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Tag der Ausreißer bei der Tour - Jung-Profi Trentin siegt auf der 14. Etappe
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13.07.2013

Tag der Ausreißer bei der Tour - Jung-Profi Trentin siegt auf der 14. Etappe

Info: TOUR DE FRANCE 2013
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



13.07.2013 - Nach den hochdramatischen Ereignissen des gestrigen Tages lief das 14. Tour-de-France-Teilstück um einiges konventioneller ab - es wartete aber mit einer spannenden Finalphase auf, in der eine Fluchtgruppe um den Etappensieg kämpfte. Das beste Ende für sich hatte der 23-jährige Matteo Trentin (Omega Pharma-Quick Step) - normalerweise einer der Sprintanfahrer im Zug von Mark Cavendish -, der in Lyon den Schweizer Michael Albasini (Orica-GreenEdge) sowie Andrew Talansky (Garmin-Sharp) auf die Plätze verwies und für den ersten italienischen Tour-Erfolg seit drei Jahren sorgte. Auf die Berg- und die Punktewertung hatte der Rennverlauf, welcher von den ursprünglich 18 Ausreißern geprägt worden war, praktisch keine Auswirkungen. In der Gesamtwertung machte vor allem Talansky einen Sprung nach vorn, da das Hauptfeld im Ziel über sieben Minuten zurücklag.

18-köpfige Fluchtgruppe um drei Deutsche und einen Schweizer
Für die verbliebenen 181 Fahrer - es gab keine neuen Aufgaben zu vermelden - ging es heute vom winzigen Örtchen Saint-Pourçain-sur-Sioule, wo die Frankreichrundfahrt erstmals zu Gast war, nach Lyon. In die drittgrößte Stadt des Landes also, die das Hundertfache an Einwohnern zählt und schon rund dreißig Mal vom Tour-Tross heimgesucht wurde, zuerst bei der Premiere 1903 und zuletzt vor 10 Jahren, als Alessandro Petacchi siegte. Ein Italiener sollte auch diesmal wieder die Nase vorne haben, und das obwohl seine Nation in der Fluchtguppe des Tages ganz klar unterrepräsentiert war. Vielmehr gehörten zu der 18-köpfigen Fraktion, die aus einem Kern-Trio hervorging und eine Stunde lang um ihr Entstehen kämpfte, besonders viele deutschsprachige Fahrer: Simon Geschke (Argos), Michael Albasini (Orica), Jens Voigt (Radioshack) und Marcus Burghardt (BMC). Ebenso wie die beiden Letztgenannten träumten David Millar (Garmin) und Jan Bakelants (Radioshack) von einem weiteren Tour-Etappensieg in ihren Palmarès. Landesmeister Arthur Vichot (FDJ), Cyril Gautier (Europcar), Blel Kadri (Ag2r) und Julien Simon (Sojasun) hielten die Fahnen der Gastgeber hoch, während Egoitz Garcia (Cofidis), Imanol Erviti und Jose Rojas (beide Movistar) Spanien vertraten. Tejay Van Garderen (BMC) und Andrew Talansky (Garmin), die als Geheimkandidaten fürs Podium in diese Tour gestartet waren, verliehen der Truppe zusätzliche Exklusivität, und Pavel Brutt (Katusha) sowie Lars Bak (Lotto-Belisol) rundeten das Ganze ab.

Hoogerland und Cunego mit Zwischeneinlage
Obwohl die insgesamt 191 Kilometer von Anfang an mit welligem Terrain aufwarteten, begann der Reigen der insgesamt sieben (leichten) Bergwertungen erst bei km 66,5. An der Côte de Marcigny (Kat.4) verdiente Simon Geschke sich seinen ersten Punkt fürs Maillot à pois, das den ganzen Tag ungefährdet auf den Schultern von Pierre Rolland (Europcar) verharren sollte. Zunächst hatten Lampre und vor allem Euskaltel, die keinen Vertreter in der Gruppe hatten, den Ausreißern nachgesetzt; das Tempogebolze versickerte jedoch nach 100 Kilometern, was dem Vorsprung der 18 Männer einen gewaltigen Schub verpasste. An der zweiten Bergwertung (Côte de la Croix Couverte, Kat.4) lag der ehemalige Gelbtrikot-Träger Bakelants vorne, an der Sprintwertung holte Rojas sich die maximale Punktezahl, was ihn von Platz sieben auf sechs in der Punktewertung aufrücken ließ. Als das Feld drei Minuten später in Thizy-les-Bourgs vorbeikam, waren keine Punkte mehr übrig, sodass Cavendish (Omega Pharma) nur für die Galerie sprintete. Mittlerweile führte Sky Procycling, die Mannschaft des Rundfahrtleaders Chris Froome, standesgemäß das Hauptfeld an und sorgte für eine kontrollierte Pace. 77 Kilometer vor dem Ziel brachten sich Johnny Hoogerland (Vacansoleil) und Damiano Cunego (Lampre), die beide während dieser Rundfahrt noch nicht allzu viel zeigen konnten, ins Gespräch. Der niederländische Meister und der frühere Giro-Sieger fuhren eine ganze Zeit lang zwischen Peloton und Auseißergruppe und wurden ihrerseits von Juan Oroz (Euskaltel) verfolgt. Letztlich verpuffte diese Aktion jedoch sang-, klang-, sinn- und vor allem fruchtlos.

