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Die Tour am 1. Ruhetag: Ein Blick auf die Gesamtwertung mit starken Froome und Van Garderen, aber enttäuschten Franzosen
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13.07.2015

Die Tour am 1. Ruhetag: Ein Blick auf die Gesamtwertung mit starken Froome und Van Garderen, aber enttäuschten Franzosen

Info: TOUR DE FRANCE 2015
Autor: Felix Griep (Werfel)



Pau, 13.07.2015 – Gestern Abend nach dem Mannschaftszeitfahren wurde die noch 185 in der Tour de France verbliebenen Fahrer mit zwei Flugzeugen aus der Bretagne nach Pau gebracht, an den Fuß der Pyrenäen. Sie haben die Berge zwar noch vor, aber neun oftmals sehr aufregende Etappen schon hinter sich. Anders als im letzten Jahr musste erfreulicherweise keiner der Favoriten auf den Gesamtsieg vorzeitig aufgeben, aber die Abstände sind doch schon teils recht deutlich. LiVE-Radsport.com analysiert am Ruhetag die Zwischenstände der 102. Frankreich-Rundfahrt und schaut, wer denn noch Chancen auf den Tour-Sieg hat.

Die ersten „Tage der Wahrheit“ für die Kletterer stehen bevor. Auf der ersten Pyrenäen-Etappe gibt es nur den Schlussanstieg nach La Pierre-Saint-Martin, tags darauf muss man über Col d'Aspin und Col du Tourmalet, ehe es am Ende nach Cauterets wieder bergauf geht. Danach folgt noch die „Königsetappe“ des ersten Hochgebirges mit Col de Portet-d'Aspet, Col de la Core, Port de Lers und der Bergankunft auf dem Plateau de Beille. -> Zur Strecken-Vorschau für die zweiten Tour-Woche

 Gesamtwertung nach Etappe 9 
 1. Froome       SKY       
 5. Contador     TCS + 1:03
 9. Quintana     MOV + 1:59
13. Nibali       AST + 2:22

Die Topfavoriten

Es dürfte unstrittig sein, dass Chris Froome bisher der Gesamtsieganwärter mit dem stärksten und souveränsten Auftreten war. Anders als 2014, als er nach mehreren Stürzen früh ausgeschieden war, kam der Vor-Vorjahressieger sicher durch die erste Woche und konnte sogar einige Ausrufezeichen setzen. Das größte auf der 3. Etappe, obwohl er an der Mur de Huy den Etappensieg knapp verpasste. Dafür konnte er an dem bisher schwersten Anstieg des Rennens Vincenzo Nibali und Nairo Quintana um je 11 und Alberto Contador um 18 Sekunden distanzieren. Auch im steilsten Teil der Ankunft in Mûr-de-Bretagne demonstrierte Froome Überlegenheit. Nibali verlor dort nochmals 10 Sekunden, womit sein kleiner Zeitgewinn aus dem Auftaktzeitfahren dahin war.

Im Zeitfahren von Utrecht hatte Nibali Froome 7 Sekunden abgenommen, Contador hatte 8 und Quintana nur 11 Sekunden gegenüber dem Mann verloren, der jetzt das Gelbe Trikot trägt. Ein enorm wichtiger Tag folgte danach auf der 2. Etappe, als Froome und Contador sich in der Spitzengruppe hielten, während Nibali und Valverde im Wind fast eineinhalb Minuten einbüßten. Im gestrigen Mannschaftszeitfahren war Froome mit Sky der beste der vier Topfavoriten auf den Tour-Triumph, Quintana mit Movistar fast zeitgleich. Für Tinkoff-Saxo um Contador und Astana um Nibali gab es dagegen noch einmal rund eine halbe Minute Rückstand drauf.

So startet Froome mit einem stattlichen Vorsprung auf die vermeintlichen Hauptkonkurrenten ins Hochgebirge. Gut eine Minute liegt er bereits vor Contador, bei dem noch immer fraglich ist, wie schwer der Giro d'Italia in seinen Beinen wiegt. Quintana mit rund zwei Minuten und Nibali mit noch etwas mehr können nicht darauf spekulieren, ihre Rückstände allein auf den letzten Kilometern von Bergankünften wettzumachen. Sie müssen eigentlich versuchen, das starke Sky-Team mit überraschenden Offensiven auf den Bergetappen frühzeitig zu fordern, um eventuelle Schwächen oder Unaufmerksamkeiten ausnutzen zu können.

 Gesamtwertung nach Etappe 9 
 2. Van Garderen BMC + 0:12
 6. Uran         EQS + 1:18
 7. Valverde     MOV + 1:50

Die Herausforderer

Doch nicht nur Contador, Quintana und Nibali sollte Froome im Auge behalten. Als hartnäckiger Gegner könnte sich auch Tejay Van Garderen herausstellen, der bislang eine starke Tour hinlegt. Im Einzelzeitfahren war der US-Amerikaner 8 Sekunden schneller als Froome, kam auf der Windetappe an seiner Seite an, war an der Mur de Huy bei Nibali und Quintana und gewann mit seiner BMC-Mannschaft das Teamzeitfahren. Mit derzeit nur zwölf Sekunden Rückstand scheint der Gesamtfünfte der Jahre 2012 und 2014 auf gutem Wege, erstmals das Tour-Podium zu erreichen, muss die endgültige Qualifikation dafür aber erst noch in den Bergen nachweisen.

