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Die erste Giro-Bergankunft: Wellens brilliert einmal mehr als Ausreißer, Dumoulin demonstriert Stärke
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12.05.2016

Die erste Giro-Bergankunft: Wellens brilliert einmal mehr als Ausreißer, Dumoulin demonstriert Stärke

Info: GIRO D’ITALIA 2016
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Roccaraso, 12.05.2016 – Es war recht viel los an der ersten Bergankunft des Giro d’Italia, die noch nicht zu den schwersten gehörte, welche die Rundfahrt in diesem Jahr zu bieten hat. Jakob Fuglsang und Kanstantsin Siutsou unternahmen einen frühen Angriff auf das Rosa Trikot, doch Tom Dumoulin präsentierte sich als überaus souveräner Leader und schloss nach einer eigenen Attacke später das Loch zu diesen beiden, womit er seine Führung klar verteidigte. Vincenzo Nibali hatte auch einmal attackieren wollen, doch das Team Sky machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Etappensieger wurde aber einer, der mit dem Kampf um Rosa rein gar nichts mehr zu tun hat. Tim Wellens war der stärkste Ausreißer und der einzige, der sich vor den Favoriten halten konnte. Mit gut einer Minute Vorsprung feierte der Belgier seinen ersten Grand Tour-Erfolg, der angesichts seiner bisherigen Saisonleistungen gar nicht so überraschend kommt.

Regen am ersten Berg und in der folgenden Abfahrt
Wettermäßig hatte man beim 99. Giro d’Italia bisher großes Glück, doch auf der 6. Etappe machte der Sommer einmal Pause und es regnete viel. Zumindest während des ersten Teils der 157 Kilometer, die von Ponte nach Roccaraso zurückzulegen waren und über Bocca della Selva führten, den ersten großen Berg der Rundfahrt (18,0 km à 5,6%). Als Erste überquerten ihn Alessandro Bisolti (Nippo-Vini Fantini), Alexandr Kolobnev (Gazprom-Rusvelo) und Eugert Zhupa (Wilier Triestina-Southeast) – gut vier Minuten vor dem Hauptfeld, aus welchem sie sich abgesetzt hatten, nachdem ein vorheriger Fluchtversuch mit ihren Teamkollegen Giacomo Berlato (Nippo), Artem Ovechkin (Gazprom) und Daniel Martinez (Wilier Triestina) sowie Mirco Coledan (Trek-Segafredo) und Przemyslaw Niemiec (Lampre-Merida) nach nur zehn Kilometern gescheitert war. Am Ende der nassen Abfahrt, die ebenso lang war wie der vorherige Aufstieg, hatte sich die Situation dramatisch geändert: Zhupa lag alleine in Führung, mit etwas Abstand folgten Bisolti und Kolobnev und mit kaum noch einer Minute Rückstand das Hauptfeld, in dem Movistar bergab die Konkurrenz auf die Probe gestellt hatte, ohne dabei aber irgendeinen wichtigen Gegner in Schwierigkeiten zu bringen.

Doppel-Angriff von Lotto Soudal nach dem ersten Berg
Auf die Abfahrt folgte ein Flachstück, wo Bisolti wieder zu Zhupa aufschließen und das Duo seinen Vorsprung auf drei Minuten ausbauen konnte, wohingegen Kolobnev vom Feld eingeholt worden war. Bei nun plötzlich wieder sehr sonnigem Wetter folgte aber rund 75 Kilometer vor dem Ziel ein neuer Angriff, den Lotto Soudal gleich mit zwei Fahrern anging: Pim Ligthart und Tim Wellens machten sich auf die Verfolgung des führenden Pärchens und hatten noch Laurent Didier (Trek-Segafredo) zu ihrer Unterstützung. Die Vereinigung zwischen „alten“ und „neuen“ Ausreißern kam dann relativ schnell zustande und das Quintett fuhr einen ansehnlichen Vorsprung von bis zu neun Minuten heraus, mit dem das Team des Gesamtführenden Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) gut leben konnte, weil trotzdem keine Gefahr für das Rosa Trikot bestand. Orica-GreenEdge zeigte als erste Mannschaft Interesse an einer Aufholjagd, danach leistete auch Lampre-Merida Verfolgungsarbeit. Immerhin auf sechs Minuten sank dadurch die Differenz bis zum Beginn des 16,8 Kilometer langen Schlussanstiegs, wo das Rennen für Lotto Soudal zunächst keine gute Entwicklung zu nehmen schien. Ligthart, der sich als Helfer für Wellens aufgeopfert hatte, fiel sofort zurück und Didier konnte sich mit einer Attacke absetzen.

