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Adventskalender am 22. Dezember: In Memoriam: Gedenken an die 2012 verstorbenen Radprofis
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22.12.2012

Adventskalender am 22. Dezember: In Memoriam: Gedenken an die 2012 verstorbenen Radprofis

Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



  22.12.  
Wie in den vergangenen Jahren so wollen wir auch Ende 2012 an diejenigen berühmten und weniger berühmten Radsportler erinnern, welche uns in den letzten 12 Monaten für immer verlassen haben. Die Statistik der „Radsportseiten“ verzeichnet ca. 80 Todesfälle von aktiven und ehemaligen Radprofis seit dem 1. Januar dieses Jahres. Ihnen will LiVE-Radsport.com mit dem heutigen Adventskalenderbeitrag eine besondere letzte Ehre erweisen; einige große und kleine Schicksale haben wir herausgegriffen.



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Der prominenteste Todesfall 2012 war Fiorenzo Magni. Der Italiener, der am 19. Oktober 91-jährig an einem Aneurysma starb, feierte seine großen Erfolge zu einer Zeit, als noch seine legendären Landsleute Gino Bartali und vor allem Fausto Coppi das Peloton beherrschten. Auch wenn Magni nie die einsame Größe der „Campionissimi“ erreichte, so war er doch viel mehr als ein Edelhelfer. Drei Mal konnte er den Giro d’Italia auf seine eigene Rechnung schreiben: 1948, 1951 und 1955. Ebenso häufig triumphierte er bei der Flandernrundfahrt, nämlich 1949 bis 1951, womit er bis heute den Serien-Rekord hält und sich den Ehrennahmen „Löwe von Flandern“ verdiente. Unzählige weitere Erfolge zieren Magnis Palmarès. Er gewann Etappen an Giro, Tour de France und Vuelta sowie zahlreiche italienische Eintagesrennen, war 1951 Vize-Weltmeister der Profis, dreimal italienischer Meister und stellte bereits 1942 einen Weltrekord über 100m auf. Giro-Manager Michele Acquarone hat schon bekannt gegeben, dass das Rosa Trikot der kommenden Austragung dem Verstorbenen gewidmet werde. Am 26. Mai will man zudem in Brescia eine Gedenkveranstaltung abhalten.

Ein Zeitgenosse, Landsmann und übrigens vorübergehend Teamkollege von Magni (1948/49 bei Wilier Triestina) war Luciano Maggini. Zwischen 1947 und 1952 feierte er nicht weniger als sieben Etappensiege beim Giro d’Italia. Zudem wurde er 1948 Vierter der Straßen-WM der Profis, die damals, genauso wie 2012, in Valkenburg ausgetragen wurde, und gewann 1953 Mailand-Turin. Maggini starb am 24. Januar im Alter von 86 Jahren. Ein weiterer italienischer Etappenjäger der 40er Jahre war Aldo Ronconi. Er holte Tagessiege beim Giro d’Italia und bei der Tour de France, wo er 1947 zeitweilig auch das Gelbe Trikot trug. Er war Landesmeister im ersten Nachkriegsjahr und belegte sowohl 1946 wie 1950 bei der Tour de Suisse, die damals als drittwichtigste Rundfahrt galt, Gesamtrang drei. Ronconi starb am 12. Juni im hohen Alter von 93 Jahren. Giro- und Tour-Etappensiege feierte auch Giacinto Santambrogio – jedoch zu einer ganz anderen Zeit. Profi in den Jahren 1969 bis 1979 (u. a. bei Molteni und Bianchi) konnte er sich 1971, 1975 und 1977 in die Bücher der Frankreich- bzw. Italienrundfahrt einschreiben. Er gewann mehrere italienische Eintagesklassiker und 1974 den GP Kanton Aargau. Nach langer schwerer Krankheit verstarb Santambrogio erst 67-jährig am 14. Juni.

