<< älterer Bericht  | zurück zur News |  neuerer Bericht >>
Start > Giro d’Italia
Rogers gewinnt fünfte Giro-Ankunft auf dem Monte Zoncolan - Favoriten neutralisieren sich fast komplett
Suchen </font size=2>Giro d’Italia</font> Forum  </font size=2>Giro d’Italia</font> Forum  </font size=2>Giro d’Italia</font>
31.05.2014

Rogers gewinnt fünfte Giro-Ankunft auf dem Monte Zoncolan - Favoriten neutralisieren sich fast komplett

Info: GIRO D´ITALIA 2014
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Ovaro, 31.05.2014 – Erst zum fünften Mal führte der Giro d’Italia auf den Monte Zoncolan, einen seiner zweifellos härtesten Anstiege. Doch die Favoriten brannten dort kein Feuerwerk ab, es waren stattdessen wie so oft in den letzten Tagen Ausreißer, die den Sieg unter sich ausmachten. Michael Rogers (Tinkoff-Saxo) bewies, dass er nicht nur bergab Großes vollbringen kann wie bei seiner erfolgreichen Attacke in einer Abfahrt auf der 11. Etappe, der Australier gewann auch die schwerste Ankunft der Rundfahrt. Weder Nairo Quintana (Movistar), noch Rigoberto Uran (Omega Pharma-Quick Step) oder Fabio Aru (Astana) leisteten sich Schwächen, so dass die Besetzung das Giro-Podiums unveränderte blieb.

Nochmal ein Tag für Ausreißer
Der 97. Giro d’Italia hatte sich seinen schwersten Berg für den Schluss aufgehoben, der Monte Zoncolan sollte das große Finale im Kampf um die Platzierung in der Gesamtwertung sein. Schade nur, dass die Abstände vor der 20. Etappe bereits so groß waren, dass sich keiner der Topfahrer traute, früh all-in zu gehen und auf Teufel komm raus zu attackieren. Vorteilhaft war diese Situation für Ausreißer, deren Erfolgsquote in den letzten Tagen schon beachtlich war. 20 Mann machten sich während der in einem 50er Schnitt absolvierten ersten Rennstunde aus dem Staub (vollständige Liste siehe LiVE-Ticker, Eintrag von 12:42 Uhr) und fast alle von ihnen erreichten nach 167 Kilometern das Ziel vor den Favoriten. Vier Fahrer aus den Top20 der Gesamtwertung waren dabei – Franco Pellizotti (Androni Giocattoli), Maxime Monfort (Lotto Belisol), Matteo Rabottini (Neri Sottoli), Michael Rogers (Tinkoff-Saxo) – und zwei deutsch-österreichische Teamgespanne: Simon Geschke und Georg Preidler (Giant-Shimano) sowie Danilo Hondo und Riccardo Zoidl (Trek Factory Racing). Nach einer komplett flachen ersten Etappenhälfte ging es in den ersten von zwei dem Zoncolan vorangestellten Anstiegen. Auf dem Weg zum Passo del Pura griff Robinson Chalapud (Colombia) aus dem Peloton an und zog mit Edoardo Zardini (Bardiani-CSF) und Tim Wellens (Lotto Belisol) davon. Der Rückstand hatte zum Zeitpunkt des Starts ihrer Aufholjagd nur knapp drei Minuten betragen, dennoch dauerte es etwa eine dreiviertel Stunde, bis sie den Anschluss herstellen konnten. Da befand man sich bereits im zweiten Anstieg, Sella Razzo.

Arredondo sicherer Gewinner des Blauen Trikots
Die beiden Bergwertungen der 1. und 2. Kategorie gewann Dario Cataldo (Team Sky), der sich noch auf den zweiten Rang des Bergklassements verbessern konnte. Das Blaue Trikot war aber außer Reichweite, nach dem Ergebnis des Bergzeitfahrens konnte Julian Arredondo (Trek Factory Racing) es nicht mehr verlieren. Nur ein paar wenige Ausreißer hatten in den Anstiegen nicht mithalten können, 18 Fahrer (vollständige Liste siehe LiVE-Ticker, Eintrag von 16:08 Uhr) rollten gemeinsam durch die lange Abfahrt ins Tal nach Ovaro. Dort erreichten sie den Fuß des Zoncolan siebeneinhalb Minuten vor dem Hauptfeld, das seine Chancen auf den Etappensieg verbummelt hatte. Geschke, der größte Arbeiter der Gruppe, setzte seine Führungsarbeit auch zu Beginn der zehn Kilometer langen Steigung fort, solange er bei fast durchgängig zweistelligen Steigungsprozenten noch dazu in der Lage war. Nach und nach fielen Fahrer zurück, bis als Folge einer Tempoverschärfung von Pellizotti schließlich nur noch ein Trio übrigblieb. Während der Italiener den ersten Etappensieg für Androni anpeilte, konnte Bardiani-CSF dank Francesco Manuel Bongiorno schon auf den vierten hoffen und Rogers war noch im Rennen um seinen persönlichen zweiten Erfolg zehn Tage nach dem Coup in der Abfahrt von Naso di Gatto auf der 11. Etappe. Rogers wirkte nun am stärksten und legte ein Tempo vor, das Pellizotti nicht mehr lange mitgehen konnte, so dass fünf Kilometer vor dem Ziel nur noch zwei Fahrer an der Spitze lagen und gemeinsam dem Gipfel entgegenstrebten.

