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Adventskalender am 15. Dezember: Mission accomplished! Der Weg des Team Sky zum ersten britischen Sieg bei der Tour de France
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15.12.2012

Adventskalender am 15. Dezember: Mission accomplished! Der Weg des Team Sky zum ersten britischen Sieg bei der Tour de France

Autor: Felix Griep (Werfel)



  15.12.  
Es war der 26. Februar des Jahres 2009, an dem verkündet wurde, dass British Sky Broadcasting, der größte Pay-TV-Anbieter Großbritanniens, ab dem Folgejahr eine Radsportmannschaft sponsern werde. Und es war auch der Tag, an dem Teammanager Dave Brailsford das hochgesteckte Ziel ausrief, innerhalb von fünf Jahren für den ersten Sieg eines Briten bei der Tour de France sorgen zu wollen. Der Plan ging auf und das sogar noch schneller als gedacht. Schon am 22. Juli 2012 erfüllte Bradley Wiggins die Mission der Sky-Mannschaft. Heute wollen wir im Adventskalender einmal den Weg von der Gründung des Teams bis hin zum ultimativen Erfolg nachzeichnen.



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Das erfolgreiche Bahnradsport-Programm wandert auf die Straße
Dass es die Briten draufhaben, das hatten sie schon einmal bewiesen. Unter der Führung von „performance director“ Dave Brailsford entwickelte British Cycling ein Förderprogramm für den Bahnradsport, dessen Erfolgsbilanz klar für sich spricht. Von einer mittelmäßigen Nation, die 2004 in Athen mit zwei Goldmedaillen für ihre Verhältnisse schon überdurchschnittlich erfolgreich war, entwickelte sich Großbritannien zu einer Großmacht, brach die australische Dominanz und feierte 2008 in Peking nicht weniger als sieben Olympiasiege auf der Bahn. Die akribische, detailbesessene, wissenschaftliche Herangehensweise an die Trainings- und Vorbereitungsarbeit sollte dann auch auf den Straßenradsport übertragen werden. Der Pay-TV-Anbieter Sky sorgte als Hauptsponsor für den notwendigen finanziellen Rahmen, Brailsford brachte als Manager das Know-how mit. Die Voraussetzungen hätten also kaum besser sein können, doch welcher Fahrer sollte es erfüllen, das laut ausgesprochene Ziel, im Zeitraum von maximal fünf Jahren für den ersten Gesamtsieg eines Briten bei der Tour de France zu sorgen? Ein geeigneter Kandidat, der sich in der jüngeren Vergangenheit durch entsprechenden Leistungen aufgedrängt hätte, war nicht in Sicht. Eine „mission impossible“, so schien es. Nur ein Marketinggag, um das neu gegründete Team in die Schlagzeilen zu bringen, mögen viele gedacht haben.

Olympiasieger Wiggins erweist sich als potentieller Tour-Sieger
Nach der „Geburt“ des Team Sky im Februar 2009 wurde der Rest des Jahres damit verbracht, einen schlagkräftigen Kader zu akquirieren, der nicht ausschließlich, aber im Kern aus Briten bestehen sollte. Bei der Suche nach geeigneten Fahrern offenbarte sich im Juli der Mann, in den Sky fortan alle seine Hoffnungen setzen würde. Bei der Tour de France 2009 standen der nunmehr zweifache Sieger Alberto Contador, Andy Schleck und Comebacker Lance Armstrong auf dem Podium, dahinter folgte Bradley Wiggins auf Rang vier und stellte damit den ewigen britischen Rekord des Schotten Robert Millar ein, der 1984 ebenfalls Tour-Vierter wurde. Jener Wiggins, der zu den Topstars des britischen Bahnradsports gehörte, der vielfache Weltmeister und dreifache Olympiasieger in der Einzel- (2004, 2008) und Mannschaftsverfolgung (2008). Dass ausgerechnet der damals 29-Jährige sich als potentieller Tour-Sieger entpuppte, war ein Glücksfall für Sky. Es folgte ein langes Tauziehen um seine Dienste, erst im Dezember wurde der Wechsel vom US-Team Garmin-Slipstream zu Sky besiegelt, wo er auf alte Vertraute wie Brailsford und Trainer Shane Sutton traf. Bis zu den olympischen Spielen von Peking lag Wiggins‘ Fokus auf der Bahn und bei seinen beiden vorherigen Tour-Teilnahmen war seine Klasse noch nicht zu erkennen gewesen. 2006 hatte er seine erste Frankreich-Rundfahrt als 123. beendet, 2007 bewegte er sich in einem ähnlichen Bereich. Bevor sich seine Cofidis-Mannschaft in Folge von Cristian Morenis positiver Dopingprobe wenige Tage vor dem Ende aus dem Rennen zurückzog, hatte Wiggins immerhin vierte Plätze beim Prolog in London und einem langen Zeitfahren verbucht und damit angedeutet, wo seine größte Qualität liegt.