Wellens – einer der derzeit besten Ausreißer im Radsport
Doch nach dem schwungvollen Antritt, der Didier einen kleinen Vorsprung verschafft hatte, kamen die anderen wieder an ihn heran. Wellens unternahm daraufhin sofort einen Gegenangriff und verabschiedete sich 15 Kilometer vor dem Ziel von seinen Mitausreißern, die im Gegensatz zum Belgier alle noch eingeholt wurden. Dieser Erfolg – der zweite beim Giro in Folge für Lotto Soudal, nachdem am Vortag André Greipel im Sprint triumphiert hatte – war eigentlich nur eine allzu logische Folge der Fahrweise, die Wellens schon die gesamte Saison an den Tag legt. Der Mut zu Fluchtversuchen und seine durchaus ordentlichen Qualitäten am Berg hatten ihm schon auf der Schlussetappe von Paris-Nizza einen Sieg gebracht. Auf der 4. Etappe der Baskenland-Rundfahrt war er auch nah dran und belebte durch seine Angriffslust auch das Geschehen bei den Klassikern De Brabantse Pijl, Amstel Gold Race und Flèche Wallonne. Das Ziel in Roccaraso erreichte Wellens, der vor zwei Tagen 25 Jahre alt wurde, mit 1:19 Minute Vorsprung auf Jakob Fuglsang (Astana) und Ilnur Zakarin (Katusha), die aus einer fünfköpfigen Gruppe, in der sich überdies Leader Dumoulin, Kanstantsin Siutsou (Dimension Data) und Domenico Pozzovivo (AG2R La Mondiale) befanden, den Sprint um die restlichen Zeitgutschriften gewannen.

Astana zeigt sich am Schlussanstieg besonders offensiv
Es war Fuglsang, der an dem Schlussanstieg, welcher mehrfach durch flache oder nur sehr gering ansteigende Passagen unterbrochen wurde, früh in die Offensive ging, nachdem seine Astana-Mannschaft das Pelotin mit hohem Tempo in den Berg hinein gezogen hatte. Kanstantsin Siutsou (Dimension Data) schloss sich dem Dänen an, womit der Neunte und der Siebzehnte der Gesamtwertung auf der Flucht waren, die mit nur 35 bzw. 47 Sekunden Rückstand Dumoulin unter Druck setzten. Dessen letzte Helfer konnten das Duo nur auf etwa 40 Sekunden Distanz halten, weshalb Movistar, Tinkoff und LottoNL-Jumbo eingriffen und den Abstand nach einer Weile wieder verringerten. Als die Aktion mit Fuglsang zu scheitern drohte, wollte der Astana-Kapitän Vincenzo Nibali angreifen, was aber Sky mit einer umgehenden Reaktion zu unterbinden wussten. Diesen Moment nutzte wiederum Dumoulin für eine Attacke, woraufhin er sich mit Pozzovivo und Zakarin absetzen konnte. Zwar schlossen sie dann zu Fuglsang und Siutsou auf, doch viel Zeitgewinn konnten sie nicht mehr erzielen. Ein Auszug aus dem Etappenergebnis: Fuglsang finishte wie bereits erwähnt 1:19 Minute hinter Wellens, Dumoulin wurde mit 1:22 Vierter, Johan Chaves (Orica-GreenEdge) kam mit 1:29 noch fast an dessen Gruppe heran und Nibali war mit 1:43 dann schon einer der größten Verlierer des Tages.

Ein Dutzend Fahrer weniger als eine Minute hinter Rang eins
So hielt sich Dumoulin souverän auf Rang eins der Gesamtwertung, während hinter ihm ein großes Plätzerücken vonstattenging. Fuglsang und Zakarin, vorher Neunter und Achter, sind nun Zweiter und Dritter mit Rückständen von 26 und 28 Sekunden. Bob Jungels (Etixx-Quick Step), der nach wie vor bester Nachwuchsfahrer ist, rutschte mit jetzt 35 Sekunden Rückstand von Rang zwei auf vier ab. Mit Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo), Alejandro Valverde (Movistar), Diego Ulissi (Lampre-Merida), Chaves, Nibali, Siutsou, Rigoberto Uran (Cannondale), Rafal Majka (Tinkoff) und Pozzovivo gibt es noch neun weitere Fahrer, die weniger als eine Minute hinter Dumoulin liegen. Auch in den anderen wichtigen Wertungen gab es keine Führungswechsel, wobei es im Bergklassement eine knappe Angelegenheit war. Hätte Damiano Cunego (Nippo Vini Fantini) an der ersten Bergwertung, die wie die Zielankunft in die 2. Kategorie eingeordnet war, hinter den drei Ausreißern nicht aus dem Feld heraus noch Punkte ergattert, wäre das Blaue Trikot an Tagessieger Wellens übergegangen. Der bringt es auf 17 Zähler, Cunego nur auf einen mehr.

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Die 7. Etappe ist mit 211 Kilometer zwar wieder recht lang, dürfte im Vergleich zum heutigen Teilstück den Favoriten aber wohl als Entspannung dienen. Trotz ein paar Steigungen in der ersten Streckenhälfte und einer Bergwertung der 4. Kategorie (6,7 km à 4,9%) 40,8 Kilometer vor dem Ziel sollte es ein Tag für die Sprinter sein.





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