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Früher Angriff bringt Nibali Sieg in La Toussuire – Quintana verkürzt seinen Rückstand auf Froome
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24.07.2015

Früher Angriff bringt Nibali Sieg in La Toussuire – Quintana verkürzt seinen Rückstand auf Froome

Info: TOUR DE FRANCE 2015
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



La Toussuire, 24.07.2015 – Vom Gedanken an den erneuten Gesamtsieg bei der Frankreich-Rundfahrt hatte Vorjahres-Champion Vincenzo Nibali sich schon während der ersten Rennwoche verabschieden müssen, aber sein Rückstand gab ihm doch auch die Freiheit, auf der 19. Etappe 59 Kilometer vor dem Ziel anzugreifen und sich in La Toussuire den Etappensieg zu holen. Pikant: Angegriffen hatte der erste italienische Etappensieger der diesjährigen Tour genau in dem Moment, als Chris Froome einen Defekt erlitten hatte. Der Brite, obwohl schon am ersten Anstieg des Tages unter Dauerbeschuss seiner Gegner, verteidigte das Gelbe Trikot letztlich relativ souverän, auch wenn Nairo Quintana seinen Rückstand inklusive Zeitgutschriften um 32 Sekunden verringern konnte. Weiterhin sehr eng ist der Kampf um das Bergtrikot, welches nun Romain Bardet trägt.


Der LiVE-Radsport Blog: Tines Tour Talk (19) – Wasserträger

Sky leidet unter wilden Angriffen am ersten Berg
Wenn die Streckenplaner auf einer Alpenetappe mehr als 4000 Höhenmeter in nur 138 Kilometer packen, dann bedeutet das Kletterei vom Start weg. Das 19. Teilstücke der Tour de France begann von Saint-Jean-de-Maurienne aus gleich mit dem gut 15 Kilometer langen Anstieg zum Col du Chaussy. Eine Vielzahl von Etappenjägern – 26 an der Zahl (vollständige Liste siehe LiVE-Ticker, Eintrag von 13:51 Uhr) – setzten sich in mehreren Angriffswellen vom Hauptfeld ab. Zu den ersten, die in die Offensive gegangen waren, hatte Joaquin Rodriguez (Katusha) gehört, der bei vier Bergwertungen der 1., 2. HC- und nochmal 1. Kategorie viele Punkte zur Verteidigung seines Bergtrikots witterte. Das übliche Ausreißerszenario wurde jedoch gut fünf Kilometer vor dem ersten Gipfel des Tages durch einen überraschenden Angriff von Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) durchkreuzt. Alejandro Valverde (Movistar) und Vincenzo Nibali (Astana) eiferten dem Spanier nach und plötzlich waren drei Fahrer aus den Top7 der Gesamtwertung auf der Flucht, schlossen bald zur großen Spitzengruppe auf, in der sie Teamkollegen antrafen. Anstatt die Situation mit gewohnter Übermacht zu kontrollieren, zerfiel das Sky-Team von Chris Froome, der nur mit einem einzigen Helfer über den Berg kam. Wouter Poels war noch beim Tour-Leader, nicht etwa der Gesamtvierte Geraint Thomas.

Rolland setzt zu einem Solo an, Thomas bricht ein
Der Abstand an der Bergwertung, die übrigens Rodriguez für sich entscheiden konnte, war nicht besonders groß und so kam es in der Abfahrt zu einem Zusammenschluss aller Favoriten, auch Thomas kam wieder heran. Derweil griffen Rigoberto Uran (Etixx-Quick Step) und Romain Bardet (AG2R La Mondiale) an, gefolgt von Pierre Rolland (Europcar) und Rodriguez. Um diese vier Fahrer bildete sich nach der Abfahrt zu Beginn eines etwa 30 Kilometer langen flachen Abschnitts eine 22-köpfige Gruppe (vollständige Liste siehe LiVE-Ticker, Eintrag von 15:01 Uhr), die mit fast zwei Minuten in den Col de la Croix de Fer startete und den Vorsprung dort noch etwas weiter ausbaute. Zwölf Kilometer vor dem Gipfel des mit 22,4 Kilometern längsten Anstiegs der Etappe setzte sich Rolland, der Zweite der Etappe vom Vortag, alleine ab, worauf die anderen Ausreißer keinerlei Reaktion zeigten. Derweil wies Nibali seine Teamkollegen zur Tempoarbeit an und das Hauptfeld schrumpfte immer mehr zu einer nur noch aus den besten Bergfahrern bestehenden Gruppe. Wieder blieb Froome nur Poels als Helfer. Thomas fiel erneut zurück und verlor am Ende des Tages mehr als zwanzig Minuten, stürzte in der Gesamtwertung von Rang vier auf 15 ab.

