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Sagan setzt sich in Bern knapp gegen Kristoff durch – Cancellara erreicht den sechsten Platz
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18.07.2016

Sagan setzt sich in Bern knapp gegen Kristoff durch – Cancellara erreicht den sechsten Platz

Info: TOUR DE FRANCE 2016
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Bern, 18.07.2016 – Erinnert sich noch jemand an die sieglosen Frankreich-Rundfahrten 2014 und 2015 von Peter Sagan? Eine Durststrecke, die längst in Vergessenheit geraten ist; jetzt noch mehr, nachdem der schon in in Cherbourg-en-Cotentin sowie in Montpellier siegreiche Weltmeister bei der Tour de France 2016 auf der 16. Etappe bereits ein drittes Mal zuschlug. Im schwierigen Finale von Bern zerfiel das Peloton und viele Sprinter wurden abgehängt, woraufhin sich der endschnellere Sagan in einer engen Entscheidung gegen Alexander Kristoff durchsetzte, der noch wenige Zentimeter vor der Ziellinie in Führung gelegen hatte. Bei der Ankunft in der Schweizer Bundesstadt mischte auch Fabian Cancellara mit, der mit dem sechsten Platz sein mit Abstand bestes Etappenergebnis bei dieser Tour verbuchte.


Das Profil der 16. Tour-Etappe

Tony Martin und Julian Alaphilippe mit ungewöhnlicher Taktik
In Ausreißergruppen hat man bei der 103. Tour de France schon eine Vielfalt von Konstellationen erlebt. Es gab Extreme wie die lange Soloflucht von Armindo Fonseca (Fortuneo Vital-Concept) auf der 3. Etappe oder riesige Gruppen in den Bergen wie jene der gestrigen Jura-Etappe, als gleich 30 Mann dem Feld davonfuhren. Erwähnt werden soll in diesem Zusammenhang auch noch die Doppelangriffs-Taktik des Teams Bora-Argon 18 auf den Etappen 1 und 2, als es sich mit jeweils zwei Fahrern in Spitzengruppen das Bergtrikot sicherte. Denn davon lässt sich eine Brücke zur heutigen 16. Etappe schlagen, auf der es ebenfalls zwei Ausreißer aus einem Rennstall gab – allerdings diesmal ganz ohne Beteiligung weiterer Fahrer anderer Mannschaften. 14 Kilometer nach dem Start in Moirans-en-Montagne setzten sich Tony Martin und Julian Alaphilippe vom Peloton ab. 195 Kilometer langen da noch vor dem Pärchen von Etixx-Quick Step, bei dem die Rollenverteilung klar schien: Der deutsche Zeitfahrmeister Martin sollte als Tempobolzer Alaphilippe die Chance auf einen Sieg verschaffen, welche der Franzose am Vortag durch einen Defekt in der Abfahrt vom Grand Colombier verloren hatte.

Verfolger chancenlos gegen Etixx-Duo, aber das Feld ist stärker
Das Feld bot dem Duo Martin/Alaphilippe noch eine Weile Widerstand, was bei geringem Abstand zu einer Reihe von Konterangriffen führte. Besonders aktiv zeigte sich dabei die Mannschaft LottoNL-Jumbo, aus der es erst Paul Martens, dann Bert-Jan Lindeman und schließlich Timo Rosen versuchte. Rosen konnte sich tatsächlich absetzen und bekam sogar Verstärkung durch Lawson Craddock (Cannondale-Drapac), Nicolas Edet (Cofidis) und Vegard Breen (Fortuneo-Vital Concept). Doch selbst zu viert kamen sie nie an die beiden Führenden heran und ließen sich letztlich kurz vor der Grenzüberfahrung von Frankreich in die Schweiz wieder einholen. Diese erfolgte nach 106 von 209 Kilometern. Das Etixx-Ausreißerduo hatte zu diesem Zeitpunkt noch fünf Minuten Vorsprung, bereits eine Minute des Maximums verloren. Das Feld, in dem sich viele verschiedene Mannschaften wie Katusha, Direct Energie, Tinkoff oder BMC Racing an der Tempoarbeit beteiligten, behielt zu jeder Zeit die Kontrolle und machte es bei der Einholung der beiden auch nicht sonderlich spannend. Alaphilippe ließ sich schon 26 Kilometer vor dem Ziel in der Steigung zur einzigen Bergwertung des Tages in Mühleberg (4. Kategorie) einholen, Martin fuhr dann noch vier Kilometer alleine weiter.


