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Doping-News: Liste der EPO-Nachtests der Tour 1998 veröffentlicht - u.a. Ullrich, Pantani und Zabel positiv
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24.07.2013

Doping-News: Liste der EPO-Nachtests der Tour 1998 veröffentlicht - u.a. Ullrich, Pantani und Zabel positiv

Autor: Felix Griep (Werfel) / Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Heute hat die Anti-Doping-Kommission des französischen Senats ihren lange erwarteten und bereits einmal verschobenen Untersuchungsbericht zur Tour de France 1998 veröffentlicht. Dabei wurden die Identifikationsnummern von 2004 nachträglich auf EPO getesteten Doping-Proben Namen von Fahrern zugeordnet. Positive Tests gab es unter anderem vom damaligen Tour-Sieger Marco Pantani, aber auch von Jan Ullrich, der als Zweitplatzierter gleich zwei Proben abgegeben hatte, in denen sechs Jahre später mit den neu entwickelten Analysemethoden EPO festgestellt wurde.

Aus Ullrichs damaligen Telekom-Team befinden sich auch Erik Zabel und Jens Heppner auf der Liste. Zabel hatte bei seinem Geständnis im Jahr 2007 nur einen kurzen EPO-Versuch während der Tour 1996 zugegeben. Sein damaliger Sprint-Rivale Mario Cipollini wurde nun ebenso überführt wie Laurent Jalabert, dessen Name in diesem Zusammenhang schon länger durch die französischen Medien geisterte. Insgesamt soll es wohl Proben von 57 Fahrern geben, neben den 18 positiven sind aber aktuell nur zwölf weitere bekannt, die bei den Nachtests den Status "verdächtig" erhalten hatten. Dazu gehören auch der Schweizer Roland Meier und der damalige Tour-Dritte Bobby Julich, der im letzten Jahr bereits gestand, zwischen August 1996 und Juli 1998 EPO genommen zu haben.

Liste positiver Proben:
Andrea Tafi (Mapei)
Erik Zabel (Telekom)
Bo Hamburger (2x) (Casino)
Laurent Jalabert (Once)
Marcos Serrano (Kelme)
Jens Heppner (Telekom)
Jeroen Blijlevens (TVM)
Nicola Minali (Riso Scotti)
Mario Cipollini (Saeco)
Fabio Sacchi (Polti)
Eddy Mazzoleni (Saeco)
Jacky Durand (Casino)
Abraham Olano (Banesto)
Laurent Desbiens (Cofidis)
Marco Pantani (Mercatone Uno)
Manuel Beltran (Banesto)
Jan Ullrich (2x) (Telekom)
Kevin Livingston (2x) (Cofidis)

Liste verdächtiger Proben:
Ermanno Brignoli (Riso Scotti)
Alain Turicchia (Asics)
Pascal Chanteur (Casino)
Frederic Moncassin (GAN)
Bobby Julich (Cofidis)
Roland Meier (Cofidis)
Giuseppe Calcaterra (Saeco)
Stefano Zanini (Mapei)
Eddy Mazzoleni (Saeco)
Stephane Barthe (Casino)
Stuart O'Grady (GAN)
Axel Merckx (Polti)

Keiner der genannten Fahrer hat mit Strafen etwa in Form einer Aberkennung von Resultaten zu rechnen. Weder das EPO-Doping an sich noch ein etwaiger Meineid wird von der Kommission belangt werden - einerseits wegen der Verjährungsfrist, andererseits weil die Nachtests des Jahres 2004 den heutigen Standards nicht genügen. "Wir sind keine Polizisten. Es wird keine Sanktionen geben", stellte ein Senatssprecher klar.

Bei aller Aufregung um die "positiven" und "verdächtigen" Fahrer - unter denen übrigens der geständige Doping-Sünder Tyler Hamilton fehlt - sollte nicht vergessen werden, dass das Hauptaugenmerk des Untersuchungsausschusses einer Verbesserung der Doping-Prävention galt. Dazu wurden Experten aus aller Welt befragt, u. a. der durch die US Postal-Affäre berühmt gewordene USADA-Chef Travis Tygart. Viele Kapitel des hunderte Seiten starken Berichts beschäftigen sich mit neuen, international vernetzten Ansätzen im Umgang mit der Doping-Problematik. Ausdrücklich wurde auch darauf hingewiesen, dass dieses Thema nicht nur den Radsport, sondern alle Sportarten betrifft.

Update: Mittlerweile hat auch die UCI auf die Veröffentlichung des Reports reagiert. In einem Statement heißt es, der Radsport habe in den vergangenen Jahren große Fortschritte hin zu mehr Fairness und Sauberkeit gemacht und sei ein Vorreiter in Sachen Doping-Bekämpfung. Es habe, verglichen mit den 1990er und 2000er Jahren, ein kompletter Kultur-Wandel stattgefunden. Eine Verwendung der Analyseergebnisse zu Ungunsten der Betroffenen sei aufgrund von Verfahrensmängeln - wie fehlendem "informed consent" und fehlenden B-Proben - nicht möglich.

Es gibt auch erste Reaktionen betroffener Fahrer bzw. aus deren Umfeld. Abraham Olano stritt jede Schuld ab und zog die Glaubwürdigkeit der Resultate infrage. Bo Hamburger, der vor vielen Jahren bereits EPO-Doping zugegeben hatte, zeigte sich überhaupt nicht überrascht. Das Team NetApp sieht in der Tatsache, dass Jens Heppner auf der Liste der positiven Fälle auftaucht, keinen Grund, die Zusammenarbeit mit dem Sportdirektor zu beenden. All das habe nichts mit Heppners hervorragender Leistung in den letzten Jahren zu tun. Jan Ullrich, der kürzlich lediglich Blutdoping eingestanden hatte, EPO-Missbrauch aber bis heute bestreitet, lehnte jeden Kommentar ab.


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