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Adventskalender am 19. Dezember: Sixdays in den USA - von den Anfängen im 19. Jhd. bis zum Hollywood Championship 2013
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19.12.2013

Adventskalender am 19. Dezember: Sixdays in den USA - von den Anfängen im 19. Jhd. bis zum Hollywood Championship 2013

Autor: Felix Griep (Werfel)



  19.12.  
Nur in den Niederlanden (Amsterdam, Rotterdam), in Belgien (Gent), Deutschland (Bremen, Berlin), Dänemark (Kopenhagen) und Italien (Fiorenzuola) finden heutzutage noch Sechstagerennen statt. In Frankreich (Grenoble) und der Schweiz (Zürich) gibt es zudem viertägige Events, welche nach demselben Modus ausgetragen werden. Seinen Ursprung nahm der Sixdays-Sport einst vor über hundert Jahren im New Yorker Madison Square Garden, das letzte Sechstagerennen in den USA liegt nun jedoch schon 40 Jahre zurück. Ein erfolgreicher ehemaliger Bahnfahrer aus den Vereinigten Staaten will dies ändern und lockte im Oktober für drei Tage einige bekannte aktuelle Sixdays-Profis nach Los Angeles zum Hollywood Championship Cycling. LiVE-Radsport.com blickt zurück auf die Anfänge und die Rückkehr der Sixdays in den USA.


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Die „Erfindung“ der Sixdays

Traditionell werden Sechstagerennen in Zweierteams bestritten. Als in Großbritannien ab 1875 die allerersten Vorläuferwettbewerbe ausgetragen wurden, handelte es sich aber noch um einen Einzelsport und einen Ausdauerwettkampf, der aus heutiger Sicht extrem anmutet. Die Teilnehmer befuhren die Bahnen fast ununterbrochen sechs Tage lang, legten nur wenige Schlafpausen ein. Ab 1891 wurden solche Rennen auch in den USA ausgetragen. Doch die Belastungen für die Fahrer waren viel zu hoch. Die völlig übermüdeten Athleten, so ist es überliefert, sollen von Wahnvorstellungen und Halluzinationen heimgesucht worden sein, Stürze durch nachlassende Aufmerksamkeit waren keine Seltenheit. Aber die Bezahlung war gut, die Zuschauer strömten zu diesen Veranstaltungen, wollten die unmenschlichen Leistungen sehen.

1898 wurden neue Regeln eingeführt, um die Gesundheit der Starter solcher Sechstagerennen zu schützen. Es war ihnen nur noch erlaubt, maximal 12 Stunden pro Tag zu fahren. Um dennoch ein Rennen rund um die Uhr bieten zu können, wurden Zweierteams eingeführt, deren Fahrer dann jeweils abwechselnd eine Hälfte des Tages auf dem Rad saßen bzw. sich ausruhen konnten. Das erste Rennen dieser Art fand 1899 in der berühmten New Yorker Sportarena Madison Square Garden statt. Aus diesem Grund wird der Begriff „Madison“ auch heute noch für das verwendet, was man im Deutschen umständlich als „Zweier-Mannschaftsfahren“ beschreibt. Dies ist bis heute die Kerndisziplin der Sechstagerennen, für welche sich die Bezeichnung „Sixdays“ außerhalb des englischen Sprachraums ebenso eingebürgert hat. In der französischen Sprache hat sich „Américaine“ als weiteres Synonym für ein Madison-Rennen etabliert.

1973 letztes Sechstagerennen in den USA

Charles Miller und Frank Waller gewannen 1899 das erste Sechstagerennen im Madison Square Garden mit einem Vorsprung von zwei Runden. Miller, geboren in Deutschland als Klaus Müller, hatte ein Jahr zuvor als Einzelfahrer in sechs Tagen 3368,306 Kilometer zurückgelegt, einen Schnitt von gut 560 Kilometern pro 24 Stunden. In New York wurde fortan fast jährlich ein Sixdays ausgetragen, zuletzt 1961, als die Schweizer Oscar Plattner und Armin von Büren siegten. Neben „The Big Apple“, wo 46 Sixdays mit Zweierteams ausgetragen wurden, war Chicago mit 28 Austragungen (zwischen 1915 und 1957) ein zweites Zentrum für diesen Sport, der sich aber noch in vielen weiteren Städten präsentierte.

