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Jungels in Rosa: Brambilla gibt bei Ausreißersieg von Ciccone die Giro-Führung an seinen Teamkollegen ab
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17.05.2016

Jungels in Rosa: Brambilla gibt bei Ausreißersieg von Ciccone die Giro-Führung an seinen Teamkollegen ab

Info: GIRO D’ITALIA 2016
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Sestola, 17.05.2016 – Wie schon auf der 6. Etappe in Roccaraso, als Tim Wellens triumphiert hatte, ging auch bei der zweiten Bergankunft des Giro d’Italia der Sieg an einen Ausreißer. Diesmal war es mit dem 21-jährigen Grand Tour-Debütanten Angelo Ciccone ein wesentlich weniger bekannter Fahrer, der für sich und das Wildcard-Team Bardiani-CSF einen großen Erfolg feierte. Grund zur Freude hatte aber auch Damiano Cunego, der die erste Kategorie-1-Bergwertung der Rundfahrt gewann und das Blaue Trikot von Wellens zurückeroberte. Andrey Amador startete in der Abfahrt vor dem Schlussanstieg einen verheißungsvollen Angriff auf das Rosa Trikot, das Gianluca Brambilla am Ende zwar tatsächlich abgeben musste, aber nicht an den Movistar-Fahrer, sondern seinen Etixx-Teamkollegen Bob Jungels.

13 Ausreißer auf einer der schwersten Giro-Etappen
Nach dem zweiten Ruhetag stand das mit 3391 Höhenmetern drittschwerste Teilstück der Italien-Rundfahrt auf dem Programm. Diese hohe Zahl kam aber nicht durch ein paar Hochgebirgs-Riesen zustande, sondern durch ein beinahe unaufhörliches Auf und Ab während der 211 Kilometer von Campi di Bisenzio zur Bergankunft der 3. Katgorie in Sestola, was sich als ideales Terrain für Ausreißer herausstellte. Im Anstieg zum Passo della Collina, einer frühen ersten Bergwertung der 3. Kategorie, war Giovanni Visconti (Movistar) der Erste, der sich vom Feld lösen konnte – und das, obwohl er in der Gesamtwertung nicht einmal fünf Minuten Rückstand aufwies. Oben angekommen holte sich Tim Wellens (Lotto Soudal) die Punkte für den zweiten Platz, doch das Bergtrikot sollte der Belgier am Ende des Tages trotzdem verlieren. In der Abfahrt schafften Nicola Boem (Bardiani-CSF) und Przemyslaw Niemiec (Lampre-Merida) schnell den Sprung nach vorne, woraufhin sie mit Visconti lange Zeit als Trio das Rennen anführten. Selbst nachdem nach gut 70 Kilometern im Anstieg zur zweiten Bergwertung, einer erneuten 3. Kategorie, nach und nach weitere Fahrer angriffen und eine zehnköpfige Verfolgergruppe bildeten. Zu dieser gehörten unter anderem Giulio Ciccone und Stefano Pirazzi, zwei Teamkollegen von Boem.

Cunego gewinnt die erste Kategorie-1-Bergwertung
Nach einiger Zeit fiel der etwas erschöpfte Boem aus der Spitzengruppe zurück, später wurden dann auch Visconti und Niemiec von ihren Verfolgern eingeholt. Etixx-Quick Step hielt das Feld bei einem Rückstand von vier bis fünf Minuten, so dass Visconti keine große Bedrohung für das Rosa Trikot darstellte. Unter den Ausreißern befanden sich auch zwei Österreicher: Während Riccardo Zoidl (Trek-Segafredo) nicht viel Besonderes zeigen konnte, sprintete Georg Preidler (Giant-Alpecin) 40 Kilometer vor dem Ziel nicht einfach nur um den Sieg am zweiten Zwischensprint, sondern setzte seine Attacke in der anschließenden Abfahrt fort. So kam er mit einer knappen halben Minute Vorsprung an den Fuß des schwersten Berges und verteidigte diesen fast bis zum Ende des 16 Kilometer langen Anstiegs zum Pian del Falco, der nur auf den ersten fünf und letzten vier Kilometern wirklich steil war. Hinter Preidler zerfiel die Ausreißergruppe in kleine Grüppchen, die sich mehrfach neu durchmischten, bis schließlich keine zwei Kilometer vor der Bergwertung Ciccone und Pirazzi sowie Darwin Atapuma (BMC Racing) und Damiano Cunego (Nippo-Vini Fantini) an Preidler herankamen. Nachdem Preidler und Atapuma dann zurückfielen, schlug Cunego die beiden Bardiani-Fahrer im Kampf um den Sieg an der ersten Kategorie-1-Bergwertung dieses Giro.

