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Adventskalender am 22. Dezember: Köln, Frankfurt, Berlin und 2017 Düsseldorf – Grand Départs in Deutschland
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22.12.2015

Adventskalender am 22. Dezember: Köln, Frankfurt, Berlin und 2017 Düsseldorf – Grand Départs in Deutschland

Autor: Felix Griep (Werfel)



  22.12.  
Die Weihnachtswoche begann gestern mit einer Hiobsbotschaft für den deutschen Radsport, die Bayern Rundfahrt fällt 2016 aus. 2017 will der Veranstalter sie wiederbeleben und könnte dabei vielleicht auch von der guten Nachricht profitieren, die Radsport-Deutschland heute wieder in wesentlich bessere Stimmung versetzte: Im Jahr 2017 wird die Tour de France in Düsseldorf beginnen! Es ist der vierte Grand Départ in Deutschland in der Tour-Geschichte und für uns ein Anlass, die bisherigen drei Tour-Starts in Deutschland im Stile unseres Adventskalender-Beitrags „Tour-de-France-Etappen in der Schweiz“ Revue passieren zu lassen.


Der LiVE-Radsport.com Adventskalender 2015

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Bis Weihnachten präsentieren wir euch täglich einen besonderen Beitrag, um in der an Radrennen ärmeren Adventszeit keine Langeweile aufkommen zu lassen.


Tour de France 1965:
Grand Départ in Köln

Die Unterzeichnung des Élysée-Vertrags vom 22. Januar 1963 durch Bundeskanzler Konrad Adenauer und den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle ebnete den Weg für den ersten Grand Départ auf deutschem Gebiet. 1964 führt zunächst erstmals in der Nachkriegszeit eine Etappe nach Deutschland, Rudi Altig eroberte mit seinem zweiten Platz hinter Willy Derboven auf jener 5. Etappe in Freiburg im Breisgau das Gelbe Trikot, wurde am Ende dieser Tour 15. in der Gesamtwertung.

Ein Jahr später, als die Frankreich-Rundfahrt am 22. Juni in Köln begann, fehlte Altig jedoch, der in seinem Heimatland der große Star gewesen wäre. Er hatte im Mai zuvor eine Etappe der Spanien-Rundfahrt gewonnen, sich dort später aber bei einem Sturz ein Bein gebrochen und war bis zur Tour nicht rechtzeitig wieder fit. Bei dieser Vuelta a España hatte aber noch ein anderer Deutscher aufgetrumpft. Rolf Wolfshohl hatte die Gesamtwertung vor seinem Teamkollegen Raymond Poulidor gewonnen, mit dem er sich bei der Tour erneut um die Leaderrolle in der eigenen Mannschaft duellieren wollte.

Nach dem Start vor dem Kölner Dom führte die 1. Etappe der Tour de France 1965 für 76,5 Kilometer durch Deutschland, bevor in Mützenich die Grenze zu Belgien überquert wurde und schließlich in Lüttich der Belgier Rik Van Looy im Sprint gewann. Nachdem Jacques Anquetil, der in den Jahren davor unbesiegbar schien und seine Tour-Gesamtsiege zwei bis fünf in Serie einfuhr, für dieses Jahr abgesagt hatte, gewann letztendlich der Italiener Felice Gimondi das Gelbe Trikot. Das teaminterne Duell bei Mercier-BP entschied Poulidor für sich, der Gesamtzweiter wurde; Wolfshohl war auf der 10. Etappe ausgeschieden.



Tour de France 1980:
Grand Départ in Frankfurt am Main

Beim zweiten deutschen Grand Départ im Jahr 1980 blieb die Tour de France länger in der Bundesrepublik als nur einen halben Tag. Drei Etappen wurden komplett in und um Frankfurt am Main ausgetragen, eine weitere dort gestartet. Für Frankfurt ein besonderes Ereignis, hatte sich dort doch seit 1962 mit dem Rennen „Rund um den Henninger Turm“ schon eine gewisse Radsport-Tradition entwickelt, die zudem durch die guten Leistungen des gebürtigen Frankfurters Dietrich Thurau befeuert wurde, der bei der Tour 1977 Gesamtfünfter und bester Nachwuchsfahrer war, zudem fünf Etappen gewonnen und mehr als zwei Wochen lang das Gelbe Trikot getragen hatte. 1979 war ihm ein weiterer Etappensieg und als Zehnter erneut der Sprung unter die Top10 gelungen.

„Didi“ Thurau belegte am 26. Juni beim Prolog, einem 7,6 Kilometer langen Zeitfahren durch die Frankfurter Innenstadt, den fünften Platz mit 22 Sekunden Rückstand auf Bernard Hinault, der trotz dieses perfekten Starts das Ziel seines dritten Tour-Triumphes in Folge nicht erreichte, weil er nach der 12. Etappe wegen Knieproblemen als Gesamtführender aussteigen musste. Am zweiten Tour-Tag belegte Thurau auf der 133 Kilometer langen Etappe 1a von Frankfurt ins nahe gelegene Wiesbaden im Sprint den vierten Platz hinter Sieger Jan Raas. Etappe 1b führte in Form eines Mannschaftszeitfahrens über 45,8 Kilometer von Wiesbaden zurück nach Frankfurt. Der Sieg ging an das niederländische Team TI-Raleigh-Creda, das Gerrie Knetemann die Führung im Gesamtklassement brachte.

