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„King Küng“ gewinnt bei Heim-EM in Grenchen die Einzelverfolgung – Voinova fährt 500-Meter-Weltrekord
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17.10.2015

„King Küng“ gewinnt bei Heim-EM in Grenchen die Einzelverfolgung – Voinova fährt 500-Meter-Weltrekord

Info: Bahnradsport-Europameisterschaft Elite 2015 in Grenchen
Autor: Felix Griep (Werfel)



Grenchen, 17.10.2015 – Seinem Spitznamen „King Küng“ ist der erst 21-jährige Stefan Küng bei der Bahnradsport-Europameisterschaft wieder einmal vollkommen gerecht geworden. Zwei Tage nachdem er mit seinen Landsleuten im Quartett sensationell Silber geholt hatte, ließ sich der in dieser Disziplin auch amtierende Weltmeister den Sieg in der Einzelverfolgung nicht entgehen. Die erste Goldmedaille bei der Heim-EM garnierte Küng mit gleich zwei Verbesserungen des eigenen Landesrekords. Weiterhin ohne Goldmedaille bleibt dagegen der Bund Deutscher Radfahrer. Domenic Weinstein war gegen Küng chancenlos und Joachim Eilers im 1000 Meter Zeitfahren Jeffrey Hoogland knapp unterlegen, beide holten Silber. Zu den Höhepunkten des Samstags gehörten desweiteren der Weltrekord im 500 Meter Zeitfahren durch Anastasiia Voinova und eine extrem knappe Entscheidung im Omnium der Männer.


Der nächste Tag in Grenchen: Zeitplan für Sonntag, den 18.10.

Einzelverfolgung Männer:
Küng holt das erwartete Gold auf souveräne Art, Weinstein guter Zweiter

Ausufernd bejubelt, weil sie nicht unbedingt zu erwarten waren, wurden die ersten drei Schweizer Medaillen bei der Heim-EM im Velodrome Suisse: Silber in der Mannschaftsverfolgung sowie im Scratch für Tristan Marguet, zudem Bronze im Punkterennen für Claudio Imhof. Doch in der Einzelverfolgung waren die Vorzeichen andere, hier startete der Schweizer Bahn-Star Stefan Küng als klarer Favorit. Und der
Weltmeister von Saint-Quentin-en-Yvelines enttäuschte nicht. Seinen eigenen Schweizer Rekord, den er bei jener WM im Februar aufgestellt hatte, pulverisierte er bereits in der Qualifikation: 4:15,678 Minuten, 1,505 Sekunden unter der alten Bestmarke. Etwas mehr als zwei Sekunden betrug der Vorsprung zum Quali-Zweiten Domenic Weinstein, den Küng im Finale noch deutlicher schlug. Dass der Deutsche im Duell um Gold schneller startete, war kein Alarmsignal, denn in der zweiten Rennhälfte stach Küng ihn mit seiner enormen Gleichmäßigkeit und Konstanz, für die er längst bekannt ist, aus. Nach 2125 Metern übernahm Küng die Führung und nach 4000 Metern hatte er mit 4:14,992 Minuten nochmals den Schweizer Rekord verbessert – und die siebtschnellste jemals gefahrene Zeit abgeliefert! Den deutschen Rekord von 4:17,417, den er selbst erst Anfang Oktober in Frankfurt aufgestellt hatte, verpasste Weinstein um gerade einmal 358 Tausendstel. Im Kampf um Bronze setzte sich der Niederländer Dion Beukeboom mit rund einer halben Sekunde Vorsprung gegen Julien Morice durch. Silvan Dillier und Nils Schomber, die zweiten Starter aus der Schweiz und Deutschland, belegten in der Qualifikation die Plätze sieben und vierzehn. Der britische Vorjahressieger Andrew Tennant verpasste als Fünfter den Einzug ins kleine Finale um knapp eine Sekunde.

-> Zum Resultat Einzelverfolgung Männer

Ausscheidungsfahren Männer:
Coquard setzt sich bei Premiere durch, Consonni und Latham auf dem Podest

