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Eilers und Vogel feiern WM-Siege in London – Australier und Briten liefern sich denkwürdiges Verfolgungs-Duell
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03.03.2016

Eilers und Vogel feiern WM-Siege in London – Australier und Briten liefern sich denkwürdiges Verfolgungs-Duell

Info: BAHNRADSPORT-WELTMEISTERSCHAFT 2016 IN LONDON
Autor: Felix Griep (Werfel)



London, 03.03.2016 – Nach dem eher durchwachsenen Auftakt mit zwei Bronzemedaillen in den Teamsprints erlebte Deutschland bei der Bahnradsport-Weltmeisterschaft von London ein grandiosen zweiten Tag, der dem BDR gleich zweimal Gold einbrachte. Es waren überlegene Siege, die Joachim Eilers im Kilometer-Zeitfahren und Kristina Vogel im Keirin feierten. Stark war auch die Vorstellung der Britin Laura Trott im Scratch, sie brachte den Gastgebern die erste Goldmedaille dieser WM. Die großen Hoffnungen der Briten in der Mannschaftsverfolgung erlebten dagegen zwei Dämpfer: die Männer fuhren immerhin zu Silber und mussten sich in einem packenden Finale erst nach langem, zähem Kampf den Australiern geschlagen geben, aber die Frauen verspielten schon in der Qualifikation alle Chancen auf den WM-Sieg.


Bahn-WM 2015: Übersicht | Medaillenspiegel | Zeitplan


1000 m Zeitfahren Männer:
Eilers‘ sechste WM-Medaille glänzt in Gold, Pervis verzichtete auf Start

Wir befinden uns in einem Olympia-Jahr, was man daran bemerkt, dass selbst bei einer Weltmeisterschaft jene Disziplinen, die keine olympischen sind, von manchen Hochkarätern ausgelassen werden, um sich auf die zu konzentrieren, welche im August auch in Rio de Janeiro auf dem Programm stehen werden. Prominentes Beispiel: François Pervis verzichtete auf einen Start im 1000 Meter Zeitfahren und damit auf einen möglichen vierten Titelgewinn in Serie. Eine gute Nachricht für den Deutschen Joachim Eilers, der einem weiteren Kräftemessen mit dem Franzosen aber vielleicht gar nicht abgeneigt gewesen wäre. Tendenziell hatte sich Eilers in den letzten Jahren Pervis zumindest immer weiter genähert. 2013 holte er mit 1,2 Sekunden Rückstand Bronze, in den folgenden Jahren mit erst sechs und dann nur noch knapp drei Zehnteln jeweils Silber. Mit den Teamsprintern hatte Eilers zudem sowohl 2015 als auch 2016 Bronze geholt – jetzt war erstmals Gold fällig. Mit einer starken Zeit von 1:00,042 Minute war Eilers nicht zu schlagen, verwies den Niederländer Theo Bos um gut vier Zehntelsekunden auf Rang zwei. Quentin Lafargue, der anstelle von Pervis für die Franzosen antrat, bekam mit 1,5 Sekunden Rückstand die Bronzemedaille.

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Zum Resultat 1000 Meter Zeitfahren Männer

Keirin Frauen:
Vogel lässt Vorjahressiegerin Meares und der Britin James keine Chance

