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Westra revanchiert sich und Contador bricht Sky-Übermacht auf Vorschlussetappe der Dauphiné
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14.06.2014

Westra revanchiert sich und Contador bricht Sky-Übermacht auf Vorschlussetappe der Dauphiné

Info: CRITÉRIUM DU DAUPHINÉ 2014
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Finhaut-Emosson, 14.06.2014 - Vom 66. Critérium du Dauphiné ist nur noch ein Tag übrig geblieben - doch das Rennen um den Gesamtsieg ist offener denn je. Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) gelang es am Schlussanstieg der 7. Etappe mit einem perfekt platzierten Angriff, die scheinbare Übermacht von Team Sky zu brechen, Christopher Froome 20 Sekunden abzunehmen und das Gelbe Trikot vom Briten zu übernehmen. Acht Sekunden trennen den Vorjahreschampion jetzt von seinem spanischen Herausforderer und versprechen für morgen einen spannenden Zweikampf, in dem Froome womöglich genauso eine offene Rechnung begleichen möchte, wie das Lieuwe Westra (Astana) heute tat. Der 31-jährige Niederländer, der tags zuvor denkbar knapp auf Platz zwei verwiesen wurde, sicherte sich diesmal den Etappensieg, indem er sich wieder unter die Ausreißer mischte und Yury Trofimov sowie Egor Silin (beide Katusha) den scheinbar gewissen Doppeltriumph vor der Nase wegschnappte. Seinem Ziel einen Schritt näher kam auch Alessandro De Marchi (Cannondale), der an drei von fünf Bergwertungen, welche das 160 Kilometer lange Teilstück zwischen Ville-la-Grand und Finhaut-Émosson bereithielt, Punkte einfahren konnte.

Tour-Generalprobe von Sky läuft zunächst nach Wunsch
Am Tag, an dem in Bellinzona die Tour de Suisse 2014 startete, spielte sich auch das Critérium du Dauphiné auf Schweizer Boden ab. Die siebte Etappe erinnerte in Teilen an den ersten Abschnitt des Vorjahres, vor allem wegen des Col du Corbier (Kat.1) und des Pas de Morgins (Kat.2), die nach 64 und nach 88 Kilometern überquert wurden. Aber sie war um einiges schwerer geraten als der Vorjahresbesuch im Nachbarland und hielt mit dem Col de la Forclaz und dem Schlussanstieg nach Finhaut am Lac d'Emosson zwei Bergwertungen der HC-Kategorie bereit. So richtig spannend wurde diese Königsetappe aber erst auf den letzten zwei Kilometern. Und zwar in dem Moment, in dem Alberto Contador eine extrem trockene und extrem effektive Attacke lancierte, welche die zuvor so übermächtig scheinende Mannschaft Sky und ihren Kapitan Chris Froome auf dem falschen Fuß erwischte. Mit fünf Mann an der Spitze hatte Sky das Peloton nach Finhaut hineingeführt und dann acht Kilometer lang ein solches Tempo vorgelegt, dass Haimar Zubeldia (Trek), Tanel Kangert (Astana), Tejay van Garderen (BMC), Jakob Fuglsang (Astana) und Adam Yates (Orica-GreeEdge) - allesamt in den Top10 der Rundfahrt platziert - einer nach dem anderen abreißen lassen mussten. Beim Maillot Jaune-Träger und seiner Phalanx blieben noch der Gesamtzweite Contador, der Gesamtdritte Wilco Kelderman (Belkin) sowie Andrew Talansky (Garmin-Sharp), Jurgen van den Broeck (Lotto-Belisol) und Vincenzo Nibali (Astana). Sie schienen wie gelähmt und machtlos angesichts der Tatsache, zu dieser Sky-Party nicht eingeladen worden zu sein.

