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Peter Sagan im Regenbogentrikot nach einem fantastischen Finish bei der Weltmeisterschaft von Richmond
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27.09.2015

Peter Sagan im Regenbogentrikot nach einem fantastischen Finish bei der Weltmeisterschaft von Richmond

Info: STRASSEN-WELTMEISTERSCHAFT 2015 IN RICHMOND | Straßenrennen Männer Elite
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Richmond, 27.09.2015 – Es war ein glorreicher Abschluss der Rad-Weltmeisterschaften von Richmond. Nach einer Vielzahl von spannenden Wettkämpfen sowohl in den Zeitfahren als auch den Straßenrennen der Frauen und Nachwuchsklassen geriet der Kampf um das Regenbogentrikot der Männer Elite am Sonntag zu einem Spektakel, das einen – das wird man bei aller Objektivität sagen dürfen – gebührenden Sieger fand. Peter Sagan, seit Jahren einer der schillerndsten und erfolgreichsten Akteure im Radsport, krönte sich nach einem Angriff drei Kilometer vor dem Ende, in dessen Folge sich der 25-jährige Slowake gegen eine größere Verfolgergruppe behaupten konnte, zum neuen Weltmeister. In den Sprint um die weiteren Medaillen, welche an Michael Matthews und Ramunas Navardauskas gingen, konnten die Fahrer aus den deutschsprachigen Nationen nicht mehr eingreifen, obwohl zuvor vor allem die Deutschen aktiv am Renngeschehen teilgenommen hatten.

Das Wetter hält beim WM-Höhepunkt
Ohne den Südafrikaner Jaco Venter, der nach der Vuelta a España nicht mehr genügend Zeit gefunden hatte, sich ein Visum für die USA zu besorgen, startete am Sonntagmorgen um neun Uhr Ortszeit das letzte Rennen der Straßen-Weltmeisterschaften von Richmond. 191 Männer nahmen die 261,4 Kilometer in Angriff, 110 von ihnen sollten am Ende die komplette Distanz absolvieren. Bis auf zwei kurze Nieselregen zur Mitte und in der zweiten Hälfte des Rennens blieb es erfreulicherweise trocken, so dass es auf den Kopfsteinpflaster-Anstiegen am Libby Hill und auf der 23rd Street keine Rutschpartien gaben. Die beiden kurzen, aber intensiven Hügel bildeten mit der Steigung auf der Governor Street hinter der Flamme Rouge das gefürchtete Finale des Rundkurses, das 16x mal zu absolvieren war.

Van Emden macht Ausreißern das Leben schwer
Conor Dunne hatte den scharfen Start kaum abwarten können; sofort als das Rennen freigegeben war, stürmte der Ire los. Und sein Plan, eine Fluchtgruppe zu initiieren, ging voll auf, denn Andriy Khripta (Ukraine), Jesse Sergent (Neuseeland), Ivan Stevic (Serbien) und Sung Baek Park (Südkorea) schlossen sich ihm an. Ehe der Abstand in die Höhe kletterte, schafften noch drei weitere Fahrer den Sprung nach vorne: Carlos Alzate (Kolumbien), Serghei Tvetcov (Rumänien) und Lokalmatador Benjamin King. Der Landesmeister von 2010 vertrat nicht nur das Team USA an der Spitze, er stammt sogar aus Richmond, erblickte einst in der WM-Stadt das Licht der Welt. Mit 4:49 Minuten Vorsprung kamen diese acht Fahrer zur ersten Zielpassage – und man hätte erwartet, dass es noch deutlich mehr wird. Doch die Niederländer hielten nicht nur die Ausreißer, sondern vor allem auch ihre Gegner im Feld auf Trab. Besondere Erwähnung muss an dieser Stelle Jos van Emden finden, der die ersten sechs Runden fast ununterbrochen das Peloton anführte und sich einen WM-Titel als Helfer verdient gehabt hätte.

Ende der ersten Flucht kommt schon in Runde elf
Die frühe Krafteinsatz des niederländischen Teams sorgte gleich in der ersten Runde für Trubel, als nach der Erstbefahrung von Libby Hill, 23rd Street und Governor Street das Feld geteilt war; es fand sich aber bald wieder zusammen. Schon in der achten Runde fiel der Rückstand des Feldes unter eine Minute und die Niederländer mussten sich etwas bremsen, wollten die Spitzengruppe nämlich eigentlich noch nicht einholen. Das passierte schließlich drei Runden später, nachdem in der Zwischenzeit erst Park und Khripta, dann Stevic und schließlich auch Alzate zurückgefallen und nur noch Dunne, Sergent, Tvetcov und King übriggeblieben waren. So wurden nach gut 160 Kilometern die Karten neu gemischt. Die Belgier nahmen nun das Heft in die Hand: Nikolas Maes forcierte das Tempo am Libby Hill, Tom Boonen trumpfte an der 23rd Street auf. Anschließend vereitelten sie einen Angriff des Niederländers Robert Gesink. Nach Abschluss dieser elften Runde wurde im Peloton kurz durchgeatmet, woraufhin sich ein Quartett davonstehlen konnte, das fortan eine Stunde lang das Rennen anführen sollte.


