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Gestern flop, heute top: Nibali, Costa, Valverde und Gallopin wälzen die Dauphiné-Gesamtwertung um
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12.06.2015

Gestern flop, heute top: Nibali, Costa, Valverde und Gallopin wälzen die Dauphiné-Gesamtwertung um

Info: CRITÉRIUM DU DAUPHINÉ 2015
Autor: Felix Griep (Werfel)



Villard-de-Lans, 12.06.2015 – Fast zwei Minuten nach Sieger Bardet, mehr als eine hinter Van Garderen und Froome, kam gestern eine kleine Gruppe ins Ziel, in welcher sich drei Fahrer befanden, denen man eigentlich viel mehr zugetraut hätte. Die Rede ist vom Ex-Weltmeister Rui Costa, dem letztjährigen Tour-Champion Vincenzo Nibali und dem Gewinner von Flèche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich, Alejandro Valverde, die heute mit Tony Gallopin, der am Vortag ebenfalls zu ihrem Grüppchen gehörte, etwas darboten, das, wenn auch in etwas kleinerer Ausführung, an die sensationelle Schlussetappe des Vorjahres erinnern ließ, als die Gesamtwertung überraschend komplett über den Haufen geworfen wurde. Nach einer aufregenden Fahrt über Berge und durch den Regen übernahm heute Nibali das Gelbe Trikot, verlor den Kampf um den Tagessieg aber kurz vor Schluss gegen Costa.

Tony Martin bringt die Fluchtgruppe auf den Weg
Es war eine wilde 6. Dauphiné-Etappe, dieses 183 Kilometer Teilstück zwischen Saint-Bonnet-en-Champsaur und Villard-de-Lans. Wild wegen des Wetters, das die Fahrer mit starkem Regen begleitete, aber vor allem auch wild wegen der aggressiven Fahrweise, die das Renngeschehen besonders auf den ersten 75 Kilometern, wo vier der sechs Bergwertungen lagen, nie zur Ruhe kommen ließ. Zwischenzeitlich teilten sich sogar die Topfahrer auf, so befanden sich unter anderem der Gesamterste Tejay Van Garderen (BMC Racing) und der -dritte Romain Bardet (AG2R La Mondiale) jeweils mit einem Helfer in einer auch darüber hinaus stark besetzten, fast 20 Fahrer zählenden Gruppe, in der aber bspw. Chris Froome (Sky) nicht vertreten war. Nach 51 Kilometern kam es für kurze Zeit zu einem Zusammenschluss des Hauptfeldes mit allen zuvor vorausfahrenden Fahrern, bis Tony Martin (Etixx-Quick Step) einen Aufstand anzettelte, mit dessen Wucht er wohl selber nicht gerechnet hatte. Vincenzo Nibali (Astana) und Rui Costa (Lampre-Merida), die beide von Beginn an sehr aktiv gefahren waren, sowie Alejandro Valverde (Movistar) und Tony Gallopin (Lotto Soudal) machten sich auf die Verfolgung des mehrfachen Zeitfahrweltmeisters, der im Gegensatz zu diesem Quartett keinerlei Ambitionen in Richtung der Gesamtwertung hegte. Valverde und Nibali waren mit circa eineinhalb, Costa und Gallopin mit etwas mehr als zwei Minuten Rückstand zum Führenden Tejay Van Garderen (BMC Racing) zu dieser Etappe gestartet.

Costa kontert Nibalis Attacke am Schlussanstieg mit Geduld
Nach einer Weile holten die vier Verfolger Martin ein und das Quintett brachte es nach einer längeren Abfahrt und dem Anstieg zum Col du Rousset, dem einzigen Berg der 1. Kategorie, auf dreieinhalb Minuten Vorsprung. Danach blieben noch 51 Kilometer zu fahren, und das zumeist auf stark hügeliger Strecke. Gut 20 Kilometer vor dem Ziel konnte Martin das Tempo der besseren Bergfahrer nicht mehr mitgehen und wurde abgehängt. Gallopin versuchte einmal, in einer Abfahrt davonzukommen und Nibali streute hier und da kleinere Antritte ein, die Entscheidung um den Tagessieg musste aber die mit 2200 Metern eher kurze Bergankunft in Villard-de-Lans/Côte 2000 bringen. Gallopin attackierte kurz vor diesem Anstieg und holte einen kleinen Vorsprung heraus. 1,5 Kilometer vor Schluss war es Nibali, der mit einem Angriff zu ihm aufschloss und sogleich vorbeizog. Der Sieg schien ihm beinahe sicher, doch der unaufgeregte Costa hatte einen guten Rhythmus gefunden und holte ihn 300 Meter vor dem Ziel ein. Der Portugiese, der nach drei Gesamtsiegen in Folge bei der Tour de Suisse überhaupt erst zum zweiten Mal nach 2011 die Dauphiné bestreitet, spurtete dem Italiener dann davon. Nibali bekam noch fünf Sekunden Rückstand, Valverde und Gallopin folgten mit 38 bzw. 39 Sekunden. 1:24 Minute verging zwischen Costas Sieg und der Ankunft von Simon Yates (Orica-GreenEdge), dem ersten Fahrer hinter den Ausreißern, der sich im Gegensatz zu so gut wie allen folgenden Fahrern auch als Gewinner fühlen durfte.

