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John Degenkolbs zweites Monument: Mailand-Sanremo-Sieger gewinnt auch in der „Hölle des Nordens“
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12.04.2015

John Degenkolbs zweites Monument: Mailand-Sanremo-Sieger gewinnt auch in der „Hölle des Nordens“

Info: PARIS - ROUBAIX 2015
Autor: Felix Griep (Werfel)



Roubaix, 12.04.2015 – Im Jahre 1896 gewann Josef Fischer die erste Austragung von Paris-Roubaix, blieb über weit mehr als ein Jahrhundert der einzige deutscher Sieger dieses Klassikers. Bis heute. John Degenkolb gelang drei Wochen nach dem Gewinn von Mailand-Sanremo sein zweiter Erfolg bei einem Monument des Radsports, nachdem er im Rennen stets aufmerksam und kontrolliert agierte, in der Endphase alleine einen Angriff von Greg Van Avermaet und Yves Lampaert konterte und schließlich im Velodrom seine Sprintstärke nutzte, um sich souverän gegen sechs Gegner durchzusetzen. Für Etixx-Quick Step blieb, heute durch Zdenek Stybar, wie bei E3 Harelbeke, Gent-Wevelgem und Flandern-Rundfahrt erneut nur der zweite Platz. Der Schweizer Landesmeister Martin Elmiger konnte die Abwesenheit von Fabian Cancellara beinahe vergessen machen, erreichte einen starken fünften Platz.

Rast und Matzka – ein Schweizer und ein deutscher Ausreißer
Nicht frühlingshaft, fast sommerlich war das Wetter bei der 113. Auflage von Paris-Roubaix. Bei Sonnenschein und warmen Temperaturen war Rücken- oder Seitenwind der einzige Wetterfaktor, der direkten Einfluss auf das Rennen nehmen konnte. Eine neunköpfige Gruppe wehte er in der ersten Stunde 50 Kilometer weit und fast zehn Minuten weg vom Peloton. Die letzten dieser Ausreißer – Grégory Rast (Trek Factory Racing), Aleis Gougeard (AG2R La Mondiale), Aleksejs Saramotins (IAM Cycling) und Frederik Backaert (Wanty Groupe-Gobert) – wurden erst gut zwanzig Kilometer vor dem Ziel gestellt. Adam Blythe (OricaGreenEdge), Sean De Bie (Lotto Soudal), Pierre-Luc Périchon (Bretagne-Séché Environnement), Tim Declercq (Topsport Vlaanderen-Baloise) und Ralf Matzka (Bora-Argon 18) waren zu unterschiedlichen Zeitpunkten schon vorher zurückgefallen. Den Abstand zu den Ausreißern kontrollierten für lange Zeit Etixx-Quick Step – ohne Roubaix-Rekordsieger Tom Boonen, aber trotzdem mit der auf dem Papier wohl stärksten Mannschaft – und Sky – mit Wiggins, der sich vor dem Wechsel auf die Bahn seinen großen Roubaix-Traum erfüllen wollte.

Mehr Action an einem Bahnübergang als im Wald von Arenberg
Nach knapp einhundert Kilometern wurde der erste von in diesem Jahr 27 Pavé-Sektoren erreicht. Von den nun folgenden 155 Kilometern führten 52,7 über das staubige Kopfsteinpflaster; zahlreiche Stürze und Defekte inklusive. 60 Kilometer später stand mit Trouée d'Arenberg der erste Sektor mit der höchsten Schwierigkeitsstufe auf dem Programm. Rückenwind trieb das Feld durch den Wald, BMC Racing diktierte das Tempo, am Ende fuhr der australische Meister Heinrich Haussler (IAM Cycling) an der Spitze. Zu einer Selektion kam es nicht, auch Stürze und Defekte blieben hier aus – zumindest was die Favoriten betrifft. Der erste Höhepunkt der Strecke hatte in diesem Jahr nicht viel zu bieten. Für mehr Diskussionsstoff sorgte kurz darauf ein Bahnübergang, der das Feld teilte. Viele Fahrer drängelten sich noch durch die sich senkenden Schranken. Von einer theoretisch dem Reglement entsprechenden Massen-Disqualifikation sahen die Kommissäre ab, stattdessen wurde der erste Teil des Feldes dazu gedrängt, das Tempo zu drosseln und diejenigen, die auf die Durchfahrt eines TGV warten mussten, wieder aufschließen zu lassen.