Im Rahmen des Omniums gehört das Ausscheidungsfahren schon lange zum festen Bestandteil des Bahnradsports, aber einen eigenständigen Wettkampf, in dem Medaillen vergeben werden, gab es für diese Disziplin bisher weder bei Europa-, noch bei Weltmeisterschaften. In Grenchen kam es nun zu einer Premiere, an der 18 Fahrer teilnahmen, von denen alle zwei Runden derjenige rausgeworfen wurde, der die Ziellinie als Letzter passiert hatte. Schon als Sechsten erwischte es den Schweizer Teilnehmer Loïc Perizzolo, als Neunten den Deutschen Roger Kluge. Der Österreicher Andreas Müller blieb etwas länger im Rennen, schied aber ebenfalls aus, bevor es um die Medaillen ging, wurde letztlich Sechster. Nach ihm wurden der Belgier Moreno De Pauw und der Niederländer Jan-Willem Van Schip eliminiert, ein Trio war übriggeblieben: der Franzose Bryan Coquard, der Italiener Simone Consonni und der Brite Christopher Latham hatten eine Medaille sicher. Bronze wurde es für Latham, der schon bei den vorangegangenen Entscheidungen auf dem sprichwörtlichen Zahnfleisch zu fahren schien. Das Duell der letzten beiden Verbliebenen entschied der sprintstarke Coquard klar für sich. Für den erfolgreichen Straßenprofi, der in diesem Jahr Etappen bei Etoile de Bessèges, 4 Jours de Dunkerque und Route du Sud gewann, war es der zweite Bahn-Titel des Jahres 2015 nach dem
Madison-Triumph bei der WM. Consonni wurde zum zweiten Mal in kurzer Zeit „Vize“ einer großen Veranstaltung, auch im U23-Straßenrennen von Richmond war er Zweiter.

-> Zum Resultat Ausscheidungsfahren Männer

Omnium Männer:
Viviani verweist in einer engen Entscheidung Hansen und Dibben auf die Plätze

Am zweiten Tag des Omniums gehörte zunächst der Deutsche Lucas Liß zu den Hauptdarstellern, holte sich in den Zeitfahr-Disizplinen über 1000 und 250 Meter einen Sieg und einen dritten Platz. An die Spitze des Zwischenklassements schaffte er es aber nicht, diese eroberte sich Elia Viviani mit seinem Sieg über die 250 Meter. Der Italiener ging mit sechs Punkten Vorsprung auf den Niederländer Tim Veldt und 14 auf den Dänen Lasse Norman Hansen in das entscheidende Punkterennen. Der russische Titelverteidiger Viktor Makankov, der
nach den ersten drei Disziplinen noch Erster war, lag zu diesem Zeitpunkt als Vierter bereits 20 Punkte, also das Äquivalent eines Rundengewinns, in Rückstand. Diese vier Fahrer gerieten bereits in der Anfangsphase des 160 Runden langen Finales in Bedrängnis, als das halbe Feld einen Rundengewinn einfuhr. Mit einem gemeinsamen Angriff kurz bevor dies offiziell geschehen war, schafften sie aber den direkten Konter und verteidigten vorerst ihre Positionen. Bald darauf gab es dann aber die ersten Rundengewinne einzelner Fahrer, woraufhin zur Halbzeit des Punkterennens der Franzose Thomas Boudat hinter Viviani Zweiter und der Brite Jonathan Dibben hinter Veldt Vierter war. Auch der Schweizer Oliver Beer, als Achtplatzierter mit 28 Punkten Rückstand auf eine Medaille gestartet, versuchte mehrfach auszureißen, konnte sich aber nicht mehr an die Spitzenränge herankämpfen. Die Entscheidung gipfelte letztlich in einem Dreikampf zwischen Hansen, der sich durch einen Rundengewinn auf Rang eins katapultiert hatte, Viviani und Dibben – 191, 189 und 188 Punkte hatten sie nach der 15. von 16 Wertungen. Den Zielsprint gewann, was unerheblich war, der Pole Adrian Teklinski vor Boudat. Viviani wurde Dritter und holte zwei Punkte, zog dadurch mit Hansen gleich. In diesem Fall entschied die besser Platzierung bei der finalen Wertung zu Gunsten von Viviani, der seinen Titel aus dem Jahr 2014 erfolgreich verteidigte,

