<< älterer Bericht  | zurück zur News |  neuerer Bericht >>
Start > Tour de France
Nur ein Orica-Trio um Matthews verhindert einen perfekten Tour-Tag für den wieder „grünen“ Sagan
Suchen </font size=2>Tour de France</font> Forum  </font size=2>Tour de France</font> Forum  </font size=2>Tour de France</font>
12.07.2016

Nur ein Orica-Trio um Matthews verhindert einen perfekten Tour-Tag für den wieder „grünen“ Sagan

Info: TOUR DE FRANCE 2016
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Revel, 12.07.2016 – Heute hat Peter Sagan zum fünften Mal die Auszeichnung als kämpferischster Fahrer einer Tour-Etappe erhalten. Seit 2012, als der Slowake erstmals an der Frankreich-Rundfahrt teilnahm, hat niemand so oft den „Prix de la combativité“ gewonnen, Thomas Voeckler folgt mit vier Auszeichnungen in diesem Zeitraum. Verdient hat sich Sagan den Kämpfer-Titel auf der 10. Etappe wahrlich, attackierte im Aufstieg zum und in der Abfahrt vom höchsten Berg der Tour 2016 ohne Unterlass, bis er endlich mit einer Ausreißergruppe seine Sprint-Rivalen abgehängt hatte und sich das Grüne Trikot zurückholen konnte, dass er nun mit starken 38 Punkten Vorsprung trägt. Zu einem absolut perfekten Tag fehlte Sagan jedoch der Etappensieg, den er im Sprint gegen Michael Matthews verpasste, dessen Mannschaft Orica-BikeExchange eine ungewöhnliche Situation mit drei Mann in der Spitzengruppe für sich auszunutzen wusste.


Das Profil der 10. Tour-Etappe

Rui Costa gewinnt das „Souvenir Henri Desgrange
Den ersten Ruhetag der 103. Tour de France hatte man in Andorra verbracht, von wo aus die 10. Etappe das Rennen nach Revel zurück in die französische Heimat führte. Doch während der Großteil der 197 Kilometer keinen hohen Schwierigkeitsgrad aufwies, musste nach dem Start in Escaldes-Engordany zunächst der Port d'Envalira (22,6 km à 5,5%) erklommen werden. Es entwickelte sich ein enorm harter und kräftezehrender Kampf bei nassen, windigen Bedingungen, welcher besonders von Peter Sagan (Tinkoff) immer wieder mit neuen Angriffen befeuert wurde. Der Weltmeister wollte unbedingt in eine Ausreißergruppe kommen und mit dieser das Hauptfeld abhängen, um im Kampf um das Grüne Trikot seine Konkurrenten Mark Cavendish (Dimension Data) und Marcel Kittel (Etixx-Quick Step) abzuhängen. Nachdem letztlich zuerst Rui Costa als Solist die Bergwertung auf dem mit 2408 Metern höchsten Punkt der diesjährigen Tour-Strecke überquert hatte, war Sagan einer der ersten Fahrer, die in der Abfahrt zum Portugiesen aufschlossen. Es dauerte dann noch lange, bis sich eine stabile Rennsituation entwickelte, aber Sagan hatte sein Ziel erreicht: er war einer von 15 Fahrern, die eine Spitzengruppe bildeten, welche dem Feld davonfuhr.

Ein Orica-Trio in Sagans 15-köpfiger Ausreißergruppe
Cavendishs Mannschaft unternahm keinerlei Anstrengungen, die Gruppe zu verfolgen, weil sie darin mit Edvald Boasson Hagen und Stephen Cummings selbst gut vertreten war und sich wohl Chancen auf den Etappensieg ausrechnete. Zwei Fahrer hatte auch BMC Racing dabei, nämlich Damiano Caruso und Greg Van Avermaet, der genau wie Cummings in der ersten Tour-Woche schon einmal als Ausreißer erfolgreich war. Den Vogel hatte aber das Team Orica-BikeExchange abgeschossen, das mit Daryl Impey, Luke Durbridge und Michael Matthews gleich ein Trio in der Fluchtgruppe untergebracht hatte, deren weitere Besetzung ebenfalls hochkarätig war: es gehörten noch Mikel Landa (Sky), Gorka Izagirre (Movistar), Vincenzo Nibali (Astana), Tom Dumoulin (AG2R La Mondiale), Tony Gallopin (Lotto Soudal) und Sylvain Chavanel (Direct Energie) dazu. 15 Fahrer, von denen neun schon mindestens einen Tour-Etappensieg in ihrem Palmarès stehen hatten! Ihr Vorsprung zum Feld stieg auf sieben Minuten, um dann auf weniger als fünf Minuten zu fallen, als IAM Cycling und Direct Energie eine Verfolgungsjagd starteten. Diese machte jedoch viel zu langsame Fortschritte und wurde schließlich komplett eingestellt, so dass sich die Ausreißer im Finale sicher sein konnten, dass ihnen keine Gefahr von hinten drohte.


