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Nibali und Boom glänzen auf dem Kopfsteinpflaster - Froome muss der Tour adieu sagen
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09.07.2014

Nibali und Boom glänzen auf dem Kopfsteinpflaster - Froome muss der Tour adieu sagen

Info: TOUR DE FRANCE 2014
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Arenberg, 09.07.2014 – Die zwei gefährlichsten der neun Kopfsteinpflaster-Abschnitte mussten kurzfristig gestrichen werden, doch sorgte das bei denen, welche die 5. Etappe der Tour de France absolvieren mussten, kaum für Erleichterung. Denn der Grund dafür war Dauerregen, der den Rest der Strecke so rutschig machte, dass immer wieder Stürze geschahen und Einfluss auf das Renngeschehen nahmen. Auch Astana blieb nicht verschont, hatte aber vergleichsweise wenig Pech und vergrößerte Vincenzo Nibalis Vorsprung auf die anderen Gesamtsieg-Anwärter mit einer herausragenden Mannschaftsleistung massiv. Dass der ebenfalls brillante Lars Boom (Belkin) ihnen den Etappensieg stibitzte, war daher leicht zu verkraften. Eine große Enttäuschung erlebte Alberto Contador (Tinkoff-Saxo), der zweieinhalb Minuten auf seinen italienischen Rivalen verlor, doch noch viel schlimmer traf es Christopher Froome (Sky).

Froome scheidet schon vor dem ersten Pavé-Stück aus
Alle Beteiligten – vielleicht mit Ausnahme einiger weniger Spezialisten – hatten Angst vor dem Kopfsteinpflaster auf der 5. Etappe der Frankreich-Rundfahrt. Auch Chris Froome (Sky) dürfte sich nicht unbedingt darauf gefreut haben, zumal er sich bei seinem Sturz gestern eine Verletzung am Handgelenk zugezogen hatte, welche das Fahren über die holprigen Steine nicht angenehmer gemacht hätte. Doch so weit kam der Brite gar nicht. Für ihn kam das Aus kurz vor dem ersten Pavé-Sektor nach seinem schon zweiten Sturz an diesem Tag. Sichtlich unter starken Schmerzen leidend, bestieg er nach Beratung mit dem Tourarzt und seiner Teamleitung den Begleitwagen und das Thema Titelverteidigung war zu den Akten gelegt. Tinkoff-Saxo dürfte die Nachricht beflügelt haben, wurde doch Alberto Contador damit de facto zum alleinigen Topfavoriten auf den Gesamtsieg. Aber auch für den Spanier sollte es noch eine Etappe zum Vergessen werden.

Zweiter Pflaster-Abschnitt sorgt für vorentscheidende Selektion
Mons-en-Pévèle und Orchies à Beuvry-la-Forêt mussten des Wetters wegen gestrichen werden, nur sieben der geplanten neun Kopfsteinpflaster-Sektoren konnte man befahren. Die Strecke zwischen Ypres und Arenberg, die auf den ersten 58 Kilometern durch Belgien verlief, verkürzte sich minimal von 155,5 auf 152,5 Kilometer, wurde dadurch aber nicht wesentlich einfacher. Der erste Pavé-Sektor befand sich 65 Kilometer vor dem Ziel und wurde von Cannondale in hohem Tempo angefahren. Die Mannschaft von Peter Sagan, der auf den vorangegangenen Etappen nie schlechter als Vierter, aber auch nie besser als Zweiter war, wurde dann, als sich das Drama um Froome abspielte, von Tinkoff-Saxo unterstützt. Sofort zerbröckelte das Feld, fügte sich danach aber größtenteils wieder zusammen. Die vorentscheidende Selektion erfolgte auf dem zweiten Pflaster-Abschnitt, Ennevelin à Pont-Thibault – in diesem Moment hielt sich Contador zu weit hinten auf und wurde zum Geschlagenen. Garmin-Sharp und Lotto Belisol, die mit Andrew Talansky und Jurgen van den Broeck ihre Topfahrer selbst noch beim Gelben Trikot hatten, halfen Astana, den gemeinsamen Rivalen auf Abstand zu halten. Dies gelang, doch wenig später stürzten sowohl Talansky als auch van den Broeck und gerieten ebenfalls ins Hintertreffen.

