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Michal Kwiatkowski findet perfekten Moment zum Angriff und krönt sich in Ponferrada zum Weltmeister 2014
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28.09.2014

Michal Kwiatkowski findet perfekten Moment zum Angriff und krönt sich in Ponferrada zum Weltmeister 2014

Info: STRASSEN-WELTMEISTERSCHAFT 2014 IN PONFERRADA
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Ponferrada, 28.09.2014 – Er gewann ein Rennen der Mallorca Challenge, die Volta ao Algarve, Strade Bianche, den Prolog der Tour de Romandie und fuhr nach einem Frühjahr mit noch viel mehr herausragenden Resultaten eine Tour de France, bei der er die in die Höhe geschossenen Erwartungen nicht erfüllen konnte. Diese nachvollziehbare Schwächephase aus dem Sommer hat Michal Kwiatkowski aber hinter sich gelassen und heute in Ponferrada vollends vergessen gemacht. Während die anderen Favoriten auf den allerletzten Anstieg warteten, attackierte der Pole bereits in der Abfahrt davor, biss sich bravourös durch und brachte einen minimalen Vorsprung ins Ziel. Die Sprinter gingen am Ende knapp leer aus, auch die weiteren Medaillen wurden von Klassikerspezialisten mitgenommen. Simon Gerrans stand zum ersten, Alejandro Valverde schon zum sechsten Mal auf dem Podium.

Schwerer Unfall des norwegischen Begleitwagens
Nach sieben Tagen mit elf Wettkämpfen – zwei Mannschafts-, fünf Einzelzeitzeitfahren und vier Straßenrennen – blieb nur noch eine Entscheidung bei der Straßen-Weltmeisterschaft in Ponferrada offen. Die Männer der Elite-Kategorie – 204 an der Zahl aus 44 verschiedenen Ländern – traten an, um den Nachfolger des Portugiesen Rui Costa zu ermitteln, der ebenso zu den Startern zählte wie drei weitere ehemalige Weltmeister: Tom Boonen, der 2005 in Madrid zu Gold sprintete, Cadel Evans, der 2009 in Mendrisio siegte, und Philippe Gilbert, der 2012 am Cauberg triumphierte. Für eine Gesamtdistanz von 254,8 Kilometern war der Rundkurs mit den beiden Anstiegen Confederación (5,2 km à 3,3%, max. 8,7%) und Mirador (1,14 km à 5,5%, max. 10,7%), auf dem es bei Frauen, Junioren und Juniorinnen zu Sprints und nur bei der U23 zu einem Solosieg gekommen war, vierzehnmal zu absolvieren. Es regnete leicht zu Beginn des Rennens und später nach einer Sonnenphase nochmals, ehe sich das Wetter zum Finale wieder besserte. Zwar waren die Straßen trotzdem immer feucht, doch gab es erfreulich wenige Stürze. Für den schlimmsten Crash sorgte ausgerechnet ein Begleitwagen. Der norwegische Teamchef Stig Kristiansen brach sich dabei ein Bein, der Mechaniker Tommy Josefsen beide Beine und Arme.

Kwiatkowskis Polen verfolgen die frühen Ausreißer
Sprint aus einem Feld, aus kleiner Gruppe oder Solosieg? Der ungewisse Ausgang dieses WM-Rennens ließ einen enorm großen Favoritenkreis zu. Dennoch gab es natürlich Fahrer, die sich keinerlei Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden zu machen brauchten. So wie der Kolumbianer Carlos Quintero, der Ukrainer Oleksandr Polivoda, Zydrunas Savickas aus Litauen und der für das österreichische Continental Team Gourmetfein Simplon Wels fahrende Kroate Matija Kvasina. Sie machten das Beste aus einer für sie aussichtslosen Ausgangssituation und bildeten von der ersten bis in die elfte Runde hinein die WM-Spitzengruppe. Für eine Weile gab es mit dem Griechen Georgios Bouglas noch einen Verfolger, da war das Quartett aber schon viel zu weit weg. Der Vorsprung wuchs auf 15:30 Minuten an und wäre vielleicht noch größer geworden, hätte die Mannschaft Polens an dieser Stelle nicht die Initiative ergriffen. Die Polen hätten die Verfolgungsarbeit durchaus auch anderen Nationen überlassen können, ohne dass ihnen ein Vorwurf zu machen gewesen wäre, doch setzten sie offensichtlich großes Vertrauen in ihren Kapitän Michael Kwiatkowski, der erst kürzlich mit dem zweiten Platz bei der Tour of Britain starke Form unter Beweis stellen konnte. Lange Zeit wurde der Rückstand so kontinuierlich reduziert, bis in der zehnte Runde die Italiener das Kommando übernahmen.

