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Königsetappen-Spezialist Thibaut Pinot erobert am Rettenbachferner das Gelbe Trikot der Tour de Suisse
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17.06.2015

Königsetappen-Spezialist Thibaut Pinot erobert am Rettenbachferner das Gelbe Trikot der Tour de Suisse

Info: TOUR DE SUISSE 2015
Autor: Felix Griep (Werfel)



Sölden, 17.06.2015 – Gerade einmal 46 Tage ist es her, das Thibaut Pinot im Regen von Champex-Lac die Königsetappe der Tour de Romandie gewann. Jetzt wiederholte der Franzose, heute bei wesentlich besserem Wetter, sein Kunststück bei der Tour de Suisse. Am Anstieg zum Rettenbachgletscher, der in Sachen Länge und Schwierigkeit in die Kategorie von mythischen Bergen wie dem Mortirolo gehört, setzte er sich gut eine halbe Minute vor den ersten Verfolgern durch. Auch in der Gesamtwertung liegt der 25-Jährige nun an der Spitze, 47 Sekunden vor dem starken Zeitfahrer Geraint Thomas. Tom Dumoulin, der im Kampf gegen die Uhr am Sonntag ebenfalls wieder Boden gutmachen könnte, hat einen fast doppelt so großen Rückstand. Motiviert durch die Fahrt in sein Heimatland Österreich zeigte Ausreißer Stefan Denifl eine starke Vorstellung, das Bergtrikot ist ihm wohl nur noch in der Theorie zu nehmen.

Lange, schwere Etappe nach Österreich
Gestartet wurde die 5. Etappe der Tour de Suisse im Schweizerischen Unterterzen, doch bald schon ging es via Liechtenstein nach Österreich, wo sich der größte Teil der 237,3 Kilometer abspielte. Eine enorme Distanz mit zwei enormen Bergen der HC-Kategorie. Der erste war die Bielerhöhe, wo nach 12,8 Kilometern mit einer mittleren Steigung von sieben Prozent und insgesamt 109,6 seit dem Etappenbeginn zurückgelegten Kilometern Stefan Denifl (IAM Cycling) gewissermaßen einen „Heimsieg“ feierte. Der Österreicher, der auf der 3. Etappe das Bergtrikot in seinen Besitz gebracht hatte, vergrößerte so seinen Vorsprung gegenüber dem hinter ihm Zweitplatzierten Thomas De Gendt (Lotto Soudal) um fünf Punkte. Der Belgier hatte sich gestern bei seiner Flucht bis auf zehn Punkte herangekämpft. Denifl, der Landsmann und Teamkollege Matthias Brändle zur Unterstützung an seiner Seite hatte, und De Gendt, der Gewinner des letzten Österreich-Ausflugs der Tour de Suisse 2011 in Serfaus-Fiss-Ladis, waren drei von acht Ausreißern, die auf der Bielerhöhe 7:45 Minuten Vorsprung hatten und ihn später noch auf mehr als neun erhöhten. Przemyslaw Niemiec (Lampre-Merida), Benjamin King (Cannondale-Garmin), Mirko Selvaggi (Wanty-Groupe Gobert) sowie je ein Schweizer und ein Deutscher, Grégory Rast (Trek Factory Racing) und Stefan Schumacher (CCC Sprandi-Polkowice), waren die übrigen Fahrer der Spitzengruppe.

Denifl im Bergtrikot mit starker Leistung
Der zweite große Berg dieser Etappe zierte das Ende des Profils und stellte einen neuen Rekord in der Tour de Suisse-Geschichte auf. Der Nufenenpass, der bislang 17-mal überquert wurde, war mit 2478 Metern der höchste jemals bei der Schweizer Rundfahrt erklommene Berg – der Rettenbachferner stellte ihn mit seiner Ankunft auf 2669 Metern Höhe recht deutlich in den Schatten. Die Fahrt hinauf zu diesem Gletscher wirklich begann in Sölden, wo den Ausreißern noch rund viereinhalb Minuten Vorsprung geblieben waren. Doch schon bevor der Schlussanstieg – 11,4 Kilometer lang mit einer mittleren Steigung von 10,8% – begann, zerfiel die Gruppe in ihre Einzelteile. An erster Position verblieb Denifl, der den Kampf gegen die konstant näherkommenden Top-Kletterer nicht gewinnen konnte. Er beendete die Etappe dennoch auf einem starken neunten Platz mit eineinhalb Minuten Rückstand auf den Sieger. Praktisch für ihn, dass die Bergwertung nicht im Ziel, sondern schon 1,3 Kilometer davor abgenommen wurde. Dort war erst einer der Favoriten an ihm vorbeigezogen, so dass Denifl den Abstand zu De Gendt auf 30 Punkte verdoppeln konnte. Auf den nächsten Etappen gibt es noch acht Bergwertungen, alle 3. Kategorie, und damit maximal 40 Punkte zu holen. Was De Gendt noch eine mathematische Chance lässt, ist praktisch wohl eine ziemlich eindeutige Vorentscheidung.

