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Taaramäe Etappensieger: Nibali entreißt Chaves die Maglia Rosa, Valverde stößt Kruijswijk vom Podium
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28.05.2016

Taaramäe Etappensieger: Nibali entreißt Chaves die Maglia Rosa, Valverde stößt Kruijswijk vom Podium

Info: GIRO D’ITALIA 2016
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Sant'Anna di Vinadio, 28.05.2016 – Es hatte sich bereits bei seinem Etappensieg am Vortag gezeigt, dass Vincenzo Nibali in der Endphase des 99. Giro d’Italia von allen Fahrern die stärkste Form aufweist. Diesen Eindruck untermauerte der 31-Jährige auf der letzten Bergetappe mit einer weiteren überlegenen Vorstellung, die ihm zwar diesmal keinen Etappensieg einbrachte, weil einige Ausreißer zu weit weggelassen worden waren, ihn aber auf den Giro-Thron hievte. Johan Esteban Chaves war letztlich chancenlos gegen den „Hai von Messina“ und konnte das Rosa Trikot nicht verteidigen, so dass Nibali sich morgen zum zweiten Mal nach 2013 zum Gesamtsieger seiner Heimat-Rundfahrt krönen lassen kann. Eine weitere Enttäuschung gab es zudem für Steven Kruijswijk, der seinen Podiumsplatz an Alejandro Valverde verlor. Neben Nibali jubelten auch Rein Taaramäe und Mikel Nieve, der eine über den Etappensieg, der andere über den Gewinn des Blauen Trikots.

Favoriten bekämpfen sich erst am letzten von drei Bergen
Alejandro Valverde (Movistar) zog sich die Zeitung unter dem Trikot hervor, die ihn während der Abfahrt gegen den kalten Fahrtwind geschützt hatte, blätterte ein wenig durch die Seiten und scherzte mit seinen Konkurrenten. Es war ein ungewöhnlich entspanntes Bild, das nicht etwa aus der Anfangsphase der 20. Etappe des Giro d’Italia stammte, sondern von den Fernsehkameras eingefangen wurde, nachdem man mit Col de Vars und Col de la Bonette schon zwei Alpenriesen hinter sich gebracht hatte. Das Hauptfeld mit den Favoriten hatte es bis hierhin ziemlich ruhig angehen lassen und die Etappe mit einem Rückstand von mehr als zehn Minuten an die Ausreißer des Tages abgeschenkt. Es wurde dann aber doch noch ernst im Kampf um die Gesamtwertung, als 30 Kilometer vor dem Ziel der dritte lange Anstieg zum Colle della Lombarda (19,8 km à 7,5%) begann. Astana überließ zunächst noch eine Weile Tinkoff die Führungsarbeit, bevor Jakob Fuglsang und Michele Scarponi übernahmen. Eine deutlichere Selektion in der Favoritengruppe kam aber erst zustande, als Scarponi und Nibali eine gemeinsame Attacke lancierten. Zur Hälfte des Anstiegs waren daraufhin noch die Top8 der Gesamtwertung beisammen – abzüglich des Siebtplatzierten Andrey Amador (Movistar), aber zuzüglich Scarponi, dem wohl besten Edelhelfer bei dieser Italien-Rundfahrt.

Nibali fährt der Konkurrenz davon, Chaves kämpft vergeblich
Es verging etwas Zeit, bis fünf Kilometer vor dem Gipfel und 15 Kilometer vor dem Ziel Nibali die Entscheidung beim 99. Giro einleitete. Valverde und Johan Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) konnten nur noch kurz mithalten, dann zog Nibali ihnen davon. Der Angreifer profitierte dann sogar noch etwas von seinem Teamkollegen Tanel Kangert, der sich unter den Ausreißern befunden hatte und nun noch einige Helferdienste leistete. Derweil schloss Rigoberto Uran (Cannondale) zu Chaves und Valverde auf und wollte – wie vor der Etappe angekündigt – seinem Landsmann helfen, das Rosa Trikot zu verteidigen. Doch die kolumbianische Allianz hielt nicht lange, weil Chaves dem Tempo Urans bald nicht mehr folgen konnte. An der Bergwertung auf dem Colle della Lombarda, wo der zweitägige Frankreich-Ausflug endete und man wieder zurück nach Italien kam, traf Nibali eine halbe Minute vor Uran und Valverde ein. Eine Minute Rückstand stand für Chaves zu Buche, der sich wieder in Gesellschaft von Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo), Rafal Majka (Tinkoff), Bob Jungels (Etixx-Quick Step) und Scarponi befand. In der folgenden Abfahrt schien es eine knapp Entscheidung werden zu können zwischen Chaves und Nibali, der vor der Etappe 44 Sekunden zurückgelegen hatte, aber der gut zwei Kilometer lange Schlussanstieg nach Sant'Anna di Vinadio sorgte doch für klare Verhältnisse.

