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Große Schlachten bei der Bahn-WM in London: Gaviria und Kenny triumphieren im Omnium und Sprint
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06.03.2016

Große Schlachten bei der Bahn-WM in London: Gaviria und Kenny triumphieren im Omnium und Sprint

Info: BAHNRADSPORT-WELTMEISTERSCHAFT 2016 IN LONDON
Autor: Felix Griep (Werfel)



London, 05.03.2016 – Spannender und unterhaltsamer kann Bahnradsport kaum sein als das, was gleich zwei Wettbewerbe am vierten Tag der Weltmeisterschaft von London zu bieten hatten. Das Omnium der Männer endete mit drei punktgleichen Fahrern, um ein Haar wären es sogar vier geworden. Am Ende eines atemberaubenden Rennens feierte der Kolumbianer Fernando Gaviria vor dem Deutschen Roger Kluge die Titelverteidigung. In einem hart umkämpften Sprint-Finale setzte sich nach drei Läufen der Brite Jason Kenny gegen den Australier Matthew Glaetzer durch und brachte das Lee Valley Velodrome zum Beben. Bei den Frauen ging es nicht ganz so spektakulär zu, die Polin Katarzyna Pawlowska holte Gold im Punkterennen, im Omnium liegen zur Halbzeit Sarah Hammer und Laura Trott gleichauf an der Spitze und im Sprint-Turnier erreichte unter anderem Vorjahressiegerin Kristina Vogel souverän das Viertelfinale, während manch andere namhafte Fahrerin schon die Segel streichen musste.


Bahn-WM 2015: Übersicht | Medaillenspiegel | Zeitplan


Sprint Männer:
Kenny ringt am Ort seines Olympiasieges Glaetzer in drei Finalläufen nieder

Das britische Publikum hatte bei dieser Weltmeisterschaft schon zwei Heimsiege bejubeln können, erst den Erfolg von
Laura Trott im Scratch, dann den knappen Sieg von Jonathan Dibben im Punkterennen. Mit Jason Kenny fieberte die Masse am späten Samstagabend aber noch stärker mit, war er doch einer der Helden der Olympischen Spiele 2012, als er Gold im Sprint und Teamsprint gewonnen hatte. Nachdem er sich am Freitag als Qualifikations-Zweiter souverän durch die ersten K.o.-Runden gesiegt hatte, stellten auch Viertelfinal-Gegner Sam Webster (Neuseeland) und Halbfinal-Konkurrent Damian Zielinski (Polen) den Briten vor keinerlei Probleme. Ebenso souverän marschierte Quali-Sieger Matthew Glaetzer bis ins Finale, schaltete in Viertel- und Halbfinale den Franzosen Grégory Baugé, Weltmeister von 2015, und den Russen Denis Dmitriev aus. Im ersten Final-Duell erlebten Kennys Gold-Träume noch einen Dämpfer, im Verlauf der Zielgeraden zog er zwar an Glaetzer vorbei, doch auf der Ziellinie lag dieser noch zwei Tausendstelsekunden vorn. Den zweiten Lauf fuhr Kenny aus der vorderen Position heraus und konnte in der ersten Kurve der Schlussrunde einen Angriff von Glaetzer, der vom oberen Bahnrand kommend mit viel Schwung attackierte, abwehren und sich letztlich bis ins Ziel vor ihm halten. So wurde zum ersten Mal seit 2009 im WM-Finale der Sprinter ein dritter Durchgang nötig (bei den Frauen zuletzt 2013), in dem Kenny lange in Glaetzers Windschatten abwartete, um dann in der letzten Kurve doch an ihm vorbeizuziehen und sich den Sieg zu holen. Weltmeister im Sprint war Kenny schon einmal im Jahr 2011, damals aber erst nach der nachträglichen Sperre von Baugé. Glaetzer, der Teamsprint-Weltmeister von 2012, holte seine erste Medaille überhaupt im Einzel-Sprint, Dmitriev dagegen nun schon seine vierte in Folge. Er setzte sich im kleinen Finale klar in zwei Läufen gegen Zielinski durch und holte wie vor zwei Jahren Bronze, 2013 und 2015 hatte es für ihn zu Silber gereicht.

