03.07.2015 – Bevor die 102. Tour de France morgen endlich beginnt, werfen wir im letzten Teil unserer Vorschau-Serie einen Blick auf die Fahrer, insbesondere jene, denen wir im Kampf um die Spitzenpositionen der Gesamtwertung die besten Chancen einräumen. „Hochkarätig“ ist fast noch eine Untertreibung für die starke Besetzung dieser Frankreich-Rundfahrt, bei der mit Titelverteidiger Vincenzo Nibali, Chris Froome und Alberto Contador gleich drei ehemalige Sieger einen neuerlichen Erfolg anstreben, dabei aber noch auf deutlich mehr ernsthafte Konkurrenz treffen werden. Wir stellen neben den Favoriten zudem ein paar Außenseitertipps und die Fahrer aus den deutschsprachigen Ländern vor.
Neben den 17 WorldTour-Teams hat der Veranstalter 5 Wildcards vergeben. Drei gingen an die französischen ProContinental-Teams Cofidis, Europcar und Bretagne - Séché Environnement. Die anderen beiden an das deutsche Team Bora-Argon 18 und erstmals an die südafrikanische Equipe MTN-Qhubeka.
Unter den 17 WorldTour-Teams befindet sich auch das deutsche Team Giant-Shimano, das in diesem Jahr auf Marcel Kittel verzichten muss. Umso mehr legt man das Augenmerk in den Sprints auf John Degenkolb. Mit Simon Geschke hat man noch einen zweiten deutschen Fahrer im Aufgebot. Hinzu kommt der Österreicher Georg Preidler. Die Mehrzahl im Tour-Team stellen die Niederländer, die zu fünft vertreten sind. Dazu kommt noch der Franzose Warren Barguil, der als Geheimfavorit auf eine vordere Platzierung gilt.
Zum zweiten Mal bei der Tour am Start ist das Schweizer Team IAM-Cycling. Im letzten Jahr noch mit einer Wildcard ausgestattet ist das Team in diesem Jahr dank WorldTour-Status automatisch dabei. Mit vier Schweizern im Team geht man in diesem Jahr bei der Tour an den Start, fast den gleichen Namen wie im letzten Jahr als es fünf Schweizer waren. Matthias Frank ist der Mann fürs Gesamtklassement und wird von seinen Landsleuten Marcel Wyss, Reto Hollenstein und Martin Elmiger unterstützt. Mit Matthias Brändle hat man in diesem Jahr auch einen Österreicher im Aufgebot. Dazu kommen der Kolumbianer Jarlinson Pantano, der Niederländer Stef Clement und die beiden Franzosen Sylvain Chavanel und Jérome Coppel, aktueller französischer Zeitfahrmeister.
Ebenfalls zum zweiten Mal bei der Tour ist das deutsche ProContinental-Team Bora Argon 18, das im letzten Jahr noch unter dem Namen NetApp-Endura am Start war.
Das Team ist international besetzt, das Gros bilden vier deutsche Fahrer, allen voran der neue deutsche Meister Emanuel Buchmann, der sein Tour-Debüt gibt. Dazu kommen Paul Voss, Dominik Nerz und Andreas Schillinger. Die übrigen fünf Tour-Starter im Team kommen aus Tschechien, Irland, Australien, Polen und Portugal.
Einen direkten Klassementfahrer hat man nicht im Team, die aussichtsreichsten Chancen auf eine vordere Platzierung sollte Dominik Nerz haben.
Favoriten auf den Gesamtsieg(Fahrer-Auswahl von boasson, Texte von Cofitine)
Der Kampf um den Tour-Sieg ist spannend wie nie, vier Fahrer sind die absoluten Top-Favoriten auf den Thron 2015. Drei von ihnen haben die Tour bereits mindestens einmal gewonnen.
Christopher Froome (Team Sky)
Der 30jährige Brite möchte sein Debakel vom letzten Jahr vergessen machen. Bei seinem fünften Tour-Start hat der Sieger von 2013 und Zweitplatzierte von 2012 allerbeste Chancen, das Rennen erneut für sich zu entscheiden.
Im Vorfeld gewann Froome das Critérium du Dauphiné und war Dritter bei der Tour de Romandie Anfang Mai. Er hat ein sehr starkes Team an seiner Seite. Mit Richie Porte und Leopold König hat er zwei ganz starke Helfer. Ein Fakt, der am Ende entscheidend sein könnte.