Gut zwei Minuten Verlust für Van Garderen und Froome
Zwei Fahrer waren heute nicht mehr angetreten, 14 weitere gaben im Regen auf und zwei Drittel der noch im Rennen befindlichen Fahrer bildeten mit weit über einer halben Stunde Rückstand das Gruppetto. Das kleine Verfolgerfeld mit rund 40 Mann hatte es schwer, den Rückstand zu den Ausreißern einzudämmen. Zwölf Kilometer vor dem Ziel, als der Regen erstmals nachließ und sogar die Sonne zum Vorschein kam, begann auch bei ihnen der Kampf um Platzierungen und Zeitgewinne. Van Garderen schloss sich einer ersten Attacke von Robert Kiserlovski (Tinkoff-Saxo) an, Froome holte die beiden wieder zurück. Dann griff der junge Yates an, den man fahren ließ. Ebenfalls noch ein gutes Stück vor dem Schlussanstieg begaben sich Daniel Martin (Cannondale-Garmin) und John Gadret (Movistar) auf seine Verfolgung, Tiesj Benoot (Lotto-Soudal) stiefelte auch noch hinterher. Am Fuß der finalen Steigung hängte sich Van Garderen an den angreifenden Beñat Intxausti (Movistar) an und eine Reaktion Froomes brachte das Mini-Feld endgültig zum Platzen. Nach Yates, Daniel Martin, Gadret und Benoot fuhren Froome, Intxausti und Van Garderen letztlich gemeinsam im Ziel ein, etwas mehr als zwei Minuten nach Sieger Costa. Verluste, die das übertrafen, was diese Fahrer 24 Stunden zuvor auf der 5. Etappe gegenüber den heute als Ausreißern erfolgreichen Fahrern herausgeholt hatten, weshalb die Gesamtwertung ein völlig neues Gesicht bekam.

Nibali neu in Gelb, Bouhanni hat Grün so gut wie sicher
Den Etappensieg, der sein erster seit der Tour de France 2014 gewesen wäre, hat Nibali zwar verpasst, das Gelbe Trikot gehört nun aber ihm, der im Klassement von Rang 13 auf eins sprang. Costa und Valverde, die sich um 20 und neun Plätze verbesserten, weisen 29 und 30 Sekunden Rückstand auf. Jener von Mitflüchtling Gallopin beträgt 1:29 Minute, was ihn von Platz 23 auf acht hievte. Zwischen dem Franzosen und den Top3 befinden sich Simon Yates (+0:35), Van Garderen (+0:42), Intxausti (+0:57) und Froome (+1:21). Der gestrige Sieger Bardet, der wenige Kilometer vor dem Etappenende stürzte, rutschte auf Platz neun ab und verlor die Führung in der Nachwuchswertung an den 55 Sekunden besseren Yates. An den Bergwertungen sammelte heute Nibali die meisten Punkte, bringt es gesamt auf 17. Das Gepunktete Trikot behält weiterhin Daniel Teklehaimanot (MTN-Qhubeka), der 16 Zähler mehr aufweist als sein erster Verfolger. Eine Art von Vorentscheidung ist in der Punktewertung gefallen, die definitiv von keinem Bergfahrer mehr gewonnen werden kann. Der einzige Konkurrent, der Nacer Bouhanni (Cofidis) das Grüne Trikot rechnerisch noch streitig machen kann, ist der acht Punkte zurückliegende Edvald Boasson Hagen (MTN-Qhubeka), der dazu bei einer der beiden verbleibenden Bergankünfte mindestens Dritter werden müsste.

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Nach der morgigen 7. Etappe könnte Alles schon wieder ganz anders aussehen, denn es ist die schwerste der Rundfahrt. Von sechs Bergwertungen sind fünf in die 1. Kategorie eingeordnet. Im unmittelbaren Finale gibt es mit Côte des Amerands (2,7 km à 11,2%) und dem nur drei Kilometer danach beginnenden Schlussanstieg nach Saint-Gervais-les-Bains/Le Bettex (7,0 km à 7,7%) sogar zwei Berge.





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