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Ausreißersieg und ein Außenseiter in Gelb: Atapuma und Latour feiern im „Alpe d’Huez des Tessins“
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15.06.2016

Ausreißersieg und ein Außenseiter in Gelb: Atapuma und Latour feiern im „Alpe d’Huez des Tessins“

Info: TOUR DE SUISSE 2016
Autor: Felix Griep (Werfel)



Carì, 15.06.2016 – Beim Giro d'Italia, den er als Gesamtneunter beendete, hatte Darwin Atapuma auf den Bergetappen viele Angriffe unternommen und verpasste mehrmals nur knapp einen Etappensieg, wurde Dritter in Sestola, Vierter in Corvara und Zweiter in Sant'Anna di Vinadio. An einem der härtesten Tage der Tour de Suisse gelang es dem 28-jährigen Kolumbianer nun als einzigem von zwei Dutzend Ausreißern, einer Einholung durch die Favoriten knapp zu entgehen und den Sieg zu holen. Für Peter Sagan waren die Pässe Furka und Gotthard sowie die Bergankunft in Carì zu viel, um das Gelbe Trikot verteidigen zu können. Neuer Leader der Rundfahrt ist der Franzose Pierre-Roger Latour, der in der Vergangenheit zwar schon einige Achtungserfolge erzielt hat, mit seinen 22 Jahren aber (noch!) nicht zu den ganz Großen gehört.

Tolhoek gewinnt die Bergwertung am Furkapass
Die Zeit der Sprinter und Klassikerfahrer bei dieser Tour de Suisse ist beendet, mit der 5. Etappe ging es erstmals in die Alpen hinein, die bis zum Ende der Rundfahrt auch nicht mehr verlassen werden.. Das erste Teilstück in den Bergen hatte es trotz einer Länge von gerade einmal 126,4 Kilometern mit 3386 Höhenmetern gleich richtig in sich – und das, obwohl es etwa 40 Kilometer dauerte, ehe der erste wirkliche Anstieg begann. Auf diesem ersten Streckendrittel hatten sich 24 Ausreißer in Stellung gebracht – eine riesige Gruppe, so wie es in der Vorwoche auch schon bei allen Bergetappen des Critérium du Daphiné zu beobachten gewesen war. Zur Spitze gehörten u.a. der Schweizer Silvan Dillier (BMC Racing) und der Österreicher Riccardo Zoidl (Trek-Segafredo), die im Rennverlauf aber keine bedeutenden Rollen spielten. Dies kann eigentlich auch für Antwan Tolhoek (Roompot-Oranje Peloton) gelten, der aber, unterstützt durch seine Teamkollegen Pieter Weening und Michel Kreder, nach 56,4 Kilometer immerhin die HC-Bergwertung auf dem Furkapass gewinnen konnte, was seine Hoffnungen auf den Gewinn des Bergtrikots am Leben erhält.

Gotthardpass verkleinert Fluchtgruppe auf sieben Fahrer
Auf dem Gotthard, den die Profis trotz des kürzlich neu eröffneten Basistunnels nicht im Zug unterqueren durften, sondern bei kaltem Regenwetter mit dem Rad überqueren mussten, konnte Tolhoek nicht mehr punkten. Darwin Atapuma (BMC Racing), der nach dieser Etappe mit 22 Punkten Rückstand der erste Verfolger des Niederländers ist, war dort oben der Erste der völlig versprengten Ausreißergruppe. Im Laufe der Abfahrt fanden nur sieben der 24 Ausreißer wieder zusammen, während der Rest gen Hauptfeld zurückfiel, das maximal drei Minuten Rückstand aufgewiesen hatte und auf dem Gotthard noch eineinhalb Minuten zurücklag. Auf diesem zweiten Gipfel war auch schon klar, dass Peter Sagan (Tinkoff) das Gelbe Trikot nicht würde verteidigen können, er hatte sich schon einiges mehr an Rückstand eingehandelt. Zum Ende der Etappe stand noch der Schlussanstieg nach Carì auf dem Programm, der wegen seines Schwierigkeitsgrades – 10,0 km à 8,0%, bis zu 11,2% – den von den Einheimischen gezogenen Vergleich mit Alpe d’Huez kaum scheuen muss. Atapuma und seine Begleiter Kanstantsin Siutsou, Natnael Berhane (beide Dimension Data), Jan Polanc (Lampre-Merida), Tim Wellens (Lotto Soudal), Winner Anacona (Movistar) sowie Hubert Dupont (AG2R La Mondiale) begannen den Aufstieg mit nur noch einer Minute Vorsprung.