Pinot zum Schluss eindeutig bester Kletterer
Kaum hatte das Hauptfeld die ersten Rampen des Rettenbachferner erreicht, zerbröselte es, nur die stärksten Bergfahrer blieben vorne. Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) gehörte nicht dazu, alsbald ließ er abreißen, fand aber einen guten Rhythmus, um sich nicht vollends aus dem Rennen um den Gesamtsieg zu verabschieden, auch wenn er das Gelbe Trikot natürlich nicht verteidigen konnte. Nach einem frühen Angriffsversuch von Igor Anton (Movistar) wagte sich Simon Spilak (Katusha) in die Offensive. Eine ganze Weile war der Slowene alleine unterwegs, während die Hauptgruppe hinter ihm immer kleiner wurde. Fünf Kilometer vor dem Gipfel befanden sich in ihr nur mehr sieben Fahrer. Sky und Astana stellten dabei mit Sergio Henao und Geraint Thomas respektive Miguel Lopez und Jakob Fuglsang je zwei Fahrer, die weiteren waren Thibaut Pinot (FDJ), Domenico Pozzovivo (AG2R La Mondiale) und Jan Hirt (CCC Sprandi-Polkowice). Vier Kilometer vor dem Ziel beschleunigte Pozzovivo, der von seinen Sturz beim Giro d’Italia offenbar nichts mehr spürt, einen Kilometer später Pinot, wodurch Spilak eingeholt wurde. Kurz darauf versuchte es Spilak erneut, doch Pinot konterte. Der Franzose erwies sich nun als der Stärkste, wurde auch Spilak los, zog alleine weiter. Unmittelbar vor der Bergwertung überholte er Denifl und war auf dem Weg zum Sieg von niemandem mehr aufzuhalten.

Morabito und Reichenbach in den Top10 der Gesamtwertung
Pinots Schlussoffensive auf den letzten zwei Kilometern tat seinen Gegnern richtig weh, hatte einigermaßen große Abstände zur Folge. Pozzovivo wurde 34 Sekunden nach ihm Zweiter, Spilak verlor 37 Sekunden, Lopez und Thomas je 43. Die Verluste von Fuglsang, Hirt und Henao überschritten eine Minute. Nächster Finisher hinter den Top8 war Denifl und direkt nach ihm folgte als Zehnter Dumoulin, dem Pinot 1:37 Minute abgenommen hatte. In der Gesamtwertung beträgt Dumoulins Rückstand zum Etappensieger und neuen Führenden 1:32 Minute, was im 38,4 Kilometer langen Zeitfahren von Bern am letzten Tag nicht unmöglich, aber doch schwer aufzuholen sein wird. Auf die Schlussetappe baut auch der Brite Thomas, der 47 Sekunden hinter Pinot den zweiten Gesamtrang belegt, vor Spilak (+0:50) und Pozzovivo (+0:55). Das Schweizer Pärchen Sébastien Reichenbach (IAM Cycling) und Steve Morabito (FDJ) konnte nicht in der absoluten Spitze mithalten, die Ergebnisse sind dennoch gut: Auf der Etappe gab es mit 2:16 Minuten Rückstand die Plätze 12 und 13, in der Gesamtwertung ist Morabito Achter, Reichenbach Neunter. Im Duell um das Rote Trikot für den besten Schweizer trennen sie weiterhin nur 14 Sekunden.

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Die morgige 6. Etappe über 193,1 Kilometer von Wil nach Biel/Bienne ist die bisher flachste dieser Tour de Suisse mit nur einer einzigen Bergwertung in der Mitte der Strecke. Höchstwahrscheinlich also ein Tag für die Sprinter. Einen zweiten Sieg für Michael Matthews (Orica-GreenEdge) wird es aber definitiv nicht geben, der Gewinner der 4. Etappe trat heute nicht mehr an.





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