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Paolini gibt Terpstra und Thomas das Nachsehen bei einer besonderen Ausgabe von Gent-Wevelgem
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29.03.2015

Paolini gibt Terpstra und Thomas das Nachsehen bei einer besonderen Ausgabe von Gent-Wevelgem

Info: GENT - WEVELGEM 2015
Autor: Felix Griep (Werfel)



Wevelgem, 29.03.2015 – Die 77. Ausgabe von Gent-Wevelgem war keine normale, falls es so etwas bei einem Frühjahrsklassiker überhaupt geben kann. Acht Fahrer machten den Sieg unter sich aus, was schon in Stein gemeißelt war, als noch nicht einmal alle Hellingen absolviert waren. Nachdem die erste Hälfte bei schlechtem Wetter und starkem Wind mehr einer Schlacht als einem Radrennen glich, kam es zu einer frühen Vorentscheidung, eingeleitet durch ein langes Solo von Jürgen Roelandts. Am Ende war es aber Luca Paolini, der im stolzen Alter von 38 Jahren noch einmal ein absolutes Karriere-Highlight erlebte und sich mit einem späten Angriff vor Niki Terpstra und Geraint Thomas durchsetzte.


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Wind und Regen sorgen für Unmengen von Stürzen
Erst ziemlich genau in der Mitte der 239,1 Kilometer langen Strecke erreichte man die erste Helling von Gent-Wevelgem. Bis dahin hätte das Rennen einigermaßen gemütlich verlaufen können: eine Ausreißergruppe, kontrolliertes Fahren im Feld. Doch es kam ganz anders, weil das Wetter in Flandern sich von einer hässlichen Seite präsentierte: Regen, und vor allem starker Wind. „Feld geteilt“ und „Sturz“ – diese Meldungen rasten in enormer Vielzahl über die Ticker, ja es ging während der ersten drei Rennstunden praktisch nur ums „Überleben“. Irgendwie heil durchkommen, um danach noch eine Chance zu haben, in diesem Rennen eine Rolle zu spielen. Die erwähnte Ausreißergruppe hatte es sogar gegeben, direkt nach dem Start in Gent waren Albert Timmer (Giant-Alpecin), Alexis Gougeard (AG2R La Mondiale), Alex Dowsett (Movistar), Pavel Brutt (Tinkof-Saxo), Jesse Sergent (Trek Factory Racing), Tim Kerkhof (Roompot) und Mirko Tedeschi (Southeast) ausgerissen. Der Vorsprung von bis zu 8:30 Minuten wurde enorm schnell kleiner, als hinter ihnen immer mehr Chaos ausbrach. Noch vor der ersten Helling wurden sie eingeholt.

Erst Tjallingii, dann Roelandts als Solist
Bei den ersten der neun zum Tagesmenü gehörenden Hellingen handelte es sich um den zweimal zu fahrenden Casselberg und den Catsberg, zwei Anstiege, die auf französischem Staatsgebiet liegen. Das Rennen begann sich allmählich etwas zu beruhigen, weil der Regen aufhörte und der zuvor besonders starke Gegenwind nachließ. Aus vielen Bruchstücken formierte sich nach und nach wieder eine Art Hauptfeld. In der Umgebung des Catsberg hatte sich Maarten Tjallingii (LottoNL-Jumbo) alleine abgesetzt und begann ein längeres Solo, brachte es sogar auf eine Minute Vorsprung. So blieb es bis zur ersten Runde mit den Hellingen Baneberg, Kemmelberg und Monteberg, die zwischen Kilometer 87 und 75 vor dem Ziel zum ersten Mal überquert wurden. Als Tjallingiis Vorsprung wieder rückläufig war, griff Jürgen Roelandts (Lotto Soudal) in der Kemmel-Abfahrt an. Am Monteberg überholte der neue Solist den alten. Während nun Roelandts davonzog, spaltete sich von dem etwa 40 Fahrer großen Feld eine zunächst fünfköpfige Gruppe ab. Zu ihr gehörten Roelandts‘ Teamkollege Jens Debusschere, Daniel Oss (BMC Racing), Sep Vanmarcke (LottoNL-Jumbo), E3 Harelbeke-Sieger Geraint Thomas (Sky) und Stijn Vandenbergh (Etixx-Quick Step), dessen Teamkollege Zdenek Stybar just in der Phase dieser Vorentscheidung einen Defekt erlitt.

