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Riblon sorgt für die Erlösung - erster französischer Etappensieg bei 100. Tour ausgerechnet in Alpe d´Huez
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18.07.2013

Riblon sorgt für die Erlösung - erster französischer Etappensieg bei 100. Tour ausgerechnet in Alpe d´Huez

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Info: TOUR DE FRANCE 2013
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Autor: Felix Griep (Werfel)



Alpe d‘Huez, 18.07.2013 – Entgegen aller Wettervorhersagen blieb Alpe d’Huez am Tag der 18. Etappe der Jubiläums-Tour vom Regen verschont und konnte mit einem großen Fest den ersten Tagessieg eines Franzosen bei dieser 100. Frankreich-Rundfahrt feiern. Christophe Riblon (AG2R La Mondiale) sorgte nach einem dramatischen Rennen, das für ihn mehrfach verloren schien, für den langersehnten Erfolg. Der Weg zum Sieg führte über die erste Ausreißergruppe, aus der auch Tejay van Garderen (BMC Racing Team) und Moreno Moser (Cannondale) herausragten. Chris Froome (Sky Procycling) war am Schlussanstieg erst gewohnt dominant, bis ihn ein Hungerast ereilte. So musste er zwar Nairo Quintana (Movistar) und Joaquin Rodriguez (Katusha) ziehen lassen, hatte aber alle anderen Gegner schon vorher abgehängt.

Das Radsportfest rund um Alpe d’Huez drohte wortwörtlich ins Wasser zu fallen. Sturm, Nebel, Regen, Hagel – aufgrund der Vorhersagen mussten grausige Bedingungen für die Königsetappe erwartet werden. Doch der Wettergott entpuppte sich als Radsport-Fan, ließ nur wenige Tropfen auf die Strecke fallen und nahm keinen Einfluss auf den Rennverlauf.

Aller guten Dinge sind drei für Riblon
Dass am Ende des Tages alle Fahrer sicher das Zeitlimit packten und es mit Alexey Lutsenko (Astana) und William Bonnet (FDJ) nur zwei Ausfälle gab, konnte überraschen, nachdem das Peloton schon wenige Kilometer nach dem Start in Gap am Anstieg zur ersten von sechs Bergwertungen zerfiel. Der Col de Manse (Kategorie 2), den man vor zwei Tagen aus einer anderen Richtung befahren hatte, brachte noch keine Fluchtgruppe hervor, wenig später war es aber soweit. In der Spitze dabei war – man hätte darauf wetten können – Christophe Riblon (AG2R La Mondiale), der schon auf den Bergankunfts-Etappen nach Ax 3 Domaines und zum Mont Ventoux als Ausreißer (erfolglos) nach einem großen Sieg strebte, um seinen angestaubten Palmarès wieder Glanz verleihen zu können. Seit dem Erfolg in Ax 3 Domaines 2010 war kein weiterer Sieg hinzugekommen. Mit Arnold Jeannesson (FDJ) und Sylvain Chavanel (Omega Pharma-Quick Step) gehörten zwei weitere Franzosen zu der neunköpfigen Gruppe. Die restlichen Schädel waren Moreno Moser (Cannondale), Tejay van Garderen (BMC Racing Team), Jens Voigt (RadioShack-Leopard), Andrey Amador (Movistar), Lars Boom (Belkin) und Tom Danielson (Garmin-Sharp) zuzuordnen. Ihr Vorsprung erreichte nach der Hälfte der 172,5 Kilometer sein Maximum von gut acht Minuten.

Nur fast ein Sturz in der Abfahrt vom Sarenne
50 Kilometer bevor der Berg als Schlussanstieg wieder befahren wurde, ging es zum ersten Mal nach Alpe d’Huez. Van Garderen, nach Rang fünf im Vorjahr nur noch 50. der Gesamtwertung, fühlte sich als stärkster Kletterer unter den Ausreißern und setzte sich alleine an die Spitze des Rennens. Gut zwanzig Sekunden vor Riblon arbeitete sich der US-Amerikaner die zahlreichen Kehren hinauf. Strade Bianche-Sieger Moser fand in sich spät, aber noch rechtzeitig große Kraft und holte gegen Ende der Steigung schnell auf. Er holte Riblon ein, zog diesen mit sich an van Garderen heran und gewann den ersten „Hors catégorie“-Bergpreis des Tages. Voigt hatte als erster Verfolger bereits 55 Sekunden Rückstand. Nach kurzer Fahrt durch den Ort ging es in den drei Kilometer langen Anstieg zum Col de Sarenne (Kategorie 2), an dem Moser abgehängt wurde. Schneller als gedacht kam der Italiener allerdings zurück nach vorne und wurde sogar zum alleinigen Führenden, wozu Kettenprobleme bei van Garderen und ein „Ausflug ins Grüne“ von Riblon beitrugen. Der 32-Jährige versteuerte sich in einer Kurve und kam von der Straße ab; einen Sturz konnte er vermeiden. Die Moral der Unglücksraben war unversehrt geblieben und beide konnten wieder zu Moser aufschließen.

