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Erster deutscher Doppelsieg bei der Tour de France seit 13 Jahren - Marcel Kittel schlägt André Greipel
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09.07.2013

Erster deutscher Doppelsieg bei der Tour de France seit 13 Jahren - Marcel Kittel schlägt André Greipel

Info: TOUR DE FRANCE 2013
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Saint-Malo, 09.07.2013 – Es war der 5. Juli des Jahres 2000, die 5. Etappe mit Ziel in Vitré. Marcel Wüst, der sich drei Tage zuvor trickreich das Bergtrikot unter den Nagel gerissen hatte, besiegte im Massensprint Erik Zabel, der sich später trotzdem noch einen Etappenerfolg und das fünfte seiner insgesamt sechs Grünen Trikots holte. 13 Jahre und vier Tage später, keine einhundert Kilometer Luftlinie entfernt, gab es den nächsten deutschen Doppelsieg auf einer Etappe der Frankreich-Rundfahrt. Marcel Kittel (Argos-Shimano) bezwang Landesmeister André Greipel (Lotto Belisol) und gewann als erster Fahrer eine zweite Etappe der 100. Tour de France. Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick Step) wurde nur Dritter, sorgte aber kurzzeitig für die größeren Schlagzeilen, weil bei einer Berührung zwischen ihm und Tom Veelers der Kittel-Anfahrer zu Fall kam.

Lange Flachetappe nach dem ersten Ruhetag
Nach einem kräftezehrenden Wochenende in den Pyrenäen kam der erste Ruhetag gerade recht, um wieder Kräfte zu tanken, bevor sich die Tour de France heute in weiter Entfernung fortsetzte. Ein langer Transfer in Richtung Norden brachte den Tour-Tross nach Saint-Gildas-des-Bois in die Region Pays de la Loire, von wo aus die 197 Kilometer lange 10. Etappe mit Ziel in der Bretagne startete. Es sollte die erste von drei guten Gelegenheiten für die Sprinter innerhalb von vier Tagen werden, nur unterbrochen durch das morgige Einzelzeitfahren. Erst bei Kilometer 127,5 gab es den Zwischensprint, wenig später die einzige kleine Bergwertung. Nicht viel zu holen also für fünf Ausreißer, die sich sofort nach dem Start absetzten und von Omega Pharma-Quick Step, Lotto Belisol und Argos-Shimano nicht mehr als fünfeinhalb Minuten ziehen gelassen wurden. Die Franzosen Jérôme Cousin (Eurocpar) und Julien Simon (Sojasun), die Spanier Juan José Oroz (Euskaltel) und Luis Angel Maté (Cofidis), der Niederländer Lieuwe Westra (Vacansoleil-DCM) – sie sollten den Mannschaften der Topsprinter nicht gewachsen sein.

Wind sorgt im Finale für erhöhte Aufmerksamkeit
Maté, dessen Flucht auf der 6. Etappe keine 50 Kilometer gedauert hatte, gewann den Zwischensprint. Westra wurde dort Zweiter, sicherte sich aber nachher die Prämie auf der Côte de Dinan (Kategorie 4). Als das Peloton zum Sprint kam, zeigte sich ein schon bestens bekanntes Bild: André Greipel (Lotto Belisol) war der Schnellste, Peter Sagan (Cannondale) und Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick Step) folgten dahinter und Marcel Kittel (Argos-Shimano) war weit und breit nicht zu sehen. Volle Konzentration auf einen weiteren Tageserfolg lautete die unumstößliche Devise des Gewinners von Etappe 1. Die Strecke, die bis dahin nordwärts verlief, machte 18 Kilometer vor dem Ziel einen Knick nach Westen gen Zielort Saint-Malo. Aus dem Gegen- wurde in Küstennähe ein Seitenwind und Teams wie Saxo-Tinkoff, Garmin-Sharp, Belkin und Sky Procycling erschienen an vorderster Front, um ihre Klassementfahrer zu schützen. Die angespannte Phase verging, von ein paar wenigen Stürzen einzelner Fahrer abgesehen, ohne Vorkommnisse; Windstaffeln entstanden nicht. Die Fluchtgruppe, deren Vorsprung schon 30 Kilometer vor dem Ende unter eine Minute gefallen war, musste sich fünf Kilometer vor Schluss endgültig geschlagen geben und dem Massensprint stand nichts mehr im Wege.

