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Kein Tag für die Sprinter bei Paris-Nizza: Die einen scheitern am Ventoux, die anderen an Lutsenko
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11.03.2016

Kein Tag für die Sprinter bei Paris-Nizza: Die einen scheitern am Ventoux, die anderen an Lutsenko

Info: PARIS - NICE 2016
Autor: Felix Griep (Werfel)



Salon-de-Provence, 11.03.2016 – Die meisten Fahrer dürfte es gefreut haben, als die Schnee-Etappe vor zwei Tagen abgebrochen worden war. Zumindest gemischte Gefühle darf man aber wohl jenen fünf Fahrern unterstellen, die zum Zeitpunkt des Abbruchs dreieinhalb Minuten vor dem Feld gelegen hatten. Zwei von ihnen holten nun auf der 5. Etappe Verpasstes nach: Jesus Herrada schnappte sich das Bergtrikot und Alexey Lutsenko sogar den Tagessieg. Der Kasache attackierte knapp 30 Kilometer vor dem Ende an der letzten Bergwertung des Tages und erreichte das Ziel 21 Sekunden vor einem stark dezimierten Feld, in dem mit Alexander Kristoff und dem weiterhin das Gelbe Trikot tragenden Michael Matthews nur noch zwei Topsprinter zugegen waren.


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Der Ventoux ist zu schwer für die meisten Sprinter
Nach den Ereignissen 48 Stunden zuvor war es kaum vorstellbar, dass man auf der 5. Etappe von Paris-Nizza tatsächlich bis zum Chalet Reynard am Hang des gewaltigen Mont Ventoux fahren könnte – doch obwohl man eine Höhe von 1435 Metern erreichte, blieb ein erneuter Wintereinbruch aus. Und obwohl es die Bergwertung der 1. Kategorie am Ventoux schon nach 71,5 der 198 zwischen Saint-Paul-Trois-Châteaux und Salon-de-Provence zurückzulegenden Kilometer gab, spielte der fast zehn Kilometer lange und im Schnitt fast zehn Prozent steile Anstieg eine wichtige Rolle im Renngeschehen. Erwartungsgemäß konnten die meisten Sprinter sich nämlich nicht im Hauptfeld halten. Fahrer wie Nacer Bouhanni (Cofidis) und Marcel Kittel (Etixx-Quick Step) schlugen sich gar nicht so schlecht, hatten nach dem Berg keine drei Minuten Rückstand, konnten diese danach aber nicht mehr aufholen und bildeten ein Gruppetto, das am Etappenende 17 Minuten verloren hatte. André Greipel (Lotto Soudal), der nach seiner bei der Volta ao Algarve zugezogenen Rippenfraktur noch nicht wieder hundertprozentig fit ist, stieg im Laufe des Anstiegs sogar vom Rad und gab das Rennen auf. Dagegen hatten Michael Matthews (Orica-GreenEdge), Alexander Kristoff (Katusha) und auch Ben Swift (Sky) den Berg gemeinsam mit den Kletterern bezwingen können.

Duchesne am Ende der Stärkste von acht Ausreißern
Die Ersten am Gasthaus Chalet Reynard waren ein Spanier und ein Franzose, Jesus Herrada (Movistar) und Arnaud Courteille (FDJ), die stärksten Bergfahrer aus einer anfangs achtköpfigen Spitzengruppe. Antoine Duchesne (Direct Energie), Stijn Vandenbergh (Etixx-Quick Step) und Lars Boom (Astana) fanden bald danach wieder Anschluss an die Spitze, wohingegen der Österreich Matthias Brändle (IAM) schon im Anstieg vom Feld eingeholt wurde und Edward Theuns (Trek-Segafredo) und Wouter Wippert (Cannondale) noch für längere Zeit jeweils alleine als langsam, aber sicher immer weiter zurückfallende Verfolger unterwegs waren. Die Ausreißergruppe hatte zu Beginn der Etappe elf Minuten Vorsprung herausgefahren, wovon am Chalet Reynard noch sechs und nach einer ewig langen, durch eine leichte Gegensteigung unterbrochenen Abfahrt für die letzten rund 80 Kilometer vier Minuten übriggeblieben waren. Wenig später überquerte man mit dem Col du Pointu die erste von noch drei Bergwertungen der 2. Kategorie, welche die zweite Etappenhälfte bereithielt. Die nächsten waren Côte de la Roque-d'Anthéron und Col de Séze 36 bzw. 28,5 Kilometer vor dem Ziel. Bei der Anfahrt zum Anstieg Richtung Roque-d'Anthéron attackierte Duchesne seine Begleiter und setzte sich alleine von ihnen ab. Auf das Feld, in dem Tinkoff und Orica-GreenEdge das Tempo anzogen, hatte er oben noch eineinhalb Minuten Vorsprung.