Übereifriger Zuschauer schubst Bongiorno versehentlich vom Rad
Das Wetter scheint zum Ende der Italien-Rundfahrt seinen Frieden mit dem Rennen gefunden zu haben. Nach vielen Regenetappen gab es jetzt schon den dritten trockenen Tag hintereinander. Entsprechend groß war das Zuschaueraufkommen am Zoncolan, was für eine großartige Kulisse, aber auch Gefahren sorgte. Mehrmals kamen Fans den Fahrern, die sie anfeuerten so nahe, dass es zu brenzligen Situationen kam. Ein in die Kolumbianische Flagge gehüllter Übermütiger brachte sogar Leader Nairo Quintana (Movistar) ins Schlingern. Dass so etwas richtig schiefgehen kann, zeigte sich ausgerechnet an Bongiorno, den ein Zuschauer von hinten anschieben wollte. Doch der um den Sieg kämpfende Italiener hatte das nicht kommen sehen, rutschte durch den unerwarteten Druck aus Sattel und Pedalen – und drei Kilometer vor dem Ende war Rogers plötzlich allein auf weiter Flur. Der 34-jährige Australier überstand den Rest der Strecke unfallfrei und kam in 1730 Metern Höhe als Erster über die Ziellinie, reiht sich nach Gilbert Simon (2003 und 2007), Ivan Basso (2010) und Igor Anton (2011) in die Liste der Zoncolan-Sieger ein. Pellizotti überholte noch Bongiorno und belegte mit 38 Sekunden Rückstand den zweiten Platz. Erst nach gut eineinhalb Minuten folgten die nächsten Ausreißer, Rogers‘ Teamkollege Nicolas Roche, Brent Bookwalter (BMC Racing Team) und Chalapud. Preidler, Geschke und Zoidl kamen auf die Plätze sieben, zehn und dreizehn. 4:45 Minuten vergingen von Rogers‘ Zieleinfahrt bis zur Ankunft von Quintana und Rigoberto Uran (Omega Pharma-Quick Step), welche 17. und 18. wurden.

Alle Podiumsfahrer souverän – nur Kelderman und Evans tauschen noch ihre Plätze
Die Fahrt der Favoriten auf den Zoncolan war nicht gerade von besonderer Dramatik geprägt. Movistar sprintete zwar so schnell in den Berg hinein, dass sich Quintana mit zwei Helfern vom Rest löste. Mehr als eine kurze Machtdemonstration war es aber nicht, sie ließen sich gleich wieder einholen. Nach etwa der Hälfte des Schlussanstiegs waren nur noch die Top6 der Gesamtwertung beisammen plus Anton und Wout Poels, die heute sehr starken Edelhelfer von Quintana und Uran. Poels und Uran sorgten wenig später für die nächste Selektion und behielten nur Quintana in ihrem Schlepptau. So fuhren der Erste und Zweite der Gesamtwertung bis zum Schluss Seite an Seite und verteidigten beide ihre Positionen. Auch um den dritten Platz von Fabio Aru (Astana) kam keine Spannung mehr auf, der Italiener lag am Ende wie Pierre Rolland (Europcar), Domenico Pozzovivo (AG2R La Mondiale) und Rafal Majka (Tinkoff-Saxo) nur wenige Sekunden hinter Quintana und Uran. Der einzige Platzwechsel in den Top10 war der erneut eingetretenen Schwäche von Cadel Evans (BMC Racing Team) geschuldet, die ihn zwei Tage zuvor in Rifugio Panarotta schon das Podium gekostet hatte. Wilco Kelderman (Belkin) verdrängte ihn vom siebten Rang. Beste Mannschaft der Etappe war dank der Ausreißer Rogers und Roche Tinkoff-Saxo, aber auch AG2R La Mondiale hatte einen Ausreißer vor den Favoriten und gewohnt solide Bergfahrer, so dass mit einem Vorsprung von fast 20 Minuten auf Omega Pharma-Quick Step der Gesamtsieg im Teamranking perfekt gemacht werden konnte.

-> Zum Resultat

Die 21. Etappe am letzten Giro-Tag belohnt die Sprinter dafür, dass sie die Bergetappen stets innerhalb der Karenzzeit beendet haben. Der Rundkurs in Trieste ist aber nicht ganz so flach wie es sich Nacer Bouhanni (FDJ.fr) und die anderen schnellen Männer idealerweise wünschen würden. Eine kleine Steigung circa drei Kilometer vor dem Ziel bringt ein gewisses Überraschungspotenzial mit sich.





Rogers gewinnt fünfte Giro-Ankunft auf dem Monte Zoncolan - Favoriten neutralisieren sich fast komplett
Rogers gewinnt fünfte Giro-Ankunft auf dem Monte Zoncolan - Favoriten neutralisieren sich fast komplett
Foto: Sabine Jacob

Zum Seitenanfang von für Rogers gewinnt fünfte Giro-Ankunft auf dem Monte Zoncolan - Favoriten neutralisieren sich fast komplett



Radsportnews auf Twitter - Radsport, Cycling, Radrennen live