Froomes Defekt als Startsignal für Nibalis Angriff
Bald zog Nibali das Tempo an, um die Standfestigkeit seiner Kontrahenten zu testen, anschließend versuchte es Valverde, beide reihten sich aber jeweils nach kurzer Zeit wieder in die Favoritengruppe ein. Der entscheidende Moment der Etappe hatte dann seinen Ursprung in einem Defekt beim Mann in Gelb. Ein kleines technisches Problem zwang ihn kurz zum Anhalten. Just in diesem Augenblick attackierte Nibali, der später meinte, er hätte von Froomes Problemen nichts mitbekommen, auch wenn die Fernsehbilder zumindest zeigen, dass er das langsame Zurückfallen des Gesamtführenden bemerkt haben sollte. Wie es auch immer gewesen sei, Nibali setzte sich zügig ab und erreichte die Bergwertung 50 Sekunden vor Froome und Co., nur wenig mehr als eine Minute hinter Rolland. In der Abfahrt machte Nibali nicht viel Zeit auf den Führenden gut, doch auf dem Col du Mollard, dem 5,7 Kilometer langen dritten Berg kam er an den einzigen verbliebenen Ausreißer heran. Der Vorsprung auf die Favoritengruppe betrug jetzt schon fast zwei Minuten. Bardet hatte als Drittplatzierter auf dem Croix de Fer Rodriguez bereits als Bergklassements-Ersten abgelöst und holte sich auch auf dem Mollard das Maximum an Punkten, was Rolland und Nibali ihm gelassen hatten. Diesmal nutzte Bardet die folgende Abfahrt wieder für einen Angriff, was immer mehr zu seinem speziellen Markenzeichen wird.

Quintana setzt sich am Schlussanstieg von Froome ab
Heute hatte der Etappensieger der vorherigen Etappe aber Pech in Form eines Defekts. Immerhin gelang es Bardet, sich trotzdem bis ins Tal vor der Hauptgruppe zu halten und sich dort nach einem Radwechsel in diese zu integrieren. 120 Kilometer waren absolviert, 18 ansteigende Kilometer standen noch bevor: die Bergankunft in La Toussuire, wo zuletzt vor drei Jahren eine Tour-Etappe geendet hatte – mit einem Sieg von Pierre Rolland. Doch eine Wiederholung war nicht möglich, nicht mehr lange konnte er dem Tempo Nibalis folgen, der wiederum seinen Vorsprung zu den wirklichen Gegnern nochmals auf 2:20 Minuten vergrößerte. In der Gruppe der Favoriten machten lange die Domestiken die Führungsarbeit, erst Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) für Robert Gesink, später Rafal Majka (Tinkoff-Saxo) für Contador. Zu elft waren sie noch, als sie nach der Hälfte des Schlussanstiegs Rolland einholten. Immer noch nicht kleiner geworden war der Rückstand zu Nibali. Es war eine ziemlich ruhige, für Froome sehr angenehme Phase. Dies änderte sich, als sechs Kilometer vor dem Ziel Poels abreißen lassen musste. Kaum war Froome auf sich allein gestellt, lancierte Quintana, der sich bis dahin in Zurückhaltung geübt hatte, die von ihm erwartete Attacke. Froome konterte diesen Angriff, zog Contador und Valverde hinter sich her. Quintana forcierte daraufhin nochmals und kam nun endgültig von allen weg.

Nibali nicht mehr einzuholen, Bardet im Bergtrikot
Froome war nicht in der Lage, den Kontakt zum Kolumbianer wieder herzustellen, hielt den daraus resultierenden Zeitverlust aber in verschmerzbaren Grenzen. Im Abstand von 40 Sekunden erreichten sie das Ziel, zwei weitere Sekunden kamen durch die Zeitgutschriften hinzu. Quintanas Beschleunigung hatte sich zwar auch merkbar auf den Rückstand gegenüber Nibali ausgewirkt, aber der Italiener kam nach 59 Kilometern, die er alleine oder gemeinsam mit Rolland zurückgelegt hatte, doch 44 Sekunden vor ihm ins Ziel. Eine Gruppe um Contador und Valverde beendete das Rennen 2:26 Minuten nach dem Sieger. In der Gesamtwertung vergrößerte sich der Rückstand des Drittplatzierten Valverde dadurch auf 5:25 Minuten, während der Zweitplatzierte Quintana nur noch 2:38 hinter Froome rangiert. Nibali (+6:44) kletterte von Rang sieben auf vier und kann sogar noch das Podium ins Visier nehmen. Contador und Gesink behielten dahinter ihre Positionen, während sich Mathias Frank (IAM Cycling), Bauke Mollema (Trek Factory Racing) und auch Bardet durch das Zurückfallen von Thomas um je einen Platz verbesserten. Rolland, vorher 13., rückte auf den letzten Platz der Top10 vor. Bardet belegte im Sprint der Verfolgergruppe hinter Landsmann Pinot den fünften Etappenplatz, was ihm noch vier Punkte einbrachte und verhinderte, dass Froome ihm die Bergwertungs-Führung abnehmen konnte. Drei Punkte Vorsprung stehen für Bardet zu Buche.

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Gesamt- und Bergwertung werden auf der morgigen 20. Etappe entschieden, dem letzten Teilstück der Tour 2015 im Hochgebirge. Diese mit 110,5 Kilometern noch kürzere Etappe beginnt mit 25 km Abfahrt, gefolgt vom langen Aufstieg zum Col de la Croix de Fer (29,0 km à 5,2%). 40 Kilometer nach dieser HC-Bergwertung beginnt der ebenfalls in der höchsten Kategorie eingestufte Schlussanstieg nach L‘Alpe d'Huez (13,8 km à 8,1%).





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