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Contadors fantastische Aufholjagd am Mortirolo überstrahlt Landas Sieg auf Königsetappe des Giro d’Italia
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26.05.2015

Contadors fantastische Aufholjagd am Mortirolo überstrahlt Landas Sieg auf Königsetappe des Giro d’Italia

Info: GIRO D’ITALIA 2015
Autor: Felix Griep (Werfel)



Aprica, 25.05.2015 – Zwei Tage nach seinem Sieg in Madonna di Campiglio gewann Mikel Landa auch die Köngisetappe des Giro d’Italia 2015. Doch sein Triumph in Aprica verkam zur Nebensache angesichts des grandiosen Auftritts, den Alberto Contador zuvor am Mortirolo hingelegt hatte. Nach einem Defekt fast eine Minute in Rückstand, kämpfte er sich an dem unfassbar harten Berg nach vorne und verpasste dann ganz locker seinem bisherigen Hauptkonkurrenten Fabio Aru den Knockout. Der verlor nun endgültig die teaminterne Hauptrolle an seinen Astana-Kollegen Landa, der auf Rang zwei der Gesamtwertung vorrückte. Stark auch die Leistung von Steven Kruijswijk, der sich das Bergtrikot mit einem Punkt Vorsprung holte, dabei aber auch dem gönnerhaften Contador danken muss.

Porte tritt nicht mehr an, Reichenbach steigt früh aus
Es passiert etwa 70 Kilometer vor dem Ziel in der Abfahrt vom Zielort Aprica, den man nach der ersten Durchfahrt für eine Zusatzrunde mit dem Passo del Mortirolo wieder verlassen hatte. Plötzlich war das Hauptfeld zersprengt und die Maglia Rosa in der letzten von drei großen Gruppen zu finden. In der ersten gab Katusha massiv Gas, in der zweiten drückte Astana aufs Tempo und hinten war Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) nach einem Platten plötzlich vom Gejagten zum Jäger degradiert. Ab diesem Punkt begann die „Königsetappe“ der Italien-Rundfahrt, dieser Bezeichnung gerecht zu werden und letztlich bewies Contador, dass der Thron nur ihm gehören kann. Kurz vor der Mittagsstunde hatte die 16. Etappe in Pinzolo mit dem Nichtantreten eines ehemaligen Topfavoriten begonnen, den man eigentlich als härtesten Konkurrenten für Contador erwartet hätte. Richie Porte (Sky), den seit dem Massensturz auf der 13. Etappe Schmerzen an Knie und Hüfte plagten, der am Wochenende an zwei Tagen eine halbe Stunde Zeit verlor, beendete das Kapitel Giro 2015. Drei weitere Fahrer sollten die mit 4430 Höhenmetern schwerste Etappe nicht überstehen: Gang Xu (Lampre-Merida), Louis Vervaeke (Lotto Soudal) und der Schweizer Sébastien Reichenbach (IAM Cycling). Magenschmerzen zwangen den Dritten der Bergankunft in Campitello Matese schon nach 15 Kilometern zur Aufgabe.

Tempoarbeit von Katusha und Astana beendet Hesjedals Solo
Die ersten 13 von 177 Kilometern führten gleich einmal schnurstracks bergauf gen Campo Carlo Magno, wo um die ersten von vielen Bergpunkten gekämpft wurde. Beñat Intxausti (Movistar) holte sich hinter Carlos Betancur (AG2R La Mondiale) und Franco Pellizotti (Androni Giocattli) sechs Punkte – es sollten die einzigen für den Träger des Blauen Trikots bleiben, denn in der Abfahrt bildete sich eine Fluchtgruppe ohne ihn. Pellizotti war dabei, zudem Edoardo Zardini (Bardiani-CSF), Brent Bookwalter (BMC Racing), Nikolay Mihaylov (CCC Sprandi-Polkowice), David De La Cruz (Etixx-Quick Step), Przemyslaw Niemiec (Lampre-Merida), Ruben Fernandez (Movistar), Fabio Felline (Trek Factory Racing) und Ryder Hesjedal (Cannondale-Garmin), als 13. der Bestplatzierte im Gesamtklassement und später auch der Stärkste der Ausreißer. Die nächsten Höhenmeter waren bald darauf am Passo del Tonale zu bewältigen, wo Sander Armée (Lotto Soudal) zur Spitze aufschloss, in der Abfahrt kam auch Simon Clarke (Orica-GreenEdge) heran. Der Vorsprung allerdings erreichte kaum mehr als zwei Minuten. Zu wenig für Hesjedals Geschmack, der auf der langgezogenen Steigung nach Aprica davonfuhr und das Ziel eine Minute vor dem Rest der Gruppe sowie zwei Minuten vor dem Hauptfeld passierte. Bald darauf mischte der Defekt Contadors das Renngeschehen auf und Hesjedal wurde unmittelbar vor dem Zoncolan eingeholt, nachdem sich die Gruppen von Katusha und Astana zusammengeschlossen hatten.