In Detroit gab es 1927 und 1928, sowie von 1933 bis 1936 Sechstagerennen – und ein weiteres im Jahre 1973. Dieses sollte für lange Zeit das letzte Sixdays in den USA bleiben. Es waren die Belgier Willy Debosscher und Eddy Demedts, welche damals den Sieg holten. Auf Platz zwei landeten mit einer Runde Rückstand Jack Simes III und John Vandevelde. Jack Simes, der Dritte, war zur damaligen Zeit einer der besten Bahnfahrer der USA: Vize-Weltmeister im Zeitfahren bei der in Rom ausgetragenen Bahn-WM 1968, Teilnehmer der Olympischen Spiele 1960, welche ebenfalls in der italienischen Haupstadt stattfanden, 1964 in Tokio und 1968 in Mexiko. Nicht nur als Aktiver trat Simes III in die Fußstapfen seines Vaters, wie dieser schlug er nach dem Karriereende eine Funktionärslaufbahn ein, hatte Ämter bei UCI und US-Verbänden inne.

Hollywood Championship Cycling 2013

Ein Traum des 1942 im Bundesstaat New Jersey geborenen Simes III war es immer, die Sixdays, welche fortan nur noch in Europa veranstaltet wurden und sich dort großer Beliebtheit erfreuten, wieder zurück in die USA zu bringen. 40 Jahre nach Detroit ist ihm ein wichtiger Schritt hin zu diesem Ziel gelungen. Er gehörte zum Organisationskomitee von Hollywood Championship Cycling, einem dreitägigen Sixdays-Event, das vom 11. bis 13. Oktober im nahe Los Angeles gelegenen Carson stattfand. Dort gibt es im Sportkomplex StubHub Center ein Velodrom mit 2450 Sitzplätzen und einer 250 Meter langen Bahn – das größte Indoor-Velodrom des Landes, ein offizieller Olympia-Stützpunkt und Heimat des Bahnradsport-Programms von USA Cycling.

Teilnehmer des Hollywood Championship Cycling waren nicht nur die amtierenden Madison-Meister der USA – Bobby Lea und Jack Simes IV, ein Enkel von Jack Simes III – sowie Daniel Holloway und Guy East. Aus Europa, wo sie in der Sixdays-Szene beileibe keine Unbekannten sind, brachten sie einige bekannte Gäste mit. Zu diesen gehörten Christian Grasmann und Leif Lampater, die buchstäblich in letzter Minute einen Heimsieg von Lea/Simes verhinderten. Vier Runden vor dem Ende des finalen Tages gelang dem deutschen Paar der entscheidende Rundengewinn, so dass den US-Amerikanern die höhere Punktzahl nicht mehr nützte, welche sie durch ihre offensive Fahrweise – auch in Wettbewerben wie Flying Lap Challenge (Rundenzeitfahren) und Miss N Out (Ausscheidungsfahren) – angehäuft hatten. Der Schweizer Franco Marvulli und Marcel Barth, ein weiterer Deutscher, fuhren auf Platz drei, der Österreicher Andreas Graf wurde mit dem Dänen Jesper Mørkøv Vierter.


Ergebnis Hollywood Championship Cycling 2013
1 Christian Grasmann (GER) / Leif Lampater (GER) 76 Punkte
2 Bobby Lea (USA) / Jack Simes IV (USA) -1 Runde / 82 Punkte
3 Franco Marvulli (SUI) / Marcel Barth (GER) -1 Runde / 64 Punkte
4 Andreas Graf (AUT) / Jesper Mørkøv (DEN) -2 Runden / 36 Punkte
5 Daniel Holloway (USA) / Guy East (USA) -3 Runden / 41 Punkte
6 Colby Pears (USA) / Jake Deuhring (USA) -3 Runden / 36 Punkte
7 Sebastian Donadio (ARG) / Walter Perez (ARG) -4 Runden / 48 Punkte
8 Adrian Hegyvary (HUN) / Hilton Clarke (AUS) -4 Runden / 44 Punkte
9 Shane Kline (USA) / Clay Murfet (AUS) -4 Runden / 34 Punkte
10 Ian Moir (USA) / Zachary Kovalcik (USA) -9 Runden / 38 Punkte
11 Barry Miller (USA) / Julian Beccaglia (ARG) -10 Runden / 35 Punkte
12 Emile Abraham (TRI) / Varun Maharajh (TRI) -11 Runden / 28 Punkte
13 Justin Williams (USA) / Ken Hansen (USA) -15 Runden / 8 Punkte
14 Martin Vecchio (USA) / Iggy Silva (USA) -16 Runden / 6 Punkte
15 Eric Workowski (USA) / Andrew Crater (USA) -20 Runden / 10 Punkte





Hollywood Championship Cycling 2013 - die Rückkehr des Sixdays-Sports in die USA
Hollywood Championship Cycling 2013 - die Rückkehr des Sixdays-Sports in die USA

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