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Mailand-Sanremo: John Degenkolb sprintet aus relativ großer Gruppe zu seinem ersten "monumentalen" Sieg
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22.03.2015

Mailand-Sanremo: John Degenkolb sprintet aus relativ großer Gruppe zu seinem ersten "monumentalen" Sieg

Info: MILANO - SANREMO 2015
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Sanremo, 22.03.2015 - Nach nur einem Jahr Wartezeit hat Mailand-Sanremo (WT) schon wieder einen Sieger aus Deutschland hervorgebracht. Ganz anders als sein Landsmann Gerald Ciolek 2013 ging John Degenkolb (Giant-Alpecin) das 293 Kilometer lange Radsport-Monument als Mit-Favorit an, konnte sich im actionreichen Finale an vorderster Front halten und gewann den Schlussspurt aus einer relativ großen Gruppe vor Titelverteidiger Alexander Kristoff (Katusha), Michael Matthews (Orica-GreenEdge) und Peter Sagan (Tinkoff-Saxo). Die Mannschaften Sky und BMC, die über weite Strecken das Geschehen coloriert hatten sowie auch Eixx-Quick Step gingen leer aus, brachten keinen ihrer Fahrer in die Top10. Für den 26-jährigen John Degenkolb, der schon Etappen bei Vuelta und Giro gewann, ist es der erste ganz große Klassikersieg.

Elfköpfige Fluchtgruppe mit drei Wiederholungstätern
"La Classicissima", "La Primavera", "Monument des Radsports", "längstes Rennen des Jahres" - Mailand-Sanremo hat viele Bezeichnungen. An Frühling (was "Primavera" bedeutet) erinnerte heute, zwei Tage nach dessen kalendarischem Beginn, aber zunächst nicht viel. Bei einstelligen Temperaturen und Dauerregen wurde die 106. Austragung gestartet. Das Wetter besserte sich erst, als man die ligurische Küste erreichte, wo irgendwann tatsächlich die Sonne zum Vorschein kam und die Straße nach und nach abtrocknete. Zu diesem Zeitpunkt lag noch eine elfköpfige Fluchtgruppe in Führung, deren Maximalvorsprung über 10 Minuten betragen hatte. Drei der Ausreißer waren vor genau einem Jahr schon einmal in dieser Rolle zu sehen gewesen, nämlich Jan Barta (Bora-Argon 18), Maarten Tjallingii (LottoNL-Jumbo) und Matteo Bono (Lampre-Merida). Ihnen zur Seite fuhren Sebastian Molano (Colombia), Andrea Peron (Novo Nordisk), Stefano Pirazzi (CSF Bardiani), Adrian Kurek (CCC Sprandi Polkowice), Serge Pauwels (MTN-Qhubeka), Julien Berard (Ag2r-La Mondiale), Tiziano Dall'Antonia (Androni Giocattoli) und Marco Frapporti (Androni Giocattoli). Am Turchino, dem ersten wirklichen Anstieg des Tages nach 143 (!) Kilometern, kamen sie mit 5 Minuten Vorsprung an. An der Capo Mele, dem ersten der fünf berühmten Hügel auf den letzten 52 Kilometern, lagen sie nur noch zweieinhalb Minuten vor dem Feld, das zunächst von Trek und Katusha, dann auch von Tinkoff, Lampre und Etixx angeführt wurde.

