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Cancellara triumphiert zum 3. Mal im Velodrom von Roubaix - Vanmarcke unterliegt nach packendem Rennen
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07.04.2013

Cancellara triumphiert zum 3. Mal im Velodrom von Roubaix - Vanmarcke unterliegt nach packendem Rennen

Info: PARIS - ROUBAIX 2013
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Roubaix, 07.04.2013 – Fabian Cancellara (RadioShack-Leopard) ist ein Meister der Alleingänge, gewann 2006 sein erstes Paris-Roubaix mit fast und 2010 sein zweites mit genau zwei Minuten Vorsprung. Nach einem Solosieg bei der Flandern-Rundfahrt als Topfavorit ins Rennen gestartet, hatte er bei der 111. „Hölle des Nordens“ in Sep Vanmarcke (Blanco) aber bis zum Schluss einen ebenbürtigen Gegner, den er erst im Sprint auf der Radrennbahn von Roubaix bezwingen konnte. Nach drei Jahren gelang Cancellara damit zum zweiten Mal das seltene „Double“ aus Flandern und Roubaix, welches neben ihm nur zehn andere Fahrer schafften; einzig Tom Boonen ebenfalls zweimal.

Sturzreiche Vorbereitung des Topfavoriten
Stürze gehören zu Paris-Roubaix wie das Kopfsteinpflaster, keine Austragung kommt ohne „pavés“ und „chutes“ aus. Es fanden in diesem Jahr aber schon drei Stürze vor der dem eigentlichen Rennen statt, welche die Ausgangslage des Klassikers – über den man sagt, er wäre der härteste zu fahren, aber der schönste zu gewinnen – maßgeblich beeinflussten. Vorjahres- und Rekordsieger Tom Boonen (Omega Pharma-Quick Step) kostete ein schwerer Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vor einer Woche die Möglichkeit eines fünften Erfolges. Daraufhin wurde Fabian Cancellara, der die „Ronde“ überlegen gewann, zum uneingeschränkten Topfavoriten auf den Sieg in Roubaix. Doch unter der Woche sorgte der Schweizer mit zwei Stürzen beim Scheldeprijs und auf einer Erkundungsfahrt über die Paris-Roubaix-Strecke einerseits für Besorgnis bei seinen Fans, anderseits schürte er bei seinen Gegnern Hoffnung, dass er in einem angeschlagenen Zustand zu besiegen wäre. Bei RadioShack-Leopard hatte man jedoch uneingeschränktes Vertrauen und die Mannschaft zeigte Präsenz im Hauptfeld, als nach knapp hundert der 254,5 Kilometer die wilde Fahrt über die auf 27 Sektoren verteilten 52,6 Kilometer Kopfsteinpflaster begann.


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Noch keine Selektion im Wald von Arenberg
Die meiste Zeit bis zum ersten Sektor hatte eine Gruppe um Cancellaras Teamkollegen Bob Jungels, der 2012 im Stile seine Kapitäns Paris-Roubaix Espoirs gewann, und zwölf weitere Fahrer vor dem Feld verbracht, bekam aber nie eine reelle Chance, einen wirkliche bedeutsamen Abstand herzustellen. Nach den ersten fünf Sektoren und einigem Durcheinander entstand eine vierköpfige Spitzengruppe, zu welcher mit Gert Steegmans (Omega Pharma-Quick Step) und Clément Koretzky (Bretagne-Séché Environnement) zwei Fahrer gehörten, die bereits Teil der ersten Flucht waren. Mathew Hayman (Sky Procycling), der die letzten beiden Jahren in den Top10 finishte, und Stuart O‘Grady (Orica-GreenEdge), der Sieger von 2006, bildeten die andere Hälfte des Quartetts, das lange bestehen blieb und zeitweise mehr als zwei Minuten Vorsprung auf das Feld verbuchte. Es überstand selbst den Wald von Arenberg, dessen Passage relativ unspektakulär verlief. Es gab kaum Stürze oder Defekte, weshalb das Peloton nur unwesentlich kleiner wurde. Taylor Phinney (BMC Racing Team) und Ramon Sinkeldam (Argos-Shimano) fuhren zwar scheinbar eine Attacke, zeigten aber keine Ambitionen, dieser Nachdruck zu verleihen. Der übernächste Sektor in Hornaing, mit 3700 Metern der längste, sorgte für eine Veränderung der Rennsituation, als Michael Schär (BMC Racing Team) die Verfolgung von Steegmans und Hayman aufnahm, die ihre Begleiter abgehängt hatten. Schär brauchte eine halbe Stunde, bis er das Duo erreicht hatte, als ihnen mit Damien Gaudin (Europcar) schon der nächste Einzelgänger auf den Fersen war. Kurz bevor sich der Franzose dazugesellte, eröffnete Fabian Cancellara in Sektor 11 den Kampf um den Sieg.