Kommen wir von den italienischen zu den belgischen Radstars vergangener Tage. Einer, der sich auch nach seiner Karriere in seiner Heimat Antwerpen noch großer Beliebtheit erfreute, war Arthur Decabooter. Für seinen beherzten Fahrstil erhielt er den Beinamen „El Toro“. Er gewann dreimal die Ronde van Vlaanderen, wenn auch in unterschiedlichen Kategorien: als Nachwuchsfahrer 1955, als Unabhängiger Fahrer (das gab es damals noch) 1958 und als Profi 1960. Herausragend sind auch seine Etappensiege bei der Vuelta a Espana 1960, wo er zudem das Punktetrikot holte, und seine Ausbeute im Jahr 1961, das ihm Omloop Het Nieuwsbald und E3 Prijs bescherte. 1964 folgte mit Kuurne-Brussel-Kuurne ein weiterer Klassiker. Decabooter war 75, als er am 26. Mai während einer Fahrradtour entlang der Schelde verstarb. Ein großer Klassikersieg gelang auch Jos Huysmans, der 1969 die Flèche Wallonne für sich entschied. Im selben Jahr war er Zweiter beim Amstel Gold Race. In seiner langen Profi-Zeit (1964 bis 1977) holte er Etappensiege bei der Tour de France und Tour de Suisse und machte sich ansonsten als Helfer von Eddy Merckx einen Namen. Am 10. Oktober starb Huysmans im Alter von 70 Jahren. Am 17. November hörten wir dann vom Tod des 81-jährigen Armand Desmet, Giro-Etappensieger von 1962. Zwei Jahre zuvor hatte er die Vuelta als Gesamtzweiter beendet; 1964 holte er dort auch eine Etappe. 1958 gewann er die Erstaustragung des E3 Prijs, vier Jahre später Rund um den Henninger Turm mit über dreiminütigem Vorsprung.

Auch die Franzosen haben in diesem Jahr von einigen ehemaligen Radsportgrößen Abschied genommen. Am 16. April starb Jean Fréchaut, dreifacher Tour-Etappensieger des Jahres 1937, in dem Roger Lapébie den Gesamtsieg davontrug. Mit 97 Jahren hält Fréchaut den Altersrekord unter den Athleten, von denen in diesem Beitrag die Rede ist. Am 20. Juli starb immerhin 90-jährig Henri Aubry, der Amateurweltmeister des Jahres 1946, der diesen Titel errang, obwohl er kurz zuvor erst aus 30-monatiger Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war. Nur 55 Jahre alt wurde Régis Clère, der am 9. Juni einem Herzleiden erlag. Ein komplizierter chirurgischer Eingriff war fehlgeschlagen. Clére, Profi von 1981 bis 1992 u. a. bei Coop und Teka, galt als „König der Ausreißer“. Auf diese Weise gewann er 1983 eine und 1987 zwei Etappen der Tour de France. Auch der Prolog und die erste Etappe der Vuelta 1981 sowie der Landesmeistertitel 1982 gehören zu seinen Erfolgen. An dieser Stelle sei außerdem noch einer der Pioniere des luxemburgischen Radsports erwähnt, welcher am 6. Dezember im Alter von 90 Jahren von uns ging. Jean Diederich, genannt „Bim“, gewann zwischen 1950 und 1952 drei Etappen der Tour de France, trug vorübergehend das Gelbe Trikot und wurde Gesamtsieger seiner Heimatrundfahrt sowie der Tour de Lorraine. Sein Enkel Laurent Didier ist bekanntlich ebenfalls ein erfolgreicher Radprofi geworden.

Ein schwieriges Kapitel stellen immer wieder diejenigen Sportler dar, die viel zu früh und völlig unerwartet aus dem Leben scheiden. In diesem Jahr waren es besonders viele, die diesen Weg gehen mussten, auch wenn im täglichen Radsportzirkus so manches „kleine“ Schicksal unterging. Am 28. Oktober schockierte der Fall von Gunther Cuylits, einem 37-jährigen ehemaligen Profi, der mit der belgischen Mannschaft an der Tour du Faso in Afrika teilnahm und dort den achten Gesamtrang belegte. Nach der Abschlussfeier begab das Team sich zum Flughafen, wo Cuylits plötzlich zusammenbrach und nicht mehr reanimiert werden konnte. Man geht von einem sogen. traumatischen Aortariss als Todesursache aus. Einen ebenso schlagartigen Tod fand Cuylits‘ Landsmann Rob Goris, Profi-Radsportler bei Accent.Jobs-Willems Verandas, am 5. Juli. Der belgische Amateurmeister von 2010 stattete der Tour de France einen Besuch ab und war am Abend noch zu Gast in einer TV-Sendung zur Frankreichrundfahrt, bevor er nachts Opfer eines Herzschlags wurde – mit gerade einmal 30 Jahren. Ein Herz-Kreislauf-Zusammenbruch während des Trainings führte am 14. August auch das viel zu frühe Ableben des 27-jährigen Australiers Robbie Williams herbei. Er gehörte von 2007 bis 2009 zum Kader von Drapac Porsche und feierte seinen größten Erfolg mit dem Gewinn von Goulburn–Sydney, des ältesten australischen Straßenrennens.