Eine noch beeindruckendere Machtdemonstration gelang Eilers‘ BDR-Teamkollegin Kristina Vogel im Keirin-Wettbewerb der Frauen, zumal dort die Konkurrenz viel namhafter war. Neben Vogel, der Weltmeisterin von 2014, waren unter anderem auch die dreifache Titelträgerin Anna Meares (2011, 2012, 2015) und die 2013 erfolgreiche Rebecca James dabei. Vogel und Meares trafen schon in der 1. Runde aufeinander, wo sie sich als Erste und Zweite direkt fürs Halbfinale qualifizierten. Dort gewann Meares ihren Lauf und Vogel wurde im zweiten Durchgang dieser Runde in einem Fotofinish Zweite hinter der Chinesin Shuang Guo. James musste dagegen über einen Hoffnungslauf gehen und zog danach als eine der Drittplatzierten der 2. Runde gerade noch so ins Finale ein. Im Lauf um die Medaillen nahm Vogel von Beginn an die Führungsposition der Sechsergruppe ein, welcher neben den bereist genannten Fahrerinnen noch Liubov Basova (Ukraine) und Hyejin Lee (Südkorea) angehörten, demonstrierte ihren Gegnerinnen eindrucksvoll Selbstvertrauen und Stärke. Als das Rennen in die letzte Runde ging, kam Meares auf der Gegengeraden in den Windschatten von Vogel, vorbeiziehen konnte die Australierin aber nicht. Stattdessen kam in der Schlusskurve die Britin James mit ihr auf gleiche Höhe, was eine knappe Entscheidung um Silber ergab, die zu Gunsten von Meares ausfiel. An Vogel kamen sie beide nicht mehr heran, die siegte mit einer vollen Radlänge Vorsprung. Vogel vor Meares und James – es war eine exakte Wiederholung
des Podiums von vor zwei Jahren.

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Scratch Frauen:
Trott besiegt Titelverteidigerin Wild im Endspurt und sorgt für erstes britisches Gold

Die erste Goldmedaille dieser Weltmeisterschaft für die Gastgeber verdanken die Briten einer Frau, die schon
bei den Olympischen Spielen 2012 zu den größten Stars im Lee Valley Velodrome gehört hatte, damals Siege im Omnium und der Mannschaftsverfolgung feierte. Im Scratch wurde die dreifache Europameisterin (Omnium, Teamsprint, Scratch) Laura Trott ihrer Favoritenrolle absolut gerecht, wobei in solch einem Rennen immer pure Stärke mit Cleverness in Einklang zu bringen ist. Trott hielt sich lange mit eigenen Angriffen zurück, trat aber immer wieder in Erscheinung, wenn es darum ging, Ausreißerinnen wieder einzuholen. So beendeten die Britin und die Belgierin Jolien D’Hoore letztlich einen Fluchtversuch von Minami Uwano (Japan), Marina Shmayankova (Weißrussland), Yareli Salazar (Mexiko) und Arlenis Sierra (Kuba), der die erste Hälfte des 40 Runden langen Rennens geprägt hatte, in dem am Ende, anders als am Vortag im Scratch der Männer, bei dem insgesamt 21 Rundengewinne verzeichnet worden waren, alle gemeinsam das Ziel erreichten. 16 Runden vor dem Ende startete die Irin Lydia Boylan eine vielversprechende Attacke, welcher sich die Deutsche Charlotte Becker, die Tschechin Jarmila Machacoa Machacova und erneut die Kubanerin Sierra anschlossen. Als wenig später auch die Russin Evgeniya Romanyuta und Qianyu Yang aus Hongkong zur Spitze hinzustießen, trat Trott wieder in Erscheinung und trug mit ihrer Führungsarbeit maßgeblich dazu bei, dass das Feld die Angreiferinnen zwei Runden vor Schluss stellte. Am Ende hatte Trott dann noch ausreichend Power, um im Zielsprint wie bereits letzten Oktober in Grenchen Kirsten Wild, die Scratch-Weltmeisterin von 2015 aus den Niederlanden, hinter sich zu lassen. Platz drei holte sich die Kanadierin Stephanie Roorda.

-> Zum Resultat Scratch Frauen

Mannschaftsverfolgung Frauen:
US-Team dominiert die Qualifikation, Britinnen verlieren schon ihre Final-Chance