-> Zum Resultat Sprint Männer

Omnium Männer:
Drei Fahrer punktgleich – Zentimeter entscheiden zwischen Gaviria und Kluge

Noch dramatischer endete das Omnium der Männer, weil dort gleich vier Fahrer in eine Entscheidung verwickelt war, die knapper kaum hätte ausfallen können. Nachdem zum Auftakt des zweiten Wettkampftages (Info:
Zusammenfassung von Tag eins) Olympia-Sieger Lasse Norman Hansen aus Dänemark das 1000 Meter Zeitfahren gewann, sicherte sich Elia Viviani als Schnellster beim fliegenden Start über die Bahnrunde die Führung vor dem Finale – und das mit deutlichem Vorsprung. Auf den kolumbianischen Titelverteidiger Fernando Gaviria wies der Italiener 14 Punkte Vorsprung auf, auf den Drittplatzierten Tim Veldt aus den Niederlanden gar schon 36. Doch kurz vor Halbzeit des 160 Runden langen entscheidenden Punkterennens verschlechterte sich die Position Vivianis etwas, als Hansen gemeinsam mit dem Deutschen Roger Kluge sowie den für die Gesamtwertung nicht mehr relevanten Vertretern Japans und Mexikos, Kazushige Kuboki und Ignacio Prado, einen Rundengewinn erzielte. Kluge gönnte sich danach nur eine kurze Verschnaufpause, ehe er erneut angriff und diesmal mit dem Australier Glenn O’Shea und dem Belgier Jasper De Buyst das Feld umrundete. Zweimal 20 Bonuspunkte brachten Kluge auf 186 Zähler, womit er im Zwischenstand einen Punkt vor Viviani und fünf vor Gaviria lag. Die versuchten daraufhin gemeinsam einen Angriff, den sie aber schnell abbrachen, weil sie sich kaum richtig absetzen konnten. An den Sprintwertungen sammelte Gaviria die meisten Punkte, so dass er sich die Führung zurückerobern konnte. Kluge hielt mit Cleverness dagegen, kurz vor der drittletzten Wertung attackierte er, so dass er dort dann „kampflos“ die Punkte mitnehmen konnte. Die Lage spitzte sich weiter zu, als auch O’Shea gemeinsam mit Hansen und Kuboki nochmals ein Rundengewinn gelang. Dies führte sieben Runden vor dem Ende zu einer an Spannung wohl nicht zu übertreffenden Ausgangsposition für den allerletzten Sprint: Gaviria, Kluge und O’Shea hatten alle 191 Punkte. Viviani hatte 186 und war der einzige, der beim Zielsprint nochmals punktete. Doch die fünf Punkte für den Sprintsieg, die ihm den Titel gebracht hätten, wurden es nicht, weil der Brite Mark Cavendish knapp vor ihm die Linie überquerte. Die punktgleichen Gaviria, Kluge und O’Shea liefen auf den Plätzen 6, 7 und 14 ein – und genau diese Reihenfolge entschied letztlich über die Vergabe von Gold, Silber und Bronze. Der Unterschied zwischen Gaviria und Kluge bei der Zielankunft: nur wenige Zentimeter.

-> Zum Resultat Omnium Männer


Vergabe der nächsten Bahn-WM: Vom 12. bis 16 April 2017 in Hongkong

Punkterennen Frauen:
Die Polin Pawlowska lässt Glaesser und Sierra einen Punkt hinter sich

Das Punkterennen des Omniums gehörte wohl mit zum Besten, was man im Bahnradsport in den letzten Jahren erleben durfte, was vom vorher ausgetragenen Punkterennen der Frauen nicht unbedingt behauptet werden kann. In dem 80 Runden langen Wettkampf blieben wirklich große Attacken aus, keine der Favoritinnen schien es sich zuzutrauen, all ihre Kraft in den Versuch eines Rundengewinns zu investieren. Nach der siebten der zehn Sprintwertungen setzte sich die Polin Katarzyna Pawlowska an die Spitze des Klassements. Als es dann auf die Zielwertung zuging, hatte die Scratch-Weltmeisterin der Jahre 2012 und 2013 noch drei Konkurrentinnen zu fürchten: Die Kubanerin Arlenis Sierra lag zwei, die Kanadierin Jasim Glaesser drei und die Australierin Georgia Baker fünf Punkte zurück, so dass sie alle noch Chancen auf Gold hatten. Den letzten Sprint gewann dann aber die für die Medaillenverteilung nicht mehr relevante US-Fahrerin Kimberly Geist – weder reichte für Barker der zweite, für Glaesser der dritte noch für Sierra der vierte Platz, um Pawlowska noch zu stürzen. Die gewann am Ende mit 15 Punkten knapp vor Glaesser und Sierra mit jeweils 14 Zählern, Baker verpasste um nur einen Punkt das Podium. Die
Vorjahressiegrin Stephanie Pohl aus Deutschland, eine der Starterinnen mit der offensivsten Fahrweise, belegte mit sieben Zählern den sechsten Platz, hatte unterwegs dreimal erfolglos versucht, mit Angriffen davonzukommen.

