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Superstarker Contador beherrscht 5. Etappe von Tirreno-Adriatico - Geschke Zweiter in Guardiagrele
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16.03.2014

Superstarker Contador beherrscht 5. Etappe von Tirreno-Adriatico - Geschke Zweiter in Guardiagrele

Info: TIRRENO - ADRIATICO 2014
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Guardiagrele, 16.03.2014 - Ein einziger ernsthafter Antritt genügte Alberto Contador (Tinkoff-Saxo), um die Konkurrenz auf 5. Etappe von Tirreno-Adriatico auseinanderzunehmen und seinen zweiten Tagessieg in Folge einzufahren. Wie um alle Zyniker, die seine Karriere in einen Abschnitt vor und einen Abschnitt nach der Clenbuterol-Affäre einteilen wollten, endgültig Lügen zu strafen, setzte er bereits am Passo di Lanciano alles auf eine Karte. Nach insgesamt 192 Kilometern, auf der bis zu 30% (!) steilen Mauer von Guardiagrele, lag Contador dann gute sechs Minuten vor dem bisherigen Gesamtführenden Michal Kwiatkowski (Omega Pharma-Quick Step). Auch sein vermeintlich stärkster Gegner Nairo Quintana (Movistar) war dem Spanier heute in keinster Weise gewachsen. Quintana verbesserte sich in der Gesamtwertung zwar auf den zweiten Rang, doch fehlen ihm über zwei Minuten auf den neuen Leader. Eine verblüffende Performance lieferte Simon Geschke (Giant-Shimano) ab, einer der frühen Ausreißer, der nur sechs Sekunden hinter dem Sieger Platz zwei im Tagesresultat belegte.

Sky-Kapitäne vom Pech verfolgt
Die gestrige galt als die Königsetappe von Tirreno-Adriatico 2014 - aber erst heute kam das dicke Ende. Nach über 190 Kilometern, die in Amatrice gestartet wurden, wartete die Muro di Guardiagrele auf die Fahrer, ein nur 610 Meter langes, aber im Schnitt 22% steiles Monstrum, das in einer Innenkurve angeblich einen Spitzenwert von 30% erreicht. Diese Schräglage, die im Laufe der noch immer jungen Saison kaum übertroffen werden wird, brachte die Mechaniker der Teams schon vor dem Start ins Schwitzen. Es war viel von Kompaktabstufung und sogar von 32er Ritzeln die Rede. Am schlimmsten waren aber natürlich die Teilnehmer dran, die die Mauer hinaufpedalieren und dort womöglich noch um den Gesamtsieg kämpfen sollten. Richie Porte wurde von vornherein um diesen "Genuss" gebracht. Der Gesamtvierte, der in letzter Sekunde als Ersatz für Chris Froome nach Italien entsandt worden war, erkrankte über Nacht und musste das Rennen aufgeben - ein weiterer Rückschlag für Team Sky nach dem sturzbedingten Ausfall von Geraint Thomas bei Paris-Nizza.

Achtköpfige Spitzengruppe um Brändle, Geschke und De la Cruz
Auf den ersten Kilometern entstand eine achköpfige Spitzengruppe, die bis zu 12 Minuten Vorsprung ansammelte, was Ben King (Garmin-Sharp) virtuell ins Blaue Trikot brachte. Mit dabei waren außerdem Luca Paolini (Katusha), Adam Hansen (Lotto Belisol), Andriy Grivko (Astana), Yaroslaw Popovych (Trek) und der österreichische Zeitfahrmeister Matthias Brändle (IAM Cycling), der es gestern bereits probiert hatte. Simon Geschke (Giant-Shimano) und David de la Cruz (NetApp-Endura) machten als Vertreter Deutschlands bzw. eines deutschen Teams das Oktett voll. Die Sprintwertungen, die erst nach 146,5 bzw. 152 Kilometern in Manoppello und in Lettomanoppello abgenommen wurden, entschied beide Brändle für sich, sodass er in der Punktwertung an Peter Sagan (Cannondale) vorbeizog. Zu diesem Zeitpunkt hatte Alberto Contadors Team Saxo-Tinkoff bereits das Kommando im Feld übernommen und den Rückstand auf nur noch sechs Minuten zusammengestaucht. Am Passo di Lanciano, der mit seinen 8,5 bis 13% Steigung auf 11,3 Kilometern vergleichweise harmlos wirkte, begann dann der höhenmeterlastige Abschnitt der Etappe. Fast augenblicklich mussten sechs Fluchtgruppenmitglieder abreißen lassen, ledlich Simon Geschke und Ben King blieben ganz vorne.