Gruppe mit je zwei Italienern, Belgiern und Deutschen
Mit dem forschen Auftreten der „Azzurri“ begann allmählich der Ernst einer Weltmeisterschaft. Runde elf war von stetiger Hektik geprägt und führte zur Einholung von Quintero, Polivoda, Savickas und Kvasina sowie zur Bildung einer neuen Spitzengruppe. Unter den 13 Fahrern, die sich jetzt absetzten, fanden sich mit Giovanni Visconti und Giampaolo Caruso zwei Italiener. Belgien mit Tim Wellens und Sep Vanmarcke, aber auch Deutschland mit Simon Geschke und Tony Martin waren ebenfalls zu zweit. Michael Albasini, einer von nur drei startberechtigten Schweizern, Daniel Navarro (Spanien), Peter Kennaugh (Großbritannien), Edvald Boasson Hagen (Norwegen), Yury Trofimov (Russland), Christopher Juul Jensen (Dänemark) und Rein Taaramäe (Estland) vergrößerten die Gruppe auf 13 Fahrer, wobei daraus rasch ein Dutzend wurde. Denn noch vor der nächsten Zielpassage hatte sich Martin abgesetzt. Das Solo des Vizeweltmeisters im Einzelzeitfahren dauerte an bis zum nächsten Aufeinandertreffen mit dem Mirador-Anstieg, dann musste er sich wieder in die Gruppe integrieren, welche am Ende der drittletzten Runde eine halbe Minute Vorsprung aufwies. Nachdem die Verfolgung erst von den Australiern organisiert wurde, sorgten schließlich Franzosen und Briten dafür, dass es zu einem Zusammenschluss kam. Visconti und Kennaugh stemmten sich noch einmal gegen das Feld, dem sie sich 30 Kilometer vor dem Ende geschlagen geben mussten.

Kwiatkowski attackiert einen Moment früher als erwartet
Die Italiener blieben tonangebend, denn sofort startete Alessandro De Marchi den nächsten Angriff. Gemeinsam mit dem Franzosen Cyril Gautier und dem Dänen Michael Valgren setzte sich der „super-combatif“ der Tour de France und Vuelta a España-Etappensieger ab. Die Steigung zum Mirador brachte eine Reihe weiterer Attacken: Spanien ging mit Jonathan Castroviejo und Daniel Moreno in die Offensive und Albasini war erneut mittendrin im Geschehen. Sep Vanmarcke (Belgien), Jhoan Chaves (Kolumbien) und Simon Clarke (Australien) bildeten mit den zuvor Genannten eine kurzlebige Verfolgergruppe, die gleich zu Beginn der letzten Runde wieder eingeholt wurde. Etwa 80 Fahrer befanden sich noch in dem erstaunlich großen Peloton, das einen Rückstand von 44 Sekunden zu De Marchi und dessen Begleitern locker wettmachen konnte. Castroviejo spannte sich am ersten der beiden Anstiege vor das Feld und brachte es bis auf neun Sekunden an die Führenden heran. Die Entscheidung würde im Sprint fallen oder durch Angriffe an der allerletzten Steigung – glaubte wohl fast jeder. Dass er sich nicht damit abfand, dürfte wohl der Grund sein, dass sich Kwiatkowski den WM-Titel zweifelsfrei verdient hat. In der Abfahrt zwischen den beiden Steigungen griff er mutig an und konnte das Überraschungsmoment für sich ausnutzen. Er überholte die Vorausfahrenden und ließ nicht mehr locker, bis er jubelnd über die Ziellinie kam.

Sprinter um Degenkolb nur sieben Sekunden hinter dem Sieger
Auf dem Weg hinauf zum Confederación musste jeder vollen Einsatz zeigen, um sich seine Chancen zu bewahren. Alejandro Valverde, Simon Gerrans und Ex-Weltmeister Gilbert kamen als erste Jäger nur neun Sekunden hinter Kwiatkowski über den weniger als fünf Kilometer vor dem Ziel gelegenen Kulminationspunkt. Mit Matti Breschel (Dänemark) und Tony Gallopin (Frankreich) stieß dann auch der Belgier Greg van Avermaet hinzu, für den sich Gilbert als Zugpferd dieser Gruppe aufopferte. Doch Kwiatkowski – der erste polnische Elite-Weltmeister im Straßenradsport – war nicht mehr aufzuhalten, kam mit einer Sekunde Vorsprung ins Ziel. Der Australier Gerrans, der mit seinen Sieg bei den kanadischen WorldTour-Rennen in Québec und Montréal den Status eines Topfavoriten erlangt hatte, wurde Zweiter vor dem Spanier Valverde, der zum dritten Mal in Folge die Bronzemedaille erhält und trotz seines sechsten WM-Podiums noch immer auf den ersten Sieg warten muss. Mit sieben Sekunden Rückstand folgte gewissermaßen das „Hauptfeld“, eine 21 Fahrer große Gruppe mit vielen Sprintern: Alexander Kristoff (Norwegen) wurde Achter vor dem besten BDR-Fahrer John Degenkolb und Nacer Bouhanni (Frankreich). Fabian Cancellara, der das Rennen auffällig unauffällig bestritt, wurde Zwölfter vor Ben Swift (Großbritannien) und Sonny Colbrelli, der als 13. für das beste italienische Resultat sorgte, was dem Aufwand dieser Mannschaft nicht gerecht wurde. Das Topresultate für Österreich wurde der 53. Platz von Matthias Brändle.

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Im Medaillenspiegel der Weltmeisterschaft von Ponferrada steht Deutschland dank der drei Goldmedaillen von Lennard Kämna (Zeitfahren Junioren), Lisa Brennauer (Zeitfahren Frauen) und Jonas Bokeloh (Straßenrennen Junioren) auf dem ersten Platz. Valverdes Bronze war die einzige Medaille für Gastgeber Spanien.





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