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Ein „Radsportjunkie“ auf seiner Reise durch die Schweiz - Teil 2
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15.07.2014

Ein „Radsportjunkie“ auf seiner Reise durch die Schweiz - Teil 2

Info: Bildergalerie
Info: TOUR DE SUISSE 2014
Autor: Christine Kroth (Cofitine)



Nach zwei Tagen fällt die Bilanz äußerst positiv aus! Viel erlebt, viel erreicht, viel gesehen!
Ich bin glücklich und freue mich auf die nächsten beiden Tage bei der Tour de Suisse, die mich in den Ort führen, wo ich mich dem Radsport am nächsten fühle!


Zur kompletten Bildergalerie mit 45 Fotos

Teil 1: 6. und 7. Etappe | Teil 2: 8. und 9. Etappe



Tag 3 bei der Tour de Suisse
8. Etappe am 21.06. Delemont nach Verbier


Ich bin heute schon recht früh auf den Beinen, denn es ist die längste Etappe der Tour de Suisse. Heute also wieder zurück nach Delemont!
Ich bin spät dran, auch deshalb, weil mein Campingkocher nun endgültig den Geist aufgegeben hat! Auf Kaffee muss ich aber trotzdem nicht verzichten, das Wasser machen mir meine Schweizer Helfer heiß. Dafür kriegen die beiden Kinder heute Gummibärchen.
Da ich keine Lust habe, wieder den weiten Umweg zu fahren, den ich schon am Donnerstag gefahren bin, habe ich eine andere Strecke ausbaldowert. Kürzer, schneller – führt nur über eine recht schmale Passstraße. Und die darf, wie sich bald herausstellt, nur zu bestimmen Zeiten von dieser Seite befahren werden! Wie bitte? Ich müsste jetzt 20 Minuten warten, erklärt mir der Motorradfahrer vor mir. Oder den Umweg nehmen. Für beides wird jetzt die Zeit doch knapp! Ob sich das jetzt noch rentiert? Und dann das Gehetze nach Verbier?

Und nun treffe ich eine Entscheidung, die ich so noch nie getroffen habe, aber auf die ich irgendwie stolz bin! Ich gehe nicht über Los (=Delemont) sondern direkt ins Ziel (=Verbier). Ich drehe um und fahre auf die Autobahn.
Oberhalb von Montreux hat man von einem Parkplatz aus einen wunderbaren Blick auf den Genfer See. Einen Moment zum Durchatmen, den ich mir gönne!
Und dann mache ich noch einen Abstecher zum Campingplatz in Martigny. So wird das am Abend deutlich stressfreier. Und da ich immer noch Zeit habe, nehme ich auch nicht den direkten Weg nach Verbier, sondern fahre von Martigny aus über den Col des Planches, eine Passstraße, die man bei der Tour de Romandie befahren hat, und von der man einen wunderbaren Blick auf die Stadt hat. Und auf den Col de la Forclaz, der auf der gegenüberliegenden Hangseite liegt und den die Fahrer genau eine Woche zuvor beim Critérium du Dauphiné in Angriff genommen haben. Zeit für ein paar schöne Fotos bleibt da natürlich auch noch!

Dann geht’s nach Verbier, wo ich mich im Pressezentrum wieder einrichte. Auf dem jedem Platz steht ein Präsentkorb. Ich bin überwältigt. Wein, Schnaps, Salami, Käse … - Wahnsinn! Und auch das Buffet kann sich sehen lassen! Dafür sind es noch 1,5 km bis zum Ziel. Um wieder abzuarbeiten, was man sich zuvor angefressen hat. Aber es gibt eine Abkürzung!
Manchmal spielt das Leben aber irgendwie verrückt. Denn nun setzt sich ein älterer Herr neben mich, der mich in den letzten Tagen schon begrüßt und immer gefragt hatte, wie es mir geht. Es stellt sich heraus, dass er in Martigny lebt. Schon fast zwangsläufig kommt das Gespräch auf meinen Lieblingsfahrer Sébastien Reichenbach, der zwar bei der Tour de Suisse nicht am Start ist, der aber auch aus Martigny kommt und dort lebt. Ich zeige dem Herrn das Porträt, das ich geschrieben habe, und er erzählt mir, dass seine Tochter mit Reichenbach in die Schule gegangen ist! Ich sitze an meinem Platz und kann es nicht fassen!
Ach ja, und morgen gibt es vor der Einschreibung ein Interview mit ihm! Um 11 Uhr auf dem Place Central! Okay, dieser Termin steht!
Ich verfolge den Beginn der Übertragung im Pressezentrum und genieße noch mal die Bilder der Landschaft, die ich gerade schon selbst live genossen habe.


