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Mathieu van der Poel kürt sich nach Husarenritt zum jüngsten Radcross-Weltmeister aller Zeiten
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01.02.2015

Mathieu van der Poel kürt sich nach Husarenritt zum jüngsten Radcross-Weltmeister aller Zeiten

Info: RADCROSS-WELTMEISTERSCHAFT 2015 IN TABOR
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Tábor, 01.02.2015 - Bei der Radcross-WM im tschechischen Tábor hat Mathieu van der Poel sich zum jüngsten Weltmeister in der Geschichte des Querfeldeinradsports gekürt. Der Niederländer, dessen 20. Geburtstag erst zwei Wochen zurückliegt, begann schon kurz nach dem Start mit einem fulminanten Solo, das er - entgegen aller Wahrscheinlichkeit - sieben weitere Runden lang durchzuziehen vermochte. 15 Sekunden zurück sprinteten sein Landsmann Lars van der Haar und Wout van Aert um die Silbermedaille, die sich der ebenfalls erst 20-Jährige Belgier souverän einverleibte. Kevin Pauwels wurde mit größerem Abstand Vierter; die beiden Deutschen Marcel Meisen und Philipp Walsleben schafften es in die Top10.

Im Zeichen der Familientradition
Vor 19 Jahren, also ein Jahr nachdem Mathieu van der Poel zur Welt gekommen war, hatte sein Vater Adrie das Regenbogentrikot der Radcross-Elite errungen. Doch die radsportliche Prägung reicht noch weiter zurück: Mathieus Großvater mütterlicherseits ist kein Geringerer als Raymond Poulidor, "der ewige Zweite" der Tour de France. Es war ihm also in die Wiege gelegt, das außergewöhnliche Talent, das der neue Weltmeister bereits zu Juniorenzeiten an den Tag erkennen ließ und das ihn dazu befähigte, fast ohne Zwischenhalt in der Nachwuchskategorie auf Elite-Level aufzusteigen. 2012 und 2013 war er U19-Weltmeister, 2014 Dritter der U23-WM - heute ist er auf einem Olymp angekommen, den viele ältere und erfahrenere Athleten niemals erreichen. Sicherlich hatte Mathieu van der Poel nach seinem phänomenalen Sieg in Hoogerheide als Goldkandidat zu gelten, zumal vier Spitzenresultate in C1-Rennen vorausgingen. Doch wer hätte sich darauf festlegen wollen, dass seine jugendliche Kräfte ausreichen und seine mentale Konstitution dem Druck standhalten würden?

Alles auf eine Karte
Der Parcours in Tábor gilt aufgrund seines hohen technischen Anspruchs als einer der gefürchtesten und mit über 3100 Metern ist er auch einer der längsten. Die Sonne des Vormittags war verschwunden, als die Elite-Fahrer an den Start gingen, nicht jedoch die tiefen Furchen, die sich stellenweise in den halb aufgetauten Untergrund gefräst hatten und tückische Stolperfallen darstellten. Schon bei der ersten Zielpassage befand Mathieu van der Poel sich in Front, eine Phalanx von Belgiern sowie seinen Landsmann Lars van der Haar, der wie üblich raketenartig aus den Blöcken geschossen war, hinter sich herziehend. In der zweiten von insgesamt acht Runden sah es so aus, als würde sich eine größere Gruppe an der Spitze zusammenfinden - aber Van der Poel ließ es nicht zu. Der niederländische Meister setzte alles, wirklich alles auf eine Karte. Eine Runde später lag er 11 Sekunden vor Kevin Pauwels, der sich mit Van der Haar zusammengetan hatte.

Der Ruf des Goldes
Um seinen führenden Landsmann nicht in Bedrängnis zu bringen, hielt Lars van der Haar sich zunächst bei der Verfolgungsarbeit zurück. Irgendwann war "der Ruf des Goldes" aber doch so unwiderstehlich, dass er sein Tempo erhöhte und versuchte, Kevin Pauwels von sich abzuschütteln. In dieser Phase des Rennens hatte man den Eindruck, als sollte Mathieu van der Poel seine Kamikaze-Stategie bereuen, als verlöre er an Momentum, als kämen seine Jäger näher heran. Tatsächlich nahm er die Hindernisbalken erstmals nicht im Bunny Hop, sondern stieg vorher ab. Doch es war nur eine relativ schwache Tendenz, den die Abstandsmessung bei der nächsten Zielpassage nicht bestätigte.

Auftritt Wout van Aert
Dafür schlug jetzt die Stunde des Wout van Aert, des anderen U23-Fahrers, der die Elite in der laufenden Saison das Fürchten gelehrt hatte. Der designierte bpost bank trofee-Gesamtsieger war in einer frühen Phase des Wettkampfs zu Fall gekommen und hatte sich am Handgelenk verletzt - sonst wäre eventuell noch mehr drin gewesen. Jedenfalls gelang es Van Aert, sich zu erholen und Anschluss an Kevin Pauwels zu finden, der im Gegensatz zu seinem 20-jährigen Landsmann keinen allzu frischen Eindruck mehr machte. Der Weltcup-Gesamtsieger war so erschöpft, dass er in der vorletzten Runde an der Treppe strauchelte und so seine Chancen aufs Podium verspielte. In der letzten Runde, die Mathieu van der Poel übrigens mit 11 Sekunden Vorsprung begann, schob sich Wout van Aert dann auch immer näher an Lars van der Haar heran.

Walsleben Opfer des Getümmels
15 Sekunden nachdem der neue Weltmeister, überwältigt von seinen Gefühlen und in Tränen aufgelöst, ins Ziel gerollt war, sprinteten sein Landsmann und Wout van Aert um Platz zwei. Dabei reichten Van der Haars Kräfte nicht aus, um dem flinken Belgier irgendwie das Wasser zu reichen; er quittierte die Bronzemedaille mit gesenktem Haupt, während Van Aert sich über Silber freute wie über einen Sieg. Mehr als eine Minute Rückstand verzeichnete Kevin Pauwels - aber immerhin hatte er in diesem Rennen eine Rolle gespielt, anders als seine Landsleute Klaas Vantornout, Tom Meeusen und Gianni Vermeersch, die sang- und klanglos die Plätze fünf bis sieben belegten. Platz zehn ging an den Italiener Marco Aurelio Fontana, der sich mal wieder als echter Meisterschaftsfahrer erwies. Dazwischen erreichten Marcel Meisen und Philipp Walsleben das Ziel - Deutschlands Medaillenhoffnung war schon kurz nach dem Start im Getümmel hängengeblieben und aus dem Sichtfeld der Kameras verschwunden. Die Schweizer Julien Taramarcaz, Simon Zahner, Marcel Wildhaber und Arnaud Grand verbuchten die Plätze 11, 16, 25 und 28. Karl-Heinz Gollinger, der einzige Österreicher im Rennen, wurde mit zwei Runden Rückstand als 40ter von 52 Finishern gewertet.

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Blick auf den Medaillenspiegel
Betrachten wir den Medaillenspiegel, dann stoßen wir auf die Kuriosität, dass alle Silbermedaillen an Belgien und alle Bronzemedaillen an die Niederlande gingen. Darüber hinaus holten diese beiden Nationen aber natürlich je einmal Gold, weswegen die Belgier genauso wie im letzten Jahr das Tableau anführen. Die beiden andern Goldmedaillen gingen an Dänemark und an Frankreich, was bedeutet, dass die Weltmeister erstmals seit 2008 wieder aus vier verschiedenen Ländern stammen. In eben jenem Jahr hatten wir auch den letzten Elite-Weltmeister aus den Niederlanden: Lars Boom.

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