Atapuma rettet einen kleinen Vorsprung auf Barguil ins Ziel
Polanc und Siutsou fielen am Berg gleich zurück und auch Dupont wurde schnell Opfer der immer neuen Tempoverschärfungen, die oftmals von Anacona ausgingen. Aber es war dann nicht dieser Kolumbianer, sondern sein Landsmann Atapuma, der sich nach einem Drittel des Schlussanstieges absetzen konnte und den Kampf gegen das Favoritenfeld alleine fortsetzte. Dieses wurde bis etwa drei Kilometer vor dem Ziel von Sky angeführt, bis Jarlinson Pantano (IAM Cycling) attackierte und sich die Helfer von Sky-Kapitän Geraint Thomas nach hinten verabschiedeten. Durch weitere Attacken von Miguel Angel Lopez (Astana), Tejay Van Garderen (BMC Racing) und Warren Barguil (Giant-Alpecin) wurde das Finale zu einem erbarmungslosen Ausscheidungskampf, dem auch der Schweizer Mathias Frank (IAM Cycling) zum Opfer fiel. Barguil, der die Konkurrenten bei seinem Angriff an der Flamme Rouge gewähren ließen, brachte den Sieg des Ausreißers Atapuma noch in ernsthafte Gefahr, doch der hielt am Ende einen Abstand von vier Sekunden zu seinem französischen Verfolger. Es wurde drei Jahren nach dem Erfolg auf der Königsetappe der Tour de Pologne 2013 der zweite Sieg in der WorldTour von Atapuma, der in der Gesamtwertung aber keine Rolle mehr spielte, weil er auf den ersten vier Etappen schon rund vier Minuten Rückstand kassiert hatte.

Latour zeitgleich vor Kelderman Erster, Frank schon weit zurück
Dritter hinter Atapuma und Barguil wurde mit sieben Sekunden Rückstand Pierre-Roger Latour (AG2R La Mondiale). Nur ein paar Sekunden mehr verloren Van Garderen, Wilco Kelderman (LottoNL-Jumbo), Thomas, Andrew Talansky (Cannondale), Rui Costa (Lampre-Merida), Michele Scarponi (Astana) und Lopez. Alle dieser Top10-Klassierten kamen maximal 16 Sekunden hinter dem Sieger ins Ziel – für die nächsten Fahrer, den Titelverteidiger Simon Spilak (Katusha) und Pantano, gab es schon den doppelten Rückstand. Latour, der in dieser Saison die Nachwuchswertung der Tour de Romandie gewonnen hatte, bei der der Gesamtzwölfter war, beim Critérium International Platz zwei belegt hatte und auf der Königsetappe der Route du Sud 2015 sogar beinahe Alberto Contador und Nairo Quintana das Wasser reichen konnte, ist nun der überraschende neue Träger des Gelben Trikots, rangiert dank der Sekundenbruchteile des Auftaktzeitfahrens vor dem zeitgleichen Giro-Vierten Kelderman. Thomas (+0:05) belegt vor Barguil (+0:16), Van Garderen (+0:18) und Talansky (+0:19) Rang drei. Frank ist zwar jetzt eindeutig der beste Schweizer, belegt mit 1:38 Minute Rückstand jedoch lediglich Rang 16 und hat die teaminterne Leaderrolle bei IAM an Pantano (10./+34) verloren.

-> Zum Resultat

Morgen gibt es „nur“ zwei Anstiege, aber die 6. Etappe ist kaum leichter einzustufen. Unterwegs überquert man den großen Klausenpass und am Ende gibt es in Amden eine Bergankunft, die ähnlich schwer einzuschätzen ist wie das heutige Finale nach Carì.





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