Tines Tour Talk zur 10. Etappe: Meisterlich

Sagan teilt die Gruppe, wird aber die Oricas nicht los
Am Zwischensprint konnte Sagan unterwegs locker die Höchstpunktzahl mitnehmen, nicht einmal die beiden Cavendish-Teamkollegen machten ihm diese streitig. Um die nun zurückgeholte Führung in der Punktewertung möglichst weit auszubauen, wollte Sagan natürlich auch noch die Etappe gewinnen und machte 25 Kilometer vor dem Ende einen guten Schritt in diese Richtung, als er mit einer Attacke bei Seitenwind gleich acht Gegner eliminieren konnte. Boasson Hagen und Van Avermaet waren bei Sagan geblieben, nun aber ohne Teamkollegen, auch Dumoulin hatte Anschluss gehalten. Die restlichen drei der jetzt noch sieben Spitzenreiter trugen allesamt das Orica-Trikot. Diese zahlenmäßige Überlegenheit spielte die australische Mannschaft dann an der Côte de Saint-Ferréol (1,8 km à 6,6%) aus. In dieser Steigung, die sieben Kilometer vor dem Ziel endete, sorgte erst Durbridge und dann Impey für ein so hohes Tempo, dass niemand einen Angriff wagte. Impey attackierte sogar mal aus der führenden Position heraus, woraufhin Sagan das Loch wieder zufahren musste. Auch nach der Bergwertung zeigte Impey noch einige Sprinteinlagen, die Sagan zwar alle schnell und souverän konterte, die aber auch an den Kraftreserven des Slowaken zehrten.

Giro- und Vuelta-Etappensieger Matthews der Schnellste
Auf dem letzten Kilometer machte Impey noch bis 300 Meter vor Schluss die Führungsarbeit, ehe Van Avermaet als Erster seinen Endspurt lancierte. Matthews wechselte im perfekten Moment vom Hinterrad Sagans in den Windschatten des Belgiers, der kurzzeitig an die Spitze zog, am Ende aber an Geschwindigkeit verlor. Matthews zog an ihm vorbei und gewann die Etappe klar vor Sagan und Boasson Hagen, Van Avermaet wurde Vierter. Genau wie Tom Dumoulin (Giant-Alpecin), der am Sonntag in Andorra die 9. Etappe gewonnen hatte, stieg Matthews mit diesem Erfolg in den Kreis jener Fahrer auf, die bei jeder Grand Tour Etappensiege feiern konnten. Beim Giro d’Italia stehen für den 25 Jährigen zwei Siege zu Buche (2014 und 2015), bei der Vuelta a España sogar drei (zwei 2013, einer 2014). Impey rollte als Sechster, Durbridge mit einer Minute Rückstand als Siebter über den Zielstrich. Die meisten anderen Ausreißer kamen gut drei Minuten nach dem Sieger an und selbst Cummings geriet bei fünfeinhalb Minuten Rückstand nicht mehr in Gefahr, eingeholt zu werden. Das Hauptfeld bummelte am Ende so sehr, dass sich sein Rückstand auf fast zehn Minuten erhöhte.


Unsere Etappen-Vorschau:
Verhindert jemand einen Sprint wie Vinokourov anno 2010?


Caruso, BMC und Sagan profitieren in den Geamtständen
9:39 Minuten auf Matthews waren es ganz genau für das Feld, gegenüber Caruso verlor es 6:38 Minuten. Der Italiener war der einzige Ausreißer, der hinsichtlich der Gesamtwertung zumindest ein wenig interessant war. Immerhin gelang es ihm, sich von Rang 25 auf 21 vorzuarbeiten – bei nur 14 Sekunden mehr Zeitgewinn hätte er sogar noch drei Plätze mehr gutmachen können. Größer waren die Auswirkungen des Tagesergebnisses in der Mannschaftswertung. Da holte sich BMC Racing durch die doppelte Fluchtbeteiligung nämlich die Führung von Movistar zurück, das heute nur einen Mann vorne dabei hatte. Aus den 3:28 Minuten Vorsprung, mit denen Movistar nach der letzten Pyrenäen-Etappen Rang eins belegt hatte, sind jetzt 6:20 Minuten Rückstand geworden. Orica-BikeExchange liegt trotz dreier Ausreißer noch fast eine Stunde zurück. Am wichtigsten war die Etappe allerdings für die Punktewertung, weil Sagan 45 Punkte holen konnte, aber seine wichtigsten Gegner keinen einzigen. So liegt der bereits vierfache Gewinner dieses Spezialklassements nun 38 Punkte vor Cavendish und 60 Punkte vor Kittel, die auf der Jagd nach dem Grüne Trikot einen herben Rückschlag erlitten haben.

-> Zum Resultat

Die Chance, ein paar Punkte wieder gutzumachen, könnte sich Cavendish und Kittel auf der morgigen 11. Etappe bieten, die ein klassisches Sprinterprofil ohne nennenswerte Schwierigkeiten aufweist. Die Nähe zur Mittelmeerküste macht die Strecke allerdings sehr windanfällig.





Nur ein Orica-Trio um Matthews verhindert einen perfekten Tour-Tag für den wieder „grünen“ Sagan
Nur ein Orica-Trio um Matthews verhindert einen perfekten Tour-Tag für den wieder „grünen“ Sagan

Zum Seitenanfang von für Nur ein Orica-Trio um Matthews verhindert einen perfekten Tour-Tag für den wieder „grünen“ Sagan



Radsportnews auf Twitter - Radsport, Cycling, Radrennen live