Voigt und Millar fallen zuerst zurück. Simon lässt Sojasun hoffen
Die dritte und die vierte Bergwertung (beide 3. Kategorie) gingen an den früheren Bergtrikot-Träger Blel Kadri, bevor an der Côte de Lozanne (Kat.4) Jens Voigt punktete. 25 Kilometer vor dem Ziel - längst hatte der Abstand zum Feld die 5-Minuten-Marke geknackt - war es dann endgültig vorbei mit der Eintracht in der Spitzengruppe. Mehrere Ausreißer sondierten das Terrain mit Solo-Vorstößen - so auch Jan Bakelants, der dafür sorgte, dass der Methusalem der Tour zurückfiel, als noch 16 Kilometer zu fahren waren. Durch eine Tempoverschärfung von Tejay van Garderen büßte wenig später ein weiterer Veteran der Frankreichrundfahrt, David Millar nämlich, seine Chancen ein. Hinter der vorletzten Bergwertung an der Côte de la Duchère (Kat.4), die von Michael Albasini gewonnen wurde, setzte Julien Simon sich ab. Der 27-Jährige konnte sich zunächst in den kurvigen Straßen von Lyon gut verstecken und seinen Vorsprung auf fast 30 Sekunden ausbauen. Er jagte die allerletzte, von dichten Menschenreihen gesäumte Bergwertung (Côte de la Croix Rousse, Kat.4) hinauf und sah an der 10.000-Meter-Marke bereits wie der erste französische Etappensieger der Tour 2013 aus. Welch ein Erfolg für die Wildcard-Mannschaft Sojasun wäre das gewesen. Doch am Ende kam nur die rote Rückennummer dabei heraus. Denn nachdem sich seine Verfolger zunächst nur angeschaut hatten, sorgten Kadri und vor allem Tejay van Garderen dafür, dass Simon auf den letzten fünf Kilometern etliche Sekunden einbüßte. Burghardt wagte 1,6 Kilometer vor dem Ziel einen Vorstoß. Albasini zog nach, war augenblicklich am Spitzenreiter dran und mischte die Karten fürs Finale neu. Noch hinter der Flamme Rouge fanden weitere Ausreißer ebenfalls wieder Anschluss.

Trentins erster Profi-Sieg. Talansky Profiteur des Tages
Bakelants eröffnete den Endspurt, Albasini lag aber an zweiter Stelle im Windschatten und somit an der aussichtsreicheren Position. Simon Geschke kam auf und natürlich sprintete auch der ehemalige spanische Meister Rojas eifrig mit. Auf einen achtete in dem hektischen Pulk jedoch kaum einer: Cavendish-Anfahrer Matteo Trentin wusste seine Endschnelligkeit diesmal zu eigenen Gunsten zu nutzen und zog rechts am Schweizer vorbei. Der noch nicht 24-Jährige feierte den ersten italienischen Tour-Etappenerfolg, seitdem Petacchi - von dem oben schon einmal die Rede war - 2010 in Brüssel triumphierte. Für Trentin persönlich war es der erste Profi-Sieg - 2011 hatte er die Trofeo Alcide Degasperi und den U23-Landesmeistertitel geholt, war als Stagiaire bei Quick Step tätig gewesen und hatte dann die Laufbahn des Berufsradfahrers eingeschlagen. Andrew Talansky wurde vor Rojas, Garcia, Bak und Geschke zwar "nur" Dritter in Lyon, konnte sich in der Gesamtwertung aber von Rang 17 auf 12 verbessern. Der US-Amerikaner zog vorbei an Alejandro Valverde (Movistar), Maxime Monfort, Andy Schleck (beide Radioshack), Michael Rogers (Saxo) und Cadel Evans (BMC), deren Mannschaften - teilweise im Hinblick auf den möglichen Tagessieg - keine Anstalten machten, die Zeitverluste zu begrenzen. In der Nachwuchswertung ist Talansky nach wie vor Dritter, weist aber nur noch 70 Sekunden Differenz zu Michal Kwiatkowski (Omega) auf. Das Hauptfeld kam, angeführt von Ian Stannard (Sky), mit 7:17 Minuten Rückstand ins Ziel. An den Positionen und Zeitabständen in den Top11 änderte sich dadurch jedoch nichts. Auch in der Punktewertung blieb es beim 84-Zähler-Vorsprung von Peter Sagan (Cannondale).

Mit dem Mont Ventoux wartet morgen, am Nationalfeiertag, einer der mythischsten und gefürchtetsten Berge überhaupt auf die Teilnehmer der Frankreichrundfahrt. Bis zum Fuße des kahlen Ungetüms müssen aber bereits 221 leicht wellige Kilometer zurückgelegt werden. Es ist ein Showdown mit Anlauf, der in Givors gestartet wird. Insgesamt umfasst die 15. Etappe 242,5 Kilometer - so viele wie keine andere in diesem Jahr.

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Foto: Sabine Jacob

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