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Sagan feiert das Ende seiner Tour-Durststrecke mit Sieg und in Gelb – Rückschläge für Contador und Porte
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03.07.2016

Sagan feiert das Ende seiner Tour-Durststrecke mit Sieg und in Gelb – Rückschläge für Contador und Porte

Info: TOUR DE FRANCE 2016
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Cherbourg-en-Cotentin, 03.07.2016 – „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ titelten wir in unserer Vorschau auf die 2. Etappe der Frankreich-Rundfahrt im Bezug auf Peter Sagan, der sich die gute Chance, welche ihm das hügelige Finale bot, tatsächlich nicht entgehen ließ. Mit seinem ersten Tour-Etappensieg seit drei Jahren eroberte der Weltmeister auch erstmals das Gelbe Trikot und begann obendrein, die Sprintspezialisten in der Punktewertung zu distanzieren. Im Tinkoff-Rennstall herrschte trotzdem keine uneingeschränkt fröhliche Stimmung, weil der von mittlerweile sogar zwei Stürzen angeschlagene Alberto Contador 48 Sekunden einbüßte. Noch schlimmer erwischte es BMC-Kapitän Richie Porte, bei dem ein Defekt die Schuld an seinem Zeitverlust trug.


Tines Tour Talk zur 2. Etappe: Navigation bei Live-Rennen

Boras Doppel-Taktik geht diesmal nicht auf
Die Gefahr war groß, das am Vortag durch den Gewinn zweier Bergwertungen der 4. Kategorie eroberte Bergtrikot der Tour de France gleich wieder zu verlieren, weil im ersten Drittel der 183 Kilometer langen 2. Etappe sogar drei solche kategorisierten Anstiege bevorstanden. Kampflos wollte Paul Voß das Gepunktete aber keinesfalls hergeben und so attackierte der Deutsche nach dem Start in Saint-Lô erneut – und wieder mit einem Bora-Argon 18-Teamkollegen, diesmal Cesare Benedetti. Doch die zwei Begleiter, die sich dem Pärchen angeschlossen hatten, machten ihnen einen Strich durch die Rechnung: Vegard Breen (Fortuneo-Vital Concept) gewann die erste Wertung auf der Côte de Torigny-les-Villes und Jasper Stuyven (Trek-Segafredo) die Prämien auf der Côte de Montabot sowie der Côte de Montpinchon. Womit aber noch längst nicht entschieden war, wer das Bergtrikot am Ende des Tages tragen sollte, weil 1500 Meter vor dem Ziel in Cherbourg-en-Cotentin noch eine Bergwertung der 3. Kategorie wartete. Da Stuyven letztlich auch diese gewann, nahm er Voß das Bergtrikot ab. Sogar der Tagessieg und das Gelbe Trikot schienen für den Belgier, der zum Schluss alleine unterwegs war, in Reichweite.

Contador schon wieder in einen Sturz involviert
Während des Kampfes an den ersten drei Bergwertungen wurde das Rennen vom Regen begleitet, der dann aber von Sonnenschein vertrieben wurde. Trotz der Wetterbesserung kam es im Hauptfeld bald zu einem Massensturz, der zwar keine unmittelbaren „Fahreropfer“ forderte – niemand schied aus; auch nach dem gestrigen Zielsturz waren alle Fahrer heute wieder angetreten! –, aber zumindest Schrammen an Mensch und Material nach sich zog. Betroffen war auch wieder einmal Alberto Contador (Tinkoff), der zwei Minuten Rückstand mit Hilfe einiger Teamkollegen aber zügig wieder aufholen konnte, weil das Peloton mit angezogener Handbremse fuhr. Die Ausreißer kamen dadurch zu ihrem Maximalvorsprung von fast sieben Minuten, von denen 50 Kilometer vor dem Ziel noch immer sechs verblieben waren. Weil dann aber mit Direct Energie und später BMC Racing doch noch Mannschaften viele Kräfte in die Verfolgung investierten, kam es zu einem spannenden Finale im Kampf zwischen Ausreißern und Feld. Noch rund 3:30 Minuten betrug der Abstand, als Benedetti 25 Kilometer vor Schluss zurückfiel, 2:45 Minuten, als der Italiener zehn Kilometer später eingeholt wurde, und 2:10 Minuten an der Zehn-Kilometer-Marke.