Johan Chaves siegt in Verbier
Dann muss ich mich aber auf den Weg machen – 1,5 km den Berg rauf erscheint mir ziemlich viel. Und meine Kondition ist nicht die beste. Es gibt aber eine Abkürzung. Die kenne ich zwar nicht, aber ich werde sie schon finden! Und da kommt wieder Kommissar Zufall ins Spiel. Denn gleichzeitig macht sich der Pressechef auf den Weg und ich begleite ihn ein Stück. Wer, wenn nicht er, kennt den Weg?
Im Zielbereich das Übliche – Plaudern mit Fotografen, ein paar Werbegeschenke abgreifen, das Rennen auf der Videoleinwand verfolgen und dann in Position werfen, um das perfekte Siegerfoto zu machen. Was mir auch heute ganz gut gelingt, wie ich denke!
Nach den Siegerehrungen geht es wieder zurück ins Pressezentrum, um dort keine Pressekonferenz zu verpassen. Und heute schreibe ich mit, was Tony Martin sagt. Um nicht wieder was zu verpassen!
Nachdem ich wieder Fotos ausgesucht, bearbeitet und weitergeleitet habe, verabschiede ich mich von einigen Leuten, da ich morgen nicht ins Ziel nach Saas-Fee gehen werde.
Dann mache ich mich auf den Weg ins Tal, wo ich nach dem - kalten - Abendessen noch das WM-Spiel der Deutschen Nationalmannschaft anschaue. Radsport ist schließlich nicht alles!
Aber auch Tag drei hat sich gelohnt! Und diesmal nicht nur wegen des Rennens!



Tag 4 bei der Tour de Suisse
9. Etappe am 22.06. Martigny nach Saas-Fee


Der letzte Tag bei der Tour de Suisse. Ich habe mich entschieden, nach dem Start noch zur Verpflegung zu gehen und nicht zum Ziel. Aber nicht aus gesundheitlichen Gründen, denn meiner Haut geht es deutlich besser, sondern weil es zeitlich einfach zu knapp wird am Abend und ich nach vier Tagen schon ziemlich fertig bin! Macht man Urlaub nicht, um sich zu erholen?
Meinen Kaffee nehme ich heute im zugehörigen Café ein, das ist praktisch!


Interview: Reichenbach und Huser
Dann mache ich mich auf den Weg, um pünktlich zum Interview mit Sébastien Reichenbach da zu sein. Ich gebe meine Fotoweste ab, plaudere noch ein bisschen und warte. Aber um 11 Uhr tut sich nix! Das sei aber normal im Wallis erklärt, mir der Journalist, der hier zuhause ist!
Dann taucht Sébastien Reichenbach plötzlich auf und der Journalist fragt mich, ob ich ihn persönlich kenne. Ich verneine und er fordert mich daraufhin auf mitzukommen. Was kommt denn jetzt? Ich werde meinem Lieblingsfahrer Sébastien Reichenbach persönlich vorstellt. Er schüttelt mir die Hand, stellt sich artig mit Vornamen vor, ich tue es ihm gleich. Nebenbei erklärt ihm der Journalist, dass ich ein Porträt über ihn geschrieben habe. Und ich kratze all meine Französischkenntnisse zusammen, um ein paar Worte mit ihm wechseln zu können. Noch schnell ein Foto und dann geht das Interview auch schon los.
Ich mache einige Fotos, es sind insgesamt fünf Leute bei dem Interview dabei, darunter der Renndirektor Rolf Huser und der Präsident des Fußballclubs von Sion. Ich versuche dem Interview zu folgen, so gut es geht, als mir einfällt, dass ich mir noch zwei Fotos für Autogramme eingesteckt habe. Die krame ich schnell heraus und mache noch ein paar Fotos.