Am 28. Juni verließ die Tour dann Deutschland von Frankfurt aus in Richtung Metz. Diese 2. Etappe gewann Rudi Pevenage vor Pierre Bazzo und dem neuen Leader Yvon Bertin; das Trio hatte sich zehn Minuten vor dem Feld durchgesetzt. Den Grand Départ in seiner Heimatstadt hatte der Frankfurter Thurau damals noch genießen können, doch diese Tour de France endete für ihn auf unschöne Weise nach der 9. Etappe. Nach seinem dritten positiven Dopingtest in diesem Jahr wurde er von der Rundfahrt ausgeschlossen.



Tour de France 1987:
Grand Départ in West-Berlin

Der Grand Départ 1987 in West-Berlin zog den bisher längsten Aufenthalt der Tour de France in Deutschland nach sich, erst am fünften Tag kehrte das Rennen in sein Heimatland zurück. Anlass für den Ausflug ins weit von der französisch-deutschen Grenze entfernte Berlin war die 750-Jahr-Feier der Stadt. Am 1. Juli erfolgte der Start zu einem 6,1 Kilometer langen Prolog auf dem Kurfürstendamm.

Auftaktsieger war der Niederländer Jelle Nijdam, sieben Sekunden zurück folgte auf Platz drei schon der spätere Gesamtsieger Stephen Roche. Dietrich Thurau war wie sieben Jahre zuvor in Frankfurt als Sechster der beste Deutsche, doch auch diese Tour endete für ihn unrühmlich. Nach der 10. Etappe lag er nur 47 Sekunden hinter dem Gelben Trikot, stieg fünf Tage später aber wegen Kniebeschwerden aus und wurde kurz darauf erneut des Dopings überführt. Der Tour-Auftakt hatte sich am 2. Juli mit zwei Etappen in Berlin fortgesetzt, einer 105,5 Kilometer langen, die der Niederländer Nico Verhoeven aus einer Spitzengruppe gewann, und einem Mannschaftszeitfahren über 40,5 Kilometer, in dem Roches Carrera-Team die Bestzeit fuhr.

Nach einem frühen Ruhetag und einer langen Reise in den Südwesten Deutschlands fand am 4. Juli zwischen Karlsruhe und Stuttgart die 219 Kilometer lange 3. Etappe statt. Es war der große Tag des Schweizers Erich Mächler, der in jenem Jahr schon Mailand-Sanremo gewonnen hatte. Der Roche-Helfer, der als Ausreißer gegen den Portugiesen Acacio Da Silva nur knapp den Sieg verpasste, durfte fortan sieben Etappen lang das Gelbe Trikot tragen. Es folgte am 5. Juli die 4. Etappe über 79 Kilometer von Stuttgart nach Pforzheim, das letzte komplett in Deutschland ausgetragene Teilstück dieser Tour, das der Belgier Herman Frison als Solist für sich entschied. Noch am selben Tag ging es von Pforzheim weiter über die Grenze nach Straßburg.



Tour de France 2017:
Grand Départ in Düsseldorf

20 Jahre nach Berlin kommt es 2017 also zum vierten Grand Départ in Deutschland. Interesse daran hatte zuerst Münster im Juli 2014 gezeigt. Erst im Juli dieses Jahres wurde bekannt, dass auch Düsseldorf die Tour zu Gast haben wolle. Anfang November wurde dann offiziell die Bewerbung für den Grand Départ kommuniziert und keine zwei Monate später erhielt Düsseldorf heute den Zuschlag.

Der Rat der Rhein-Metropole hatte den Tour-Start nur mit hauchdünner Mehrheit von 40 zu 39 Stimmen abgesegnet. Oberbürgermeister Thomas Geisel von der SPD hatte das Vorhaben, das auch vom Bund Deutscher Radfahrer unterstützt wurde und von Tour-Direktor Christian Prudhomme von Anfang an als sehr aussichtsreich bezeichnet worden war, gegen die Vorbehalte der Fraktionen von FDP und CDU durchgebracht. Deren größter Kritikpunkt waren die schwer abzuschätzenden finanziellen Auswirkungen, es wird mit mehr als 6 Millionen Euro gerechnet, die der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens die Organisation dieses Großereignisses kosten wird. Wegen zu hoher Kosten, die jene der Düsseldorfer Bewerbung noch deutlich überstiegen haben, hatte London seine Bewerbung im September zurückgezogen. Ein historischer Vergleich: Der Grand Départ 1987 hatte Berlin drei Millionen D-Mark, der Start 1980 Frankfurt eine Million D-Mark gekostet.

Wie genau der erste deutsche Grand Départ seit 30 Jahren – und der erste Tour-Besuch in Deutschland seit 2005, als Robbie McEwen in Karlsruhe siegte und sich Fabian Wegmann nach einer Soloflucht über 160 Kilometer das Bergtrikot überziehen lassen durfte – aussehen wird, ist Stand heute noch nicht bekannt. Die Tour-Veranstalter kündigten für den 14. Januar Pressekonferenzen in Paris und Düsseldorf an, auf denen Details bekanntgegeben werden sollen. Aber egal, ob es zum Auftakt ein Zeitfahren oder eine Sprintetappe geben sollte – die Hoffnungen auf einen Heimsieg werden angesichts solcher Fahrer wie Marcel Kittel, André Greipel und Tony Martin sicher nicht gering sein und das Heimspiel für sie selbstverständlich auch einen besonderen Anreiz haben.





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