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Ab Mons-en-Pévèle immer wieder erfolglose Angriffe
Die ersten Risse im Feld, hervorgerufen durch die Fahrer selbst, entstanden auf Sektor 16, Hornaing–Wandignies, gut 80 Kilometer vor Rennende. Etixx-Quick Step versuchte eine ganze Weile, seine Mannschaftsstärke in Kombination mit den Windgegebenheiten auszuspielen und schaffte es zwischenzeitlich, Mitfavoriten wie Flandern-Rundfahrt-Sieger Alexander Kristoff (Katusha) und Wiggins zu distanzieren. Letztlich wurde in diesem Rennabschnitt aber noch nicht entschlossen genug gefahren und vielen der Abgehängten gelang später die Rückkehr. Das Ende von Fünf-Sterne-Sektor Nummer 10, Mons-en-Pévèle, markierte mit einem Angriff von Stijn Vandenbergh (Etixx-Quick Step) den Beginn einer Phase verschiedener Angriffe einzelner Fahrer oder kleiner Gruppen. Jens Debusschere (Lotto Soudal) war der nächste, ihm setzten Ramon Sinkeldam (Giant-Alpecin), Maarten Wynants (LottoNL-Jumbo) und Manuel Quinziato (BMC Racing) nach. Als dieses Quartett eingeholt wurde, attackierte Wiggins und holte Vandenbergh ein. Dessen Teamkollege Zdenek Stybar und Debusschere schlossen schnell auf. 30 Kilometer vor dem Ziel war das aber noch längst keine Vorentscheidung, denn die Gruppe harmonierte nicht und war bald darauf schon wieder Geschichte. Auch der nächste Ausflug von Greg Van Avermaet (BMC Racing) und Lars Boom (Astana) war nur von kurzer Dauer.

Degenkolb kontert Angriff von Lampaert und Van Avermaet
Zwanzig Kilometer vor dem Ziel der nächste Versuch, diesmal von Borut Bozic (Astana). Jürgen Roelandts (Lotto Soudal) ging mit und ließ den Begleiter dann zurück. Da die Ausreißer mittlerweile eingeholt waren, führte der Belgier nun das Rennen an und hatte zeitweise sogar 25 Sekunden Vorsprung. Doch unmittelbar nach Carrefour de l’Arbre, dem letzten Sektor mit fünf Sternen, wurde auch er gestellt. Es waren nun noch gut zwanzig Fahrer beisammen, aus deren Kreis der Sieger kommen musste. Die Angriffe gingen ununterbrochen weiter. Zwölf Kilometer vor dem Ziel spielte Etixx-Quick Step die Karte Yves Lampaert. Der Gewinner der Driedaagse van West-Vlaanderen konnte sich mit Van Avermaet (BMC Racing) absetzen, während seine Teamkollegen Stybar und Titelverteidiger Niki Terpstra zurückblieben. Hinter dem Duo positionierte sich Bert De Backer (Giant-Alpecin) als eine Zwischenstation für einen rasch folgenden Vorstoß seines Kapitäns John Degenkolb. Der hatte bis dahin ein souveränes Rennen abgeliefert, war unter den Favoriten stets sehr gut positioniert und nicht einen einzigen Moment in Gefahr geraten. Alleine kämpfte er sich sechs Kilometer vor Schluss an Van Avermaet und den längst die Führungsarbeit verweigernden Lampaert heran.


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Sprint von sieben Fahrern eine klare Angelegenheit für Degenkolb
Das Trio Van Avermaet, Lampaert, Degenkolb wurde noch eingeholt – jedoch nur von einem Quartett mit Stybar, Boom, Jens Keukeleire (Orica-GreenEdge) und dem Schweizer Landesmeister Martin Elmiger (IAM Cycling), der nach seinem zehnten Platz bei der Flandern-Rundfahrt wieder eine starke Leistung ablieferte. So bogen sie zu siebt ins Velodrom ein, wo Degenkolb vor einem Jahr den Sprint der Verfolger Terpstras gewonnen hatte. Diesmal ging es für ihn um Platz eins. Lampaert versuchte noch, Stybar bestmöglich den Sprint zu lancieren, aber gegen den Deutschen waren die Etixx-Fahrer machtlos. Degenkolb spurtete überlegen zu seinem zweiten monumentalen Sieg nach Mailand-Sanremo, Stybar wurde Zweiter, Van Avermaet Dritter. Elmiger sorgte als Fünfter dafür, dass die Schweizer auch ohne den verletzungsbedingt abwesenden Fabian Cancellara ein Topergebnis bekamen. Mit einer halben Minute Rückstand folgte die große Verfolgergruppe um Terpstra und Fahrer wie Kristoff und Debusschere, die Degenkolb im Sprint vielleicht das Wasser hätten reichen können, hätten sie nur nicht den Moment der Entscheidung verpasst, als der spätere Sieger alleine die Verfolgung von Van Avermaet und Lampaert aufgenommen hatte.

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