Tines Tour Talk zur 16. Etappe: Grüezi – die Tour und ich in der Schweiz

Viele Sprinter fallen im welligen Finale dem hohen Tempo zum Opfer
Kurz nach der Einholung Martins griff Rui Costa (Lampre-Merida) an. Der Ex-Weltmeister führte das Rennen von Kilometer zwanzig bis vier vor dem Ziel mit einem Vorsprung von circa 15 Sekunden an, kämpfte aber einen aussichtslosen Kampf, denn im Feld hielten immer noch zahlreiche Mannschaften dagegen. Das unmittelbare Finale im Zentrum Berns erinnerte stark an einige Rennen des Frühjahrs mit zahlreichen Zuschauern an der Strecke, welche sich durch kopfsteingepflasterte Straßen schlängelte. An einer 600 Meter langen Steigung auf dem vorletzten Kilometer attackierten Sep Vanmarcke (LottoNL-Jumbo) und Ramunas Narvardauskas (Cannondale-Drapac), doch Warren Barguil (Giant-Alpecin) sorgte als wertvoller Helfer für seinen Teamkollegen John Degenkolb dafür, dass die beiden sich nicht absetzen konnten. An der Flamme Rouge, von der aus die restliche Strecke bis ins Ziel flach verlief, bestand das Hauptfeld nur noch aus gut 30 Fahrern – der Rest war seit der Bergwertung bei horrendem Tempo über welliges Terrain nach und nach zurückgefallen. Viele Topsprinter fehlten: Marcel Kittel (Etixx-Quick Step) war als einer der Ersten abgehängt worden, auch Bryan Coquard (Direct Energie) hatte früh die Segel gestrichen und André Greipel (Lotto Soudal) steckte in einer zweiten größeren Gruppe, die 39 Sekunden Rückstand kassierte.

Kristoff ist dem Sieg so nah, doch Sagan kommt noch an ihm vorbei
Der bereits vierfache Etappensieger Mark Cavendish (Dimension Data) war hingegen in der vordersten Gruppe dabei, aber nicht mehr spritzig genug, um im Kampf um den Sieg mitzumischen, er wurde nur 23. So bot sich Alexander Kristoff (Katusha) eine tolle Gelegenheit, die der Norweger nutzen zu können schien. Doch auf den letzten Metern – ja gar Zentimetern! – schob Peter Sagan (Tinkoff) sein Rad noch an ihm vorbei. Es war ein Fotofinish wie auf der 3. Etappe zwischen Cavendish und Greipel und auf der 4. Etappe zwischen Kittel und Coquard. Kristoffs Landsmann Sondre Holst Enger (IAM Cycling) folgte als Dritter, worüber der jüngste Teilnehmer der diesjährigen Tour sich mehr freuen kann als Kristoff über seinen extrem knapp verpassten Sieg. Degenkolb bestätigte den Eindruck einer aufsteigenden Formkurve und wurde wie zwei Tage zuvor im Massensprint von Villars-les-Dombes Vierter und damit erneut bester Deutscher. Im Fokus stand bei der Ankunft in seiner Heimat auch der Schweizer Fabian Cancellara (Trek-Segafredo), der sich zwar nicht zu einer Attacke im Stile von Costa oder Vanmarcke/Navardauskas hinreißen ließ, aber im Endspurt voll reinhielt und einen guten sechsten Platz erreichte, mit dem er die Fans in seiner Heimat zufriedengestellt haben dürfte.


Unsere Etappen-Vorschau zum Nachlesen:
Heikles Finale in Bern – die Tour kommt in die Schweiz!


Froome und der Rest der Gesamtwertungs-Top15 zeitgleich im Ziel
Weil nur 33 Fahrer zeitgleich das Ziel erreichten, begann sofort die Prüfung, ob denn ein wichtiger Vertreter der Gesamtwertungsbesten fehlte. Doch das war nicht der Fall, die Top15 waren alle mit dabei und hatten sich schadlos gehalten. Chris Froome (Sky) geht mit einem unveränderten Vorsprung von 1:47 Minute auf seinen ersten Verfolger Bauke Mollema (Trek-Segafredo) als Träger des Gelben Trikots in den zweiten Ruhetag. Der erste Fahrer, der Zeit verlor, war Pierre Rolland (Cannondale-Drapac), womit der Franzose von Rang 16 auf 17 abrutschte. Einen kleinen Verlust in der Mannschaftswertung verzeichnete das Movistar Team, dessen Vorsprung gegenüber Sky von 7:08 Minuten auf 6:29 sank und der Abstand zu BMC Racing von 9.40 auf 9:01. Noch viel klarer als ohnehin schon wurde durch das heutige Ergebnis die Situation in der Punktewertung, die Sagan nach seinem dritten Etappensieg mit 194 Punkten vor Cavendish anführt. Eine Differenz, welche nun wirklich nur noch in der Theorie aufholbar ist. Martin und Alaphilippe beendeten die Etappe übrigens gemeinsam, kamen 12:20 Minuten nach dem Sieger als Letzte ins Ziel. Anschließend traten sie auch bei der Siegerehrung im Doppelpack auf, denn die Jury hatte passenderweise beide zum „kämpferischsten Fahrer“ des Tages ernannt.

-> Zum Resultat

In Bern verbringen die Fahrer morgen den zweiten Ruhetag dieser Tour, bevor dort am Mittwoch die 17. Etappe gestartet wird. Diese führt komplett über Schweizer Boden und endet mit einer harten Prüfung für die Kletterer über den 18 Kilometer vor dem Ziel gelegenen Col de la Forclaz (13,0 km à 7,9%) und hinauf zur Bergankunft in Finhaut-Emosson (10,4 km à 8,4%).





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