-> Zum Resultat Omnium Männer

500 Meter Zeitfahren Frauen:
Voinova garniert ihren dritten 500-Meter-Titel in Serie mit einem Weltrekord

Weniger Spektakel als das Omnium-Finale bot die nächste Entscheidung dieser Bahn-EM, aber auch am Ende des 500 Meter Zeitfahrens durfte gestaunt werden. Nicht nur, dass Anstasiia Voinova nach dem
EM-Titel 2014 und dem anschließenden WM-Sieg 2015 einen Titel-Hattrick feierte – sie holte sich diesen dritten Triumph auch in einer absoluten Fabelzeit. 32,836 Sekunden betrug der seit fast zwei Jahre gültige Weltrekord, den die Australierin Anna Meares im Dezember 2013 beim Weltcup in Aguascalientes aufgestellt hatte; Voinova bescherte dem Velodrome Suisse mit 32,794 Sekunden eine neue Bestmarke, 42 Tausendstel unter der alten. Nach dem Sieg mit Daria Shmeleva im Teamsprint war es bereits das zweite Gold in Grenchen für die 22-jährige Russin, die zudem Silber im Sprint geholt hatte. Im Sprint hatte sie sich der Niederländerin Elis Ligtlee geschlagen geben müssen, die im Zeitfahren nun ihrerseits mit knapp acht Zehntelsekunden Rückstand den zweiten Platz belegte. Voinovas Teamsprint-Partnerin Shmeleva holte sich als Drittplatzierte ebenfalls noch eine weitere Medaille. Deutschsprachige Fahrerinnen waren nach der Absage der verletzten Miriam Welte nicht an den Start gegangen.

-> Zum Resultat 500 Meter Zeitfahren Frauen

1000 Meter Zeitfahren Männer:
Hoogland erringt seinen dritten Titel in Grenchen, Eilers einmal mehr Zweiter

Anders als bei den Frauen gab es im Zeitfahren der Männer keinen neuen Weltrekord. Die 56,303 Sekunden, welche François Pervis
damals in Aguascalientes, als auch Meares ihre heute nun gebrochene Bestmarke gesetzt hatte, gefahren war, blieben unangetastet. Der Franzose ließ die 1000 Meter, die ihm bei den letzten drei Weltmeisterschaften stets eine Goldmedaille gebracht hatten, aus, gönnte sich nach einer verpassten Medaille im Teamsprint und einem frühen Ausscheiden im Sprint einen Tag Pause vor seinem letzten EM-Einsatz im Keirin. Sieger in einer Zeit von 1:00,350 Minute wurde stattdessen der Niederländer Jeffrey Hoogland, was angesichts der beiden Titelgewinne im Teamsprint und Sprint, die zuvor noch sehr überraschend aufgenommen wurden, jetzt kaum noch verblüffte. Die Topform des 22-Jährigen, der in Grenchen seinen Durchbruch bei der Elite schaffte, wurde Joachim Eilers zum Verhängnis. Der Deutsche, der bei den letzten beiden Weltmeisterschaften hinter Pervis und bei der EM 2014 hinter dem Briten Callum Skinner jeweils Zweiter geworden war, musste sich auch diesmal wieder mit der Silbermedaille zufriedengeben, nur 0,219 Sekunden fehlten ihm zu Gold. Als Zweiter Deutscher hätte es fast Maximilian Dornbach aufs Podium geschafft, der als einer der ersten Starter eine Zeitlang in Führung gelegen hatte. Neben Hoogland und Landsmann Eilers zog aber auch noch der Tscheche Robin Wagner an ihm vorbei und schnappte sich die Bronzemedaille.

-> Zum Resultat 1000 Meter Zeitfahren Männer

Omnium Frauen:
Trott mit fast perfektem Start auf dem Weg zu ihrem dritten EM-Sieg in Folge

Bei den Frauen war das 500 Meter Zeitfahren die einzige Medaillenentscheidung am Samstag, parallel zu den hauptsächlich männlichen Wettbewerben lief aber auch das Omnium an. Die Britin Laura Trott erwischt einen so guten Start, dass sie sich wohl berechtigte Hoffnungen auf ihren dritten EM-Sieg in Serie und den vierten innerhalb von fünf Jahren machen darf. Nach einem zweiten Platz im Scratch, das die Litauerin Ausrine Trebaite mit einer Runde Vorsprung gewann, holte sich Trott in Einzelverfolgung und Ausscheidungsfahren jeweils die Maximalpunktzahl. 118 Zähler hat sie insgesamt schon auf ihrem Konto, zwölf mehr als die Zweitplatzierte Amalie Dideriksen. Die Dänin belegte nach Rang sechs im Scratch bei den nächsten beiden Rennen jeweils den Platz direkt hinter Trott. Die Drittplatzierte Gulnaz Badykova aus Russland startet am Sonntag mit 24 Punkten Rückstand in den zweiten Teil des Omniums, die Vierte Kirsten Wild aus den Niederlanden weist ein Defizit von 32 Punkten auf. Die Deutsche Anna Knauer, die im Vorjahr Bronze holte, liegt zwar auf Rang neun nur im Mittelfeld, von Wild trennen sie aber lediglich acht Punkte, bis zum ersten Medaillenplatz sind es 16 Zähler Differenz.

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Zum Resultat Omnium Frauen (Stand nach 3 von 6 Disiziplinen)





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