Medaillenspiegel: 1. USA 2-3-2, 2. Deutschland 1-1-2, 2. Frankreich 1-1-2

Anstiege sorgen in jeder Runde für neue Angriffe
Trotz der Vorausfahrt von Jarlinson Pantano (Kolumbien), Guillaume Boivin (Kanada), Kanstantsin Siutsou (Weißrussland) und Taylor Phinney (USA) gab es im Feld immer neue Aktivitäten. Beim nächsten Treffen mit dem Libby Hill blies Sep Vanmarcke zum Angriff. An der 23rd Street nahmen Ian Stannard (Großbritannien), Daniele Bennati (Italien) und der Deutsche Simon Geschke die Verfolgung auf, kamen an den Belgier und den zurückfallenden Pantano heran. Auf der Zielgeraden schloss aber auch das Hauptfeld wieder auf. In der nächsten Runde gab es an den Steigungen Angriffe von Rui Costa (Portugal) und Joaquin Rodriguez (Spanien), woraufhin sich eine 22-köpfige Gruppe bildete. Darin waren Spanier und Deutsche mit je vier Fahrern besonders stark vertreten, konnten diese für sie vorteilhafte Situation aber nicht lange aufrecht erhalten. Wie so oft in diesem Rennen sorgte der flache Beginn des Rundkurses für eine vorübergehende Beruhigung, ehe mit Libby Hill die Hektik von Neuem begann. Dort bereiteten dann die Briten einen Angriff vor, den Ian Stannard auf der 23rd Street ausführte und der dem Geschehen eine neue Qualität verlieh.

Deutschland jagt Gruppe um den Titelverteidiger
Boivin, Siutsou und Phinney waren von der Bildfläche verschwunden, stattdessen war zwei Runden vor Schluss eine neue Gruppe um Stannard entstanden, deren weitere Besetzung mit Bauke Mollema (Niederlande), Elia Viviani (Italien), Andrey Amador (Costa Rica), Daniel Moreno (Spanien), Ex-Weltmeister Boonen und Titelverteidiger Michal Kwiatkowski (Polen) wahrhaft hochkarätig war. Die Deutschen hatte diese Entwicklung kalt erwischt, weswegen André Greipel und Co. sich für den unumstrittenen Teamkapitän John Degenkolb um die Verfolgung bemühten. Es gelang ihnen, den auf eine halbe Minute gewachsenen Rückstand wieder abzubauen, bis Degenkolb und ein Dutzend weitere Fahrer auf der 23rd Street zu den sieben Führenden aufschließen konnten. Bis zur letzten Zieldurchfahrt erfolgte allerdings erneut ein genereller Zusammenschluss. Etwa einhundert Fahrer starteten in langer Reihe auf die finalen 16,2 Kilometer. In der Schlussrunde holte Italien erst eine ausgerissene Fünfergruppe um Costa, dessen Landsmann Nelson Oliveira sowie Amador, Greg van Avermaet (Belgien) und Rein Taaramäe (Estland) zurück und vereitelte auch noch eine Flucht von Kanstantsin Siutsou (Weißrussland) und Tyler Farrar (USA), ehe die entscheidenden letzten vier Kilometer begannen.


Nationen-Ranking: 1. Niederlande 545, 2. Frankreich 430, 3. Australien 425

Sagan übertrumpft den kämpferischen Van Avermaet
Vor dem Libby Hill stritten sich Italiener, Belgier und Niederländer um die besten Positionen, aber es war Zdenek Stybar, der dort als Erster angriff. Degenkolb hielt das Hinterrad des Tschechen und nach ihnen tat sich ein kleines Loch auf. Eine Vorentscheidung war das aber nicht, weil der bissige Van Avermaet die Lücke zufuhr. Auch das Vorpreschen von Niki Terpstra (Niederlande) in der Abfahrt brachte das Feld noch nicht zum Reißen. Van Avemaet sprintete in die 23rd Street hinein, wo aus seinem Schatten heraus Peter Sagan zu seinem großen Auftritt ansetzte. Der slowakische Meister hatte nur auf diesen Moment gewartet, sich zuvor das ganze Rennen über im Hintergrund gehalten und seine Kräfte für diesen einen Angriff aufgespart. Erst mit seinem unnachlässigen Einsatz in der Abfahrt konnte er sich von Van Avermaet lösen. Der bekam Gesellschaft durch Edvald Boasson Hagen, doch weil der Norweger ihm die Mitarbeit versagte, steckte auch der Belgier zurück. Das zu sehen, gab Sagan zusätzliche Motivation für den letzten Kilometer und die Steigung auf der Governor Street, wo er ein wenig, aber nicht zu viel an Boden verlor.

WM-Titel überstrahlt Durststrecken und zweite Plätze
Er brachte die letzte Steigung hinter sich, bog durch die Linkskurve auf die Zielgerade ein, kämpfte sich die letzten 680 leicht ansteigenden Meter bis zur Linie – und dann war er Weltmeister. Der Mann, der nach furiosen ersten Karrierejahren zuletzt nicht nur Bewunderung, sondern auch Kritik oder gar Häme zu spüren bekam, ob während seiner mehr als achtmonatigen Durststrecke zwischen dem nationalen Meistertitel im Sommer letzten Jahres und einem erlösenden Etappensieg bei Tirreno-Adriatico im März oder für die Bilanz der letzten Tour de France, als er zwar erneut das Grüne Trikot gewann, aber als fünfmaliger Zweitplatzierter ohne Etappensieg blieb. All das machte Peter Sagan an diesem Tag in Richmond vergessen, als er drei Sekunden vor seinen Verfolgern WM-Gold holte. Michael Matthews (Australien) und Ramunas Navardauskas (Litauen) sprinteten zu Silber und Bronze, wohingegen Alexander Kristoff (Norweger) als Vierter der erste Fahrer war, der leer ausging. Nichts zu holen gab es am Ende für die deutschsprachigen Nationen. Es wurden nur die Plätze 26, 28 und 29 für den besten Österreicher, Schweizer und Deutschen, namentlich Marco Haller, Silvan Dillier und Degenkolb.

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