Reichenbach zwischen Fumeaux und Tschopp
Als das Interview zu Ende ist, will ich mir die Autogramme holen. Sébastien sieht mich auch, will auch zu mir gehen, wird aber von dem Fußballpräsidenten zurückgehalten, der beharrlich auf ihn einredet, was dem jungen Radprofi, der heute hier VIP-Gast ist, gar nicht behagt. Schließlich kann er sich losreißen und kommt noch mal zu mir, um mir die beiden Fotos zu signieren. Ich verabschiede mich bei ihm bis zum nächsten Sonntag bei den Schweizer Meisterschaften. Er freut sich drauf! Was mich fast umhaut!
Mein Lieblingsfahrer verschwindet im VIP-Zelt und ich im Village, um mich erst mal zu sammeln! Was war das denn??? Mir hätte es doch schon gereicht, wenn er einfach nur da gewesen wäre und ich ein paar Fotos hätte machen können! Aber das eben übertraf meine kühnsten Erwartungen!
Als die Einschreibung beginnt, bin ich wieder auf dem Posten. Und als, recht früh, die Fahrer von IAM kommen, ist auch Sébastien Reichenbach wieder da. Zwar auf der anderen Seite des Zauns vom VIP-Zelt, aber das „Hallo“ unter seinen Teamkollegen ist groß! Alle müssen sie für Fotos posieren und seine Teamkollegen amüsieren sich sehr darüber, dass der, der gar nicht mitfährt, heute gefragter ist als sie selbst. Denn nun hat ihn auch der Sprecher der Einschreibung entdeckt und er muss wieder ein Interview geben. Danach taucht er dann aber wieder im VIP-Zelt ab.


Martin mit Hund
Ich mache weiter Fotos, was ganz witzig ist, weil auf dem Podium auch ein Bernhardiner mit seinem Herrchen wartet. Viele Fahrer streicheln den Hund, posieren mit ihm oder nehmen ihn, wie das Team fdj.fr, einfach in die Mitte. Herrlich!
Ich bin mittendrin und fühle mich sehr wohl. Das hier ist meine Welt!
Als die Einschreibung beendet ist, mache ich am Start noch ein paar Fotos und mache mich dann auf den Weg zum Auto. Kaum bin ich dort angekommen, öffnet der Himmel seine Schleusen. Vom St. Bernhard hatte ich es schon herziehen sehen und jetzt geht ein Platzregen nieder. Der müsste eigentlich auch das Feld erwischt haben, denn die Fahrer haben nur gut 10 Minuten Vorsprung auf mich.
Ich mache mich auf den Weg zur Verpflegung. Unterwegs versuche ich die Fahrer noch in Sion zu erwischen, aber ich komme zu spät, das Feld ist gerade durch. Ich sehe nur noch die letzten Begleitfahrzeuge. Egal!
Ab zur Verpflegung! Die ist gar nicht so leicht zu finden, da der genaue Ort weder auf der Streckenkarte noch in der Marschtabelle verzeichnet ist. Aber irgendwann hab ich es dann doch und suche mir einen Platz dort, wo sich einige Teams postiert haben. Dort finden sich nach und nach auch einige Fans ein.


Leader Martin in der Verpflegungszone
Die Werbekarawane kommt und vor allem das Eis ist heiß begehrt. Zusammen mit den Betreuern der Teams und einigen Fans stehe ich also hier an der Verpflegung und schlecke genüsslich ein Eis. Nett!
Als sich die Fahrer nähern, stellen sich die Betreuer mit den Verpflegungsbeuteln auf. Ich orientiere mich an ihnen, weil ich Fotos machen will, wie die Fahrer sich ihre Beutel greifen. Das ist gar nicht so einfach, wie sich bald herausstellt. Aber es kommen trotzdem einige schöne Aufnahmen dabei heraus!
Mir fällt noch ein Beutel des Teams fdj.fr vor die Füße, ein nettes Souvenir.
Da das Feld nach zwei schweren Bergwertungen schon in einige Gruppen zerfallen ist, dauert es eine Weile, bis alle durch sind. Aber irgendwann ist es doch vorbei! Und damit für mich auch die Tour de Suisse 2014.
Ich mache mit auf den Heimweg, das Ergebnis erfahre ich im Radio.

Ich fühle mich gut! Ich bin froh, trotz aller Widrigkeiten, gefahren zu sein und dass ich mich nicht habe ausbremsen lassen! Diese vier Tage haben mir so viel gegeben!
Und das nächste Rennen wartet bereits eine Woche später – wieder in der Schweiz! Die Schweizer Meisterschaften werden das nächste Highlight in dieser Saison sein!
Ich bin halt ein Radsportjunkie!






Johan Chaves gewinnt die 7. Etappe der Tour de Suisse in Verbier
Johan Chaves gewinnt die 7. Etappe der Tour de Suisse in Verbier

Siegerjubel in Verbier
Siegerjubel in Verbier

Roman Kreuziger und Bauke Mollema kommen als Zweiter und Dritter ins Ziel
Roman Kreuziger und Bauke Mollema kommen als Zweiter und Dritter ins Ziel

der Leader Tony Martin und der Weltmeister Rui Alberto Faria Da Costa kommen im Ziel in Verbier an
der Leader Tony Martin und der Weltmeister Rui Alberto Faria Da Costa kommen im Ziel in Verbier an


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