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Die „tappa regina“: Sieger Chaves und neuer Leader Kruiswijk sorgen in den Dolomiten für Minuten-Abstände
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21.05.2016

Die „tappa regina“: Sieger Chaves und neuer Leader Kruiswijk sorgen in den Dolomiten für Minuten-Abstände

Info: GIRO D’ITALIA 2016
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Corvara, 21.05.2016 – Die Königsetappe des Giro d’Italia über sechs Dolomiten-Pässe wurde der Erwartungen gerecht und bot das erhoffte Spektakel, welches in großen Zeitabständen und einer kompletten Neuordnung der Gesamtwertung resultierte. Die großen Gewinner des Tages waren Johan Esteban Chaves, der sich als Sieger dieser extrem harten Etappe krönte, und Steven Kruijswik, der das Rosa Trikot eroberte. Aber auch einige Ausreißer boten wieder eine starke Vorstellung, zwei von ihnen kamen dem Sieg sogar sehr nahe. Darwin Atapuma wurde erst zwei Kilometer vor dem Ziel eingeholt und der Österreicher Georg Preidler hielt im Zielsprint gegen Chaves und Kruijswijk gut mit, auch wenn er letztlich Dritter wurde. Mit 41 Sekunden Rückstand ist Vincenzo Nibali in der Gesamtwertung Kruijswijks erster Verfolger, während für die restliche Konkurrenz die Verluste gleich mehrere Minuten betrugen.

Cunego verteidigt sein Bergtrikot gegen Angriff von Denifl
210 Kilometer durch die Dolomiten, sechs Pässe und insgesamt 4774 Höhenmeter – die 14. Etappe war nicht nur die schwerste des Giro d’Italia 2016, sondern von den bloßen Zahlen her sogar die härteste seit drei Jahren im Rahmen der Italien-Rundfahrt. Sie begann genau wie die schon sehr schwere, aber doch kaum vergleichbare Etappe vom Vortag mit einer großen Fluchtgruppe, die sich nach gut 40 Kilometern vom Hauptfeld absetzte. Unter den 37 Fahrern (vollständige Liste siehe LiVE-Ticker, Eintrag von 13:23 Uhr) befanden sich genau wie tags zuvor vier von Lampre-Merida, darunter auch Diego Ulissi, der mit 5:18 Minuten Rückstand der Gesamtwertungs-Beste der vielen Ausreißer war. Doch spielten die Lampre-Fahrer eigentlich nur im ewig langen Aufstieg zum Passo Pordoi eine Rolle, indem sie mit ihrer Führungsarbeit der Gruppe einen ordentlichen Vorsprung verschafften. Als nach rund 95 Kilometer dieser erste von mehreren über 2200 Meter hoch gelegenen Gipfeln erreicht wurde, gab es andere Protagonisten: Der Österreicher Stefan Denifl (IAM Cycling) attackierte, doch Damiano Cunego (Nippo-Vini Fantini) war in der Lage zu kontern und holte sich den Sieg an der Bergwertung der 1. Kategorie. Im Gegensatz zu Denifl punktete der Italiener später auch noch an weiteren Bergwertungen und verteidigte mit 134 zu 72 Punkten souverän sein Blaues Trikot.

Plaza versucht sich an einer Wiederholung seine Vuelta-Coups
Vom Passo Pordoi ausgehend komplettierte man auf den nächsten rund 40 Kilometern die sogenannte Sellaronda, zu welcher desweiteren Passo Sella, Passo Gardena und Passo Campolongo gehören. Am Passo Sella attackierte David Lopez (Sky) aus der Spitzengruppe, erreichte die Bergwertung 25 Sekunden vor seinem eigenen Teamkollegen Nicolas Roche und Darwin Atapuma (BMC). Nachdem in der Abfahrt nicht nur diese drei zusammen kamen, sondern noch zehn weitere Ausreißer dazu, gab es durch Ruben Plaza (Orica-GreenEdge) im Anstieg zum Passo Gardena den nächsten Soloangriff. Der Spanier, der im vergangenen Jahr eine Etappe der Tour de France und nach einer 117(!) Kilometer langen Alleinfahrt durch die Berge auch eine Etappe der Vuelta a España gewonnen hatte, überquerte diesen Berg mit 15 und den nächsten mit 50 Sekunden Vorsprung auf Lopez, Atapuma und David De La Cruz (Etixx-Quick Step), um die sich in der folgenden Abfahrt weitere Fahrer zu einer zwölfköpfigen Verfolgergruppe formierten, die zwei Minuten hinter Plaza lag. Zu dieser gehörten auch wieder Denifl und Georg Preidler (Giant-Alpecin), der zweite Österreicher, der sich unter die Ausreißer gemischt hatte. Im Hauptfeld hatte Movistar bis dahin nur ein moderates Tempo angeschlagen, die ersten vier Berge der Etappe wurden mit 7:04, 8:33, 9:00 und 9:30 Minuten Rückstand zum jeweils Führenden passiert.

