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Martin bricht sich Schlüsselbein bei selbstverschuldetem Sturz – Sieg von Stybar gerät zur Nebensache
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09.07.2015

Martin bricht sich Schlüsselbein bei selbstverschuldetem Sturz – Sieg von Stybar gerät zur Nebensache

Info: TOUR DE FRANCE 2015
Autor: Felix Griep (Werfel)



Le Havre, 09.07.2015 – Daniel Teklehaimanot holte sich wie bei der Dauphiné als Ausreißer das Bergtrikot, der frühere Cross-Weltmeister Zdenek Stybar feierte bei seiner ersten Tour de France gleich einen Etappensieg und Peter Sagan kam im Kampf um das Grüne Trikot bis auf drei Zähler an André Greipel heran. Die 6. Etappe der Frankreich-Rundfahrt hatte einiges zu bieten, die größten Wellen schlug aber ein Sturz von Tony Martin einen Kilometern vor dem Ziel, den der Gesamtführende sogar selbst verschuldete. Zwar konnte er mit Hilfe mehrerer Teamkollegen trotz Schmerzen in der linken Schulter das Ziel erreichen, ob der 30-Jährige aber morgen nochmals antreten kann, ist fraglich, weil nur kurze Zeit später die Diagnose stand: Schlüsselbeinbruch.
Update 21:44 Uhr: Tony Martins Tour-Aus wegen Schlüsselbeinbruch offiziell bestätigt



Der LiVE-Radsport Blog: Tines Tour Talk (6) – Wildcards

Erstmals Ausreißeraktivitäten bis ins Etappenfinale
Ausreißer hatten bei dieser Tour de France bislang gar nichts zu melden, keine einzige Gruppe kam auf den vorherigen Etappen auch nur in die Nähe des Finals. Dies änderte sich auf dem 6. Teilstück, bei dem der letzte Ausreißer erst drei Kilometer vor dem Ziel gestellt wurde. Begonnen hatte alles nach dem Start in Abbeville mit einem Angriff von Luis Angel Maté (Cofidis), der allerdings alleine blieb und rasch wieder eingeholt wurde. Bei Kilometer vier erfolgte dann der „bessere“ Angriff von Perrig Quéméneur (Europcar), der von seinen Fluchten auf den Etappen 2 und 4 schon satte 260 Kilometer als Ausreißer in den Beinen hatte. Aus dem Cofidis-Rennstall, bei dem es nach dem Ausscheiden von Nacer Bouhanni plötzlich viele Freiheiten gibt, folgte Kenneth Vanbilsen und zudem Daniel Teklehaimanot (MTN-Qhubeka), der Gewinner des Bergtrikots der Dauphiné. Apropos Bergtrikot: Dieses trug immer noch Joaquin Rodriguez (Katusha), dem der Sieg auf der Mur de Huy (3. Kategorie) zwei Punkte gebracht hatte. Heute gab es auf den 191,5 Kilometer nach Le Havre drei Bergwertungen der 4. Kategorie, jede genau einen Punkt wert. Und an allen drei Wertungen lag das Trio vor dem Feld.

Dauphiné hat Teklehaimanot auf den Geschmack gebracht
Nach 72 Kilometern ging es auf der Côte de Dieppe (1,8 km à 4,0%) um den ersten Bergpunkt. Teklehaimanot spurtete los und siegte souverän, obwohl Vanbilsen noch versuchte, ihm nachzusetzen. Nur gut fünf Kilometer später kam es auf der Côte de Pourville-sur-Mer (2,0 km à 4,5%) zum nächsten Duell dieser beiden. Diesmal eröffnete Vanbilsen den Bergsprint, aber Teklehaimanot kam locker an ihm vorbei. An der Côte du Tilleul (1,6 km à 5,6%), die man viel später 29,5 Kilometer vor dem Ziel passierte, war Vanbilsen die Lust vergangen und Teklehaimanot konnte kampflos den dritten Punkt einsammeln, sich somit das Gepunktete Trikot sichern. Quéméneur hatte sich aus den Bergwertungen herausgehalten und dafür den 46 Kilometer vor Schluss abgenommenen Zwischensprint gewonnen. Aus dem Feld war da John Degenkolb (Giant-Shimano) der Schnellste und wurde Vierter, gefolgt von Bryan Coquard (Eurocpar), André Greipel (Lotto Soudal), Peter Sagan (Tinkoff-Saxo) und Mark Cavendish (Etixx-Quick Step). Auch Thomas Voeckler hatte, als Anfahrer für Coquard, mitgemischt und nutzte die Situation sogleich für einen Angriff. Bis zu einer Dreiviertelminute setzte er sich vom Peloton ab, wurde aber nur zehn Kilometer später schon wieder eingeholt.