Vincenzo Nibali (Astana)
Die Parallelen zwischen dem Titelverteidiger und seinem Vorgänger sind interessant. Beide sind sie 30 Jahre alt, beide haben die Tour einmal gewonnen, für beide ist es die fünfte Teilnahme bei der Tour. Und beide haben bislang jeweils vier Tour-Etappen für sich entschieden.
Doch für Nibali lief es im Vorfeld der Tour nicht so gut, wenn man von der Titelverteidigung bei den italienischen Meisterschaften mal absieht. Auch er startete zuletzt beim Critérium du Dauphiné, wo er am Ende 12. wurde, und davor bei der der Tour de Romandie, die er als 10. beendet hatte. Auch er hat ein starkes Team an seiner Seite. Ob Nibali erneut die Tour gewinnen kann, hängt auch ein wenig davon ab, ob Astana mit Sky Schritt halten kann.
Nairo Quintana (Movistar)
Er könnte Kolumbien den ersten Tour-Sieg bescheren. Nairo Quintana ist mit 25 Jahren der jüngste Anwärter auf den Tour-Sieg. Im letzten Jahr hatte er auf die Tour verzichtet, 2013 stand er als Zweiter bereits einmal auf dem Podium. In jenem Jahr hatte zudem eine schwere Bergetappe gewonnen.
Bei seinem zweiten Tour-Start könnte Quintana der ganz große Wurf, also der Sprung nach ganz oben gelingen.
Im Vorfeld war er bei der Route de Sud am Start, die er als Zweiter beendete. Davor war er ebenfalls bei der Tour de Romandie dabei, dort wurde er Achter.
Quintana hat in diesem Jahr bereits Tirreno-Adriatico gewonnen. Auch er kann auf ein starkes Team bauen, das durchaus mit Sky und Astana mithalten kann.
Alberto Contador (Tinkoff-Saxo)
Alberto Contador ist bei seinem achten Tour-Start wieder einer der Top-Favoriten. Er möchte in diesem Jahr das Double schaffen, hat bereits beim Giro d’Italia gesiegt. Im Vorfeld hat er zudem die Route du Sud gewonnen.
Im letzten Jahr hatte er verletzungsbedingt die Tour frühzeitig beenden müssen. Ein Contador in Topform ist aber immer für den Tour-Sieg gut. Mit 32 Jahren ist er der erfahrenste unter den Favoriten auf den Tour-Sieg, dreimal stand er in Paris bereits ganz oben auf dem Podium. Wie auch seine Konkurrenten hat er ein starkes Team an seiner Seite. Der Tour-Sieg wird nicht nur durch die Stärke der Kapitäne sondern auch durch die Stärke ihrer Teams entschieden.
Thibaut Pinot (fdj.fr)
Der Vorjahresdritte ist DIE Hoffnung der Franzosen. Für Thibaut Pinot dürfte es in diesem Jahr aber schwer werden, das Podium zu erreichen. Es ist die vierte Tour-Teilnahme des 25jährigen Pinot, der im Vorfeld der Tour 4. Bei der Tour de Suisse war und dort die Königsetappe in Sölden am Rettenbachferner gewonnen hatte. Zuvor hatte er die Tour de Romandie bestritten, auch dort hatte er die Königsetappe gewonnen und war am Ende, wie bei der Tour de Suisse, noch auf Platz 4 zurückgefallen. Problematisch für Pinot könnte werden, dass sein Team zusätzlich noch auf Sprintsiege von Arnaud Démare setzt und er selbst mit Alexandre Geniez und Steve Morabito nur zwei Helfer für die Berge hat.
Tejay Van Garderen (BMC Racing)
Der 26jährige US-Amerikaner möchte in diesem Jahr gerne aufs Podium, was aber wirklich schwer werden dürfte. Zweimal war er bereits Fünfter bei der Tour (2014 und 2012), es ist sein fünfte Teilnahme bei der Tour.
Im Vorfeld hat Van Garderen das Critérium du Dauphiné bestritten, wo er bei der letzten Etappe knapp von Chris Froome geschlagen worden war und sich mit Platz 2 hatte begnügen müssen.
Auch er hat kein so starkes Team an seiner Seite, was problematisch werden könnte.
