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Rückblick: Die Bilanz der Schweizer und Österreicher bei der Tour de France 2010
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27.07.2010

Rückblick: Die Bilanz der Schweizer und Österreicher bei der Tour de France 2010

Info: TOUR DE FRANCE 2010
Autor: Jörg Schröder (Links2003)



Paris, 27.07.2010 - Drei Wochen Tour de France, 20 Etappen, 1 Prolog und zwei Ruhetage liegen hinter den Fahrern und auch uns Zuschauern. Schon vor und während der Rundfahrt haben wir zwischendurch einen besonderen Blick auf die Leistungen der deutschsprachigen Fahrer bei der diesjährigen Frankreichrundfahrt geworfen. Nach dem Ende ist es nun an der Zeit, abschließend ein Fazit zu ziehen. In unserem heutigen 1. Teil beleuchten wir das Abschneiden der österreichischen und schweizerischen Fahrer sowie des einzigen Schweizer Teams bei der Tour, morgen folgt Teil zwei mit den deutschen Teilnehmern.


Weitere Rückblicke zur Tour de France im Laufe der Woche ...

Die drei Österreicher in Frankreich – nur einer kann jubeln

Markus Eibegger (25) startete nach einem harten Giro d’Italia in diesem Jahr auch in seine erste Tour de France. Der 25-Jährige fuhr beim Team Footon-Servetto an der Seite von ebenfalls acht weiteren Tour-Neulingen. Ambitionen hatte die Mannschaft in der Gesamtwertung nicht, auch ein ausgewiesener Sprinter stand nicht im Aufgebot. Somit bekam jeder Fahrer einige Freiheiten, die einige Teamkollegen vom letztjährigen Staatsmeister auch zu nutzen wussten. In seinem ersten Jahr bei einem ausländischen Team konnte Eibegger jedoch nicht in Erscheinung treten. Sein bestes Etappenresultat erzielte er auf der 2. Etappe in den Ardennen mit Platz 72, wo das Feld selbständig neutralisiert zu Ende fuhr. Wie viele Fahrer, die zuvor den Giro gefahren hatten, musste der Österreicher Lehrgeld zahlen. Nach dem ersten Ruhetag kam auf der zweiten Alpenetappe auf dem 9. Abschnitt in Folge einer Bronchitis und Fieber das vorzeitige Aus.

Für Bernhard Eisel (29) war es bereits die siebte Tour-Teilnahme, er ist damit der erfahrenste Österreicher unter den Aktiven. Lediglich sein Landsmann Georg Totschnig war einmal mehr in Frankreich am Start. Eigene Ambitionen hegte der 29-Jährige von Anfang an nicht. Er war ganz in die Arbeit für Mark Cavendish eingebunden. Mit seiner Erfahrung musste er den jungen Briten durch die Berge bringen, bei den Sprints war er der vorletzte Helfer. Nach dem Ausschluss vom etatmäßigen Anfahrer Mark Renshaw wuchs die Verantwortung des Österreichers im Team HTC-Columbia weiter (ganz nebenbei wurde er immerhin 22. in Bordeaux), zu stolzen fünf Etappensiegen leistete er einen großen Anteil und kann damit mit der Großen Schleife 2010 zufrieden sein – wie auch sein Team mit ihm.

Mit 27 Jahren wurde Thomas Rohregger (27) erstmals für die bedeutendste dreiwöchige Rundfahrt nominiert. Der kletterstarke Österreicher wusste, das andere Fahrer am Berg stärker sind als er und somit die Top 10 im Gesamtklassement unrealistisch waren. Folgerichtig richtete er sein Augenmerk wie die Teamkollegen von Milram auf Etappensiege. Nach einem zweiwöchigen Höhentrainingslager in Tirol fühlte er sich bereit, offensiv fahrend zu überzeugen. Mit seinen Leistungen knüpfte er jedoch an ein eher unauffälliges Jahr auf dem Rad an und reihte sich in ein schwaches Mannschaftsbild ein. Vor dem Feld sah man ihn nie, gegen Ende der Tour übernahm er teilweise Tempoarbeit im Feld für Sprinter Gerald Ciolek. Allerdings behinderten ihn nach einem Sturz wieder Probleme an einem früheren Rippenbruch. Dennoch werden weder er selbst noch sein Sportlicher Leiter mit ihm zufrieden sein. Da das Team den Sponsor verliert, war dies kein gutes Bewerbungsschreiben für eine neue Mannschaft.