Sky-Trio vor dem Feld
Nachdem der Kolumbianer Molano als Erster zurückgefallen war, konnte man hinter der Capo Berta nur noch Giro d'Italia-Bergkönig Pirazzi, Bono, Pauwels und Berard als Spitzenreiter zählen. Im Feld gaben nun alle möglichen Teams das Kommando an - u. a. Lotto Soudal, Codifis, und vor allem Sky, welche in der Abfahrt aufs Tempo drückten, was dann fast zu einer Vorentscheidung geführt hätte, als nämlich der Fahrer an vierter Position stürzte. Seine Teamkollegen Luke Rowe, Geraint Thomas und Ben Swift, der Vorjahresdritte, entkamen so zeitweise dem Peloton, holten alle Ausreißer außer Matteo Bono ein und wurden erst eingangs der Cipressa, 21 Kilometer vor dem Ziel, wieder gestellt. Die bis jetzt unauffällig agierende Mannschaft BMC schickte Silvan Dillier und Greg van Avermaet, Etixx zeigte mit Strade Bianche-Sieger Zdenek Stybar Präsenz, aber auch viele andere Fahrer trugen zu einer Regruppierung bei, in der dann übrigens Bono unterging. Doch keine Gelegenheit zum Verschnaufen - schon zog Team Sky, bereitwillig unterstützt durch Cancellara-Helfer Julian Arredondo, das Feld erneut in die Länge. Erst in der Abfahrt sah man dann auch wieder Lampre-Merida und Lotto Soudal vorne.

Oss und Thomas am Poggio vorne
In genau dieser Abfahrt holte Daniel Oss (BMC Racing Team) zu etwas aus, das ein Winning Move hätte sein können. Im Feld war zunächst kein richtiger Zug mehr drin, bis Katusha sich ein Herz fasste. Oss und Geraint Thomas, der sich dem Italiener angeschlossen hatte, kamen mit weniger als 20 Sekunden Vorsprung am Fuß des Poggio an. Luca Paolini spannte sich vor Vorjahressieger Alexander Kristoff, obwohl dieser an der Cipressa schon zu schwächeln schien, und führte die ca. 40 Verfolger den letzten Anstieg des Tages hinauf. Thomas sah die Gruppe kommen, sah auch seine zweite Chance schwinden und ließ Oss stehen. Als Erster ging der Commonwealth-Champion in die finale Abfahrt, doch Top-Favoriten wie Greg van Avermaet, Fabian Cancellara, Peter Sagan, John Degenkolb und Michael Matthews waren direkt hinter ihm. Philippe Gilbert (BMC), Zdenek Stybar, Gerald Ciolek (MTN-Qhubeka) und Weltmeister Michal Kwiatkowski (Etixx) sah man hingegen schon bald nicht mehr vorne. Ihre Hoffnungen wurden in einer noch nicht ganz abgetrockneten und daher sehr rutschigen Kurve zunichtegemacht.


WorldTour Ranking:
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Degenkolb folgt Altig, Zabel und Ciolek nach
So erreichte eine erstaunlich große Gruppe die berühmte Via Roma, die erstmals seit 2007 wieder die Zielgerade von Mailand-Sanremo bildete. Paolini zog Kristoff den Sprint an, woraufhin sein Teamkapitän viel zu früh im Wind war. Degenkolb ging links an dem Norweger und an Niccolo Bonifazio (Lampre) vorbei, um einen der größten Siege seiner Laufbahn einzufahren, der Platz eins bei den Vattenfall Cyclassics 2013 und bei Gent-Wevelgem 2014 noch in den Schatten stellte und ihm vielleicht sogar mehr bedeutet als seine neun Vuelta-Etappen und der Giro-Tageserfolg von vor zwei Jahren. Degenkolb, der bei der Dubai Tour schon siegreich in die Saison gestartet war, ist der vierte Classicissima-Campione aus Deutschland nach Rudi Altig (1968), Erik Zabel (1997/98, 2000/01) und eben Gerald Ciolek (2013). Kristoff und der Australier Matthews sprinteten mit aufs Podium, das Sagan nicht vergönnt war und das Cancellara auf Platz sieben zum ersten Mal seit 2010 nicht erreichte. Bonifazio (Platz fünf) und Davide Cimolai (Platz acht) brachten Lampre unter die besten 10. Nacer Bouhanni (Cofidis) wurde Sechster, Landsmann Tony Gallopin (Lotto) Neunter und Edvald Boasson Hagen (MTN) war der Erste mit zweistelligem Ergebnis.

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