Joaquim Rodriguez (Katusha)
Bereits unzählige Versuche hat der 36jährige Spanier unternommen, eine Grand Tour für sich zu entscheiden. Gelungen ist es ihm bisher noch nicht. Bei der Tour ist es erst der vierte Versuch von Rodriguez, 2013 gelang ihm als Dritter der Sprung aufs Podium.
Auch er hat im Vorfeld das Critérium du Dauphiné bestritten. Ein achter Platz stand am Ende zu Buche. Davor war er bei den Frühjahrsklassikern im Einsatz (3. Lüttich-Bastogne-Lüttich, 4. Flèche Wallone). Im Frühjahr hat er zudem die Baskenland-Rundfahrt gewonnen.
Er hat ein gutes Team an seiner Seite. Rodriguez ist immer für eine Überraschung gut und könnte die Topfavoriten ärgern. Zu mehr als Top 5 dürfte es aber nicht reichen.
Alejandro Valverde (Movistar)
Der 35jährige Spanier, der im vergangenen Jahr Vierter war, ist die zweite Trumpfkarte des Teams Movistar. Sollte Quintana ausfallen, wäre Valverde der Mann fürs Gesamtklassement. Aber auch als „Edelhelfer“ sollte ihm der Sprung unter die Top 10 problemlos gelingen. Es ist Valverdes achter Tour-Start.
Auch er hat im Vorfeld das Critérium du Dauphiné bestritten (Platz 9) und wurde letzte Woche spanischer Meister.
Zuvor war er bei den Frühjahrsklassikern äußerst erfolgreich. Valverde hat den Flèche Wallone und Lüttich-Bastogne-Lüttich gewonnen, war zweiter beim Amstel Gold Race und der Volta a Catalunya.
Romain Bardet (Ag2R)
Noch eine französische Hoffnung. Der 24jährige Bardet ist zum dritten Mal bei der Tour dabei, im letzten Jahr war er Sechster. Er kann auf die Unterstützung des letztjährigen Zweitplatzierten, Jean-Christophe Péraud, bauen.
Auch Bardet war beim Critérium du Dauphiné am Start, hat dort die 5. Etappe nach Pra Loup gewonnen und wurde am Ende Sechster.
Auch für ihn dürfte es nicht für nach ganz vorne reichen, aber seine Platzierung vom letzten Jahr könnte er durchaus wiederholen.
In jedem Jahr gibt es auch Fahrer, die man nicht so sehr auf der Rechnung hat, die aber für eine Überraschung sorgen könnten. Wir haben drei Namen auf dem Zettel, die sich durchaus unter die Besten mischen könnten:
Warren Barguil (Giant-Alpecin)
Der 23jährige Franzose ist zum ersten Mal bei der Tour dabei. Er war zuletzt Vierter bei den französischen Meisterschaften und Zwölfter bei der Tour de Suisse. Er ist einer der Franzosen, der bei dieser Tour durchaus für eine Überraschung sorgen könnten.
Louis Meintjes (MTN-Qhubeka)
Der 23jährige Meintjes ist der Vertreter der jungen Generation aus Afrika. Der Südafrikaner konnte im Vorfeld der Tour zwar nicht ganz bei den Großen mithalten, dennoch könnte er bei seiner ersten Tour-Teilnahme mit guten Platzierungen auf sich aufmerksam machen.
In diesem Jahr hat er das Rennen Settimana Internazionale Coppi e Bartali gewonnen.
Rafael Valls (Lampre Merida)
Der 28jährige Spanier hat bei seinen bisherigen drei Tour-Teilnahmen noch nicht wirklich für Furore gesorgt. Aber in dieser Saison hat Valls schon mehrfach auf sich aufmerksam gemacht. Zu Jahresbeginn gewann er die Tour of Oman und schaffte bei Paris-Nizza und der Vuelta a Catalunya den Sprung unter die Top 10. Zuletzt war er Elfter beim Critérium du Dauphiné. Mit ihm im Team steht Rui Alberto Faria da Costa und es wird sich zeigen müssen, wer der Stärkere im Team ist. Sollte es Valls sein, könnte er für ein Überraschung in der Gesamtwertung sorgen.
10 Deutsche Fahrer werden die Tour bestreiten. Hinzu kommen zwei deutsche Teams, die wir zu Beginn dieses Teils der Vorschau schon näher vorgestellt haben.