Zwei Etappensiege und Gelb für Cancellara – ein Schweizer ragt heraus


Herausragender deutschsprachiger Teilnehmer war eindeutig Fabian Cancellara (29) . Der Zeitfahrweltmeister wurde seiner Favoritenrolle gleich im Prolog gerecht und sicherte sich mit dem Sieg auch das Gelbe Trikot. Zwar verlor er es auf der 2. Etappe, doch als Lokomotive auf der Kopfsteinpflasteretappe am folgenden Tag für seinen Kapitän Andy Schleck holte er sich das Maillot Jaune zurück, das er erst auf der 7. Etappe endgültig abgeben musste. Schon zu diesem Zeitpunkt war die Tour ein Erfolg, doch seine wichtigen Helferdienste beim Kampf um den Gesamtsieg für Schleck wurden noch gebraucht. Nachdem er dies hervorragend gemacht hatte, durfte er beim langen Zeitfahren auf der 19. Etappe wieder auf eigene Rechnung fahren. Ein langes Zeitfahren am Ende konnte er bisher nur einmal am grünen Tisch gewinnen, diesmal schaffte er zu seiner eigenen Genugtuung einen weiteren Etappensieg. Eine insgesamt richtig starke Rundfahrt von Cancellara.

Als Schweizer Meister reiste Martin Elmiger (31) zur Tour. Beim französischen Team AG2R setzte man auf der einen Seite auf Tagessiege, andererseits hatte man mit Nicholas Roche einen Fahrer für die Gesamtwertung, den es zu unterstützen galt. Das gelang dem 31-Jährigen während der drei Wochen gut, die richtige Fluchtgruppe erwischte er entgegen eigener Hoffnungen jedoch nicht. Im Laufe der Tour kam Elmiger immer besser in Schwung, gerade auf den schweren Etappen konnte er teils richtig gute Resultate einfahren. Als bestes Ergebnis steht ein 15. Platz aus Pau (Etappe 16) zu Buche. Insgesamt sicherlich eine gute, wenngleich nicht optimale Frankreichrundfahrt für den Eidgenossen.

Mathias Frank (23) war eindeutig der Pechvogel dieser Rundfahrt. Schon bei seiner ersten dreiwöchigen Rundfahrt 2008, als er für LiVE-Radsport.com von der Vuelta a Espana im Tagebuch berichtete, musste er vorzeitig aufgeben. Bei BMC war er als wichtiger Helfer für Cadel Evans in den Bergen eingeplant, bis dahin kam der 23-Jährige leider nicht mehr. Bei seiner Premieren-Tour erreichte er nicht einmal französischen Boden. Frank stürzte im Prolog schwer, kämpfte sich jedoch mit großem Rückstand noch ins Ziel. Mit einem Muskelriss im linken Oberschenkel und einem Bruch des rechten Daumens war an einen Start in die 1. Etappe jedoch nicht zu denken.

Den Ausfall seines Teamkollegen Frank musste Steve Morabito (27) in den Bergen kompensieren. Die bei einer starken Tour de Suisse eindrucksvoll gezeigten gesteigerten Bergqualitäten ließ er auch während der Tour immer wieder aufblitzen, sodass er für Cadel Evans ein guter Helfer sein konnte auf vielen Etappen und diesem auch mit ins Gelbe Trikot verhalf. Nachdem der durch Verletzung keine Rolle mehr im Gesamtklassement spielte, fuhr Morabito auch auf eigene Rechnung. Ausgerechnet auf der schweren Etappe mit Ziel auf dem Col du Tourmalet erreichte der BMC-Fahrer seine beste Platzierung – einen ausgezeichneten 16. Rang! Das Team wird mit ihm sicherlich zufrieden sein, auch wenn er wie seine Teamkollegen den angestrebten Etappensieg stets deutlich verpasste.

Kaum in Erscheinung trat Grégory Rast (30) während der ganzen drei Wochen. Der Eidgenosse war im mit vielen Bergfahrern bestückten Radioshack-Team als Wasserträger eingeplant. Auch nachdem Lance Armstrong und die anderen Kapitäne ihre Podestchancen verspielten und Teamkollegen auf eigene Rechnung fahren durften, sah man Rast kaum. Er verrichtete seine Aufgaben zuverlässig, fiel daher aber weiter nicht auf.

Cervélo TestTeam
Fünf Schweizer waren bei der Tour de France 2010 dabei – jedoch keiner im einzigen Schweizer Team! Herausragender Athlet war der Norweger Thor Hushovd, der bis zuletzt hart um das Grüne Trikot kämpfte und dafür auch in den Bergen auf die Jagd um jeden Zähler ging. Letztlich verpasste er den Trikotgewinn knapp. Den einzigen Etappenerfolg für das Team schaffte er auf Etappe 3, als er von seiner Kopfsteinpflasterstärke profitieren konnte. In den Sprints fehlte ihm in diesem Jahr nach Verletzung jedoch die nötige Endgeschwindigkeit, um weitere Erfolge einfahren zu können. Der ehemalige Tour-Sieger Carlos Sastre konnte in der Gesamtwertung diesmal nicht ganz vorne mitmischen, versuchte es daher jedoch mit starker Teamunterstützung als Ausreißer. Wie für andere Fahrer des Teams, die es vor allem gegen Ende der Rundfahrt in Gruppen versuchten auf schwerem Terrain, war jedoch kein weiterer Erfolg mehr möglich. Eine eher durchwachsene Bilanz wird man im Cervélo TestTeam daher wohl zwei Tage nach Ende der Tour ziehen.





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