Man spricht russisch an Tag 1 der Europameisterschaft

Info: Straßen-Europameisterschaft U23/Junioren 2010
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)

Ankara, 15.07.10 - Vom 15. bis zum 17. Juli finden in der türkischen Hauptstadt Ankara die Europameisterschaften der Männer und Frauen U23 sowie der Junioren und Juniorinnen statt. Den Auftakt bildete heute Mittag das Einzelzeitfahren der Frauen in der Nachwuchsklasse. Auf der knapp 26 km langen, anspruchsvollen Strecke krönte sich die Russin Alexandra Burchenkova (Fenixs-Petrogradets) in 34:37 Minuten zur neuen Europameisterin. Am Nachmittag ging es weiter mit den Junioren und deren Kampf gegen die Uhr, wobei Gold erneut nach Russland ging: Kiril Yatsevitch holte sich in 32:08 Minuten den Sieg, wenn auch nur knapp vor dem Franzosen Emilien Viennet.

Hintergrundinformationen
Wie weithin bekannt sein dürfte, existiert keine Europameisterschaft für Fahrer und Fahrerinnen der Elite, sondern sie wird nur in der Nachwuchsklasse für Männer und Frauen sowie in der Klasse der männlichen und weiblichen Junioren (= U19) ausgetragen. In diesem Jahr kommt der Türkei die Gastgeber-Ehre zu. Das Land, das 2007 die Mountainbike-EM beherbergte und eine 2.HC-Rundfahrt sein eigen nennt, etabliert sich immer mehr als ein ernst zu nehmender Schauplatz für den Radsport. Alle EM-Wettbewerbe spielen sich in Ankara, der türkischen Hauptstadt ab, genauer gesagt im zentral gelegenen Stadtteil Cankaya, in dem sich auch das Mausoleum des bis heute in weiten Teilen der Gesellschaft hoch verehrten Staatsgründers Atatürk befindet. Die Parcours fürs Zeitfahren und das Straßenrennen sind aber alles andere als gewöhnliche flache Stadtparcours, vielmehr sind beide Strecken mit zahlreichen, kleinen, kraftraubenden Anstiegen bestückt und es müssen insgesamt bei dem stetigen Auf und Ab etliche Höhenmeter zurückgelegt werden.

Russisches Gold Nr. 1: Burchenkova schlägt Fahlin und Sosna
Als Erstes gingen um 12 Uhr die U23-Frauen auf die 25,9 km lange Einzelzeitfahr-Strecke. Da die Titelverteidigerin Ellen Van Dijk nicht mehr antreten konnte, war auf dem Papier die letztjährige Vizemeisterin Emilia Fahlin automatisch favorisiert - doch am Ende sprang für die 21-jährige Schwedin von HTC-Columbia wieder "nur" Silber heraus. 11 Sekunden schneller war die gleichaltrige Russin Alexandra Burchenkova, die für Fenixs-Petrogradets erst am vergangenen Sonntag Gesamtzweite der Tour de Feminin geworden war und auch dort bewiesen hatte, dass sie den Kampf gegen die Uhr beherrscht. Insgesamt blieben nur Burchenkova und Fahlin unter der 35-Minuten-Marke (34:37 bzw. 34:48). Die Bronzemedaillengewinnerin Katazyna Sosna (Vaiano Solaristec) - mit erst 19 Jahren bereits Zeifahrmeisterin Litauens - benötigte 35:29 Minuten, also 52 Sekunden mehr als die Siegerin. Die drei Starterinnen aus Deutschland konnten sich nicht in Szene setzen: Beste von ihnen war Denise Zuckermandel auf Rang 12 mit 2:14 Rückstand. Die österreichische U23-Straßen-Staatsmeisterin Jacqueline Hahn (Hitec Products) wurde 25-te (von 31). Als einzige deutschsprachige Teilnehmerin schaffte Doris Schweizer, die zuletzt Dritte der Schweizer Straßenmeisterschaft geworden war, den Sprung unter die Top 10. Auf Rang acht gelegen wies die 20-Jährige exakt 2 Minuten Rückstand auf.

-> Zum Resultat Zeitfahren der Frauen U23

Russisches Gold Nr. 2: Yatsevitch schneller als Viennet und Zmorka
Drei Stunden später machten sich die Junioren daran, auf demselben Parcours Europas Besten zu küren. Keiner der Top3 des Vorjahres ging heuer noch mal an den Start und so war der Weg frei für Newcomer Kiril Yatsevitch, der Russland schon am ersten Tag das zweite Gold bescherte. Vor einem Monat erst feierte er seinen ersten aktenkundig gewordenen Sieg - bei einem nationalen Event in Moldavien. Mit seiner Fahrzeit von 32:08 Minuten hatte der als Vierletzter Gestartete knapp die Nase vorn vor dem Franzosen Emilien Viennet, der als Letzter auf die Strecke durfte, aber vier Sekunden langsamer war als Yatsevitch. Der 18-jährige Viennet ist nicht nur ein guter Zeitfahrer, vor allem machte er bislang im Cyclocross von sich reden, siegte beim Weltcupauftakt in Treviso 2009 und holte Platz zwei beim Weltcup Roubaix im Januar dieses Jahres. Bronze ging wiederum an einen Osteuropäer: Marlen Zmorka aus der Ukraine, der sich mit 35 Sekunden Rückstand auf Yatsevitch, aber 3 Sekunden Vorsprung auf seinen Landsmann Andrii Orlov platzierte. Nur ein Deutschsprachiger befand sich im Teilnehmerfeld: der 16-jährige Schweizer Stefan Küng, der ebenso wie seine Landsfrau zuvor Rang acht belegte (+ 1.10).

-> Zum Resultat Zeitfahren der Junioren

Morgen steht um 12 Uhr (Ortszeit, 11 Uhr unserer Zeit) das Einzelzeitfahren der Juniorinnen und um 15 Uhr (14 Uhr MESZ) das Einzelzeitfahren der Männer U23 auf dem Plan.