Chaves verliert Rosa an Nibali, Kruijswik Rang drei an Valverde
Nibali erreichte das Ziel als sechster Fahrer, 6:44 Minuten nach dem ersten der fünf Ausreißer, die vor ihm angekommen waren. Valverde und Uran kamen noch einmal nahe an ihn heran und verloren nur 13 Sekunden. Doch alle warteten gespannt auf Chaves, der am Ende noch den Kontakt zu Majka, Jungels und Kruijswijk verlor. Letztlich traf der entthronte Leader erst 1:36 Minute nach Nibali ein, was zu einem erneuten Wechseln an der Spitze der Gesamtwertung führte. Nach Tom Dumoulin (Giant-Alpecin), Marcel Kittel, Gianluca Brambilla, Jungels (alle Etixx-Quick Step), Amador, Kruijswijk und Chaves ist Nibali der achte Fahrer im Rosa Trikot, womit der Rekord aus dem Jahr 1981 eingestellt wurde. Dass die Maglia Rosa auf der Schlussetappe noch ein weiteres Mal wechseln wird, darf wohl ausgeschlossen werden, mit 52 Sekunden Vorsprung auf Chaves ist Nibali sein zweiter Giro-Gesamtsieg auf dem flachen letzten Teilstück ohne besondere Zwischenfälle nicht mehr zu nehmen. Neben Nibali und Chaves wird Valverde in Turin das Podium betreten, denn er holte sich mit 1:17 Minute zu 1:50 Minute Rückstand noch Kruijswijks dritten Platz. Der Niederländer wurde damit zum großen Verlierer der letzten beiden Tage in den Bergen, nachdem er gestern seine komfortable Führung durch einen Sturz eingebüßt hatte.

Denifl greift nach dem Bergtrikot, doch Nieve holt es sich
Bei dem finalen Kampf um Gesamtsieg und Podum gerieten die Ausreißer am Ende zu Nebendarstellern, obwohl sie die Etappe von Anfang an belebten. Das nur 134 Kilometer lange Teilstück hatte direkt mit dem Anstieg auf den Col de Vars (18,2 km à 6,0%) begonnen, an dem sich die Anwärter auf das Bergtrikot in Szene setzen. Mit Damiano Cunego (Nippo-Vini Fantini), Mikel Nieve (Sky), Stefan Denifl (IAM Cycling), Darwin Atapuma (BMC Racing) und Giovanni Visconti (Movistar) schafften es gleich die Top5 des Bergklassements in eine neunköpfige Gruppe – aus der relativ schnell aber ausgerechnet Cunego wieder zurückfiel, der sein Blaues Trikot dadurch nicht mehr verteidigen konnte. Die anderen vier Fahrer zogen mit Tanel Kangert (Astana), Joe Dombrowski (Cannondale), Gianluca Brambilla (Etixx-Quick Step) und dem Bergzeitfahr-Gewinner Alexander Foliforov (Gazprom-RusVelo) weiter. Etwas später stießen Alexey Rybalkin (Gazprom-RusVelo) und Rein Taaramäe (Katusha) dazu, kurz nach der Bergwertung auch noch Diego Ulissi (Lampre-Merida). Den Sieg auf dem Col de Vars holte sich Denifl mit einer starken Sprinteinlage, so dass er bis auf zwei Punkte an Nieve herangekommen war, der den Gewinn des Bergtrikots dann aber mit einer Solofahrt über den nächsten Berg perfekt machte. Am Col de la Bonette (22,2 km à 6,7%) zog der Spanier alleine davon.

Taaramäe gewinnt die Etappe vor Atapuma und Dombrowski
Den zweiten Gipfel der Etappe, welcher mit 2715 Metern nur 29 Meter niedriger lag als die Cima Coppi vom Vortag, überquerte Nieve eine gute Minute vor Atapuma, der bergauf mehrfach attackierte hatte, Kangert, Dombrowski, Foliforov, Visconti und Taaramäe. Sie holten Nieve, der nicht mehr Vollgas gab, nachdem sein Ziel erreicht war, nach der Hälfte der 40 Kilometer langen Abfahrt ein. Brambilla kam auch noch einmal dazu, war aber der Erste, der im Anstieg zum Colle della Lombarda wieder abgehängt wurde. Dombrowski attackierte dort sofort, woraufhin erst nur Atapuma und Visconti bei ihm blieben. Kangert und Taaramäe kamen aber auch noch einmal heran. Fünf Kilometer vor der Bergwertung griff Dombrowski erneut an und wieder blieben nur Atapuma und Visconti bei ihm. Doch Taaramäe erholte sich schnell, fand Anschluss und attackierte gleich so lange, bis er sich schließlich absetzen konnte. Ungefährdet fuhr er anschließend den ersten estnischen Sieg in der Geschichte der Italien-Rundfahrt ein. Atapuma, der bis zum Schluss verbissen fightete, wurde nur noch Zweiter (+0:52), gefolgt von Dombrowski (+1:17), Nieve (+4:12) und Foliforov (+4:36). In der Endabrechung der Bergwertungen verweist Nieve (152 Punkte) Cunego (134), Atapuma (118) und Denifl (109) auf die Plätze.

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Die 21. Etappe am letzten Tag des Giro d’Italia sollte an der Spitze der Gesamtwertung keine Änderungen mehr herbeiführen. Das 163 Kilometer lange Teilstück weist keinerlei größere Steigungen auf und endet auf einem Rundkurs in Turin, wo es zum Kampf zwischen Ausreißern und Sprintern kommen dürfte.





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