Riblon reißt van Garderen spät aus seinen Träumen
Mit einem immer noch großen Vorsprung von mehr als sieben Minuten auf die Klassementfahrer ging das Trio auf die letzten 13,8 Kilometer. Noch einmal Alpe d’Huez. Moser musste früh die Segel streichen und ein Comeback war diesmal nicht zu realisieren. Van Garderen hatte es bald darauf geschafft, auch Riblon abzuhängen und war einmal mehr alleine auf dem Weg in Richtung Gipfel. Fünf Kilometer vor dem Ziel lagen 40 Sekunden zwischen ihnen. Die Kraftreserven des Jägers überstiegen die des Führenden offensichtlich um ein Vielfaches und Riblon holte nun stetig auf. An der 2000-Meter-Marke stellte er den Kontakt zu van Garderen her, dem er sofort mit einem saftigen Antritt den psychologischen Knockout verpasste. Nach 150 Kilometern Flucht und mit über 3600 Höhenmetern in den Beinen erlöste er die Franzosen mit dem ersten Heimsieg bei der 100. Tour-Austragung, der erschöpfte van Garderen folgte erst 59 Sekunden später. Die große Chance, eine enttäuschende Rundfahrt für BMC zu retten, war ihm durch die Lappen gegangen. Moser wurde mit 1:27 Minute Rückstand – eine Dreiviertelminute vor den ersten Favoriten – Dritter, alle anderen Ausreißer waren eingeholt worden.

Saxo-Tinkoffs Offensiv-Taktiken verfehlen ihre Ziele
Die Favoriten waren zu Beginn der finalen Steigung noch alle beisammen, dabei war Saxo-Tinkoff bemüht, mit verschiedenen Aktionen schon im Vorfeld Spuren an den Gegnern zu hinterlassen. Gleich zum Etappenstart sorgte man für hohes Tempo und hatte Chris Froome (Sky Procycling) am Col de Manse für einen kleinen Augenblick aller Helfer beraubt. Später an der Rampe du Motty, einem kurzen Anstieg zur zweiten Bergwertung (Kategorie 3), waren Sergio Paulinho und Nicolas Roche aus dem Feld herausgefahren und kamen auf bis zu zwei Minuten Vorsprung. Doch Folgeaktionen von Alberto Contador und Roman Kreuziger 50 Kilometer danach am Col d'Ornon (Kategorie 2) oder im folgenden ersten Alpe-d’Huez-Aufstieg blieben aus. Sky neutralisierte die Gefahr durch die „Relaisstationen“ und legte ein gleichmäßiges Tempo vor, dem sich noch niemand entgegenstellen wollte. Dass Thomas Voeckler (Europcar) seinem Teamkollegen Pierre Rolland einen Angriff lancierte, an dem desweiteren Andy Schleck (RadioShack-Leopard), Mikel Nieve (Euskaltel) und Wout Poels (Vacansoleil) teilnahmen, spielte für die Topfahrer der Gesamtwertung keine große Rolle. Dem Quartett konnte ruhigen Gewissens eine Minute Vorsprung gewährt werden. In der heiklen Abfahrt vom Col de Sarenne – die entgegen der Befürchtungen anscheinend komplett sturzfrei verlief – attackierten Contador und Kreuziger gemeinsam, doch auch daraus konnte kein Kapital geschlagen werden.