Durch den Titelgewinn im Scratch wurde es für Laura Trott doch noch ein schöner Tag, der mit einer herben Enttäuschung für sie, Elinor Barker, Ciara Horne und Joanna Rowsell begonnen hatte. Denn in der Qualifikation der Mannschaftsverfolgung belegten die Britinnen lediglich Rang fünf, womit sie definitiv keine Chancen mehr auf einen Finaleinzug haben. Eine geradezu historische Schlappe wenn man bedenkt, dass Großbritannien seit der Einführung der Mannschaftsverfolgung für Frauen bei Weltmeisterschaften im Jahr 2008 nie schlechter als Rang zwei abgeschnitten hatte, sechs Titel und zweimal Silber holte. Dabei war außer den US-Amerikanerinnen Sarah Hammer, Kelly Catlin, Chloe Dygert und Jennifer Valente, die mit 4:16,180 Minuten nur zweieinhalb Sekunden über Weltrekordzeit lagen, niemand den Briten deutlich überlegen. Kanada, Neuseeland und Australien lagen 4,484, 4,493 und 4,650 Sekunden hinter den USA, die Britinnen 4,874 Sekunden. In den Duellen USA gegen Australien und Kanada gegen Neuseeland werden am Freitag die Teilnehmer für das Gold-Finale entschieden, alle anderen Teams, die in der Qualifikation zu den Top8 gehörten, haben maximal noch Chancen auf die Bronzemedaille. Deutschland gehört nicht mehr zu diesem Kreis; Stephanie Pohl, Charlotte Becker, Mieke Kröger und Gudrun Stock belegten unter den 13 Mannschaften nur den zehnten Platz.

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Zum Resultat Mannschaftsverfolgung Frauen (Stand nach Qualifikation)

Mannschaftsverfolgung Männer:
Dramatisches Finale auf Weltklasse-Niveau zwischen Australien und Großbritannien

Die Mannschaftsverfolgung der Männer hatte für die Briten
mit dem Quali-Sieg am Donnerstag viel besser begonnen, und auch einen Tag später zeigte das Gespann trotz wechselnder Besetzungen weiterhin Weltklasse-Leistungen. In der 1. Runde setzten sich die Briten, jetzt mit Andrew Tennant statt Jonathan Dibben als viertem Mann neben Steven Burke, Owain Doull und Bradley Wiggins, souverän gegen Italien durch und verbesserten ihre Zeit um mehr als eine Sekunde auf 3:54,267 Minuten. Mit 3:54,029 Minuten waren diesmal die Australier Sam Welsford, Luke Davison, Michael Hepburn und Miles Scotson aber noch schneller, sicherten sich ihrerseits durch einen klaren Sieg gegen Neuseeland das Finalticket. Der Kampf um Gold – auf britischer Seite wieder mit Dibben statt Tennant, außerdem Edward Clancy für Burke, und bei den Australiern mit Callum Scotson für Davison – wurde dann zu einem echten Krimi auf allerhöchstem Level. In den ersten 13 der 16 zu fahrenden Runden lag immer Australien knapp vorne, dann übernahm plötzlich Großbritannien die Führung, war den Gegnern eine Runde vor Schluss 143 Tausendstelsekunden voraus. Doch während die Australier bis kurz vor dem Ziel zu viert geblieben waren, hatten die Briten schon nach gut zweieinhalb Kilometern mit Dibben einen Mann verloren und auf der finalen Runde kam auch noch Clancy über sein Limit und verlor ein wenig den Kontakt zu seinen Teamkollegen, weshalb die Australier letztlich mit mehr als einer Sekunde Vorsprung siegten – ein Abstand, der die tatsächliche Dramatik dieses Wettkampfes überhaupt nicht erahnen lässt. Das zuletzt 2013 und 2014 bei Weltmeisterschaften siegreiche Australien kam mit der Finalzeit von 3:52,727 Minuten fast auf eine Sekunde an den Weltrekord heran, den die Briten bei Olympia 2012 aufgestellt hatten. Die 3:53,856 der WM-Gastgeber waren aber ebenfalls eine beeindruckende Leistung und auch die 3:55,936 von Dänemark, die im kleinen Finale Italien schlugen, waren aller Ehren wert. Deutschland blieb in beiden Läufen dieses Tages wieder knapp über der Vier-Minuten-Marke und landete letztlich auf dem sechsten Rang, immerhin einen Platz vor Neuseeland, den WM-Siegern von 2015.

-> Zum Resultat Mannschaftsverfolgung Männer





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