Auch Verkehrsunfälle spielten in diesem Jahre wieder eine große Rolle. Am 14. Oktober kam Kyle Bennett, einer der Pioniere des BMX-Radsports und dreimaliger Weltmeister, bei einem Autounfall ums Leben. Der 33-Jährige verlor nahe seinem Wohnort Conroe (Texas) die Kontrolle über seinen Kleinlaster, prallte gegen ein Eisengitter und erlag noch an der Unfallstelle seinen Verletzungen. Bennett holte den WM-Titel in den Jahren 2002, 2003 und 2007; 2008 war er Dritter des Weltcups. Im selben Jahr repräsentierte er die USA bei den ersten Olympischen BMX-Wettkämpfen und erreichte das Halbfinale. Ein Unfall mit dem eigenen Fahrzeug war auch die Todesursache von Klemen Michelizza, einem jungen Slowenen, der 2011 zum Continental-Team Radenska gehörte, die Landesrundfahrt bestritt und sein Land auch schon bei der Junioren-Europameisterschaft vertreten hatte. Am 14. Januar verlor der knapp 20-Jährige bei schlechten Sichtbedingungen die Kontrolle über sein Auto und kollidierte mit einem Bus. Auf ähnliche Weise verstarb Juan Van Heerden, ein 25-jähriger Südafrikaner, der bis 2010 zu MTN gehörte und als Junior eine Etappe der Tour de l’Abiti sowie 2007 eine Etappe der Ägypten-Rundfahrt gewann. Ebenso wurde am 5. Juli die Griechin Angeliki Koutsonikoli Opfer einer Verkehrskarambolage. In ihrem Heimatland war die 23-Jährige, die aus einer Radsportfamilie stammt, eines der größten Talente, das sowohl im Cross Country wie auf der Bahn etliche nationale Elite-Titel holte. 2010 nahm sie an der Bahnrad-Weltmeisterschaft teil, 2011 wurde sie Dritte des Keirin- und Sprint-Wettbewerbs in Moskau.

Am 19. September erschütterte uns die Nachricht von Victor Cabedo Carda, der im Training von einem Auto angefahren wurde und seinen Verletzungen erlag. Der 23-Jährige bestritt seine erste Saison als Profi bei Euskaltel-Euskadi und war zuletzt bei der Tour of Britain im Einsatz gewesen. 2011 fuhr er für Orbea Continental und sorgte mit einem Etappensieg bei der Asturien-Rundfahrt für Aufsehen. In Ausübung ihrer Profession verstarb auch die weißrussische Bahnradspezialistin Palina Zhuk, die mit der Nationalmannschaft am Grand Prix von Tula teilnahm und im Keirin unglücklich auf die Bahn stürzte. Trotz sofortiger Operation erlag die 20-Jährige am 23. Mai ihren Kopfverletzungen. Vergangene Woche erst, am 16. Dezember, kam der Mountainbiker Iñaki Lejarreta Errasti bei einem Trainingsunfall nahe Durango ums Leben. Der Baske aus dem Orbea Team war 2007 spanischer XC-Meister und vertrat sein Land 2008 bei den Olympischen Spielen, wo er einen starken achten Platz belegte. Dasselbe Resultat erzielte er 2010 bei der EM. Heuer waren Platz 17 beim Weltcup Pietermaritzburg und Platz 20 bei der WM Lejarretas beste Resultate. Als die Notfallhelfer am Unfallort eintrafen konnten sie nichts mehr für den 29-Jährigen, den Neffen von Vuelta-Sieger Marino Lejarreta, tun.
Ein anderes Schicksal ereilte Gonçalo José Amorim am 1. Mai dieses Jahres – oder besser gesagt er wählte es sich. Der Portugiese, der zwischen 1992 und 2005 Profi bei verschiedenen Teams aus seinem Heimatland gewesen war und 2004 in Athen zur Silbermedaille von Sergio Paulinho beigetragen hatte, nahm sich 39-jährig mit einer Schusswaffe das Leben.





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