-> Zum Resultat Punkterennen Frauen

Omnium Frauen:
Ex-Weltmeisterinnen Hammer und Trott dominieren die erste Wettkampfhälfte

Ein weiteres Punkterennen wird man am Sonntag als Abschluss des Omniums der Frauen erleben, und da könnte es durchaus wieder zu einem Herzschlagfinale kommen. Denn die Weltmeisterin der Jahre 2013 und 2014, Sarah Hammer aus den USA, und die Britin Laura Trott, die 2012 erst WM- und dann in London vor eben jener Hammer
Olympia-Gold gewonnen hatte, zeigen sich beide in hervorragender Form. Hammer verwies zwar sowohl in der Einzelverfolgung als auch im Ausscheidungsfahren Trott auf Platz zwei, hatte aber zuvor im Scratch zwei Plätze schlechter abgeschnitten, so dass sie den ersten Teil des Wettbewerbs punktgleich mit 112 Zählern abschlossen. Nur sechs Punkte zurück liegt die Dänin Amalie Dideriksen, die sich den Sieg im Scratch geholt hatte. Auf den nächsten Plätzen folgen mit 96, 92 und 88 Punkten die Französin Laurie Berthon, die Niederländerin Kirsten Wild und die Belgierin Jolien D’Hoore. Erst danach auf Rang sieben findet sich die Australierin Annette Edmondson, die momentan 34 Punkte von einer Wiederholung ihres WM-Sieges aus dem letzten Jahr entfernt ist.

-> Zum Resultat Omnium Frauen (Stand nach 3 Disziplinen)

Sprint Frauen:
Ligtlee, Shmeleva und Voinova scheiden früh aus, Vogel steht im Viertelfinale

Neben Punkterennen und Omnium stand bei den Frauen auch der Auftakt des Sprint-Turniers auf dem Programm. Die Qualifikation entschied etwas überraschend Stephanie Morton für sich, die bisher noch bei keiner Weltmeisterschaft ein Podiumsergebnis erzielt hatte und auch bei Weltcups bis auf zwei Teamsprint-Erfolge noch keine Siege vorzuweisen hat. Ob sie tatsächlich das Zeug für ihren großen Durchbruch hat, kann die Australierin – 2012 bei den Paralympischen Spielen als Pilotin von Felicity Johnson Siegerin im Tandem – beweisen, wenn sie es am Sonntag im Viertelfinale mit ihrer Landsmännin Anna Meares zu tun bekommt, die ihre gute Form bei dieser WM schon mit
Keirin-Silber demonstrierte. Allerdings musste Meares sich über einen Hoffnungslauf retten, nachtem sie im Achtelfinale gegen die Deutsche Kristina Vogel verloren hatte. Die Titelverteidigerin war Dritte der Qualifikation und trifft im Viertelfinale auf die Neuseeländerin Natasha Hansen. Sollte sie das Halbfinale erreichen, würde sich Vogel dort entweder mit er Quali-Zweiten Tianshi Zhong aus China oder der Kanadierin Kate O’Brien messen müssen. Mit Lin Junhong ist auch die zweite Chinesin noch dabei, wird sich mit Wai Sze Lee aus Hongkong um ein weiteres Halbfinal-Ticket duellieren. Für die weiteren deutschen Starterinnen, Miriam Welte und die junge Emma Hinze, war bereits im Sechzehntelfinale gegen Junhong und Hansen Endstation. Unerwarteter kam das frühzeitige Ausscheiden der Europameisterin und letztjährigen Vize-Weltmeisterin Elis Ligtlee aus den Niederlanden und der beiden russischen Teamsprint-Weltmeisterinnen Daria Shmeleva und Anstasiia Voinova.

-> Zum Resultat Sprint Frauen (Stand nach Achtelfinale und Hoffnungsläufen)





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