Terpstra kommt als Letzter zur Verfolgergruppe
Luca Paolini (Katusha) spürte wohl, dass es sich bei diesen Aktivitäten nicht nur um belangloses Geplänkel handelte, er konterte und schloss zur Verfolgergruppe auf, als noch 60 Kilometer zu fahren waren. Die Abstände waren schon recht groß: 50 Sekunden zwischen Roelandts und der Gruppe, gut eine Minute zwischen der Gruppe und dem Hauptfeld. Dann realisierte auch Niki Terpstra (Etixx-Quick Step), dass es hieß: jetzt oder nie. Der letztjährige Paris-Roubaix-Sieger startete seinen Angriff gerade noch rechtzeitig und ließ die Verfolgergruppe kurz darauf auf sieben Mann anwachsen. Die Abstände wurden derweil immer größer: 50 Kilometer vor dem Ziel hatte Roelandts zwei Minuten Vorsprung auf Terpstra und Co., gar vier Minuten auf das Feld. Es ging auf die zweite Runde mit Baneberg, Kemmelberg und Monteberg, wo nur der Rückstand des Feldes kontinuierlich weiter stieg. Terpstra zog am Kemmelberg das Tempo merklich an, was nur Thomas scheinbar keine Probleme bereitete und die Gruppe vorübergehend in ihre Einzelteile zerlegte. Oss kam danach nicht wieder zurück, Paolini nur mit großer Mühe. Als man die Hellingen alle hinter sich hatte, waren es noch gut 30 Kilometer bis Wevelgem und Roelandts nur noch eine Minute voraus.


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Der „alte“ Paolini mit der entscheidenden Attacke
Roelandts nahm nicht die Beine hoch, sein Vorsprung wurde aber immer kleiner, bis ihn schließlich 18 Kilometer vor dem Ende die Verfolger einholten. Terpstra hing in diesem Moment gerade ein Stück zurück, weil er einen Platten beheben lassen musste. Kaum zurück in den Reihen der Gruppe, griff er an. Lediglich Paolini reagierte umgehend und klammerte sich im Windschatten des Etixx-Fahrers fest. Thomas kämpfte sich zurück, dann kam auch Vandenbergh heran, zuletzt Debusschere und Vanmarcke. Nur Roelandts hatte diese Attacke den Rest gegeben. Etixx-Quick Step kam nicht dazu, die Doppel-Karte Terpstra/Vandenbergh gewinnbringend auszuspielen, stattdessen gelang Paolini der Lucky Punch. 6400 Meter vor dem Ziel legte der Italiener all seine Power in einen Angriff, der ihm einen Sieg brachte, der in der Karriere des 38-Jährigen auf einer Stufe mit den Etappensiegen von Vuelta a España 2006 und Giro d’Italia 2013 steht und den Erfolg beim Omloop Het Nieuwsblad 2013 noch einmal klar übertrifft. Elf Sekunden Vorsprung hatte Paolini am Ende auf Terpstra und Thomas. Die restlichen Fahrer trafen einzeln im Ziel ein, selbst Oss noch vor dem Feld. Dessen Sprint um Platz neun gewann Alexander Kristoff (Katusha) vor Peter Sagan (Tinkoff-Saxo) – fast sieben Minuten nach Paolinis Zielankunft.

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Bis auf Kuurne-Brüssel-Kuurne hat Etixx-Quick Step in diesem Jahr noch keinen bedeutenden belgischen Klassiker gewinnen können, obwohl man heute wie so oft wieder mit mehr als nur einem Fahrer gut dabei war. Die nächste Chance für dieses Team und alle Fahrer, die bei Gent-Wevelgem nicht die gewünschte Rolle spielten, bietet sich am kommenden Sonntag bei der Flandern-Rundfahrt (5. April).





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