Froome erst gewohnt stark, dann mit Hungerast
Unmittelbar vor Beginn des Schlussanstiegs wurde die Gruppe um Rolland und Schleck gestellt. Fünf Movistar-Fahrer brachten das Favoritenfeld auf Touren und ein Angriffsversuch von Alejandro Valverde (Movistar) ließ nicht lange auf sich warten. Trotz Unterstützung durch Jose Serpa (Lampre) und Igor Anton (Euskaltel) kamen sie gegen Sky nicht an. Richie Porte erfüllte seine Rolle als unverzichtbarer Edelhelfer und schon zehn Kilometer vor dem Ziel entfesselte Froome seine Kräfte. Lediglich Quintana konnte sofort mitgehen und nur Rodriguez und Porte gelang danach noch eine Rückkehr zum Gelben Trikot. Der Rest war unwiderruflich geschlagen. Als das Quartett auf die letzten Kilometer kam, zeigte Froome erstmals bei dieser Rundfahrt eine Schwäche, hatte zu wenig gegessen und bekam den berüchtigten „Hungerast“. Obwohl die Versorgung aus den Teamwagen zu diesem Zeitpunkt verboten war, betätigte sich Porte als Lieferant eines Energie-Gels für seinen Kapitän, was beiden eine leicht zu verschmerzende Zeitstrafe von 20 Sekunden einbrachte. Auf Quintana und Rodriguez, die Etappenvierter und -fünfter wurden, ging ihnen eine Minute verloren. Solo-Verfolger Valverde holte das Sky-Duo beinahe noch ein. Nichtsdestotrotz darf sich Froome als Gewinner fühlen, denn seinem Hauptrivale Contador, der mit Nieve und Jakob Fuglsang (Astana) und kurz vor Kreuziger das Ziel erreichte, hatte er eine Minute abgenommen.

Quintana auf dem Podium – Riblon im Bergtrikot
Trotz der Zeitstrafe stieg Froomes Vorsprung gegenüber Contador von 4:34 Minuten auf 5:11 Minuten, neue Spannung konnte im Kampf um das Gelbe Trikot nicht aufkommen. Noch klarer als diese Führung ist jene von Quintana in der Nachwuchswertung, die mittlerweile neun Minuten auf Michal Kwiatkowski (Omega Pharma-Quick Step) beträgt. In der Gesamtwertung marschiert der Kolumbianer unaufhaltsam immer weiter nach vorne, verbesserte sich nun von Rang fünf auf drei, liegt nur 21 Sekunden hinter Contador und 12 bzw. 26 vor Kreuziger und Rodriguez. Ein Vierkampf um die zwei verbliebenen Podiumsplätze zeichnet sich ab. Nach Rodriguez klafft ein Loch von drei Minuten bis zum Sechstplatzierten Bauke Mollema (Belkin), der zwei Positionen einbüßte. Sein Teamkollege Laurens ten Dam fiel von Platz sieben auf zehn zurück – der „Berg der Niederländer“ (bis 1989 gewannen sie acht der ersten 14 Ankünfte in Alpe d‘Huez) brachte ihnen kein Glück. In der Bergwertung rückten der Erste und Zweite, Froome (104 Punkte) und Quintana (97), näher zusammen. Weil beide schon andere Sondertrikots tragen, gehört das Gepunktete weiterhin dem Dritten, bei dem es nicht mehr um Nieve (63), sondern Etappensieger Riblon (77) handelt.

-> Zum Resultat

Eine weiterer Tag im Hochgebirge, der rund tausend Höhenmeter mehr bereithält, steht morgen auf dem Programm. Die Charatkeristik der 19. Etappe ist eine andere, weil das Ziel in Le Grand-Bornand am Ende einer 13 Kilometer langen Abfahrt liegt. In der ersten Hälfte der 204,5 Kilometer geht es über die HC-Pässe Col du Glandon und Col de la Madeleine, die letzten 70 Kilometer führen über Col de Tamié (Kat. 2), Col de l'Épine (Kat. 1) und Col de la Croix Fry (Kat. 1).





Riblon siegt in Alpe d´Huez
Riblon siegt in Alpe d´Huez
Foto: Sabine Jacob

Nairo Alexander Quintana belegt den 4. Platz
Nairo Alexander Quintana belegt den 4. Platz
Foto: Sabine Jacob

Christopher Froome verliert eine Minute auf Quintana
Christopher Froome verliert eine Minute auf Quintana
Foto: Sabine Jacob

Steve Morabito mit seinen Fans
Steve Morabito mit seinen Fans
Foto: Sabine Jacob


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