tragisches Ende aus einer grundsätzlichen Untauglichkeit für das „richtige“ Leben, aus Naivität und übermäßiger Großzügigkeit resultierte („beflügelt auf dem Rennrad – überfordert im realen Leben“). Sicherlich ist gegen diesen Ansatz nichts einzuwenden, die Amateurpsychologie, mit der Daniel Sprecher seine Interpretation vorträgt, wirkt jedoch stellenweise arg billig. Einzig im „Mexiko-Kapitel“ gelingt es ihm, den Leser einzufangen. Ganz davon abgesehen merkt man der Biografie an, dass ihr Verfasser kein gelernter Journalist ist. Paradoxerweise schildert er das Leben des „Ästheten auf dem Rennrad“ in einem schwerfälligen, sperrigen Schreibstil, der mit jener Schönheit und Leichtigkeit, die dem Sportler Koblet nachgesagt wurde, nichts zu tun hat.

Fazit
Detailreich geschriebene Biografie eines der größten Schweizer Sportler aller Zeiten. Kann man lesen – muss man aber nicht.

Titel: „Ikarus auf Rädern. Beflügelt auf dem Rennrad – überfordert im realen Leben“
Autor: Daniel Sprecher
Verlag: AS Verlag
Erscheinungsjahr: 2012
Seitenzahl: 447
Preis: 16,80 €
ISBN: 978-3-906055-04-6

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LiVE-Radsport liest: Eine Biografie von Giro- und Tour-Sieger Hugo Koblet
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Ikarus auf Rädern. Beflügelt auf dem Rennrad - überfordert im realen Leben
Ikarus auf Rädern. Beflügelt auf dem Rennrad - überfordert im realen Leben

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