Fuglsang und Westra sind Nibali als Helfer Gold wert
Die Hauptgruppe um Nibali wurde immer kleiner, als die Belkin-Fahrer Sep Vanmarcke und Lars Boom knappe 40 Kilometer vor dem Ziel attackierten. Sie waren ganz auf den Etappensieg fokussiert, mussten nicht auf den zurückliegenden Teamleader Bauke Mollema warten. Nibali hatte dann auch eine Schrecksekunde zu überstehen, als einer seiner Teamkollegen stürzte und er selbst sich gerade noch davor retten konnte. Mit Jakob Fuglsang hatte Nibali noch einen aufopferungsvoll rackernden Helfer, ein weiterer kam in Person von Lieuwe Westra hinzu. Der Niederländer, dem die Auszeichnung des „kämpferischsten Fahrers“ verliehen wurde, war mit einer anfangs neunköpfigen Ausreißergruppe losgezogen und ließ sich zu seinem Chef zurückfallen, als dieser immer näher kam. 28 Kilometer waren noch zu fahren, als mit Tony Martin (Omega Pharma-Quick Step) und Tony Gallopin (Lotto Belisol) sowie Simon Clarke und Mathew Hayman (beide Orica-GreenEdge) die letzten Flüchtigen eingeholt wurden. Daraufhin entstand eine neue Führungsgruppe aus einem Dutzend Fahrer – neben Cannondale war auch Omega Pharma-Quick Step mit Michal Kwiatkowski, Mark Renshaw und Matteo Trentin zu dritt dabei. Auch Sagan, Boom, Fabian Cancellara (Trek Factory Racing) und Bergtrikot-Träger Cyril Lemoine (Cofidis) hielten noch mit, allerdings alle ohne Unterstützung aus den eigenen Reihen.

Ex-Cross-Weltmeister Boom schlägt die Astana-Übermacht
Nibalis Vorsprung betrug nun schon rund eineinhalb Minuten auf eine „Gruppe Talansky“ und zwei Minuten auf eine „Gruppe Contador“. Fuglsang und Westra zeigten weiterhin vollen Einsatz, damit der Zeitgewinn noch größer würde, und hängten dabei im vorletzten und längsten Kopfsteinpflaster-Sektor Wandignies-Hamage à Hornaing den Rest ihrer Gruppe ab. Nur Boom kam zurück, konnte sich an den Astana-Express anhängen und mit ihm auf die letzten zehn Kilometer gehen. Der Niederländer, als ehemaliger Cross-Weltmeister mit widrigen Wetter- und Streckenbedingungen bestens vertraut, lancierte auf dem finalen Pavé eine Attacke, die ihm den größten Erfolg seiner Straßenkarriere brachte. 19 Sekunden vor Fuglsang und Nibali erreichte er das Ziel, dahinter gab es größere Abstände … Sagan sprintete vor Cancellara und Jens Keukeleire zu einem weiteren vierten Platz, da waren bereits eine Minute und eine Sekunde seit Booms Zielankunft vergangenen. Nicht weit danach folgten Kwiatkowski und Westra, mit noch etwas mehr Rückstand erst Trentin und dann Lemoine. Die erste etwas größere Verfolgergruppe, in welcher sich unter anderem van den Broeck befand, lag 2:02 Minuten zurück, was einem Verlust von 1:43 Minute gegenüber Nibali entspricht. Bei Contadors Zielankunft zeigte die Uhr +2:54 an, also einen Schaden von 2:35 Minuten im Vergleich zu dem Mann, der die Tour de France weiterhin anführt.

Doppelführung für Astana und große Rückstände für Nibalis Kontrahenten
Zwischen der Ankunft von van den Broeck und Contador überquerten neben anderen der neue Sky-Leader Richie Porte (+2:11), Talansky (+2:22), Thibaut Pinot (FDJ.fr), Weltmeister Rui Costa (Lampre-Merida), Alejandro Valverde (Movistar), Romain Bardet (AG2R La Mondiale), Tejay van Garderen (BMC Racing/alle +2:28) und Mollema (+2:44) den Zielstrich und haben schon weit vor dem ersten richtigen Berg erhebliche Rückstände auf Nibali. Contadors Defizit in der Gesamtwertung beträgt 2:37 Minuten, dagegen steht van den Broeck mit 1:45 Minute fast noch richtig gut da. Fuglsang ist zwei Sekunden hinter seinem Teamkollegen nun Zweiter der Gesamtwertung, auf den nächsten Plätzen liegen Sagan und Kwiatkowski mit 44 bzw. 55 Sekunden Rückstand. Die Kapitäne des Schweizer Rennstalls IAM Cycling und des deutschen Teams NetApp-Endura, Mathias Frank und Leopold König, weisen bereits Rückstände von mehr als vier Minuten auf. Astana hat sich mit seiner überragenden Vorstellung die Führung in der Mannschaftswertung unter den Nagel gerissen und Sagan seinen Vorsprung in der Punktewertung nochmals deutlich ausbauen können.

-> Zum Resultat

Nach den zahlreichen Stürzen und allgemeinen Strapazen dieser Kopfsteinpflaster-Tortur ist Wundenlecken angesagt. Das weitestgehend flache Profil der 6. Etappe, das eine Sprintankunft vermuten lässt, kommt da den meisten Fahrern sicher ganz gelegen.





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