Durchstöbert man den Rest der Top10 des aktuellen Gesamtstandes und siebt die Fahrer aus, welche in den Bergen definitiv zurückfallen werden, bleiben sonst nur noch Rigoberto Uran und Alejandro Valverde übrig. Dafür, dass er wie Contador den Giro durchgefahren ist, hat sich Uran bisher sehr gut geschlagen. Die Frage ist, ob ihm das auch noch in seiner fünften und sechsten Grand Tour-Woche des Jahres gelingen wird. Valverde steht momentan sogar ein klein wenig besser da als sein Teamkollege Quintana und könnte unter Umständen ein wichtiger Faktor beim Versuch einer Aufholjagd des Kolumbianers sein.

 Gesamtwertung nach Etappe 9 
15. Gesink       TLJ + 2:52
16. Mollema      TFR + 2:56
18. Rodriguez    KAT + 3:52
19. Talansky     TCG + 4:17
20. Frank        IAM + 4:32
23. Costa        LAM + 5:20
26. Nerz         BOA + 6:28

Die Aussichtslosen

Es gibt noch einige Fahrer, die sich vielleicht an der Spitze der Gesamtwertung hätten festbeißen können, wären sie mit etwas Vorsprung oder zumindest zeitgleich mit den großen Favoriten in die Pyrenäen gegangen. Doch solcherlei Überraschungen gab es in diesem Jahr nicht. Das mit einigen hoffnungsvollen Fahrern gestartete Team LottoNL-Jumbo hat nur noch Robert Gesink einigermaßen weit vorne, doch selbst er hat fast drei Minuten Rückstand. Noch etwas schlechter sieht es bei Cannondale-Garmin aus, wo Andrew Talansky als Bester schon über vier Minuten zurückliegt.

Auch andere Fahrer wie Bauke Mollema, Joaquin Rodriguez oder Rui Costa dürften kaum noch Chancen haben, das Podium zu erreichen. Der Schweizer IAM-Kapitän Mathias Frank liegt durchaus in Reichweite eines anvisierten Top10-Ranges, doch scheint das knappe Erreichen dieses Zieles wohl das Maximum des Möglichen zu sein. Für Dominik Nerz, den Leader des deutschen Teams Bora-Argon 18, würde es sich bei nochmal zwei Minuten mehr Rückstand als Frank womöglich anbieten, sich auf die Jagd nach einem Etappensieg zu konzentrieren, womit die in diesem Abschnitt aufgelisteten Fahrer aber wahrscheinlich alle mehr oder weniger liebäugeln.

 Gesamtwertung nach Etappe 9 
14. Barguil      TGA + 2:43
17. Péraud       ALM + 3:30
21. Bardet       ALM + 4:38
28. Vuillermoz   ALM + 6:49
29. Pinot        FDJ + 8:05
36. Rolland      EUC +11:43

Die Franzosen

Das vorige Jahr mit Franzosen auf den Plätzen 2, 3 und 6 bleibt vorerst eine Anomalie, eine Wiederholung ist 2015 schon auszuschließen – sowohl was das Ergebnis in der Masse angeht als auch überhaupt das Erreichen einer absoluten Topplatzierung. Tony Gallopin liegt als bester Franzose derzeit auf Platz 11 (+2:01), wird aber sicherlich noch deutlich abstürzen. Von den einheimischen Rundfahrtspezialisten steht somit Warren Barguil am besten da. Trotz Rang 8 bei der letzten Vuelta a España sollte man vom Tour-Neuling aber keine Wunderdinge erwarten.

Die im Vorjahr so starke AG2R-Doppelspitze aus Jean-Christophe Péraud und Romain Bardet hat sich auf den ersten neun Etappen einigen Rückstand eingehandelt. So wird es schon nicht einfach, sich in die Top10 zurückzukämpfen und dort zu etablieren. Ein Angriff auf das Podium, der 2014, so ehrlich muss man sein, durch das Ausscheiden von Favoriten wie Froome und Contador begünstigt wurde, scheint diesmal so gut wie ausgeschlossen. Möglicherweise könnten Péraud und Bardet im Verbund mit Alexis Vuillermoz aber in der Mannschaftswertung eine entscheidende Rolle spielen, ganz davon zu schweigen, dass sie immer für einen Etappensieg gut sind.

Ein Etappensieg – oder das Bergtrikot? – könnte auch das einzige sein, was Thibaut Pinot noch zu einem einigermaßen versöhnlichen Fazit über diese Tour de France bringen könnte. Abgesehen vom starken Einzelzeitfahren (9 Sekunden vor Froome) lief es bei ihm gar nicht. Schon früh hatte er einen riesigen Rückstand angehäuft: auf der 3. Etappe nach Huy verlor er eineinhalb Minuten, tags darauf durch einen Defekt auf dem Kopfsteinpflaster doppelt so viel. Noch schlechter steht Pierre Rolland da, der auch nur noch einen Tageserfolg anpeilen, die Gesamtwertung definitiv abhaken kann.





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