Astana bringt Amador schon am vorletzten Berg in Schwierigkeiten
Die ruhigen Zeiten im Peloton endeten mit dem Anstieg zum Passo Giau (9,8 km à 9,4%), welcher 51 Kilometer vor dem Ziel begann. Astana übernahm das Kommando und reduzierte das Feld rasch auf eine Gruppe der besten Kletterer, die an der Kategorie-1-Bergwertung nur noch aus einem Dutzend Fahrern bestand. Nicht nur Bob Jungels (Etixx-Quick Step), der Zweitplatzierte der Gesamtwertung, war der massiven Tempoverschärfung, für die maßgeblich Vincenzo Nibalis Teamkollege Michele Scarponi verantwortlich zeichnete, zum Opfer gefallen, auch der Träger des Rosa Trikots hatte abreißen lassen. Andrey Amador (Movistar) gelang es jedoch, seinen Rückstand von fast einer Minute in der Abfahrt vom Giau wettzumachen und sich wieder ins Spiel zu bringen. Im Kampf der Ausreißer hatte der Passo Giau ebenfalls viel Wirbel verursacht. Atapuma und Kanstantsin Siutsou (Dimension Data), der nach Ulissi Zurückfallen eine Zeitlang virtueller Gesamtführender war, setzten sich aus der Verfolgergruppe ab und holten bald schon den erschöpften Plaza ein, dessen Soloritt diesmal nur 49 Kilometer andauerte und nicht mit einem Erfolg endete. Gut vier Minuten vor der Hauptgruppe der Favoriten kamen Atapuma und Siutsou auf der Passhöhe an; von noch vielen dazwischenliegenden Ausreißern war Preidler mit 30 Sekunden Rückstand am nächsten an ihnen dran, schloss in der Abfahrt auf.

Nur Chaves hält mit Kruijswijk mit, sogar Nibali wird distanziert
Der letzte große Anstieg der Etappe führte auf den Passo Valparola (11,5 km à 5,8%), wo Astana die nächste Stufe seines Planes umsetzte: Nibali attackierte früh und brachte die Vorentscheidung auf den Weg. Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) wirkte wenig beeindruckt und folgte dem Vorstoß des Italieners locker, vom Rest kam aber voerst nur Johan Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) wieder an sie heran. Nach einer Weile konnte auch Rigoberto Uran (Cannondale), Ilnur Zakarin (Katusha) und Rafal Majka (Tinkoff) aufschließen, während die übrigen Favoriten um Amador und seinen Teamkollegen Alejandro Valverde da schon 30 Sekunden Rückstand aufwiesen, was aber erst der Anfang von einem Desaster für sie war. In der Gesellschaft von nun wieder fünf Gegnern fühlte Kruijswijk sich nicht wohl und schüttelte mit einem Angriff alle bis auf Chaves ab – auch Nibali. In der Zwischenzeit hatte sich an der Spitze des Rennens Atapuma von Preidler und Siutsou abgesetzt, die genau an der Bergwertung von Kruijswijk und Chaves eingeholt wurden. Dort wurde das ganze Ausmaß des Schadens deutlich, den diese beiden angerichtet hatten. Das neu formierte Quartett lag gut eine halbe Minute hinter Atapuma, aber eine halbe Minute vor Nibali, rund eineinhalb Minuten vor Uran, Zakarin und Majka und fast schon drei Minuten vor der nächsten Gruppe um Amador und Valverde.

Atapuma und Preidler kämpfen vergeblich um den Tagessieg
Nach einer letzten Abfahrt ging es auf den finalen fünf Kilometern zum Zielort Corvara noch einmal bergan, wobei es nach der wenige hundert Meter langen, aber bis zu 19% steilen Muro del Gatto nur noch sehr moderat anstieg. In dieser Rampe war für Siutsou das Limit erreicht, wohingegen Preidler bei Kruijswijk und Chaves blieb, die nur zwei Kilometer vor dem Ende Atapuma einfingen. Preidler zeigte im Zielsprint noch einmal großen Einsatz, doch mehr als Platz drei war letztlich für ihn nicht drin. Chaves holte sich vor Kruijswijk einen Sieg, der wohl ohne Übertreibung beeindruckender war als seine beiden Etappenerfolge von der Vuelta 2015 zusammen. Der geschlagene Nibali verlor, mit Siutsou im Schlepptau, 37 Sekunden, war damit aber wirklich noch glimpflich davongekommen. Zakarin und Majka verloren 2:29 Minuten, Uran 2:50, Valverde, Domenico Pozzovivo (AG2R La Mondiale) sowie die beiden Astana-Helfer Jakob Fuglsang und Scarponi genau 3:00 und Amador 3:52. Die Gesamtwertung scheint damit auf einen Dreikampf reduziert: Kruijswijk thront nun an der Spitze, 41 Sekunden vor Nibali und 1:32 Minute vor Chaves. Das Movistar-Duo Valverde/Amador weist mehr als drei Minuten Rückstand auf – nicht addiert, sondern jeder für sich. Zudem verloren sie die Führung in der Mannschaftswertung an Astana. Jungels finishte mit 6:21 Minuten Rückstand und fiel aus den Top10 heraus, vergrößerte aber seinen Vorsprung zum ersten Gegner in der Nachwuchswertung auf beachtliche elf Minuten.

-> Zum Resultat

Bevor ein Ruhetag Erholung von den Strapazen erlaubt, muss auf der 15. Etappe erst noch das Bergzeitfahren auf die Seiseralm gemeistert werden. Der Anstieg (9,1 km à 8,3%) macht fast die ganze Distanz von total 10,85 Kilometern aus.





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