Cancellara läutet Vorentscheidung ein und fällt dann zurück
Der 4-Sterne-Abschnitt Auchy-lez-Orchies gehört mit zu den anspruchsvollsten Kopfsteinpflaster-Passagen und Cancellara wirbelte auf dem trockenen Untergrund, der seit zwei Wochen keinen Regen mehr abbekommen hatte, mächtig Staub auf. Es war der Beginn einer vorentscheidenden Selektion, die sich in Mons-en-Pévèle, dem zweiten 5-Sterne-Sektor nach dem Wald von Arenberg, fortsetzte. Dort wurden 50 Kilometer vor dem Ziel die Ausreißer eingeholt. Nach dieser heißen Phase sammelte sich eine Gruppe von 13 Fahrern an vorderster Front, in der Omega Pharma-Quick Step auch ohne Boonen und den zurückgefallenen Träger der Rückennummer 1, Sylvain Chavanel, überaus stark vertreten war. Stijn Vandenbergh, Zdenek Stybar und Niki Terpstra hielten die Hoffnungen ihrer Mannschaft aufrecht. Blanco war mit Sep Vanmarcke und Lars Boom doppelt vertreten, während Cancellara wie Gaudin, Greg van Avermaet (BMC Racing Team), Bernhard Eisel (Sky Procycling), Luca Paolini (Katusha), Sebastian Langeveld (Orica-GreenEdge) und Juan Antonio Flecha (Vacansoleil-DCM) auf sich allein gestellt waren. Der 13. Mann im Bunde war Sébastien Turgot (Europcar), den ein platter Reifen als erstes aus der Verlosung nahm. In der Folge zerfiel die Gruppe und ausgerechnet Cancellara verlor den Kontakt nach ganz vorne, wurde am Begleitwagen bei seinem sportlichen Leiter vorstellig. An der Spitze fuhren Vandenbergh, Gaudin, Vanmarcke und Langeveld, bis Stybar, van Avermaet, Paolini und Flecha sich wieder ins Spiel brachten. Cancellara war zunächst mit Terpstra, Eisel und Boom unterwegs, die bei seiner Verfolgungsjagd irgendwann nicht mehr mithalten konnten. 30 Kilometer vor dem Ziel hatte er seinen Rückstand von 20 Sekunden mit einem kräftigen Zwischensprint aufgeholt, was von den anderen wenig später nur noch Terpstra gelang.


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Omega verliert gute Ausgangsposition – Cancellara schlägt starken Vanmarcke
Im zweigeteilten Sektor 6 gingen zunächst Vandenbergh und Vanmarcke in die Offensive, erarbeiteten sich 40 Sekunden Vorsprung. Cancellaras Reaktion fiel dann für viele Konkurrenten verheerend aus, bis auf Stybar konnte niemand mehr seinem Tempodiktat folgen. Als noch zwanzig Kilometer blieben, vereinigten sich die Pärchen und Omega Pharma-Quick Step schien mit Vandenbergh und Stybar gut aufgestellt, um nach dem Sieg zu greifen. Stattdessen erlebten sie auf Carrefour de l’Arbre, dem letzten Sektor der höchsten Schwierigkeitsstufe, ein Desaster. Vandenbergh drohte, den Anschluss zu verlieren, und stürzte dann, weil er an einem Zuschauer hängenblieb. Genau das passierte wenige Momente später seinem Teamkollegen Stybar, der somit, auch wenn er einen Sturz gerade noch vermeiden konnte, ebenfalls zurückfiel. Blieben also nur noch zwei. Vanmarcke, der zwar Omloop Het Nieuwsblad 2012 gewann, aber über wesentlich weniger Erfahrung verfügte, bot Cancellara in beeindruckender Manier die Stirn und setzte ihn auf dem letzten längeren Pflaster-Stück unter Druck. Cancellara wollte einen Sprint um den Sieg vermeiden, hatte einen solchen 2008 gegen Boonen verloren. Doch es gelang ihm nicht. Bei der stärksten Attacke vier Kilometer vor Schluss antwortete Vanmarcke überaus souverän. So kam erstmals seit eben jenem Jahr 2008 kein Solist als Erster ins Velodrom von Roubaix. In bester Bahnsprint-Manier duellierten sich die beiden, Vanmarcke eröffnete den Spurt und Cancellara zog erst auf den letzten Metern vorbei. Der dritte Sieg für den 32-Jährigen, aber ebenfalls eine Glanzleistung seines acht Jahre jüngeren Widersachers. 31 Sekunden betrug ihr finaler Vorsprung auf das erste Verfolgertrio, dessen Sprint Terpstra gegen van Avermaet und Gaudin gewann, womit wenigstens noch ein Omega-Fahrer auf das Podium kam. Stybar, Langeveld und Flecha folgten kurz darauf, nach 50 Sekunden eine größere Gruppe.

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Paris-Roubaix schließt die Zeit der Kopfsteinpflaster-Klassiker ab. Am nächsten Sonntag beginnt mit dem Amstel Gold Race die Ardennen-Woche.





Die beiden Du­el­lanten um den Sieg bei Paris-Roubaix 2013: Fabian Cancellara und Sep Vanmarcke (Foto: letour.fr/Veranstalter ASO)
Die beiden Du­el­lanten um den Sieg bei Paris-Roubaix 2013: Fabian Cancellara und Sep Vanmarcke (Foto: letour.fr/Veranstalter ASO)

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