Vier deutsche Fahrer stehen beim Team Bora Argon 18 im Aufgebot. Emanuel Buchmann: Für den neuen deutschen Meister ist es die erste Tour und das gleich in diesem besonderen Trikot. Für seine Teamkollegen Paul Voss, Andreas Schillinger und Dominik Nerz ist es der zweite Start bei der Tour de France.
Zwei deutsche Fahrer stehen im Aufgebot von Giant-Shimano. Für beide ist es der dritte Start bei der Tour. John Degenkolb soll für Sprintsiege sorgen. Ein Etappensieg bei der Tour fehlt dem Paris-Roubaix-Sieger noch in seinem Palmarès. Der zweite deutsche Fahrer im Aufgebot ist Simon Geschke.
Ebenfalls für Etappensiege sorgen soll André Greipel (Lotto-Soudal), der mit Hilfe von Marcel Sieberg sein Konto weiter aufstocken könnte. Für Greipel ist es die fünfte, für Sieberg gar die sechste Tour-Teilnahme.
Ein „alter Tour-Hase“ ist Tony Martin (Etixx-Quickstep). Bei seinem siebten Tour-Start hat er ein klares Ziel vor Augen – er möchte das Auftaktzeitfahren in Utrecht gewinnen und damit das erste Maillot Jaune 2015 erobern.
Sein Tour-Debüt, mit 31 Jahren, feiert Paul Martens (LottoNL-Jumbo).
Ebenfalls 10 Fahrer gehen für die Schweiz ins Rennen. Mit dem Team IAM-Cycling ist zudem auch ein Schweizer Team am Start das mit vier Fahrern das größte Aufgebot an Schweizer Fahrern aufbietet. Matthias Frank ist der Kapitän des Schweizer Teams, eine Top-10-Platzierung ist das erklärte Ziel, was aber schwer werden dürfte. Unterstützt wird Frank durch Marcel Wyss und Reto Hollenstein, die beide zum zweiten Mal bei der Tour dabei sind. Außerdem schickt das Team den Routinier Martin Elmiger ins Rennen.
Zwei Schweizer stehen im Aufgebot vom Team Trek-Factory-Racing. Fabian Cancellara möchte bei seinem zehnten Tourstart das Auftaktzeitfahren in Utrecht gewinnen und das Gelbe Trikot übernehmen. Mit ihm im Team ist wieder Grégory Rast, der zum fünften Mal bei der Tour dabei ist.
Ebenfalls zwei Schweizer schickt das Team BMC-Racing ins Rennen. Michael Schär ist zum fünften Mal bei der Tour dabei. Tour-Debütant mit 29 Jahren ist Danilo Wyss, der am vergangenen Sonntag Schweizer Meister wurde. Steve Morabito vom Team fdj.fr. ist zur Zeit gut in Form, war am Wochenende aber krank. Er ist bei seiner vierte Tour der wichtigste Helfer für seinen Kapitän Thibaut Pinot.
Für Michael Albasini (Orica-Greenedge) ist es der siebte Tour-Start. Der 34jährige könnte bei einige Etappen für Überraschungen sorgen.
Drei Österreicher werden in diesem Jahr bei der Tour dabei sein, für alle drei, von denen keiner Älter als 25 Jahre ist, ist es jeweils der erste Tour-Start.
Für das Schweizer Team IAM-Cycling geht Matthias Brändle ins Rennen. Er könnte vor allem als Ausreißer für Furore sorgen.
Für das deutsche Team Giant-Alpecin startet Georg Preidler. Er ist ein wichtiger Helfer für seine Kapitäne.
Der dritte Österreicher im Bunde ist Marco Haller vom Team Katusha.
Vorschau Tour de France 2015, Favoriten: Froome, Nibali, Quintana, Contador und weitere starke Fahrer
Vorschau auf die Tour de France 2015:
10 Deutsche Fahrer werden die Tour bestreiten. Hinzu kommen zwei deutsche Teams, die wir zu Beginn dieses Teils der Vorschau schon näher vorgestellt haben.
Ebenfalls 10 Fahrer gehen für die Schweiz ins Rennen. Mit dem Team IAM-Cycling ist zudem auch ein Schweizer Team am Start das mit vier Fahrern das größte Aufgebot an Schweizer Fahrern aufbietet.
Drei Österreicher werden in diesem Jahr bei der Tour dabei sein, für alle drei, von denen keiner Älter als 25 Jahre ist, ist es jeweils der erste Tour-Start.