Sechster Giro-Etappensieg Bardianis in vier Jahren
Ciccone, der viel stärker wirkte als der schwerfällige Pirazzi, nahm den Schwung aus seiner Sprintniederlage gegen Cunego an der Bergwertung mit in die Abfahrt, wo er sich alleine absetzte. Mit rund 30 Sekunden Vorsprung auf seine ersten Verfolger – und einem sicheren Polster von zwei Minuten auf die Hauptgruppe der Klassementfahrer – nahm Ciccone den sehr gleichmäßigen, im Schnitt fünfprozentigen Schlussanstieg nach Sestola in Angriff, wo der 21-Jährige nichts mehr anbrennen ließ und in seinem ersten Profi-Jahr mit seinem ersten Profi-Sieg gleich für eines der Highlights seiner Laufbahn sorgte. Für seine Bardiani-Mannschaft war es im vierten Jahr als Hauptsponsor bereits der sechste Giro-Etappenerfolg nach den Siegen von Enrico Battaglin 2013, Marco Canola, erneut Battaglin und Pirazzi 2014 sowie Boem 2015. Ivan Rovny (Tinkoff) fuhr mit 42 Sekunden Rückstand als Zweiter durchs Ziel, etwas weiter zurück folgten Atapuma, Nathan Brown (Cannondale) und Cunego auf den Plätzen drei bis fünf. Cunego genießt im Bergklassement mit 56 Punkten nun eine große Führung, Ciccone und Wellens kommen als Nächstbeste nur auf 27 bzw. 25 Punkte. Alle anderen Ausreißer, auch die in diesem Bericht bisher noch nicht namentlich erwähnten Guillaume Bonnafond (AG2R La Mondiale) und Egor Silin (Katusha), wurden zu verschiedenen Zeitpunkten eingeholt.

Dank Brambilla: Jungels übernimmt Rosa, nicht Amador
In der Abfahrt vom Pian del Falco legte nicht nur Ciccone den Grundstein für seinen Etappensieg, dort attackierte auch Andrey Amador (Movistar) aus der Favoritengruppe, welche Astana im letzten Teil des Anstiegs auf weniger als 20 Fahrer reduziert hatte. Sie hatten auch Gianluca Brambilla (Etixx-Quick Step) abgehängt, der aber noch vor dem Schlussanstieg wieder herankam und dann noch einmal Eindruck machte, bevor er sich doch wieder verabschieden musste. Da sonst niemand dem Dritten der Gesamtwertung Amador nachfahren wollte, der zwischenzeitlich seinen Rückstand von zuvor 32 Sekunden auf Brambilla locker wettgemacht hatte, übernahm Brambilla die Verfolgungsarbeit. Der Italiener opferte sich als Helfer für seinen Teamkollegen Bob Jungels, der ja gar nur eine Sekunde Rückstand auf den Leader hatte, also 31 Sekunden Vorsprung auf Amador. Die Etixx-Rechung ging letztendlich perfekt auf. Zwar verlor Brambilla letztlich eine gute Minute auf die Favoriten, die kamen aber wieder ganz nah an Amador heran, der nicht viel davon profitierte, dass er zum Schluss noch etwas Hilfe von seinem Teamkollegen Visconti bekam. Mit einem Rückstand von 2:10 Minuten auf Ciccone finishte der Costa Ricaner – nur wenige Sekunden hinter ihm sprinteten schon Jungels und Co. ins Ziel.

Jungels auf den Spuren Gauls, kranker Landa ausgestiegen
Als nunmehr schon dritter Mann in Rosa aus dem Etixx-Rennstall – Brambilla trug es zwei Tage, Marcel Kittel einen – schrieb Jungels auch ein wenig luxemburgische Radsport-Geschichte. Der 23-jährige ist der erste Giro-Leader seines Landes seit Charly Gaul 1959, der damals sogar den Gesamtsieg holte. Sollte Jungels dies nicht gelingen, so hat er immerhin beste Aussichten auf den Gewinn des Weißen Trikots, was zuletzt vor neun Jahren sein Landsmann Andy Schleck geschafft hatte. In der Nachwuchswertung liegt Jungels bereits 5:32 Minuten vor dem Zweitplatzierten Davide Formolo (Cannondale). In der Gesamtwertung geht es zumindest an der Spitze noch etwas enger zu: Amador liegt nur 26 Sekunden zurück, sein Teamkollege Alejandro Valverde (Movistar) und Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) folgen mit 50 und Vincenzo Nibali (Astana) mit 52 Sekunden. Brambilla (+1:11) befindet sich jetzt auf Rang sechs und damit noch vor Fahrern wie Rafal Majka (Tinkoff/+1:44), Jakob Fuglsang (Astana/+1:46) und Ilnur Zakarin (Katusha/+2:08). Nicht mehr im Gesamtklassement zu finden ist Mikel Landa (Sky), der bereits am ersten Anstieg der Etappe aus dem Feld zurückgefallen war, sich noch eine Weile quälte, aber zu viel Zeit verlor. So stieg der Vorjahresdritte, der über Nacht krank geworden sei wie sein Team verlauten ließ, vorzeitig vom Rad.

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Die morgige 11. Etappe verläuft für den größten Teil ihrer 227 Kilometer topfeben. Doch mit einer knapp 20 Kilometer vor dem Ziel gelegenen Bergwertung (2,9 km à 7,8%) beginnt ein sehr hügeliges Finale, das den reinen Sprintern nicht schmecken dürfte.





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