Veelers stürzt bei Überholmanöver von Cavendish
Im Kampf der Sprintzüge setzte sich Lotto Belisol durch und brachte Greipel im Schlepptau zweier Helfer auf den letzten Kilometer. Greg Henderson sorgte als letzter Anfahrer dafür, dass der deutsche Meister aus der ersten Position würde sprinten können. Hinter diesen beiden fuhren die Teamkollegen Tom Veelers und Marcel Kittel, zwischen die sich allerdings Cavendish schieben konnte. Etwa 200 Meter vor der Ziellinie scherte Kittel nach links aus und lancierte seinen Sprint. Fast genau im selben Moment beschleunigte auch Cavendish, wollte rechts an Veelers vorbeiziehen. Der Ex-Weltmeister wusste aber, dass sich die Straße noch leicht nach links biegen würde und er deshalb eigentlich auf die andere Seite müsste. So wollte er den Niederländer offenbar in einer möglichst kleinen Kurve umsteuern und schnellstmöglich auf die Kittel-Seite ziehen, auf der er jetzt auch Greipel aus dem Windschatten von Henderson attackieren sah. Cavendishs Drang nach links und eine minimale Bewegung von Veelers nach rechts, also zum Überholenden hin, brachten die beide zu nahe aneinander. Cavendish, dessen Rad jetzt schon unaufhaltsam nach links zog, fuhr reflexartig die Schulter aus, um einen Crash zu vermeiden, womit er immerhin einem eigenen Sturz entging. Veelers hatte weniger Glück und ging zu Boden.

Kittel auf den letzten Metern deutlich schneller als Greipel
Die Schuldfrage wurde zum großen Diskussionthema und auch wenn Cavendish keine Absicht unterstellt werden darf, kann ihm vorgehalten werden, ein sehr hohes Risiko eingegangen zu sein, was bei Massensprints auf der anderen Seite natürlich keine Seltenheit ist. Es waren letztlich Cavendishs Verbissenheit und die starke Fokussierung auf Greipel und Kittel in Verbindung mit der kleinen Bewegung nach rechts von Veelers, durch die sich beide berührten. Glücklicherweise kam der Gestürzte ohne Brüche davon. Als Greipel nun vorne durch die leichte Linksbiegung dem Ziel entgegen strebte, musste Kittel einen Bogen um Henderson fahren – ein Manöver, welches ohne Komplikationen ablief. Zwei bis drei Radlängen betrug Greipels Vorsprung, aber sein fünf Jahre jüngerer Landsmann konnte das Loch zufahren und sich den Sieg schnappen. Cavendish kam nicht mehr an sie heran und musste sich mit Platz drei begnügen. Sagan sorgte als Vierter vor William Bonnet (FDJ) und Alexander Kristoff (Katusha) dafür, dass sein Vorsprung in der Punktewertung nur geringfügig kleiner wurde. Noch immer hat der Slowake deutliche 83 Punkte Vorsprung auf Greipel, 20 mehr auf Cavendish. An den anderen Wertungen gab es auf den vorderen Positionen nicht einmal solch minimale Änderungen.

-> Zum Resultat

Am Donnerstag und Freitag gibt es weitere Sprintetappen, doch zuvor steht das erste Einzelzeitfahren an. Die 33 Kilometer lange 11. Etappe nach Mont-Saint-Michel könnte Leader Chris Froome (Sky Procycling) helfen, seinen Vorsprung auf die von der Papierform her wohl eher schwächer einzuschätzende Konkurrenz auszuweiten.





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Foto: Sabine Jacob

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