Martin löst mit merkwürdiger Bewegung einen Sturz aus
Auf gewaltige zwölfeinhalb Minuten war der Vorsprung der drei Ausreißer während der ersten Rennstunde gestiegen, bevor Lotto Soudal das Feld aufweckte. Obwohl deren Sprinter Greipel das ansteigende Finale in Le Havre überhaupt nicht entgegenkam, machte die Mannschaft über den Tag hinweg mit Degenkolbs Giant-Alpecin fast die komplette Nachführarbeit. Drei Kilometer vor dem Ziel wurde Vanbilsen eingeholt, der rund zehn Kilometer zuvor Teklehaimanot und Quéméneur, der zum kämpferischsten Fahrer ernannt wurde, zurückgelassen hatte. Bei der Anfahrt auf den Zielort begannen die Positionskämpfe, bei denen sich erst Etixx-Quick Step, dann Giant-Alpecin hervortat. Als es in die entscheidende Steigung ging – einen 850 Meter langen Abschnitt mit durchschnittlich sieben Prozent, nach dem nur noch 650 minimal ansteigende Meter folgten –, lösten sich aber alle Züge auf und Fahrer anderer Teams wie Cofidis und Katusha strebten nach vorne. Dann, unmittelbar hinter der Flamme Rouge, passierte es: Der Mann im Gelben Trikot stürzte. Unbedrängt machte Tony Martin (Etixx-Quick Step) mit dem Oberkörper eine Bewegung zur Seite, durch die er aus dem Gleichgewicht geriet, mit dem Fahrer neben sich kollidierte und einen Sturz auslöste, der unter anderem auch Vincenzo Nibali (Astana) mit zu Boden riss.

Stybar siegt mit kleinem Vorsprung, Sagan wieder Zweiter
Nach diesem Vorfall, der einen Stau nach sich zog, blieben nicht einmal mehr 20 Fahrer mit Chancen auf den Etappensieg übrig. Zum Ende der Steigung löste sich Martins Teamkollege Zdenek Stybar aus dieser Gruppe und kam mit einem kleinen Vorsprung auf das fast flache letzte Stück vor dem Ziel. Hinter dem Tschechen wurde erst kurz gezögert, dann machte Joaquin Rodriguez (Katusha) für Alexander Kristoff Tempo, aber der Cross-Weltmeister von 2010, 2011 und 2014, der vor zwei Jahren bei der Vuelta a España seine erste Grand Tour-Etappe gewonnen hatte, brachte zwei Sekunden Vorsprung durch. Sehr zum Leidwesen von Sagan, der Coquard, Degenkolb, Greg Van Avermaet (BMC Racing), Tony Gallopin (Lotto Soudal) und den Rest der Verfolger hinter sich ließ und wie auf der 2. und 5. Etappe schon wieder mit einem zweiten Platz leben musste. Dieser brachte ihm noch nicht einmal genügend Punkte ein, um Greipel, der erwartungsgemäß nicht vorne dabei war, das Grüne Trikot abzunehmen. 161 Punkte hat der Deutsche auf seinem Konto, drei weniger der Slowake. Degenkolb kommt auf 120 und Cavendish, der im Ziel ebenfalls leer ausging, auf 94.

Schlüsselbeinbruch bei Martin – Albasini nicht am Start
Die Zielankunft geriet aber fast zur Nebensache angesichts der dramatischen Bilder rund um Tony Martins Sturz. Mehrere Minuten saß er auf der Straße und hielt sich die linke Schulter, bis er sich aufs Rad hievte, um die letzten tausend Meter zurückzulegen. Gestützt durch Julien Vermote und Michal Kwiatkowski, die ihren Teamkollegen vorsichtig gen Ziel geleiteten. Durch die „Drei-Kilometer-Regel“ gab es keinen Zeitverlust für Martin und alle anderen, die gestürzt oder aufgehalten worden waren. In der Gesamtwertung bleibt Martin daher auf Rang eins, zwölf Sekunden vor Chris Froome (Sky), der aber möglicherweise zur nächsten Etappe im Maillot Jaune antreten wird. Wie Martin kurz vor 19 Uhr mitteilte, hat sich die Verletzung als Schlüsselbeinbruch herausgestellt – ob es für ihn trotzdem weitergehen wird, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschieden. Der einzige definitive Ausfall des Tages blieb vorerst Michael Albasini. Der Schweizer war heute nicht angetreten, nachdem er sich gestern bei zwei Stürzen einen Knochenbruch am Oberam zugezogen hatte; eine Verletzung, die er im letzten Winter schon einmal hatte. Für Orica-GreenEdge, das zuvor schon Simon Gerrans und Daryl Impey verloren hatte, sind damit nur noch sechs Fahrer im Rennen.

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Die morgige 7. Etappe ist nochmal etwas leichter als die heutige. Kurz nach dem Start gibt es die einzige Bergwertung (4. Kategorie) und die Zielankunft ist fast komplett flach, so dass mit einem Massensprint gerechnet werden darf.





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