Zwei schwere Jahre bringen Rückschläge, aber wertvolle Erfahrungen
Seine erste Grand Tour für Sky war nicht die Tour, sondern der Giro d’Italia 2010. Das kurze Auftaktzeitfahren gewann Bradley Wiggins, verlor das Rosa Trikot aber schon am nächsten Tag durch einen Sturz. Als Endergebnis gab es ein 40. Platz, doch Hauptziel war natürlich die Tour de France. Dort konnte der Sky-Leader jedoch nicht an die Erfolge des Vorjahres anknüpfen, hatte mit dem Gesamtsieg nichts zu tun und schaffte es bei fast 40 Minuten Rückstand zu Sieger Contador nur auf Rang 24. In der Saison 2011 wählten Sky und Wiggins eine andere Herangehensweise, verzichteten auf einen Giro-Start. Wiggins wurde Dritter bei Paris-Nizza, bestritt die Tour de Romandie und gewann im Juni schließlich das Critérium du Dauphiné. Ein zweiter Platz im Zeitfahren hinter Tony Martin und solide Leistungen in den Bergen, mit denen er seinen Vorsprung auf die Kletterer verteidigte, führten zu diesem Meilenstein in seiner Entwicklung. Vorbereitung und Form waren augenscheinlich besser als im Jahr zuvor, doch kam Wiggins nicht dazu, sein Können bei der Tour de France unter Beweis zu stellen. Ohne einen großen Berg gesehen zu haben, schied er auf der 7. Etappe aus, nachdem er sich bei einem Massensturz das Schlüsselbein brach. Die Enttäuschung versuchte er später bei der Vuelta a España wettzumachen und erreichte dort den guten dritten Platz. Allerdings geriet seine Leaderrolle innerhalb der Mannschaft in Zweifel, weil sein Teamkollege Chris Froome sich in den spanischen Gebirgen stärker zeigte und hinter Gewinner Juan José Cobo Zweiter wurde.

Totale Dominanz ebnet den Weg zum Tour-Sieg 2012
Doch die Saison 2012 begann Wiggins trotz des letzten Eindrucks von der Vuelta als uneingeschränkter Kapitän und rechtfertigte dieses Vertrauen mit Gesamtsiegen bei Paris-Nizza, Tour de Romandie und erneut der Dauphiné. Unbesiegbar schien Wiggins, dessen Zeitfahrstärke Grundlage aller Erfolge war, aber auch seine Mannschaft, die ihm auf den Bergetappen dabei half, die Gegner unter Kontrolle zu halten und gefährliche Attacken zu unterbinden. Mit dem aus Kenia stammenden Froome, seit 2008 britischer Staatsbürger, und den Australiern Michael Rogers und Richie Porte konnte Wiggins auf die Unterstützung von gleich drei Fahrern zählen, die in ihrer Topform allesamt selbst das Zeug gehabt hätte, in einer Vielzahl der anderen Teams die Kapitänsrolle auszufüllen. Bei der Tour de France nutzten sie auch sofort die erste Gelegenheit, die Bergankunft in La Planche des Belles Filles auf der 7. Etappe, um ihre Stärke zu demonstrieren. Froome durfte sich als Lohn für seine Dienste den Etappensieg holen und Wiggins übernahm von Fabian Cancellara, dem er im Prolog unterlegen war, erstmals das Gelbe Trikot. Zwei Tage später war nach dem ersten langen Zeitfahren in Besançon die Entscheidung nach einem überlegenen Wiggins-Sieg praktisch schon gefallen. Einzig Froome hätte ihm scheinbar noch gefährlich werden können, wirkte auf den Bergetappen mehrfach etwas stärker als Wiggins, der sich aber keinen wirklich schwachen Tag gönnte und mit einem weiteren Zeitfahrsieg am vorletzten Renntag schließlich den Sieg endgültig unter Dach und Fach brachte. Froome hatte sich auf den zweiten Rang der Gesamtwertung vorgefahren, was den Triumph für Sky umso schöner machte.

Neuerliche Olympia-Erfolge als Krönung
Das ambitionierte Ziel, welches Anfangs noch so realitätsfern wirkte, war damit erfüllt, Bradley Wiggins konnte sich in Paris als erster britischer Tour-Sieger feiern lassen. Nun will man versuchen, das Erreichte bei der Tour 2013 zu wiederholen, bei deren berglastigerem Kurs vielleicht die Stunde von Froome schlagen könnte. Vieles, aber beileibe nicht alles dreht sich im Team Sky um die Frankreich-Rundfahrt, was die Bilanz aus nunmehr drei Jahren im Profi-Radsport zeigt. Über 300 Podiums-Resultate wurden eingefahren, darunter 105 Siege, 51 allein in dieser Saison. Zudem hat die Mannschaft maßgeblich zum Radsport-Boom in Großbritannien beigetragen, der auch bei den Olympischen Spielen in London deutlich zu spüren war. Wiggins holte dort seinen vierten Olympia-Sieg, diesmal im Einzelzeitfahren, und auf der Bahn gewannen die immer noch überragenden Briten sieben von zehn Goldmedaillen. So haben sich die Briten als eine der stärksten Nationen im Radsport fest etabliert.





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