Reichenbach klettert in der Gesamtwertung auf Rang 8
Als Contador dann den Bann brach, lag aber mit Richie Porte nur noch ein Helfer vor Froome - und verblüffenderweise blieb jede Reaktion auf den Angriff aus. Contador wusste, dass er lediglich 12 Sekunden aufholen musste und hatte das Momentum auf seiner Seite, während der bald gänzlich isolierte Titelverteidiger tapfer versuchte, den Schaden in Grenzen zu halten. Vielleicht litt er mehr unter den Folgen seines gestrigen Sturzes, als er selbst zugeben wollte. Von den Top-Fahrern hielt sich jetzt nur noch Talansky, der auf den letzten Meter Hilfe von Ryder Hesjdal, einem der früheren Ausreißer, bekam, bei Froome auf. Dadurch stieß der US-Amerikaner in der Gesamtwertung auf Rang drei (+0:39) vor und tauschte die Position mit dem Nachwuchsbesten Kelderman. Einen Satz von elf auf Rang sieben machte Romain Bardet (Ag2r), welcher hinter Talansky, Hesjedal, Froome und Nibali als Tagesneunter finishte. Ein wunderbares Erfolgserlebnis verbuchte auch Sébastian Reichenbach (IAM Cycling): Auf der Etappe, die durch seinen Heimatort Martigny führte, wurde der Schweizer großartiger Zehnter und eroberte die Top8.

Westra mit viel Wut im Bauch
Eine Revanche der besonderen Art gelang Liewe Westra. Der niederländische Zeitfahrmeister beteiligte sich erneut an der Fluchtgruppe des Tages, auch wenn deren Zustandekommen bei hohem Anfangstempo über eine Stunde dauerte. Als es den Col de la Forclaz hinaufging, separierten sich einige Fahrer von ihren Begleitern und schließlich machte sich Yury Trofimov, dem sein Etappensieg von vor drei Tagen wohl nicht genug war, als Solist auf und davon. Auch seinen Teamkollegen Egor Silin hielt nichts mehr zurück und kurz hinter der Kuppe spannten die beiden Katusha-Männer zusammen. Da sie mit 5 Minuten Vorsprung auf das Peloton in den Schlussanstieg gingen und ihre zwölf früheren Fluchtkameraden endgültig geschlagen schienen, konnten sie sich hervorragende Chancen auf einen Doppelsieg ausrechnen. Doch sie hatten nicht mit der verdammt schlechten Laune von Westra kalkuliert. Gestern hatte er einen knappen, sehr haarigen Sprint gegen Jan Bakelants (Omega Pharma) verloren und heute hatte er so viel Wut im Bauch, dass er die beiden Russen einzuholen vermochte, als bei ihnen die Kräfte nachließen. Auf der Zielgerade ging er an ihnen vorbei und stieg unmittelbar nach Überquerung der Linie völlig ausgepumpt, aber glücklich vom Rad. Trofimov wurde Zweiter (+0:07), Silin Dritter (+0:16) und dann kam schon Alberto Contador (+1:33).

Kwiatkowski ausgestiegen
Unterdessen hat Alessandro De Marchi (Cannondale) seine Führung im Bergklassement gefestigt. Zwar gehörte der Italiener an der Côte des Gets, der ersten Bergwertung des Tages (Kat.2), noch nicht zu den Ausreißern, aber am Corbier verbuchte er dann die volle Punktzahl und ebenso am Pas de Morgins. Beide Male lag Matthias Brändle (IAM Cycling), neben Daniel Schorn (NetApp) die österreichische Fraktion der Fluchtgruppe, unmittelbar hinter ihm. Am Forclaz blieb immerhin noch ein Punkt für De Marchi, den nun 38 Zähler vom neuen Bergwertungszweiten, Egor Silin, trennen. Morgen sind insgesamt noch 55 Punkte zu holen. Keinesfalls darum kämpfen werden Sylvester Szmyd (Movistar), Vincent Jérôme (Europcar), Jurgen Roelandts (Lotto), Reinardt Janse Van Rensburg und Thierry Hupond (beide Giant-Shimano), die die heutigen Etappe nicht beendeten. Yoann Offredo (FDJ.fr), Damiano Caruso (Cannondale), Jack Bobridge (Belkin) und Michal Kwiatkowski (Omega Pharma), der bei der Dauphiné-Rundfahrt womöglich krankheitsbedingt hinter den Erwartungen weit zurückblieb, traten gar nicht an.

-> Zum Resultat

Die achte Etappe, auf der sich der Schlagabtausch zwischen Froome und Contador fortsetzen und entscheiden wird, führt über 131,5 Kilometer von Megève nach Courchevel. Es müssen noch einmal drei Kat.1-Anstiege bezwungen werden, darunter die 5,9 Kilometer lange und bis zu 8% steile Schlusssteigung nach Le Praz.





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