Contador zwingt nach Aufholjagd am Mortirolo Aru in die Knie
Der Mortirolo begann 45,2 Kilometer vor dem Ziel und führte 11,9 Kilometer aufwärts bei einer mittleren Steigung von 10,9%. Kein Berg, den man gerne mit 50 Sekunden Rückstand auf seine Konkurrenten um den Gesamtsieg beginnen will. Genau das war aber die Ausgangssituation für Contador, dessen letzter Helfer Roman Kreuziger just in dem Moment seinen Dienst beenden musste, als der Anstieg begann. Angestachelt durch die Konsequenz, mit der Katusha und Astana seinen Radschaden ausgenutzt hatten, startete Contador eine Aufholjagd, die in den Rückblicken auf diese Rundfahrt zu den absoluten Höhepunkten gehören wird. Unaufhaltsam bahnte er sich seinen Weg durch eine Vielzahl zurückfallender Fahrer. Vorne gab wieder einmal das starke Astana-Team den Ton an, bis sich Fabio Aru und Mikel Landa nur noch in Begleitung von Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) befanden, der sich dann von ihnen absetzte. Nach fünf Kilometern Kletterei holte Contador, mit Yury Trofimov (Katusha) im Schlepptau, Aru und Landa ein – und attackierte sogleich. Man könnte es als „Bestrafung“ deuten für diejenigen, die sich sein Pech hatten zunutze machen wollen. Für Aru war dieser Antritt Contadors zu viel, doch Landa konnte dem Giro-Leader folgen. Der Machtwechsel im Astana-Lager, der sich schon länger angedeutet hatte, war nun nicht mehr abzuwenden.

Contador lässt Kruijswijk Platz zwei hinter Etappensieger Landa
Contador und Landa holten Kruijswijk rasch wieder ein, überließen dem Niederländer dann fast die komplette Führungsarbeit, aber auch die Punkte auf dem Mortirolo, die ihm überaus wichtig waren. Dieses Trio überquerte den Gipfel fast eine Minute vor Trofimov und Hesjedal, danach folgte Andrey Amador (Movistar) und erst nach 1:50 Minute der strauchelnde Aru. Keiner der Abgehängten bekam noch einmal die Chance, zu den Führenden aufzuschließen, weder in der Abfahrt noch auf den zum zweiten Mal zu absolvierenden 14 ansteigenden Kilometern nach Aprica. Erst 4,3 Kilometer vor dem Ziel kam wieder ein wenig Unruhe auf, als Kruijswijk einen Angriff auf den Etappensieg wagte. Der Schuss ging allerdings nach hinten los, denn er provozierte einen Gegenschlag von Landa. Der hatte sich bis dahin, wohl aus Rücksicht, um seinem Teamkollegen Aru nicht noch mehr Schaden zuzufügen, sehr zurückgehalten. Nun fuhr er aber, nur das eigene Abschneiden im Kopf, zu seinem zweiten Etappensieg und holte noch 38 Sekunden Vorsprung heraus. Contador zeigte sich gönnerhaft, nicht nur gegenüber Landa, den er auch energischer hätte verfolgen können. Im Ziel überließ er Platz zwei, der ihm zwei Sekunden mehr Gutschrift gebracht hätte, Kruijswijk, der dafür zwei Bergpunkte mehr bekam, als ihm Platz drei gebracht hätte. Entscheidende zwei Zähler.

Gesamtwertung
Dank Contadors Zurückhaltung bei der Zielankunft beendete Kruijswijk die Etappe mit 92 statt 90 Bergpunkten und damit einem mehr als Intxausti, so dass das Bergtrikot zu ihm wechselte. Überdies machte Kruijswijk in der Gesamtwertung einen großen Sprung von Platz 14 auf acht. Gut zwei Minuten Rückstand auf Landa hatten am Ende Trofimov, Amador und Hesjedal; für Aru blieb die Uhr erst bei 2:51 Minuten stehen. Der Rückstand des besten Nachwuchsfahrers zu Contador beträgt nun 4:52 Minuten und er liegt 47 Sekunden hinter Teamkollege Landa (+4:05), durch den es den ersten spanischen Doppelsieg in der Giro-Geschichte geben könnte. Amador (+5:48) verlor durch Landas Sieg seinen Podiumsplatz, verkürzte aber gleichzeitig den Abstand zu Aru von 1:44 Minute auf 56 Sekunden, hat das Treppchen also weiterhin im Visier. Trofimov (+8:27) übernahm Platz fünf von Leopold König (+9:21). Der nach Portes Ausstieg offiziell zum Sky-Kapitän aufgestiegene Tscheche beendete die Etappe in einer Gruppe mit Damiano Caruso, Betancur und Alexandre Geniez (FDJ) nicht weit hinter Aru. Bis zur Ankunft der nächsten Fahrer vergingen dann schon drei Minuten. Die Letzten kamen erst 40 Minuten nach dem Ersten ins Ziel, das Zeitlimit verpasste aber niemand.

-> Zum Resultat

Nach den enormen Anstrengungen der Königsetappe meinen es die Organisatoren morgen gut mit den Fahrern. Die 17. Etappe ist angenehme 134 Kilometer kurz und mit Ausnahme eines 7,4 Kilometer langen Anstiegs zu Beginn und zwei kleineren Wellen gegen Ende komplett flach. Die letzten 7,3 Kilometer geht es durch die Schweiz, das Ziel befindet sich in Lugano.





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