Stuyvens Traum zerplatzt erst auf dem letzten Kilometer
Die letzten zehn Kilometer begannen mit dem nicht kategorisierten Anstieg zur Côte d'Octeville (1,3 km à 4,6%), wo Stuyven sich mit einer Attacke von Voß und Breen verabschiedete. Der 24-Jährige hatte im Frühjahr bei Kuurne-Brüssel-Kuurne schon einmal ein Feld als Solist zur Verzweiflung getrieben und geschlagen, und es schien möglich, diesen Coup zu wiederholen. Doch die 1900 Meter lange und 6,5% steile Steigung zur Côte de La Glacerie, jener bereits erwähnten Bergwertung der 3. Kategorie unweit des Ziels, kostete ihn zu viel Zeit. Zwar konnte Stuyven dort die Übernahme des Bergtrikots eintüten, aber das bereits stark verkleinerte Hauptfeld war ihm jetzt bedrohlich nahe, woran ein Angriffsversuch von Tom-Jelte Slagter (Cannondale) ebenso einen Anteil hatte wie die folgende Tempoarbeit, die Roman Kreuziger für seinen Tinkoff-Teamkollegen Peter Sagan verrichtete. Kreuziger war es dann auch, der circa 450 Meter vor dem Ziel für die endgültige Einholung Stuyvens sorgte, woraufhin es bei der nun wieder ansteigenden Zielankunft zu einem Sprint der Klassikerspezialisten kam, den Sagan gewinnen konnte, was ihm seinen insgesamt fünften Tour-Etappensieg bescherte.

Sagan räumt ab: Sieg, Gelb und Führung in der Punktewertung
Auf der Zielgeraden hatte Sagan zunächst abwartend reagiert, sich dann an das Hinterrad des attackierenden Julian Alaphilippe (Etixx-Quick Step) geheftet und den Franzosen auf den letzten Metern locker überspurtet. Den großen Jubel, den man bei seinem ersten Tour-Etappenerfolg seit drei Jahren hätte erwarten können, sah man aber nicht – weil Sagan dachte, es wären noch ein oder zwei Ausreißer vorher ins Ziel gekommen, wie der Weltmeister später beichtete. Er war es aber wirklich, der vor Alaphilippe und Alejandro Valverde (Movistar) triumphiert hatte und außerdem zum ersten Mal das Gelbe Trikot holte. Eine Premiere, die vor ihm bei dieser Tour schon Mark Cavendish (Dimension Data) gefeiert hatte, der heute aber wie alle anderen Sprintspezialisten chancenlos und im hügeligen Finale abgehängt worden war. Diese Tatsache war für Sagan natürlich auch hinsichtlich der Punktewertung äußerst wertvoll, weil diese Etappe trotz ihres schwierigeren Charakters genauso viel wert war wie eine Flachetappe. Nun führt er mit 87 Punkten schon recht weit vor Cavendish, Marcel Kittel (Etixx-Quick Step) und André Greipel (Lotto Soudal), die es auf 63, 50 und 40 Punkte bringen.

Zeitverluste für Contador, Porte und ein paar andere Mitfavoriten
Die Tempoarbeit von Kreuziger im Finale hatte die Siegchance für Sagan erst ermöglicht, wirkte im Nachhinein aber doch etwas unglücklich, als man den von seinen Stürzen gestern und heute gezeichneten Contador 48 Sekunden später über die Ziellinie trudeln sah. Der Erfolg des einen Tinkoff-Stars hatte dem anderen Kapitän des Rennstalls sicher ein paar Sekunden zusätzlichen Rückstand eingehandelt. Wobei hinter Contadors Zukunft im Hinblick auf die kommenden drei Wochen und seinem Ziel des Gesamtsieges wohl ohnehin ein dickes Fragezeichen steht. Ein kleines Debakel erlebte mit Richie Porte (BMC Racing) ein anderer Anwärter auf eine Top-Platzierung im Tour-Endstand: nach einem fünf Kilometer vor dem Ziel erlittenen Defekt verlor der Australier 1:45 Minute. Aber auch unter den Favoriten, die im Hauptfeld geblieben waren, kam es noch zu kleinern Abständen. So zählten zwar u.a. Chris Froome (Sky), Nairo Quintana (Movistar) und Porte-Teamkollege Tejay Van Garderen zu den 26 zeitgleichen Fahrern, aber bspw. Mathias Frank (IAM Cycling) und Thibaut Pinot (FDJ) verzeichneten kleine Verluste in Höhe von zehn bzw. elf Sekunden.

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Einen vermutlich etwas ruhigeren Tag dürften die Tour-Favoriten auf der morgigen 3. Etappe erleben. Die gehört mit 223,5 Kilometern zwar zu den längsten dieser Tour, ist aber ähnlich flach wie das erste Teilstück und damit eindeutig ein Fall für die Sprinter.





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