Lutsenko wie bei der Tour de Suisse 2015 in Bern
Noch eine halbe Minute vor dem Feld schaffte es Duchesne über den Col de Séze, wo jetzt selbst Rundfahrt-Leader Matthews nur mühevoll den Anschluss halten konnte, während Kristoff fast eine Minute Zeit einbüßte. Zehn Kilometer dauerte es danach, bis der Norweger mit Hilfe einiger Teamkollegen ins Peloton zurückkehren konnte, das dann ungefähr 80 Fahrer zählte. Zur selben Zeit bekam Duchesne Gesellschaft durch Alexey Lutsenko (Astana), der sich unmittelbar vor der letzten Bergwertung aus dem Feld davongestohlen hatte und von den Fernsehkameras überhaupt nicht wahrgenommen wurde, bis er zum Führenden aufschloss. Der Kraftunterschied zwischen Lutsenko und Duchesne wurde schnell deutlich und der Kasache zum neuen Solisten an der Spitze des Rennens. Zwischen 17 und 13 Kilometer vor dem Ziel sank Lutsenkos Vorsprung von einer auf eine halbe Minute und der Glaube an eine erfolgreiche Flucht des U23-Weltmeisters von 2012 fiel schwer. Doch der hatte schon im vergangenen Jahr bei seinem Tour de Suisse-Etappensieg in Bern ein großes Kämpferherz bewiesen und baute seinen Vorsprung bis acht Kilometer vor Schluss nochmal auf 40 Sekunden aus. Dabei kam ihm auch entgegen, dass weder Orica-GreenEdge noch Katusha noch über viele Helfer verfügten, um auf der Verfolgung für Matthews und Kristoff Vollgas zu geben.

Matthews behält Gelb und hat Grün praktisch sicher
So kam es zum ersten Ausreißersieg bei dieser Austragung von Paris-Nizza und dem zweiten großen Coup in der noch jungen Karriere des erst 23-Jährigen Lutsenko, der zudem amtierender Zeitfahrmeister Kasachstans ist. Zeit, um diesen Erfolg auf der Zielgeraden in Ruhe genießen zu können, blieb ihm auch, denn er kam 21 Sekunden vor dem Verfolgerfeld ins Ziel. Kristoff sprintete vor Matthews auf den zweiten Etappenplatz – beiden war die Enttäuschung über die verpasste Siegchance deutlich anzusehen, als sie nach Überquerung der Ziellinie die Köpfe hängen ließen. Matthews blieb wenigstens der Verlust des Maillot Jaune erspart, dem Tagessieger Lutsenko auch sehr nahe gekommen war; mit nur sechs Sekunden Rückstand belegt er den zweiten Platz im Gesamtklassement. Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) liegt als Drittplatzierter nun 18 Sekunden hinter Matthews, wovon der Australier allein 16 durch Zeitgutschriften gesammelt hat. Den Gewinn des Grünen Trikots hat Matthews wohl schon sicher: Bouhanni und Kristoff sind mit 20 bzw. 27 Punkten Rückstand die Zweit- und Drittplatzierten der Punktewertung, von den Bergspezialisten könnte kein einziger selbst mit Siegen auf beiden schweren Etappen am Wochenende noch an den Spitzenreiter herankommen. Wesentlich mehr Spannung bietet da das Bergklassement, in dem Herrada (28 Punkte) vor Duchesne (24) und Courteille (18) führt.

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Es steht nun also nur noch das abschließende Wochenende bevor, doch das hat es mit vielen Bergen rund um Nizza in sich. Auf der 6. Etappe zählt man sieben Bergwertungen der 1. und 2. Kategorie, wozu auch die Bergankunft in La Madone d'Utelle (15,3 km à 5,7%) zählt.





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