Alberto Contador schon am Lanciano gnadenlos
Auch im Peloton tat sich etwas. Der Gesamtzweite Alberto Contador und der Gesamtdritte Nairo Quintana (movistar) testeten einmal kurz ihre Beine, was vom Rundfahrtführenden Michal Kwiatkowski (Omega Pharma-Quick Step) aber kaum als Vorstoß empfunden wurde. Noch blieb der Pole, beschützt von Wout Poels und Rigoberto Uran, ganz ruhig. Tatsächlich lief zunächst alles wieder zusammen, bevor Contador aus einer Gruppe, die von Mikel Nieve (Team Sky) aufgemacht worden war, eine zweite Attacke setzte. Und diesmal war es dem Spanier verdammt ernst. So ernst, dass er Quintana, der sich nach Kräften um den Anschluss bemühte, nicht an sich herankommen ließ. Bald lagen 30 Sekunden zwischen dem 31-jährigen Spanier und dem kolumbianischen Kletterkünstler, den man selten am Berg so hilflos gesehen hatte. Zusammen mit Domenico Pozzovivo, Jean-Christophe Péraud (beide Ag2r-La Mondiale), Giampaolo Caruso (Katusha) und Nieve bildete er kurz darauf die Alberto-Contador-Verfolgergruppe, in der man den Mann im blauen Trikot vergeblich suchte. Kwiatkowski quälte sich weiter hinten zusammen mit Chris Horner (Lampre), mit Roman Kreuziger (Tinkoff-Saxo) und mit seinen beiden Helfern über die Runden. In allerkürzester Zeit verlor er dreidreiviertel Minuten auf Kreuzigers Teamkapitän.

Heldenhafter Widerstand der Ausreißer
Während ganz vorne im Rennen David de la Cruz wieder zu Geschke und King aufschloss, fuhr Contador an den zurückgefallenen Adam Hansen heran. Der Bergtrikotgewinner der Tour Down Under heftete sich in heldenhafter Manier an dessen Fersen und gemeinsam brachten sie den Rest des Anstiegs hinter sich. Mit einer kompromisslosen Abfahrt vergrößerte Contador den Abstand zur Quintana-Gruppe und verkleinerte die Differenz zu den drei Spitzenreitern. 6,6 Kilometer vor dem Ziel schlossen der Tinkoff-Kapitän und sein Schatten Hansen zu Geschke, De la Cruz und King auf. Sofort kümmerte Contador sich wieder höchstpersönlich ums Tempo, versuchte gar nicht erst, die vier anderen zur Führungsübernahme zu überreden. De la Cruz war jetzt am Ende seiner Kräfte angelagt. Ben King hingegen versuchte schon auf den ersten Metern des Schlussanstiegs die Chance, die er nicht hatte, zu nutzen und überraschte mit einem Angriff. Hansen fiel daraufhin ebenfalls zurück, nur Geschke hielt sich wacker - und natürlich Alberto Contador, der den US-Amerikaner schnellstens zur Räson rief. Es blieb nun noch der Deutsche, starker Achter bereits auf der dritten Etappe, welcher sich "El Pistolero" entgegenstemmte. Um das Ganze nicht zur Majestätsbeleidung ausarten zu lassen, beschleunigte Contador auf der letzten Rampe noch einmal und flog dem Ziel entgegen.

Contador führt neben Gesamt- auch Punktewertung an
Geschke verlor noch sechs Sekunden, durfte sich zu seiner absolut verblüffenden Performance aber ebenso beglückwünschen lassen wie King (+0:45) und Hansen (+1:01). Péraud belegte Platz fünf (+1:26), vor Caruso und Kreuziger, der sich im Finale nach vorne gekämpft hatte. Es folgten Pozzovivo und Julian David Arredondo Moreno (Trek), welcher zu den großen Gewinnern im Hinblick auf die Gesamtwertung gehörte. Diese hatte ihr Aussehen gründlich verändert. Kwiatkowski, den man erst gute sechs Minuten hinter dem Sieger über die Ziellinie rollen sah, stürzte aus den Top10 heraus. Seinen Platz an der Sonne nahm natürlich Contador ein, der sich angesichts von 2:08 Minuten Vorsprung auf den neuen Nachwuchsbesten Quintana für die verbliebenen beiden Tage keine großen Sorgen zu machen braucht. Sein Teamkollege Kreuziger verbesserte sich, auch durch das Herausfallen von Porte und Uran, von sechs auf drei, Arredondo gar von zehn auf vier. Péraud kletterte sage und schreibe zehn Positionen nach oben, ist jetzt Gesamtfünfter vor Nieve, Daniel Moreno (Katusha), Pozzovivo, Caruso und Robert Kiserlovski (Trek), der sich etwas verschlechterte. In der Punktewertung liegt nun ebenfalls Contador an der Spitze, vier Punkte vor Brändle und sechs Punkte vor Sagan mit weiterhin 18 Zählern. Das Bergtrikot bleibt hingegen bei Marco Canola (Bardiani-CSF) und ist dem Italiener, abgesehen vom Fall des Ausscheidens, nicht mehr zu nehmen.

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Die sechste Etappe zwischen Bucchianico und Porto Sant'Elpidio ist 189 Kilometer lang und von überschaubarem Schwierigkeitsgrad. Es ist mit einem Sprintfinale zu rechnen und keinesfalls damit, dass in der Gesamtwertung wieder Spannung aufkommt.





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